Archivale
Inquisition über Margretha, Witib des Hans Osswaldt selig, sonst Teufels Gretha genannt, samt derselben Bekenntnis, Tortur und erfolgten Todfall in dem Gefängnis
Regest: 1660 Mai 18, Freitag
Anwesend:
Herr Johann Ehringer.
Herr Zunftmeister Laubenberger.
Catharina, Hausfrau des Schmieds Balthasar Anckelen, ungefähr 33 Jahr alt, sagt aus, Margretha, Witib des Hans Osswald, habe ihr vor 6 Jahren einen Platz (= Kuchen) zu essen gegeben und befohlen, ihn allein zu essen, mit den Worten: "Du bist ein narrend (= närrisch) Mensch, du könntest nichts allein essen." Sie solle kecklich allein essen. Zeugin tat das, worauf sie sich alsbald übel befand. Sie habe ein ganzes Jahr dazu still geschwiegen. Nach einem Jahr habe sie die Teufels Gretha, um Gottes willen gebeten, ihr zu helfen. Die habe darauf gesagt:" Behüt uns Gott! Ich weiß nichts davon." Die Teufels Gretha habe weiter nichts geantwortet, auch nichts obrigkeitlich angebracht. Die Zeugin habe diese Zeit her die Teufels Gretha immer geschändet und geschmäht, sie eine lose Blater gescholten. Diese habe aber nicht geklagt, sondern alle Schmähworte willig hingenommen, obwohl die Leut sie erinnerten, wenn sie ein gut Gewissen habe, solle sie klagen. Es sei aber bisher von ihr nichts anderes geklagt worden, als was sie nach den vergangenen Weihnachten anbrachte. Seit 4 Jahren habe die Zeugin gar keinen Frieden, sondern es sitze nachts immer etwas auf sie. Sie wisse jedoch nicht, was es sei. Bisweilen sei es wie eine Katz. Als sie noch ledig war, habe die Teufelsgreth sie geschlagen wie ein Mann. Davon habe sie so übel ausgesehen, daß sie am Morgen nicht mehr unter die Leut sitzen durfte (= mochte). Allezeit habe ihr etwas in das Gesicht gemurrt und nach ihr gelangt wie ein Mensch. Sie werde noch kontinuierlich (= dauernd) geplagt, aber nicht so heftig wie ihr Kind, welches erbärmlich schreie und tue. Es sei eine Katz, welche ihr und ihrem Kind so zusetze. Sie höre ja die Katze springen, habe sie aber noch nie gesehen. Als sie einmal gewacht habe, da habe sie die Katze hören herabspringen von der oberen Stiege. Sie sei gleich zu ihr auf das Bett gesprungen. Da habe sie sich nicht mehr regen können, sondern nur geseufzt und gebetet. Aber es wolle alles nichts helfen. Jetzt liege sie in einer verschlossenen Kammer, und doch komme die Katz. Von der Zeit an, da sie beide miteinander vor dem Rat waren, habe sich die Teufelsgreth immer um das Haus der Zeugin gefunden, was sie aber nicht mehr leiden wolle, sondern sie habe sie 2mal geschlagen und nach ihr mit Steinen geworfen. Die Teufelsgreth habe zu der Zeugin nur gesagt: "Schwarze Unholdin, du hättest gern, daß ich klagte. Ich tu's aber nicht." Am Samstag nach dem vergangenen Fasten-Jahrmarkt sei die Teufelsgreth der Zeugin bei ihrer Tür begegnet. Zeugin habe zu ihr gesagt, sie solle diesen Weg nicht brauchen oder sie wolle sie umbringen. Sie solle sich nicht finden lassen, wo die Zeugin sei. Denn sie seien nicht zufrieden (= sie leben nicht in Frieden miteinander). Selbigen Samstag sei Zeugin mit ihrem Kind, welches sie auf dem rechten Arm trug, unter die Metzig gegangen und habe mit Fleiß (= Absicht) nach des Teufels Greth gesehen, sie aber nicht sehen können. Diese sei aber unversehens zu dem Kind gekommen, habe ihren Arm von des Kindes Arm weggetan, auch ihren Kopf an des Kindes Kopf gehalten und ihn, als die Zeugin ihrer ansichtig wurde, wieder weggetan. Zeugin habe zu ihr gesagt: "Daß du wütig (= toll) werdest!" Teufelsgreth habe darauf kein Wort gesagt, sondern sei still bei dem Metzger Hans Haubensackh gestanden, habe aber kein Fleisch genommen, sondern sei gleichzeitig wie die Zeugin weggegangen. 2 Tage später sei das Kind sehr krank worden und habe 2 Blatern (= Blasen) im Gesicht bekommen, daß man die Masen (= Flecken) noch davon sehe. Das sei so fürgegangen (= vor sich gegangen), nachdem sie die Teufelsgreth vorher geschlagen hatte. Ihr Kind habe eine solche Wut (= Aufgeregtheit) an sich, daß es zum Erbarmen sei. Es bäume sich auf, daß man unter ihm durchschlüpfen könnte. Gestern habe sie zu der Teufels Gretha, welche bei dem Hammerschmied Friedrich Schmid war, gesagt: " Giftwolf, du bringst mich und mein Kind ums Leben." Sie habe dann die Teufelsgretha zu Boden gerissen und mit einem Axthalm (= Handgriff einer Axt) auf sie zugeschlagen. Es sei alles an ihr so weich gewesen, als wenn sie auf einen Sack mit Federn geschlagen hätte. Die Teufelsgreth habe nur gelacht und zu den Leuten gesagt, es habe ihr nicht weh getan. Dem haben zugesehen die Hausfrau des Hans Haubensack, die Hausfrau des Friedrich Schmid und ihre Töchter neben andern mehr. Die ganze Nachbarschaft sähe gern, daß die Teufelsgreth aus der Gasse wäre. Bei etlichen Nachbarn finde sich die Katz auch bei Nacht, in Jerg Kalbfels und des Golls Haus. Die Teufelsgreth habe einmal dem Hammerschmied eine Gans eingetan (= heimgetrieben) und verzehrt. Des Hammerschmieds Weib und ihre Töchter haben die Gans in der Teufsls-Gretha Haus gesucht. Sie habe aber die Leut nicht in den Keller lassen wollen. Doch haben hernach des Hammerschmieds Buben hinter dem Haus Federn von der Gans gefunden. Daher sie ihr fast alle Tag vor das Haus liefen und schrien: "Gansdiebin, gib uns die Gans heraus!" Sie habe darauf nur gesagt: "Ihr verlogne Diebe, es ist nicht wahr." Hierauf sei die Katz auch zu den Buben bei Nacht gekommen und habe dem einen namens Friedrich viel Plagen angetan, so daß die Buben nimmer "Gansdiebin" schrien. Da sei dann die Katz nimmer gekommen. In des Hirschburgers Haus werden bisweilen bei Nacht die Fenster aufgemacht, auch wenn sie vorher verschlossen waren. Eben in diesem Haus sei vor 3 Wochen nachts die Kuh abgelöst (= losgemacht) worden. Des Ruefrechtles Weib habe gesagt, sie habe im Winter des Teufels Gretha leibhaftig in ihrer Kammer gesehen, jedoch habe sie keinen Schaden getan.
Herr Zunftmeister Samuel Wittam sagt, er könne nicht viel Gutes von ihr sagen. Solang er sie kenne, sei nichts Gutes an ihr gewesen. Als sie noch ledig war, habe sie zu Pfullingen eine Mahlzeit angestellt und den Jerg Vischer selig, welchen sie gern sah, dazu geladen. Als er aber nicht kam, sei sie auf die Wiesen, die Steinga heißen, herabgegangen und habe, wie dem Zeugen berichtet wurde, gesagt, wenn der Jerg Vischer nicht kommen wolle, so solle der Teufel kommen. Der Teufel sei dann gekommen und habe mit ihr sich lustig gemacht (= seine Lust gehabt). Der Sohn des Herrn Zeugen, Daniel Wittam, habe die Teufelsgreth vor Jahren 2mal nachts in der Vorstadt, das einemal bei dem Zimmerplatz, das andremal auf dem Hagenstag bei dem Hochgericht angetroffen, sie angeredet und gefragt, woher sie so früh komme. Die Teufelsgreth habe ihn darauf anrühren wollen. Er sei aber den Steg hinuntergesprungen und habe gesagt: "Ich traue dir nicht."
Agatha, Hausfrau des Hans Bantlen, sagt, sie sei ungefähr 26 Jahr alt. Sie und ihr Mann seien 3 Jahr lang bei des Teufels Gretha im Haus gewesen. Vor ungefähr 2 Jahren habe ihr Mann des Teufels Gretha Roggen geschnitten und ihn nicht abgeholt, da es dann darauf regnete. Des Teufels Gretha habe von ihnen beiden begehrt, den Roggen zu holen, und gesagt, sie sollen einen Wagen nehmen und den Roggen holen. Das haben sie getan. Die Zeugin sei auf den Wagen gesessen. Des Teufels Greth habe zu ihr sitzen wollen. Das habe Zeugin nicht geschehen lassen. Denn sie habe sich ihrer geschämt. Des Teufels Greth habe gesagt, sie solle nur fortfahren. Sie woll's ihr schon machen (= etwas antun)ö Als sie den Roggen heimgebracht hatte, habe Zeugin nichts mehr tun können, weil der linke Arm ihr gelähmt war. Sie habe geglaubt, es komme von dem Fall her, welchen sie vor 12 Jahren getan habe. Sie habe den Arm fleißig mit vielen Salben geschmiert. Es habe aber nichts helfen wollen. Des Teufels Greth habe gesagt, sie solle so lang salben und schmieren wie sie wolle, es helfe ihr nichts. Um den Herbst sei ein Drescher zu ihr gekommen, Zeugin wisse nicht, woher er sei, und habe zu ihr gesagt, er wolle ihr helfen und den Arm segnen. Zeugin habe es aber nicht wollen, bis ihr Mann, welcher in dem Herbst gefahren sei, heimkam. Der habe den fremden Kerl selbst gebeten, wenn er helfen könne, solle er es tun. Der Drescher habe gesagt, eine böse Luft sei sie angegangen, die den bösen Fluß (= Rheumatismus, Gicht) verursacht habe. Wenn Zeugin und ihr Mann wollen, so wolle er das Weib stellen, welches den Fluß verursachte. Sie haben es aber nicht haben wollen. Der fremde Kerl habe weiter gefragt, ob er den Fluß dem Weib, von welchem er kam, in den Arm treiben solle. Zeugin habe gesagt, ja, das möge sie wohl leiden. Darauf habe der Kerl angefangen, den Arm zu segnen. Bei dem ersten Segen habe sie den Arm wieder rühren und etwas weniges über sich heben können, bei dem zweiten bis zum Maul, beim dritten bis auf den Kopf gebracht. Dann habe der Kerl gesagt, sie solle den Arm so lang hinter sich halten, wie sie ihn vor sich getragen habe, dann werde er ganz kuriert sein. Zeugin sei dem Befehl (= der Empfehlung) nachgekommen und habe gefunden, daß der Rat gut war. Der Fluß sei des Teufels Gretha in den Arm getrieben worden, wie sie sich denn gleich selbige Nacht am Arm übel befand und vorgab, sie sei geschliffen (= gerutscht) und gefallen, daß ihr der Arm so weh tue. Der Drescher habe ihr zur Antwort gegeben, der Fluß komme von keinem Fall her. Des Teufels Greth habe darauf gesagt: "Du straliger (= verfluchter) Schelm, was wolltest du wissen" und sei dann die Stiege hinaufgegangen und habe gesagt, wer biessen (= ?) könn', der Könne auch schiessen. Die Zeugin habe dem Mann 3 Batzen für den Segen geben müssen, mehr habe er nicht nehmen wollen, sondern gesagt, er müsse diese 3 Batzen in eine Kapelle geben. Hernach habe der Mann unter den Leuten ausgegeben, des Teufels Greth habe sie ganz gelähmt, wenn er den Segen nicht über sie gesprochen hätte. Zeugin sei bisweilen in dem Haus hin und her gesprungen, was die Teufelsgreth nicht gern gesehen und vorgegeben habe, das Haus werde ihr verderbt. Sie wolle es der Zeugin schon machen. Im vergangenen Winter sei des Teufels Greth bei der Zeugin in ihrem Haus bei der Stube (= Spinnstube) gewesen. Da habe sie gefragt, ob sie auch mit draußen gewesen sei bei des Tieringers Exekution. Sie habe geantwortet, sie sei nicht draußen, sondern auf dem Markt gewesen. Zeugin: "Oh, wie viel dergleichen werden auf dem Markt gewesen sein!" Teufels Greth habe darauf gesagt, Zeugin schwätze so freventlich. Darüber habe Zeugin gelacht. Teufels Greth: "Du hast mich auch mit deinem Arm in ein böses Geschrei gebracht." Zeugin sagte darauf, nein, der Drescher habe sie in das Geschrei gebracht. Teufels Greth habe gesagt, sie habe den Arm so verrenkt an den Roggengarben. Als Zeugin den Fluß an dem Arm hatte, habe ihr eine große graue Katz sehr nachgesetzt und sei immer auf der Zeugin Seite gesprungen, wenn sie im Bett war. Sie habe ihr keinen Schaden getan. Die Kammer sei verschlossen gewesen. Doch sei die Katz hineingekommen. Seit sie aber aus selbiger Nachbarschaft in eine andere gezogen, sehe sie nichts mehr von der Katze. Diese Woche habe die Teufelsgreth, wenn sie nur allein in dem Haus geblieben wäre, so wäre sie in keinen solchen bösen Verdacht gekommen. Vor ungefähr 4 Jahren habe des Teufels Greth im Beisein der Tochter Anna des Haubtle, Catharina des Mädles des Hirschburger, der Tochter Magdalena des Friedrich Schmid und anderer zu sagen angefangen, wie sie ein krankes Roß hatte und zu dem Schmied Marx zu Pfullingen ging, sei der hergekommen und habe sie in die Apothek geschickt, mercurium zu holen, der Apothekergesell habe es aber nicht ausfolgen wollen. Als sie heimkam, habe sie gesagt, da habe sie etwas in diesem Lädle (= Kästchen, Schachtel). Sie wisse nicht, was es sei. Der Schmied-Marx habe gelächelt und gesagt, dies sei das Rechte, woher sie es genommen. Teufels Greth habe geantwortet, ein Regiments-Henker habe es ihr gegeben.
Ludwig Voltz, Nachtwächter, sagt, er sei 42 Jahr alt. Er wisse über des Teufels Greth nichts Gutes zu sagen. Vor ungefähr 4 Jahren sei sie gar streng (= oft) in sein Haus gewandert, habe etwa des Tags 2 oder 3mal Feuer geholt, was aber Zeuge nicht mehr gestatten wollte, sondern seinem Weib verbot, sie ins Haus zu lassen. Endlich sei sie nicht mehr gekommen, denn Zeuge habe gesagt, wenn sie mehr (= weiterhin) komme, so wolle er ihr mit der Axt den Weg weisen. Zeuge habe verspürt, daß es nicht recht zuging. Denn sein jetzt 8 Jahr altes Büble sei an den Gemächten (= der Geschlechtsgegend des Körpers) schadhaft worden. Später seien ihm Löcher am Hals herum aufgebrochen, wie er noch zu dieser Stund 7 Löcher im Gesicht von einem Ohr bis zum andern habe. Die Löcher seien nicht groß und es laufe eine Materie (= Eiter) heraus wie Käswasser. Zeuge besorge, es möchte von des Teufels Greth herkommen. Denn sein Büble sei frisch und gesund gewesen, ehe das Teufels Greth zu ihm ins Haus kam. Wenn sie nicht mehr um den Weg sei, wollte er sich getrauen, das Büble mit der Hilf Gottes selbst zu kurieren. Jerg Kalbfell selig habe des Teufels Greth nicht nur 100mal gefragt, wo sie diese oder jene Zeit oder Nacht gewesen sei, auf welchem Heuberg sie getanzt habe. Sie habe aber nur ein Gespött daraus gemacht.
Rosina, Hausfrau des Ruprecht Ammer, sagt, sie sei um 50 Jahr. Sie wisse bei ihrem Eid nichts von des Teufels Greth zu sagen, habe auch niemals gesagt, daß sie sie bei Nacht leibhaftig in ihrer Kammer gesehen und daß sie ihr trotzdem keinen Schaden zugefügt habe.
Anna Maria, Hausfrau des Johann Haubensack, ungefähr 39 Jahr alt, sagt, sie könne nichts Gutes von des Teufels Greth sagen. Ihr voriger und ihr noch lebender Mann haben ihr immer geboten, sie solle nichts mit dem Mensch zu tun haben. Daher habe sie auch nie in das Haus gedurft. Wenn sie etwas holte, habe es gleich bei ihren Männern geheißen, man solle ihr nur geschwind geben, was sie haben wolle, damit sie nicht etwa zu dem Vieh und den Pferden komme. Der 18jährige Sohn der Zeugin habe zu des Teufels Greth gesagt: "Ehe du auf mich dartust (= mir nachweisest), daß ich dir ein Fenster eingeworfen, wird dich der Henker am Strick ins Feuer führen." Darauf sie: "Du Dieb, ich will dir's schon machen (= etwas antun)." Ihr Sohn nehme aber jede Nacht einen bloßen Degen und habe der Teufelsgreth ins Gesicht gesagt, wenn sie zu ihm in seine Kammer komme, wolle er ihr den Kopf spalten. Die vergangene Woche sei ein grausam Getös wegen der Katzen auf der Kammer droben gewesen. Ihr Sohn sei aufgestanden und habe mit dem Degen unter ihnen herumgehauen. Am nächsten Morgen habe er zu der Gretha gesagt: "Gelt, du hast heut nacht an mich wollen. Verwische ich dich einmal, so will ich dir den Kopf spalten." Über dies alles lache sie nur, hadere mit niemand und lasse alles gehen. Ferner habe Zeugin von der Hausfrau des Johann Bantlin erst vor einer oder 1 1/2 Stunden gehört, daß des Teufels Greth sagte, sie habe 2 Buhlen gehabt, welche bei ihr und ihrer Gespielin (= Freundin) gewesen seien. Die Gespielin habe unter den Tisch gezündet und gesehen, daß der eine Geißfüß hatte. Er sei dann verschwunden. Des Bantlens Frau habe bei der Inquisition nichts davon sagen wollen, weil sie keinen Zeugen habe als ihren Mann, der es mitanhörte. Als die Schmidin einmal mit ihrem Kind Fleisch holte, sei des Teufels Greth zwar bei dem Fleischbank gestanden, habe aber kein Fleisch von der Zeugin genommen. Wie die Schmidin die Gretha sah, habe sie der Zeugin Mann hoch gebeten, sie doch geschwind zu befürdern (= rasch zu bedienen). Zeugin habe gesehen, daß die Gretha an der Schmidin und ihrem Kind hinging. Daß sie aber eines oder das andere anrührte, könne sie bei ihrem Eid nicht sagen. Die Schmidin habe sich selbst nicht mehr gleichgesehen und gegen die Gretha etwas gemuttert (= gebrummt). Was es war, könne sie auch nicht sagen. Die Gretha wisse gar wohl, daß auf den heutigen Tag eine Inquisition angestellt wurde und daß ein Zeuge nach dem andern da herein zu dem Syndicus gehe. Das habe sie zu der Schmer (?)-Reutterin gesagt.
Maria, Hausfrau des Friedrich Schmid, anno 1608 geboren, sagt, sie kenne des Teufels Greth gut. Sie wisse nicht, was von ihr zu halten sei. Vor 1/2 Jahr am Tüwinger Markt habe Zeugin eine Gans verloren, da sei die Tochter der Maria Schmidin zu der Gretha hingegangen und habe zu ihr gesagt, sie habe die Gans. Darauf sagte diese, sie wolle die Gans gutmachen (= vergüten) und dafür 3 Batzen bezahlen. Sie solle nur schweigen. Die Tochter habe es dabei bleiben (= bewenden) lassen. Weil aber die 3 Batzen nicht bezahlt wurden, sei Zeugin auch zu ihr hingegangen und habe das Geld gefordert. Die Gretha aber habe geschworen, sie habe die Gans nicht genommen. Hernach haben die Söhne der Zeugin vor dem Haus der Gretha geschrien: "Du Gansdiebin, gib die Gans wieder heraus!" Die Greth habe zu dem einen gesagt: "Du Strick, wart, ich will dir's schon machen." In der 3. Nacht herac nach sei der 11jährige Sohn Hans Friedrich sehr gedrückt worden. Das habe er morgens geklagt. Zeugin habe es ihm ausreden wollen. Er aber habe gesagt, es müsse des Teufels Greth gewesen sein. Wenn Zeugin es nicht glauben wolle, so gedenke er es seinem Präzeptor anzuzeigen. Er habe nach ihr hinausgelangt und gut empfunden, daß etwas gewuselt (= sich bewegte), als wenn es lebte. Hierauf habe Zeugin ihren Söhnen verboten, "Gansdiebin" zu schreien. Gleich in der 3. Nacht hernach, sei dieser ihr Sohn wieder um Kopf und Hals herum gedrückt worden, so daß er nicht habe reden können. Gleichwohl habe er hinausgelangt und gespürt, daß er etwas Lindes griff, welches keinen Fuß hatte. Am folgenden Morgen habe die Greth zu diesem Sohn gesagt: "Gelt, der Teufel hat dich heut nacht holen wollen. - Auf dem Rand: negat (= leugnet es) - Der Sohn habe darauf gesagt: "Hexe, du bist es gewesen." Das habe die Greth unbeantwortet gelassen und sei weggegangen. Erst in der vergangenen Nacht, sei der Zeugin Tochter Magdalena sehr geängstigt worden. Sie habe gemeint, es sei etwas über den Pfulben (= das Kissen) geloffen. Sie habe die Nacht nicht vollends in ihrer Kammer liegen wollen, sondern zur Zeugin heruntergebettet (= sich ins Bett der Zeugin begeben). Da habe Zeugin gesehen, daß der nasse Schweiß an ihr stand. Gestern habe des Teufels Greth zu der Zeugin Tochter gesagt: "Du rote Hex hast gesagt, man solle auf mich zuschlagen." Sie wolle es ihr schon machen. Die Kinder der Zeugin wollen heut nicht mehr allein in der Kammer liegen.
Margretha, Hausfrau des Heinrich Scherer, um die 40 Jahr alt, sagt, die Greth habe ihr einmal Birnen und Äpfel auf einer Wies vor Orschel genommen. Zeugin habe sie bei ihr wieder geholt. Vor 1 1/2 Stunden habe Zeugin mit der Greth geredet und ihr einen Trog (= Truhe) abkaufen wollen. Die Greth habe von selbst angefangen zu erzählen, daß man heute Kundschaften (= Zeugenaussagen) einziehe. Zeugin habe gesagt: "Ihr habt den einen Fuß im Grab, wenn Ihr so seid. So verkauft Euer Sach. Habt Ihr ein gut Gewissen, so wendet alles daran, daß Ihr Euren ehrlichen Namen rettet!" Darauf sagte die Greth, sie sei kein solch Mensch. Die Obrigkeit werde keine solche Schand an ihr erleben. Sie habe einen leichten Mut, als wenn sie dergleichen Haar gar nicht wäre (= gar nichts anginge?) Von des Tochtermanns Bastle habe sie begehrt, er solle ihrer Schwester Sohn ... (?) oder nur Geld bei sich haben. Der Tochtermann habe es nicht für ratsam gehalten oder ihr willfahren wollen. Daher habe sie begehrt, er solle ihr nur einen Dukaten leihen. Sie wolle ihn dem Syndicus verehren. Der Tochtermann habe ihr aber zu erkennen gegeben, es sei ganz unnötig. Der Syndicus werde gewiß nichts von ihr annehmen. Das Weib des Schmieds Anckelen leide große Pein. Sie habe ihr Mehl bei der Zeugin im Haus. Denn sie könne es nicht zu sich nehmen. Es werde ihr sonst gleich verderbt.
1660 Mai 21
Johann Haubensack, 32 Jahr alt, sagt, er kenne freilich die peinlich Verhaftete. Er könne nicht viel Gutes von ihr sagen. Zwar habe sie ihm nie ein Leid getan. Allein die Nachbarn geben ihr ein bös Zeugnis.
Jacob Osswaldt, 44 Jahr alt, sagt, er sei einmal zu Jacob Osswald, gewesenem Bürger hier, der von Sickenhausen hereinkam, morgens früh gekommen und habe gefragt, wann man an den Zehenten fahren wolle. Als er in der Stube war, habe Osswaldt einen gebrannten Brei gegessen, aber nicht ganz gegessen. Da habe die peinlich Verhaftete zu ihm gesagt, ihr Mann solle vollends ausessen. Der aber habe ihr geantwortet: "Unholdin, du hast mich vorher halb umgebracht. Willst mich voll (= vollends) umbringen?" Darüber habe sie nur gelächelt.
Johann Heerenmann, 53 Jahr alt, sagt, Sebastian Maurer selig sei sein Zünftiger auf der Stube gewesen und dem Jacob Osswaldt in den Zehenten gefahren. Als nun Osswaldt krank lag und man fragte, woher die Krankheit gekommen sein könne, da habe der Osswaldt selbst gesagt, sein Weib habe ihm in einem gebrannten Brei den Tod zu fressen geben wollen. Hätte er ihn nur vollends ausgegessen, so hätte er nicht so lang zu leiden brauchen. Vor ungefähr 24 Jahren sei sein Schwäher (= Schwiegervater) Jos Curtz, Goldschmied selig, bei der peinlich Verhafteten auf dem Markt bei der Metzig gestanden. Da habe ihn etwas angeweht, als wenn es ein Wind wäre. Als er hinumsah, habe er die Teufelsgreth gesehen und gedacht, das sei das böse Weib, das ihn angeblasen haben werde. Sein Schwäher habe von diesem Anblasen einen bösen Kopf oder Grind (= Ausschlag) bekommen, so daß er nicht mehr unter die Leut gehen konnte. Später sei er auch mit dem bösen Kopf gestorben und zwar erst vor 5 Jahren. Er habe allezeit gesagt, die peinlich Beklagte habe ihm den bösen Kopf verursacht, den er mit unter den Boden nehmen müsse.
Balthasar Anckelen, 28 Jahr alt, sagt, er wisse von der Verhafteten nur zu sagen, daß er keine Ruh in seinem Haus habe. Ehe sie verhaftet wurde, sei es in seinem Haus fast jede Nacht unruhig gewesen. Die 2 vergangenen Nächt haben sie aber nichts gespürt. Das Kind habe bisher gar keine Ruh gehabt, bis sie es immer mitten zwischen den Zeugen und seine Hausfrau legten. Wenn das Teufelswerk kam, habe er getrappt (= gestampft) wie ein Pferd. Zeuge habe vielmal ein Licht angezündet, habe aber nichts gesehen, so lang das Licht brannte. Sei es aber ausgelöscht gewesen, habe es sich wieder hören lassen. Einmal sei es dagewesen. Da habe seine Hausfrau von dem Wiegenbank (= Bank zum Aufstellen der fußlosen Wiege?) rechte Feuerfunken hervorfahren sehen. Das habe aber Zeuge nicht gesehen, sondern von seinem Weib gehört.
Hans Ulrich Vassnacht, 18 Jahr alt, sagt, die Verhaftete habe ihn bezichtigt, ihr die Fenster hineingeworfen zu haben. Er habe geantwortet, wenn sie das sage, so rede sie nicht wie ein ehrlich Weib, sondern wie eine leichtfertige Hex, welche nichts anderes wert sei, als daß der Henker sie hinaus auf den Scheiterhaufen führe und zu Pulver (= Staub) verbrenne. Die Teufelsgreth habe sowenig darauf gesagt wie dieser Stuhl. 2 Tage hernach, als sie die Schmidin geschlagen habe, sei Zeuge hingegangen und habe wollen horchen. Die Teufelsgreth habe ihn bald gesehen und zu ihm gesagt, er solle nur Achtung auf sich geben. Sie sei ihm feind, woll's ihm schon machen. Darauf er: "Was wollt Ihr mir machen? Wenn Ihr bei Nacht zu mir kommt und ich kann Euch nichts tun, so will ich bei Tag zu Euch kommen und Euch mit dem Degen den Kopf spalten. Darauf habe sie gar nichts gesagt. In der 3. Nacht hernach sei in seiner Kammer ein greulich Gerumpel unter seiner Bettlade gewesen und wunderlich herumgefahren. Da habe Zeuge seinen Degen, welchen er dazu gerüstet hatte, genommen und damit herumgehauen, auch geflucht. Da habe es endlich nachgelassen und darauf 2 Uhr geschlagen. Sein Vater und seine Mutter haben's auch gehört.
Maria Schmidt, 30 Jahr alt, sagt, ihrer Mutter habe sie eine Gans eingetan (= heimgetrieben, hier gestohlen) und zu der Zeugin gesagt, sie solle nur schweigen und kein Geschrei machen, sie woll's bezahlen. Als aber die Mutter zu ihr kam und bezahlt sein wollte, habe sie dafür geschworen (= es abgeschworen).
Johann Hirschburger, 20 oder 21 Jahr alt, sagt, er kenne des Teufels Greth gut, wisse aber gar nichts Unrechtes von ihr. Vergangenen Winter sei er in Mitternacht etwas bezecht heimgekommen und auf den Bank hingefallen, daß er schlief. Während des Schlafs habe ihn etwas bei den Füßen über den Bank herabgerissen. Darauf sei er aufgestanden und in der Stube herumgeloffen, um etwas zu greifen, habe aber nichts erwischen können und doch gesehen, daß 3 Fenster offen standen, welche vorher nicht offen waren.
Magdalena Schmid, 17 Jahr alt, sagt, in der Nacht, da die Teufels-Greth von der Schmidin geschlagen wurde, habe sie etwas im Bett geängstigt, sie könne aber nicht sagen, wer es gewesen sei. Sie habe die Teufelsgreth nicht gesehen. Sonst würde sie sie angeredet haben.
1660 Mai 22, Mittwoch
Anwesend die Herren Commissare.
Die Verhaftete ist konfrontiert worden mit der Hausfrau des Balthasar Anckelen und mit dem Eheweib des Bantlin. Da fand sich, daß diese beiden Eheweiber ganz unerschrocken der Verhafteten ins Gesicht alles sagten, was sie eidlich ausgesagt hatten. Sie aber hat sich darauf gar schlechtlich (= schwach) verantwortet. Besonders hat sie bekennen müssen, daß sie wegen eines kurzen Bändeles, welches keinen Kreuzer wert war und das sie der Bantlerin (Bantlin) vom Schurz geschnitten hatte, schwor, Gott solle ewig von ihr weichen, der Teufel solle sie in 1000 Stücke zerreissen, wenn sie das Bändele abgeschnitten habe.
1660 am 1. Juni "sind wir abermal auf dem Turm gewesen, haben eine Konfrontation mit etlichen von Pfullingen angestellt, aber nichts herausbringen können."
1660 Mai 19, Samstag
Auf dem Turm.
Anwesend:
Herr Matthäus Haller.
Herr Johann Ehringer.
Herr Zunftmeister Philipp Laubenberger.
(Margretha Osswaldt) sagt, am Donnerstag vor St. Gallentag werde sie 73 Jahr alt. Der Vater habe Jacob Memmeler, Metzger zu Pfullingen, geheissen ...
Sie könne auf ihre letzte Hinfahrt nehmen, daß sie dem Teufel niemals diente, außer daß sie etwa in dem Zeitlichen (= auf das Zeitliche) gesehen habe, um in ihrer Nahrung mit Wirken (= Weben) und dergleichen etwas zu gewinnen. Sie wolle auf ihre letzte Hinfahrt nehmen, daß sie weder Gott noch den heil. Sakramenten abgesagt habe.
Sie wisse von keinem Platz (= Kuchen) etwas.
Es sei wahr, daß die Catharina Anckelen sie um Gottes willen gebeten habe, ihr zu helfen. Sie habe darauf gesagt: "Oh, daß uns Gott behüt! Du weißt, daß ich nicht dergleichen tue." Daß sie nicht bei ihr Obrigkeit klagte, sei ihr Unverstand. Sie wisse von niemand, der sagte, wenn sie ein gut Gewissen habe, so solle sie klagen, außer von der Zeit an, da sie in ein Geschrei gekommen war.
Die Catharina Anckelen habe sie bezichtigt, sie sei die Katz, welche ihr und ihrem Kind zusetze. Sie hab's auch am Donnerstag der Obrigkeit geklagt. Das sei wahr, daß die Anckelen ihr die Gasse verboten und gesagt habe, sie wolle sie umbringen, wenn sie mehr (= weiterhin) komme. Sie hab's aber nicht geklagt.
Sie wisse werle (= wahrlich) nicht, daß sie in der Metzig bei der Anckelen gewesen sei, auch nicht, daß sie von der Anckelen angeredet worden sei. Sie sei bei dem Hansele gestanden. Aber das Fleisch habe ihr nicht gefallen. Doch sei es ein gut Rind gewesen. Sie sei niemals nachts vor dem Tor gesehen worden. Des Wittems Sohn werde sie nie gesehen haben.
Sie weiß gar nichts zu sagen von dem gelähmten Arm und des Türingers ... (?)
Gift habe sie im Haus gehabt, aber unwissend. Der Schmied Marx habe sie in die Apothek geschickt. Der Apotheker-Gesell habe gesagt, es sei nicht da. Der Schmied Marx habe das Gift genommen und zu dem Ross gebraucht.
Der Golle habe ihr das Haus nicht verboten. Sie habe keinem Menschen ein Leid getan.
Sie wisse nicht, ob der Jerg Kalbfell selig sie fragte, wo sie auf dem Heuberg gewesen sei. Sie wisse nicht, daß Birnen bei ihr gefunden wurden, welche nicht ihr gehörten. Gut Leben und gute Sach habe sie gern ihr Leben lang gehabt.
Es werden viel Hexen hier sein. Die solle man nur ausrotten. Sie wisse gar nichts von des Teufels Trug und List. Lächelnd sagt sie, sie sei keine Hex.
In ipsa tortura (= während der Folterung)
hat sie etliche Male gesagt, es tue ihr nichts weh, es sei ihr nur so ohnmächtig. Die Bluthex, die das Ding von ihr sagte, sei do gewiss eine Hex, als Christus kein Übel getan habe. Sie könne den Teufel nicht herauslassen. Er sei nicht in ihr.
1660 Mai 21
In Anwesenheit der vorgenannten Herrn.
Vor 2 oder 3 Jahren habe der Werkmeister (= Baumeister) hier ihr Unzucht zugemutet. Sie hab's aber nicht zugeben wollen, sondern gesagt: "Daraus wird wahrlich nichts."
Der Mauls Jergle (= Jergle Maul?) habe nach dem Tod ihres 1. Manns Unzucht mit ihr getrieben. Er habe vorher ein Messer von ihr begehrt, welches sie auch hergab, er aber habe sie genommen und auf das Lotterbett hingeworfen und so Unzucht mit ihr getrieben.
Dieser Jerg Kalbfell hab's 2mal mit ihr vollbracht. Der Schultheiss von Degerschlacht habe ihn das zweitemal davon vertrieben. Man solle ihn drum fragen, er werde es bekennen.
Zu Pfullingen bei ihrer Base Zilge (Cäcilie) habe sie bisweilen etliche Batzen gezwackt (= entwendet). Dem Dickle, des Reicharters Mutter, habe sie auch 2 fl genommen. Aber das Dickle habe selbige vorher auch gestohlen gehabt.
Mit einem Metzger von Straßburg habe sie in Lebzeiten ihres 1. Mannes Ehebruch getrieben. In ledigem Stand habe sie mit einem Metzger von Oberstetten zugehalten (= geschlechtlich verkehrt). Er sei katholisch gewesen. Bei der Hochzeit des Veit Cathweilen sei sie in Abwesenheit ihres Manns gewesen. Da sei ein lediger Metzgerknecht zu ihr in ihr Haus gekommen und habe sie auch gezwungen.
1660 Mai 22
In Gegenwart der Herren Haller und Laubenberger.
Bei der Besibung ( Besiebenung - Überführung durch 7 Zeugen) hat sie Obenstehendes, aber nichts weiter bekannt.
1660 Mai 23, Mittwoch
In Anwesenheit der vorhin genannten Herrn.
In ipso actu torturae sagt sie immer, sie wisse nichts vom Teufel. Habe sie der Unholdin etwas getan, so solle der Teufel mit all seinem Heer kommen und sie zerreisen. So wahr Gott Gott sei, wisse sie nichts.
Sei es geschehen, so sei es nicht durch Wollust geschehen. Das Urbele habe ein Soldatenweib geplündert.
Mit dem Christman Knoder habe sie auch Ehebruch getrieben, als ihr Mann im Bett lag.
1660 Mai 28, Montag
In Gegenwart der vorgenannten Herren.
Von entwendeten Sachen wisse sie durchaus nichts. Wenn soviel Teufel auf der Welt wie Ziegel auf den Dächern wären, so kännte doch keiner etwas Unrechtes auf sie bringen. Nachdem ihr eine Glufe (= Stecknadel) in den Hals gesteckt worden war, hat sie nichts empfunden oder Anzeichen gegeben, daß ihr das geringste weh tue.
Sie habe der Schmidin freilich einen Platz gegeben.
1660 Juni 1, Freitag
In Anwesenheit der oftgenannten Herrn Commissare.
Zuerst ist die Verhaftete mit 3 verschiedenen Personen von Pfullingen, deretwegen der Herr Keller (= herrschaftl. Finanzbeamter) daselbst an den Rat geschrieben hat, konfrontiert worden. Sie hat nichts andres als schänden und schmähen und daß die Klägerin eine Hex sei, antworten können und sich so gottlos erzeigt, daß sich darüber zu verwundern gewesen ist.
In ipso torturae actu, als man ihr den spanischen Stiefel angelegt hatte: sie sei werle (= wahrlich) keine Unholdin, und wenn die ganze Welt voll Teufel wär.
Der Nachrichter hat ihr in den Hals eine Glufe bis an den Knopf gesteckt, welche sie gar nicht empfand.
1660 Juni 2, Samstag
In Gegenwart der oftgenannten Herren.
Auf abermaligen gütlichen Zuspruch hat sie nichts bekennen wollen, besonders aber geleugnet, was der Urban Fassnacht über sie aussagte.
1660 Juni 4, Montag
ist die verhaftete Teufelsgreth, nachdem sie 10 Tag lang nichts gegessen hatte, gestorben und am folgenden Dienstag abends dem Nachrichter übergeben worden, welcher sie unter dem Galgen vergraben hat. Dabei ist es wunderlich zugegangen, indem das Pferd das kleine Bergle kaum hinaufzubringen war. Auch soll ein Rab über das Grab geflogen und dabei dem Nachrichter etwas begegnet sein, was er nicht genau zu beschreiben wußte.
Gott ist Richter auf Erden.
Dorsal-/Marginalvermerke: Auf dem Rand: Nachdem diese Weibsperson tot war, ist in der ganzen Nachbarschaft Fried und Ruh gewesen, daß auch die Nachbarn kamen und der Obrigkeit pro iustitia administ(rata) dankten.
- Reference number
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A 2 f (Hexenprozesse) Nr. A 2 f (Hexenprozesse) Nr. 7799
- Extent
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31 S.
- Formal description
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Beschreibstoff: Pap.
- Further information
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Genetisches Stadium: Or.
- Context
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Reichsstädtische Urkunden und Akten (Bde. 23-25) >> Bd. 23 Hexenprozesse
- Holding
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A 2 f (Hexenprozesse) Reichsstädtische Urkunden und Akten (Bde. 23-25)
- Date of creation
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1660 Mai 18 - 1660 Juni 4
- Other object pages
- Last update
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20.03.2025, 11:14 AM CET
Data provider
Stadtarchiv Reutlingen. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Archivale
Time of origin
- 1660 Mai 18 - 1660 Juni 4