Bestand

A03-Bestand Land und Leute (Bestand)

Form und Inhalt: Organisationsgeschichte

"Land und Leute - das sind authentische Geschichten aus der bayerischen Geschichte, die das unbekannte, auch das andere Bayern entdecken lassen und an Originale und Originelles erinnern." So lautete eine Kurzdarstellung der Redaktion auf den BR-Onlineseiten. Die Geschichte der Redaktion und der gleichnamigen Sendereihe geht bis in die 1950er Jahre zurück. Am 14. Oktober 1956 startete der Bayerische Rundfunk unter dem Titel Land und Leute eine neue Hörfunk-Sendereihe - bezeichnenderweise mit einem Lebensbild Wilhelm Heinrich Riehls, dem Verfasser der gleichnamigen volkskundlichen Studie. Produziert wurde die Reihe von der Abteilung Hörbild, die 1950 aus dem Referat Hörbild entstanden war und deren Leitung Margit Wagner hatte. 1955 wurde die Selbständige Abteilung Hörbild gebildet, in der die Bereiche Hörbild und Feature, Hörbild Ausland und Hörbild Inland zusammengeführt wurden. Die Leitung hatte bis 1963 Alois Fink, seine Nachfolge übernahm Wilfrid Feldhütter.

Die Sendereihe "Land und Leute" gehörte über zehn Jahre zu Hörbild Inland. Danach wurde die Selbständige Abteilung Hörbild in zwei eigenständige Abteilungen umstrukturiert. Somit wurde aus dem Sendereihentitel die Abteilungsbezeichnung. Am 1. Juli 1967 entstanden die Abteilung Hörbild und Feature und die Abteilung Land und Leute bei der Hauptabteilung Kultur und Erziehung. Die Leitung der Abteilung Land und Leute übernahm der bisherige Leiter der Selbständigen Abteilung Hörbild, Wilfrid Feldhütter. Redakteur/innen blieben Dorothee Kiesselbach, Herbert Schindler sowie Bruno Erath als Leiter der dort angesiedelten Bergsteigerredaktion. Nach dem Ausscheiden von Wilfrid Feldhütter 1969 leitete zunächst Herbert Schindler die Abteilung kommissarisch. Mit der Eingliederung von Land und Leute in die Hauptabteilung Bayern, Service und Sport 1971 übernahm Otto Guggenbichler die Leitung. Aus Land und Leute wurde für fünf Jahre die Bayernabteilung. Die Sendereihe bzw. Redaktion Land und Leute unter Herbert Schindler blieb allerdings bestehen.

Seit einer erneuten Umstrukturierung 1976 bestanden wieder zwei eigenständige Abteilungen, eine Bayernabteilung (unter Leitung von Franz Josef Kugler) sowie eine Abteilung Land und Leute zusammen mit der Bergsteigerredaktion (unter Otto Guggenbichler). 1989 übernahm als Nachfolger von Otto Guggenbichler Peter Kritzer die Leitung. Von 1992 bis 2013 hatte die Leitung Gabriele Förg inne.

Geschichte der Sendungen

Bereits ab März 1949 waren unter dem Titel "Bayerisch` Land und Leut" bzw. "Bayern - Land und Leute" jeweils an einem Sonntagnachmittag im Monat sechs mehrheitlich von Fritz Meingast produzierte Beiträge gesendet worden. Die erste Sendung der neuen Sendereihe "Bayerisch' Land und Leut" lief am 13. März 1949 unter dem Titel "d' Kindstauf". Es handelte sich um ein Hörbild von Fritz Meingast, das "Einblick in die bäuerlichen Bräuche um Vorfrühling und Kindstaufen in Ober- und Niederbayern" gab, wie der Pressetext vom 1.3.1949 vermerkt [digitalisiert unter PER.BR.04]. Pressetext und Manuskript nennen die Zielrichtung der neuen Sendereihe: "In dieser Sendereihe wird der Versuch unternommen, Sitten und Gebräuche, Leben und Schaffen des bayerischen Stammes in Stadt und Land darzustellen." [Manuskript in SN/72.2]. Ziel sei es, zum einen die "besondere Eigenwilligkeit" Bayerns darzustellen, andererseits auch die Weltoffenheit, "die ständig geöffnete Pforte zum Süden und Norden Europas" sowie die "reiche geschichtliche Tradition". Berufene bayerische Sprecher/innen wirkten mit: Rosemarie von Bomhardt, Marianne Brandt, Liesl Karlstadt, Irene Kohl, Rosl Mayr, Karl Burg, Alfred Menhardt, Hans Nützel, Hans Pössenbacher, Willy Rösner, Fritz Strassner, Karl Wery, Wastl Witt und Alex Meingast. Regie führte Walter Ohm, die musikalische Gestaltung übernahm Otto Rosenberger. Die erste Sendung ist nur noch als Manuskript vorhanden, leider existiert kein Tondokument mehr.

Parallel dazu wurde vom 26. März 1948 bis 28. August 1952 unter dem Titel "Wanderungen durch Bayern" in unregelmäßiger Folge eine Reihe von Hörbildern landes- und volkskundlichen Inhalts ausgestrahlt. "Bilder aus der bayerischen Geschichte" hieß eine wöchentliche Sendereihe im Sonntagabendprogramm vom 4. November 1951 bis 4. Mai 1952. Mit der Trilogie "Kleine bayerische Musikgeschichte" ging dann erstmals am Sonntag, den 11. Mai 1952, im ersten Programm die zunächst wöchentliche Serie "Unbekanntes Bayern" auf Sendung. Deren Anspruch war es, "jenem inneren, verborgenen Bayern" nachzuspüren, "das jenseits aller Klischeevorstellungen liegt" [Halbjahresprogramm Sommer 1967]. Seit dem Winterprogramm 1954 im zweiten Programm zu empfangen, wurde diese von Alois Fink begründete, dann von Benno Hubensteiner und Herbert Schindler weitergeführte Sendereihe im Sommer 1967 durch Bayern für Liebhaber fortgesetzt. Bayern für Liebhaber spüre laut Halbjahresprogramm, "nicht mehr dem Verborgenen und dem selten gewordenen Unbekannten nach, sondern, vom Peripherischen her, dem Besonderen, soweit es wesenhafte Züge des Bayerischen erkennen lässt." Im Wechsel mit Sendefolgen zu thematischen Schwerpunkten, wie z.B. "Unbekanntes München", "Bilder aus der bayerischen Vorzeit", "Kleine Burgentrilogie" oder "Gotik im Chiemgau", waren die beiden Sendereihen kunst- und kulturgeschichtlichen, literarischen, musischen und historischen Themen, Städte- und Landschaftsbildern, Personenporträts sowie Sendungen zu Gedenktagen und Jubiläen gewidmet.

In unregelmäßigen Abständen und ohne festen Sendeplatz wurden zudem Hörbilder gesendet, die landes- und volkskundliche sowie geschichtliche Themen auch über die Grenzen Bayerns hinaus zum Inhalt hatten. Seit 14. Oktober 1956 boten sie den Hörer/innen unter dem Titel "Land und Leute" zunächst unregelmäßig, seit 1959 im 14-täglichen Wechsel mit den Reihen "Unbekanntes Bayern" bzw. "Bayern für Liebhaber" im Sonntagabendprogramm - und seit 1971 sonntagnachmittags - Darstellungen zur bayerischen Geschichte, Kultur, Landschafts- und Städtebilder sowie Porträts von historischen und lebenden Persönlichkeiten aus Bayern und seinen Nachbarländern. Seit Sommer 1974 wurden die beiden Sendereihen "Bayern für Liebhaber" und "Land und Leute" unter dem gemeinsamen Titel "Bayern - Land und Leute" jeweils wöchentlich sonntagnachmittags ausgestrahlt.

Sonntagabends beschäftigten sich Sendereihen in monatlicher Folge mit Aspekten der bayerischen Geschichte, Kunst und Kultur, darunter Bayern in fremden Geschichtsbüchern, Das Lied in der Landschaft (in Zusammenarbeit mit der Abteilung Volksmusik), Monumenta Bavarica, Bayerische Literaturgeschichte und Bayerische Musikgeschichte. Zu anderen Sendezeiten, insbesondere an Feiertagen und zu besonderen Anlässen wurden zudem Sondersendungen bzw. Sendefolgen ausgestrahlt, die sich einem bestimmten inhaltlichen Schwerpunkt widmeten.

Eine weitere regelmäßige Sondersendung ist das alljährliche weihnachtliche Glockenläuten, für das unter anderem Dorothee Kiesselbach lange Jahre verantwortlich war, ebenso wie für die Sendereihe "Zwölfuhrläuten", die am 5. Juni 1949 auf Sendung ging und seitdem wöchentlich sonntagmittags einen Ort in Bayern und seine Kirche vorstellt. Im Bestand Land und Leute, Hörfunk finden sich auch einzelne Sprachkurse des Bayerischen Rundfunks, die im Rahmen des Programms "Das Abendstudio" ausgestrahlt wurden.

Zum Bestand
Der Gesamtbestand der Redaktion "Land und Leute" umfasst ca. 700 Akteneinheiten (Archivmappen, -schachteln und Aktenordner) seit März 1948. Es handelt sich vor allem um Produktions- und Sendeunterlagen (Manuskripte, Typoskripte, Laufpläne, Sendepässe, Textentwürfe, Pressenotizen seit Mitte der 60er Jahre) der Reihen "Wanderungen durch Bayern", Hörbilder, "Land und Leute", der Sondersendungen seit 1954, der Reihe "Zwölfuhrläuten". Nur selten befinden sich auch Schriftwechsel mit den Autor/innen und Hörerzuschriften darin. Die externen und internen Schriftwechsel der Redaktion sind gesondert abgelegt unter Schriftwechsel extern und Schriftwechsel intern. Das Findbuch zum Gesamtbestand der Redaktion Land und Leute von 1948 bis 2011 wurde in drei Teile gegliedert:
- Teil I: Sendeunterlagen 1948 bis 1976;
- Teil II: Sendeunterlagen 1977 bis 2011;
- Teil III: Schriftwechsel 1954 bis 1997;

Ab dem 5.3.2011 sind alle Manuskripte digital verzeichnet. Retrodigitalisiert wurden die Manuskripte aus dem Zeitraum vom 24.1.1982 bis Dezember 2000.

Verzeichnet wurden pro Sendung die Sendereihentitel sowie die Einzelsendetitel, Autor/innen, die Sendezeit und teilweise die PR-Nummer des Tondokuments. Vermerkt wurde auch, ob es mehrere Manuskriptfassungen gibt. Bei den externen Schriftwechsel-Ordnern wurden die einzelnen KorrespondenzpartnerInnen namentlich aufgenommen. Primär finden sich hier Schriftwechsel der Leiter/innen / Redakteur/innen Dorothee Kiesselbach (für den Zeitraum von ca. 1958-1973), Peter Kritzer (ca. 1960-1992), Herbert Schindler (ca. 1969-1972), Hubert Fritz (ca. 1978-1981), Margot Lehner (ca. 1973-1978), Gabriele Förg (für den Zeitraum von ca. 1980-2011). Das Findbuch Schriftwechsel beinhaltet Hörerpost und Korrespondenz mit verschiedenen Verlagen. Thematisiert sind darin zum einen regelmäßig Buchrezensionen, aber auch einzelne Versuche, Sendungen in Buchform herauszubringen. Die sonstige Korrespondenz mit anderen ARD-Anstalten befindet sich im Bestand externer Schriftwechsel.

Quellenwert und Nutzung

Die Schriftwechsel bieten vor allem Einblick in Organisation, Programm- und Etatplanung sowie die Arbeitsabläufe einer sowohl typischen als auch besonderen Hörfunkredaktion des Bayerischen Rundfunks.

Erwähnt seien an dieser Stelle auch die programmbegleitenden Veröffentlichungen und Veranstaltungen der Redaktion. Schon unter Alois Fink in der Abteilung Hörbild wurde damit begonnen, Bücher nach Sendereihen herauszugeben. So erschienen bereits 1955 bis 1965 die ersten zehn Bände der Reihe Unbekanntes Bayern im Süddeutschen Verlag, 1980 erweitert um weitere fünf Bände. Zu den aktuellen Büchern zählen:

- Es geschah , hrsg. von Gabriele Förg, Buchendorfer Verlag 2002;
- Überall und nirgends zu Hause. Emigranten zwischen Altem Europa und Neuer Welt. Ein Radio Revue-Lesebuch des Bayerischen Rundfunks, hrsg. von Gabriele Förg, Allitera Verlag, 2003;
- Bayern - Land mit Löwenspuren. Geschichten aus der bayerischen Geschichte, hrsg. von Gabriele Förg, Allitera Verlag 2005;
- Hörbuch Die Kinder der Manns, 6 CDs, Redaktion: Gabriele Förg, Hörverlag 2005;
- Bayerisches Feuilleton. Exkursionen, BRradiobuch Nr. 3, hrsg. von Gabriele Förg, belleville Verlag 2007;

Reference number of holding
BR, Historisches Archiv, München (Archiv), HF
Extent
4 Findbücher, digitale Manuskripte

Context
BR, Historisches Archiv (Archivtektonik) >> Tektonikgruppe A = Akten >> A03 Bestandsgruppe Hörfunk >> A03-Bestand Land und Leute 1948-2017 (Findbuch online)

Date of creation of holding
1948 - 2017

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Last update
15.01.2024, 1:50 PM CET

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1948 - 2017

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