Archivbestand
II. Wissenschaftlicher Nachlass Hansmartin Decker-Hauff (Bestand)
1. Zur Person Hansmartin Decker-Hauffs: Hansmartin Decker (seit 1944 "Decker-Hauff") wurde am 29.05.1917 als Sohn des Pfarrers Eberhard Decker und seiner Frau Johanna, geb. Dölker, in Oberjettingen geboren. Er wuchs im Pfarrhaushalt dieses kleinen württembergischen Gäu-Dorfes auf, wo der Vater in ihm frühzeitig Interessen weckte, die für seinen beruflichen Werdegang wichtig werden sollten: so etwa die Vermittlung der altwürttembergischen Bildungstradition, das Interesse an den Kunstwerken in Museen und die Lust am Lesen alter Inschriften und zum Abzeichnen von Wappen. Von 1923-1926 besuchte er die Dorfschule seines Heimatortes. Die Versetzung des Vaters an die St. Pauluskirche in Stuttgart ermöglichte die Schulzeit und das Abitur am Eberhard-Ludwig-Gymnasium in Stuttgart (Ostern 1927 bis Ostern 1936). Im Wintersemester 1936/37 begann Decker-Hauff sein Studium der Geschichte, Germanistik, klassische Philologie, Kunstgeschichte und zeitweise auch Philologie zunächst an der Universität zu Tübingen, wo seine akademischen Lehrer Heinrich Dannenbauer und Erich König waren. Anschließend setzte er im Wintersemester 1938/39 sein Studium in München und seit 1939 in Wien fort, wo er das Staatsexamen ablegte. Seine akademischen Lehrer in Wien waren Hans Hirsch, Otto Brunner und Alphons Lhotsky. Daran schloss er eine hilfswissenschaftliche Ausbildung im "Institut für österreichische Geschichtsforschung" (IÖG) an. Mit Hans Hirsch vereinbarte er eine Dissertation über die Immunität englischer Klöster, die aber nach Kriegsausbruch wegen der Unmöglichkeit von Forschungsaufenthalten in England nicht mehr realisierbar war und mit dem Tod Hirschs 1940 aufgegeben werden musste. Otto Brunner regte stattdessen das Thema "Entstehung und Entwicklung der altwürttembergischen Ehrbarkeit" für die Dissertation an, die unter den erschwerten Bedingungen des Weltkrieges geschrieben werden musste. Die Rekrutenzeit verbrachte Decker-Hauff vom 27. Mai bis 15. November 1940 bei der Infanterie Nachrichten Kompanie 45 in Kaplitz (Böhmen) und anschließend vom 16.11.1940 bis zum 15.08.1942 beim Stab Infanterie Ersatz Regiment 45 in Krumau/Moldau, was nur gelegentliche Kontakte nach Wien und zur Universität zuließ. Ab dem 16. August 1942 wurde er aber in Wien beim Stab Generalkommando XVIII Armeekorps eingesetzt. Über die konkrete militärische Verwendung schweigt Decker-Hauff in seinen privaten Briefen aus Geheimhaltungsgründen, es war jedenfalls kein Feldeinsatz sondern eine Tätigkeit in der militärischen Verwaltung. In seinem dienstlichen Büro in Wien hatte er wissenschaftliche Literatur greifbar und er konnte von dort aus auch das IÖG und die Universität aufsuchen und nutzen. Die Doktorarbeit war kurz nach Kriegssende soweit gediehen, dass er Ostern 1945 an eine Abgabe dachte, darauf aber verzichten musste, weil sein Doktorvater Brunner aus politischen Gründen nicht als Prüfer von den Alliierten akzeptiert wurde. Decker-Hauff musste auf Lhotsky und auf Santifaller als Korreferenten umsteigen. Von beiden wurde die Arbeit schließlich 1946 als Dissertation angenommen. Im Krieg verlorengegangene Manuskriptteile wurden durch kurze aus der Erinnerung niedergeschriebene Übersichten ersetzt. Auch der umfangreiche Quellenanhang war nicht mehr komplett vorhanden und rekonstruierbar. Ebenfalls 1946 wurde die als Kursarbeit im IÖG eingereichte ausführliche Untersuchung über die Reichsinsignien und die Reichskrone abgeschlossen und angenommen und Decker-Hauff konnte sein Staatsexamen Juni 1946 im IÖG ablegen. Wurde die Dissertation über die altwürttembergische Ehrbarkeit nie gedruckt , so konnte die letztgenannte Arbeit wenigstens in Zusammenfassung in einem von Percy Ernst Schramm herausgegebenen dreibändigen Werk über "Herrschaftszeichen und Staatssymbolik" veröffentlicht werden. Für kurze Zeit (9.05.- 16.06.1945) war Decker-Hauff in amerikanischer Kriegsgefangenschaft, untergebracht im amerikanischen Gefangenenlager Lambach (Oberösterreich). Hiernach betreute er als Hilfsarchivar und -bibliothekar das nahe gelegene Zisterzienserstift Schlierbach. Von November 1945 bis 15.12.1947 übte er die Tätigkeit als wissenschaftliche Hilfskraft am Kunsthistorischen Institut in Wien, zuletzt in der Abteilung Österreichisches Geschichts- und Kulturmuseum Neue Hofburg, aus. Die Vielseitigkeit Decker-Hauffs zeigt sich auch darin, dass er in seiner Wiener Zeit Gedichte und kleinere literarische Beiträge in der katholischen Aufbruchszeitschrift "Die Furche" veröffentlichte. Seit dem 5. Januar 1948 arbeitete Decker-Hauff acht Jahre lang als Staatsarchivrat im Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Er engagierte sich in der Heraldik, besonders der Gemeindeheraldik und war involviert bei der Gestaltung der Wandteppiche im Haus des Landes Baden-Württemberg in Bonn. Weiterhin betrieb er genealogische Recherchen und hielt zahlreiche Vorträge zu landeskundlichen und ortsgeschichtlichen Themen, wodurch er schnell überall bekannt wurde. Auch zur Frage des Namens des 1952 entstandenen neuen Bundeslandes und zur Gestaltung des Wappens nahm er dienstlich Stellung. Seine pädagogische Ader konnte er bei der hilfswissenschaftlichen Ausbildung der Archivpfleger unter Beweis stellen. Obwohl der Archivarberuf seinen hilfswissenschaftlichen Neigungen sehr entgegenkam, dachte Decker-Hauff an mehr. 1951 ist ein Plan zur Habilitation erkennbar (Q 3/36 b Bü 1076, Brief an einen namentlich nicht genannten "Herrn Professor" vom 31.07.1951, Durchschlag), wobei er bereits seit langem erforschte Themen zu einer Habilitationsschrift ausarbeiten wollte. Konkret dachte er an das Thema Reichskrone oder Herkunft der Staufer. Die acht Jahre als Staatsarchivrat nutzte Decker-Hauff für zahlreiche Veröffentlichungen, die seine Kompetenz in der Landesgeschichte Südwestdeutschlands nachweisen. Hierzu gehören die Untersuchungen zu den ungarisch-byzantinischen Beziehungen im 11. Jh. (auf Ungarisch veröffentlicht), zur Entstehung des Briefadels in Franken und Schwaben, zum Archivar Herzog Ulrichs von Württemberg, Ulrich Rückher, zu württembergischen Stadtgründungen, zum Oberstenfelder Altar, zu den Grafen von Comburg, zu Burgfelden und Habsburg, zur Porträtmedaille des Propstes Erasmus Grüner, zu den Fürstenbildern auf der Comburg, zu den Schöner von Straubenhardt, zur Reichskrone Ottos des Großen und zur Reuchlin-Biographie, zu den Ottonen und Schwaben, zum Öhringer Stiftungsbrief und zur Münzprägung in Schwäbisch Hall. Diese Aufsätze, die ein breites Themenspektrum aus der südwestdeutschen Landesgeschichte belegen, erschienen zwischen 1948 und 1956. Eine Habilitation wie geplant ging er aber nicht an. Am 1.09.1951 heiratete Decker-Hauff Ruth Lemppenau, bis zur Eheschließung Krankengymnastin, 1943-1944 an der Universitätsklinik in Straßburg, anschließend in Stuttgart. Der Ehe entstammen drei Kinder : Eberhard (geb. 1953), Franziska (geb. 1956) und Regina (geb. 1962). Am 6.9.1956 wurde Decker-Hauff zum außerordentlichen Prof. an der Universität Tübingen als Nachfolger von Prof. Otto Herding ernannt. Er war damit Inhaber des Lehrstuhls für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften. Eine Habilitation war nicht erfolgt, dennoch konnte er sich gegen die Mitbewerber Dr. Heinrich Appelt, Dr. Paul Kläui und Dr. Karl Hauck durchsetzen. Für Decker-Hauff sprach, dass er "nicht nur von Jugend auf mit Land und Leuten bekannt, sondern nach dem übereinstimmenden Urteil aller Gutachter ... in der südwestdeutschen und insbesondere der württembergischen Landesgeschichte zuhause [ist] wie wenige. Dazu verfügt er über eingehende Kenntnis der Archive sowohl des Landes wie einer großen Zahl anderer in- und ausländischer. Damit hat er einen Vorsprung vor jedem anderen überhaupt in Betracht zu ziehenden Gelehrten, da der Inhaber des Tübinger Lehrstuhls ... genaue Kenntnis der vorhandenen Archivbestände nicht entbehren kann ... . Doch glaubt die Fakultät, in dem Fehlen der Habilitation kein Hindernis für eine Berufung sehen zu müssen, da er mit dem Stoff vertraut ist wie wenige und längst bekannt als ausgezeichneter Vortragender, der durch Weite des Blicks, neue Problemstellungen und Darstellungsgabe fesselt." (Personalakte Decker-Hauff EA 3/154 Bü 16, Vorschlagsliste der Philosophischen Fakultät vom 30.01.1956). Am 26.02.1962 erfolgte seine Ernennung zum ordentlichen Professor. Damit war der Direktor des Instituts für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften Ordinarius. Auf den 30.09.1982, dem Ende des Sommersemesters, in das sein 65. Geburtstag fiel, wurde Decker-Hauff emeritiert. Er blieb seinem Institut als Emeritus weiterhin verbunden, zumal die Nachfolgeregelung sich lange hinzog. Erst im Februar 1984 wurde er von seiner Tätigkeit offiziell verabschiedet. Sein Nachfolger wurde Dieter Mertens. Somit übte Decker-Hauff über 28 Jahre den Beruf des Hochschullehrers aus. Er war bei den Studenten sehr beliebt und konnte einen großen Schülerkreis um sich scharen. 82 Dissertationen entstanden bei ihm, 8 Magister- und 68 Zulassungsarbeiten (laut Liste Klein, in Bü 1168), und zahllose Seminararbeiten (allein 51 sind im vorliegenden Bestand erhalten, der aber keine vollständige Sammlung darstellt). Die Themen sind breit gestreut und beweisen die Interessenvielfalt des Doktorvaters bzw. akademischen Lehrers. Der sehr lebhafte Vortragsstil und Decker-Hauffs Fähigkeit, auch schwierige Themen zu veranschaulichen und zu vermitteln, sind der Grund für die Beliebtheit bei den Studenten. Neben den eigentlichen Lehrveranstaltungen sind auch die Exkursionen während der Semesterferien in historische Landschaften Deutschlands, Italiens und Frankreichs zu würdigen. Decker-Hauff suchte mit seinen Studenten und Schülern historische Stätten auf, brachte sie ihnen konkret vor Augen, erkundete sie und vermittelte dabei die historischen Zusammenhänge. Das schuf nicht nur historisches Interesse auf originelle Art, es vermittelte auch ein besonderes Gemeinschaftsgefühl unter den Studenten. An den geselligen Abenden und auf der Fahrt wurde gemeinsam gesungen (Bü 1328). Die Dankbarkeit und Begeisterung der Schüler zeigt sich etwa in einer kleinen Festschrift zum 50. Geburtstag 1967 (Bü 1962 und 1963) und in der gedruckten Festschrift zum 65. Geburtstag unter dem Titel "Speculum Sueviae". Die Abschiedsvorlesung und der offizielle Abschied von den Studenten im Februar 1984 fielen berauschend aus. Ein Transparent der Studenten bezeichnete ihn als "The best professor oft he World" , und zum 67. Geburtstag im Mai desselben Jahres bereiteten ihm rund 200 Fackelträger vor seinem Stuttgarter Haus einen spektakulären Fackelzug. Durch seine Persönlichkeit konnte Decker-Hauff nicht nur die Studenten gewinnen, auch bei den historischen Laien kam er als geschickter Vermittler schwerer historischer Fakten zur Geltung und erwarb rasch auch in diesem Kreis große Bekanntheit und Beliebtheit. Er konnte Laien mit Geschichte faszinieren und in seinen Bann schlagen. Geschichte war für ihn auch Sinnstiftung und diese war ihm ein wichtiges Ziel der Vermittlung von Geschichte. Schnell wurde er ein gefragter Vortragender und Redner. Er verstand es geschickt Ortsjübiläen zu würdigen und selbst bei kleineren Orten deren historische Bedeutung in spannenden und für jedermann anschaulichen Geschichten herauszustellen. Auch die Identität als Württemberger, die württembergische Geschichte und ihre Ereignisse, waren Gegenstand von Vorträgen. Alle Vorträge fanden ein wohlwollendes Echo in der Presse, wie die verschiedenen Ausschnittsammlungen im Nachlass belegen. Eine Schätzung geht für die Zeit von 1956 bis 1990 von ca. 1000 Vorträgen aus (Klein nach Quarthal, in Bü 1168). Decker-Hauff nutzte auch die neuen Medien: das Fernsehen und den Rundfunk. Schon vor 1982 sendete der Süddeutsche Rundfunk eine vierteiligen Beitrag zu Friedrich Silcher und seine Zeit. Wie zahlreiche Briefe an Decker-Hauff beweisen, fand er mit seinen Fernsehsendungen "Frauen im Hause Württemberg" und "Gärten und Schicksale", für die er nach seiner Emeritierung Zeit fand, in weiten Kreisen begeisterte Anhänger. Mit der Landesaustellung 1977 zu den Staufern stieß er auf breiten Wiederhall auch über die Landesgrenzen hinweg. Beliebt waren auch seine Exkursionen, die er für Interessierte als touristische Veranstaltungen anbot, so wie er es ursprünglich nur für den Kreis seiner Studenten getan hatte. Auch in der Zeit als Hochschullehrer veröffentlichte Decker-Hauff eigene wissenschaftliche Arbeiten in beachtlicher Zahl. Allein etwa 70 Titel von Aufsätzen nennt die Liste bei Klein (S. 550 ff.). Als größere Beiträge sind hervorhebenswert: Die Geschichte der Stadt Stuttgart, Band I (1966), Die Universität Tübingen von 1477 bis 1977 in Bildern und Dokumenten (1977), Verkauf der Pfalzgrafenwürde?: neue Betrachtungen zum Ende des Pfalzgrafenamtes (1981), Gärten und Schicksale: historische Stätten und Gestalten in Italien (1992) und Frauen im Hause Württemberg (posthum, 1997). Daneben erschienen zahlreiche Vorträge meistens zur Ortsgeschichte im Druck, aber auch zu anderen Jubiläen und viele Beiträge zu genealogischen Themen. Im Zentrum der Forschungen standen immer wieder das Haus Württemberg und einzelne seiner Mitglieder. Auch wirkte er als Herausgeber, z.B. einer umfangreichen Geschichte der Stadt Blaubeuren (1986), die er auch mit Einzelbeiträgen unterstützte. Typisch ist sein Engagement für den Nachdruck wichtiger Dokumente als Faksimile, z.B. das Gebetbuch Georgs II. von Waldburg (1986/87), das Stundenbuch der Maria Stuart (1988) , ebenfalls ein optisches eindrucksvolles Näherbringen und Vermitteln von Geschichte und ihrer Quellen an einen möglichst breiten Kreis Interessierter. Aus seiner archivarischen Tätigkeit ebenso wie aus seiner wissenschaftlichen kannte Decker-Hauff die Quellen zur südwestdeutschen Landesgeschichte sehr gut. Geradezu akribisch hat er mit erstaunlicher Geduld genealogische Quellen exzerpiert und verzettelt, wie die im Nachlass verwahrten Unterlagen belegen. In jüngster Zeit wurden aber sein Umgang mit den Quellen und seine Art, diese auszulegen, in Frage gestellt. Im Zusammenhang mit der Genealogie der frühen Staufer, für die Decker-Hauff im Roten Buch des Klosters Lorch Belege zu finden glaubte, hat ihm sein Schüler "Quellenfälschung", also das Erfinden von Quellen, vorgeworfen (Graf 2010, S. 303). Grundlegender sind die Bedenken der Freiburger Schule, die Tellenbach gegen die Methoden Decker-Hauffs 1956 einbrachte: Seine Arbeit sei "ein Geflecht von Hypothesen, die unsere Erkenntnis mit Ausnahme von nur wenigen wirklich haltbaren Teilergebnissen mehr hemmen als förder ... . Mit seinen genealogischen Methoden gesellt sich Decker-Hauff denen zu, bei denen aus einer Vermutung flink eine Feststellung wird, die man als vermeintlich gesichertes Ergebnis sogleich wieder zur Grundlage neuer Vermutungen, neuer Feststellungen und abermals weiterführender Argumente macht." (Tellenbach 1956, S. 169 bzw. 170). Die Schlüsse aus den Quellen erfolgen bei Decker-Hauff sehr schnell und kühn, seine Hypothesen werden aber als unbezweifelbare Sachverhalte dargestellt und behandelt. Geht es aber um das Ziel, weite Bevölkerungskreise für die Geschichte ihrer Heimat zu begeistern und historische Identität zu begründen, dann sind vorsichtige Formulierungen, bleibende Ungewissheiten und mögliche Eventualitäten in der Erzählung von Geschichte eher hinderlich. Die Begeisterung, mit der Decker-Hauff seine Schüler und Hörer mitriss, ist letztlich mit einer positivistischen Wissenschaftslehre, in der nur Geltung hat, was wirklich bewiesen ist, nicht vereinbar. Strittig waren also nicht nur die wissenschaftliche Methoden, sondern es ging um Ziel und Zweck der Geschichte. Decker-Hauff war der brillante Erzähler von Geschichte, es ging ihm um Begeisterung und Sinnstiftung. Decker-Hauff war Mitglied in zahlreichen historischen Vereinen und Institutionen. Die Zahl seiner Vereinsmitgliedschaften und der besonderen Mitwirkung als Beiratsmitglied etc. ist beachtlich (Verzeichnis der bekannten Mitgliedschaften in Bü 1168, "Spurensuche", S. 80). Als Neunzehnjähriger bereits trat dem Verein für württembergische Familienkunde (später: Verein für Familien- und Wappenkunde in Württemberg und Baden) bei und war von 1952-1956 stellvertretender Vorsitzender und 1956 kommissarischer Leiter. 1938 wurde er Mitglied im Württembergischen Geschichts- und Altertumsverein und wirkte auch als Leiter von Arbeitskreisen und Veranstalter von Tagungen für diesen Verein. Ordentliches Mitglied des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung war er seit 1939. Mitglied der württembergischen historischen Kommission war Decker-Hauff schon seit 1949 als Staatsarchivrat, und als 1954 die Historische Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg gegründet wurde, war er von Anfang an dabei. Mit Übernahme der Professur in Tübingen 1956 war er schließlich Vorstandmitglied der Kommission. Auch in den Vereinen und Institutionen konnte er als Landeshistoriker Öffentlichkeit finden und für die Geschichte mobilisieren. Je mehr Einfluss er als Historiker bekam , umso geschätzter war er auch als Mitglied historischer Vereine und wurde deswegen umworben. Für seine engagierten und weitläufig beliebten Tätigkeiten erhielt Decker-Hauff zahlreiche Ehrungen. In vielen historischen Vereinen wurde er Ehrenmitglied. Er erhielt das Ehrenbürgerrecht seiner Heimatgemeinde Oberjettingen und die Bürgermedaille der Stadt Stuttgart, er war Preisträger des Schillerpreises der Stadt Marbach und er erhielt die Verdienstmedaille der Universität Tübingen, die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg und das Bundesverdienstkreuz. Ministerpräsident Lothar Späth gratulierte ihm 1982 zum 65. Geburtstag mit den würdigenden Worten: "Sie haben unserem Land, insbesondere dem württembergischen Teil, ... ein wissenschaftliches Leben gewidmet, dessen fruchtbare Originalität in Wort und Schrift seinesgleichen sucht. Das ist nicht nur der wissenschaftlichen Landeskunde zugutegekommen, sondern ebenso der Weckung und Hebung des geschichtlichen Bewusstseins, da Sie sich nicht scheuten, sich auch an breitere Kreise zu wenden. Der große Andrang zu ihren Vorträgen sagt hier mehr aus als viele Worte; ganz unverkennbar gründet er sich nicht nur auf Ihr Einzelwissen und Ihre Übersicht, sondern nicht minder auch auf Geist und Witz, die in der heutigen wissenschaftlichen Welt so selten geworden ist" (Personalakte Decker-Hauff, Pressemitteilung des Staatsministeriums vom 27.05.1982). Hansmartin Decker-Hauff starb am 31. März 1992 im Alter von 74 Jahren.
2. Zum Nachlass Decker-Hauff: Wie für einen wissenschaftlichen Nachlass zu erwarten, umfasst der Bestand 1. persönliche Dokumente zum Leben Decker-Hauffs, 2. seine berufliche und wissenschaftliche Korrespondenz, 3. sein wissenschaftliches Werk, 4. Unterlagen zu seinen Vorträgen und Reden, 5. zahlreiche Materialsammlungen mit Quellenunterlagen, Notizen bis hin zur benutzen Literatur (in Kopie), 6. Akten aus den beruflichen Tätigkeiten als Archivar und Hochschullehrer wie auch aus anderen, ehrenamtlichen Betätigungen, sowie 7. Material über Leben und Wirken Decker-Hauffs von Dritten. Die persönlichen Dokumente (Kap. 1) enthalten relativ viele Erinnerungsstücke und auch von ihm selbst zusammengetragene Zeitungsausschnittsammlungen über sein Wirken. Offizielle Dokumente wie Zeugnisse, dienstliche Anordnungen oder andere Unterlagen zu seinem Werdegang sind ebenfalls vorhanden, aber seltener. Die Korrespondenz (Kap. 2) umfasst nicht nur den beruflichen und wissenschaftlichen, sondern auch den familiären und privaten Schriftwechsel. Enthalten sind auch Schreiben Decker-Hauffs an Dritte, die sonst bei den Adressaten verwahrt worden wären. Hierzu gehören die vielen Briefe an die Eltern und die Schwester aus der Wiener Zeit, die detailliert über den wissenschaftlichen Lebensweg berichten. Weiterhin finden sich viele Durchschläge von ausgehenden Schreiben Decker-Hauffs, die über ihn selbst, seine Fragen und Ansichten berichten. Die Korrespondenz wurde nach diesen Bezugsgruppen strukturiert, wobei sich bei der familiären und privaten Korrespondenz meistens das Korrespondenzpartnerprinzip und bei der dienstlichen und wissenschaftlichen Korrespondenz die Chronologie als Ordnungskriterium für die bis dahin nur wenig geordneten Briefe empfahl. Unter den Materialsammlungen (Kap. 3, 4 und 5) haben die zur Genealogie (Kap. 3) umfangmäßig das größte Gewicht. Es ist nicht immer erkennbar, ob es sich um reine Materialsammlungen oder schon um Forschungen handelt. Beides ist eng vermischt. Decker-Hauff hat akribisch und mit großer Ausdauer genealogische Quellen wie Kirchenbücher exzerpiert und verzettelt. Er benutzte dabei ein Formular, das für eine Person angelegt wird und Raum lässt für Angaben zur Ehefrau, zu den Ahnen und zu den Kindern. Ein anderes, weniger oft genutztes Formblatt ist für die Ahnen einer Person und gibt Raum für die vier ersten Generationen. Tausende solcher Formblätter liegen vor, sie sind nicht immer vollständig ausgefüllt und manchmal wurden Angaben nachträglich ergänzt. Sie finden sich in Ordnern, Büscheln oder auch lose. Bei den losen Unterlagen wurde nicht immer der Kontext deutlich, also die Art des Zusammenhangs zwischen den einzelnen Blättern. Die Titelaufnahmen mussten entsprechend vage bleiben (wie "Genealogische Aufstellungen und Notizen zu verschiedenen Familien". Meist fehlt die Laufzeit, nur wenige Datenblätter sind datiert). Ein solcher Zusammenhang könnte etwa sein, dass es sich um verwandte Familien oder dass es sich um Ahnen einer Person handelt, dass die Personen aus dem gleichen Ort stammen (z.B. im Fall der Auswertung eines bestimmten Kirchenbuches)t oder dass es bedeutende Familien sindt, um deren Vergleich und um deren Beziehungen es geht. Da die Umschläge nicht von Decker-Hauff beschriftet wurden und der Zusammenhang der einzelnen Blätter schwer eruierbar ist, konnte in vielen Fällen dieser Kontext in der Titelaufnahme nicht genannt werden. Die Materialsammlungen enthalten teilweise Zusammenstellungen Dritter , die Decker-Hauff für seine Arbeit erworben hatte und nutzte. Ruth Decker-Hauff hat die genealogischen Forschungen ihres Mannes zur Familie Decker und verwandten Familien ergänzt und nach dessen Tod fortgeführt. Unter den genealogischen Unterlagen können sich also auch Nachträge von Ruth Decker-Hauff finden. Auch die Bildersammlungen (Kap. 4), die Dias, Fotos, Fotonegative, Postkarten und auch alte Originalstiche umfassen, sind sehr umfangreich. Decker-Hauff sammelte Ortsansichten, Personenporträts, Bilder von Karten, von archäologischen Funden und vieles mehr. Seine engagiert zusammengetragenen Sammlungen belegen auch sein besonderes Interesse an der Kunstgeschichte, besonders an der europäischen Kunst (Gemälde, Stiche, Skulpturen, Bauten, etc.), ein Fach, das er studiert hat. Bilder waren für Decker-Hauff Instrumente zur Veranschaulichung, er brauchte sie für seine akademischen Veranstaltungen, für seine öffentlichen Vorträge und auch zur Illustration seiner Veröffentlichungen. Fotos bzw. Dias dienten ihm auch zur Sicherung der eigenen schriftlichen Unterlagen und Aufstellungen. Der Aufwand bei Erschließung und Ordnung der Bilder richtete sich nach ihrem (wissenschaftlichen) Wert. Originalstiche wurden geordnet und intensiv erschlossen, meist als Einzelstücke, als Gruppen durch fast vollständige Enthält-Vermerke. Bilder ohne originalen Wert wie Kopien, Nachdrucke oder abfotografierte Kunstwerke wurden eher oberflächlich charakterisiert. Eine größere Menge Dias stammt aus der Landesbildstelle Württemberg, es waren um 1960 ausgesonderte Motive, die dem Wissenschaftler überlassen wurden, aber von ihm in keiner Weise geordnet worden sind. Aufgrund des herausragenden Dokumentationswertes erfolgte eine gründliche Ordnung bei den Ortsansichten und bei Dias von berühmten Persönlichkeiten. Die für die Öffentlichkeitsarbeit der Landesbildstelle oft mit künstlerischem Anspruch gemachten Aufnahmen dokumentieren auch als schwarz-weiß Aufnahmen die Orte des Landes im Zustand der 50er Jahre oder früher. Mithilfe der Anwärter des 54. Lehrganges konnten diese in eine sinnvolle Ordnung gebracht und mit ausführlichen Enthält-Vermerken erschlossen werden. Die "Akten" über die dienstliche Tätigkeit als Archivar (Kap. 6), über die Tätigkeiten für die Universität Tübingen (Kap. 7) und im Institut für geschichtliche Landeskunde und historische Hilfswissenschaften (Kap. 8) sowie sonstigen Tätigkeiten (Kap. 21) sind keine Akten im strengen archivwissenschaftlichen Sinn, also mit vorgegebenen Aktentitel, fester Struktur und Nummerierung der Einzelblätter etc., sondern Unterlagen und Materialien Decker-Hauffs, die teilweise erst beim Ordnen der Unterlagen, also ex post, gebildet und formiert wurden. Das wissenschaftliche Werk (Kap. 9-11, 13 und 14), Aufsätze oder ganze Bücher, kann im Nachlass in unterschiedlichen Textvarianten vorliegen, z.B. als Konzept (mehrere Varianten möglich), als mehr oder weniger fertiges Manuskript, als Druckfahne ohne und mit Korrekturen in endgültiger Form gedruckt. Es kann angereichert sein mit Quellen und Unterlagen, aus denen die Arbeit entstand, und mit Korrespondenz, die den Entstehungszusammenhang der Arbeit darlegt. Unterlagen zu einer Arbeit Decker-Hauffs können aber auch als eigene Einheiten bei den Materialsammlungen oder der Korrespondenz verwahrt sein. Decker-Hauff hatte kein durchgängiges Ordnungsprinzip und die bestehende Ordnung wurde nach Möglichkeit in ihrer Struktur belassen. Kleinere Schriften Decker-Hauffs sind nach Sachzusammenhängen gruppiert und eingeordnet, sie finden sich nicht in dieser Gruppe. Sie sind über den Indexbegriff "Decker-Hauff, Hansmartin; Historiker , 1917-1992, Schriften" zu finden. Im weiteren Sinne gehören die von Decker-Hauff betreuten Arbeiten (Kap. 15-19), Seminararbeiten, Zulassungs- und Magisterarbeiten sowie Dissertationen, aber auch andere Manuskripte Dritter, an denen Decker-Hauf in irgendeiner Form beteiligt war, ebenfalls zum wissenschaftlichen Werk. Dissertationen wurden in den 90er Jahren kassiert, wenn sie in der Druckfassung in der Bibliothek des Hauptstaatsarchivs verwahrt werden und damit doppelt vorliegen. Auch die Seminar- und Zulassungsarbeiten dürften nicht mehr vollständig im Nachlass vorliegen und nur eine beispielhafte Überlieferung darstellen. Bei den Manuskripten Dritter lässt sich nicht immer der Grund der Zurverfügungstellung ermitteln. Oft bittet der Autor um kritische Durchsicht, um eine Beurteilung, um sachliche Ergänzungen oder um Veröffentlichung. Finden sich in der beiliegenden Korrespondenz Hinweise darauf, so wird dies in der Titelaufnahme herausgestellt. Manche Manuskripte können zur persönlichen Information Decker-Hauffs bereitgestellt worden sein, also eigentlich zu den Materialsammlungen gehören. Zu dieser Gruppe sind auch die Sonderdrucke anderer Autoren (Kap. 20) zu rechnen, die Decker-Hauff erhalten und verwahrt hat. In ihnen spiegeln sich wissenschaftliche Netzwerke. Es ist Brauch, über seine neuen Forschungen durch Sonderdrucke den Kreis der befreundeten Wissenschaftler zu informieren, sich in Erinnerung zu rufen oder auch wissenschaftliche Sachverhalte mitzuteilen. Bei den Belegexemplaren findet sich gegebenenfalls in der Titelaufnahme ein Hinweis auf den Zweck (Widmung, persönlicher oder allgemeiner Gruß bzw. auch Belegexemplar). Zum wissenschaftlichen Werk Decker-Hauffs gehören auch seine vielen Vorträge (Kap. 11, Kap. 10 die Fernsehsendungen als Nutzung der neuen Medien für die historische Bildungsarbeit Decker-Hauffs). Auch hierfür können verschiedene Textstadien vorliegen. Manuskripte, die den Vorträgen zugrunde lagen existieren nur für die älteste Zeit. Decker-Hauff hielt seine Vorträge ziemlich frei, ergänzte spontan und ging im Wesentlichen assoziativ vor. So war die Version des Manuskriptes nur teilweise mit der vorgetragenen Fassung identisch. Man hat daher gerne die Vorträge auf Tonband aufgenommen und von diesen Textfassungen gefertigt. Das geschah oft im Dienst des Veranstalters, der den Vortrag in einem Jubiläumsband veröffentlichen wollte. Das war eine anspruchsvolle Aufgabe, der Text musste teilweise gestrafft oder anders redaktionell bearbeitet werden, manches musste weggestrichen werden, da es zu weit vom roten Faden wegführte. Diese Tonbandnachschrift wurde schließlich Decker-Hauff mit der Bitte um Genehmigung des Druckes oder um Änderung für den Druck vorgelegt. Es gibt also genehmigte und nicht genehmigte Fassungen im Nachlass, die auseinanderzuhalten sind. Es können unterschiedliche Bearbeitungen zu einzelnen Vorträgen vorliegen. Zu beachten ist, dass die Tonbandnachschriften nicht in jedem Fall die Formulierung Decker-Hauffs darstellen. Bei einer Zitierung wäre herauszustellen, dass es sich um die Fassung eines Dritten handelt. Die letzte Gruppe bilden Unterlagen Dritter über Leben und Wirken Decker-Hauffs (Kap. 23), konkret Unterlagen und Materialien seiner Schüler Dr. Michael Klein , Dr. Karl Kempf, Frau Dr. Herzog sowie Günther Widmer. Als Schüler, teilweise gar als Doktoranten Decker-Hauffs haben sie in Verehrung ihres Lehrers jahrelang Material zusammengetragen und später dem Hauptstaatsarchiv als Informationsmaterialien überlassen. Michael Klein hat zudem in dokumentarischer Kleinarbeit Listen über die Veröffentlichungen Decker-Hauffs u.a. mehr erstellt, und hat sie zusammen mit den dazugehörigen Unterlagen als Informationen über seinen Doktorvater zur Verfügung gestellt. Ansonsten handelt es sich um Zeitungsausschnittsammlungen, um Nachschriften von Vorträgen des Lehrers, teilweise um eigene Unterlagen aus der Universitätszeit und vieles mehr. Wichtig ist auch das Material über Exkursionen mit Decker-Hauff, die dessen Unterlagen aus der Sicht eines Teilnehmers ergänzen. Die im vorliegenden Bestand verwahrten Unterlagen dokumentieren Leben und Werk eines sehr bedeutenden und einflussreichen Landeshistorikers Südwestdeutschland. Seine vielfältigen und umfangreichen genealogischen, historischen und landesgeschichtlichen Sammlungen wie das umfangreiche zusammengetragene Bildmaterial sind wertvolle und anschauliche Quellen zur Landesgeschichte Baden-Württemberg und stehen auch den heutigen Forschern zur Verfügung. Darin liegt der besondere Wert des Bestandes.
3. Bearbeitung des Bestandes: Seit Juni 1994 lieferte die Witwe Ruth Decker-Hauff in mehreren Ablieferungen immer wieder Teile aus der Wohnung Decker-Hauff an das Hauptstaatsarchiv Stuttgart zur Archivierung ab. Im November 1997 übergab das Universitätsarchiv Tübingen etwa 3,5 lfd. m Material, das es 1991, also noch zu Lebzeiten Decker-Hauffs, vom Institut für historische Landeskunde und historische Hilfswissenschaften erhalten hatte. Es hatte zuvor die Ablieferung gründlich gesichtet und nur die amtlichen Unterlagen selbst übernommen. Nach dem Tod der Ruth Decker-Hauff erhielt das Hauptstaatsarchiv November 2013/Januar 2014 den weitaus größten Teil des vorliegenden Bestandes, nämlich ca. 21 lfd. m, aus der Wohnung Decker-Hauffs. Auch in den Ablieferungen des Familienarchivs Decker-Hauff seitens der Schwester Ursula Seez befanden sich zum Nachlass gehörende Unterlagen. Der Nachlass kam im relativ schlechten Ordnungszustand ins Archiv. Decker-Hauff hat ihn nie selbst gesichtet und geordnet. Dazu hatte er wohl keine Zeit. Teilweise waren Briefe noch ungeöffnet, also gar nicht zur Kenntnis genommen, geschweige denn beantwortet worden (vgl. die unbeantworteten Schreiben von Bü 1302, die erst Ruth DeckerHauff bearbeitete). Es fanden sich Büschel, die laut Aufschrift den Rest auf dem Schreibtisch zu einem bestimmten Zeitpunkt beinhalten (z.B. "Schreibtisch August 1969" mit diversem Inhalt). Die Schriftstücke wurden gar nicht mehr bearbeitet, sondern einfach in einem Umschlag abgelegt, damit der Schreibtisch schnell wieder genutzt werden konnte. In den 40er/50er Jahren, als Decker-Hauff noch nicht so stark beruflich belastet war, hat er seine Unterlagen gelocht und in Aktenordner abgelegt. Das garantierte eine relativ stabile und dauerhafte Ordnung. Später überwiegen lose Stapel, die durch einen notdürftigen Umschlag, der aber selten beschriftet war, zusammengehalten wurde. Manchmal fehlt selbst ein solcher Umschlag, der wenigstens die Einheit der Unterlagen markierte. Durch die Nutzung einzelner Blätter, die lästig zu reponieren waren, zerbröselte die Ordnung rasch. Der Nachlass hat nie physisch eine Einheit dargestellt. Die Unterlagen befanden sich teils in Tübingen im Institut, teils in der Stuttgarter Privatwohnung und die Unterlagen dort waren eng mit Unterlagen aus dem Familienarchiv Decker-Hauff verzahnt. Wegen dieser ungünstigen Voraussetzung gab es nie die Möglichkeit, den Nachlass zu formieren und in eine systematische Ordnung zu bringen. Erst nach dem Tod ihres Mannes hat Ruth Decker-Hauff versucht, die hinterlassenen Unterlagen in der Wohnung in eine Ordnung zu bringen. Sie beschriftete und kommentierte einzelne Büschel. Das war noch keine archivgerechte Ordnung , aber diese Hinweise waren doch bei der Ordnung des Bestandes sehr hilfreich. Erst nach der letzten Ablieferung von 2014 konnte mit einer Bearbeitung begonnen werden. Der Unterzeichnende begann Ende August 2014 mit der Ordnung und Erschließung der gesamten Unterlagen, also des Nachlasses (Q 3/36 b Wissenschaftlicher Nachlass Hansmartin Decker-Hauff) und des Familienarchivs (Q 3/36 a Familienarchiv Decker-Hauff Q 3/36 a). Die Unterlagen des Familienarchivs wurden zuerst bearbeitet. Mit der definitiven Abgrenzung der Bestände ( Q 3/36 a und b) musste solange gewartet werden, bis alle Unterlagen vollständig erfasst waren, was Februar 2016 erreicht wurde. Die Beständeabgrenzung erfolgte nach folgenden Kriterien. Um eine geschlossene Dokumentation zu erhalten, wurde die gesamte Korrespondenz Decker-Hauffs (also die wissenschaftliche, die private wie die familiäre) dem Nachlass zugeschlagen. Die Forschungsunterlagen zur Genealogie der eigenen Familie verblieben ebenfalls im Nachlass, denn auch sie sind Ausfluss der wissenschaftlichen Tätigkeit. Quellen und Dokumente zur eigenen Familie (vor allem Fotos), die sich in der Wohnung Decker-Hauffs fanden, kamen jedoch ins Familienarchiv, weil sie dessen Unterlagen komplettieren und für das allgemeine Interesse weniger wichtig sind. Vor allem die Sammlung von Ahnenbildern, die "Familiengalerie" mit Porträts der Familienmitglieder, einigen "Kunstwerken" von Familienmitgliedern und sonstigen Erinnerungsstücken, wurden dem Familienarchiv aus diesen Gründen zugeordnet. Unterlagen der Familie von Lemppenau, die Familie der Frau des Hansmartin Decker-Hauff, wurden dem Familienarchiv zugeordnet, denn sie passen kaum in den wissenschaftlichen Nachlass und sind im Familienarchiv besser aufgehoben. Es handelt sich dabei allerdings nur um wenige Unterlagen. Kassiert wurde nur vorsichtig. Die Kassation betraf Doubletten und nicht zuordenbaren Einzelstücke. Als Doppelstücke angesehen und schon in den 90gern kassiert wurden Dissertationen von Schülern Decker-Hauffs, wenn sie in der gedruckten Fassung in der Dienstbibliothek des Hauptstaatsarchivs vorhanden sind. Ebenso kassiert wurden vereinzelte Reprographien von Quellen, wenn sie nicht in einem erkennbaren sachlichen Zusammenhang mit anderen Unterlagen standen. Der Nachlass enthielt auch zahlreiche gedruckte Karten, auf die dann verzichtet wurde, wenn kein besonderer Bezug zu Decker-Hauff vorlag. Gedruckte Karten mit handschriftlichen Einträgen oder Kommentaren wurden hingegen im Nachlass belassen. Da die Laufzeit der Unterlagen bis 2006 reicht, wurden die jüngsten bis zum Ablauf von 30 Jahren für die Benutzung gesperrt, wenn sie Persönliches, also Korrespondenz und vertraulich überlassene Manuskripte enthalten. Das AV-Archiv verwahrt einige Mitschnitte der Fernsehreihe "Frauen im Hause Württemberg". Das Familienarchiv Decker-Hauff (Q 3/36 a) dokumentiert den familiären Hintergrund des Wissenschaftlers. Das Universitätsarchiv Tübingen verwahrt amtliche Unterlagen aus dem Institut für historische Landeskunde und historische Hilfswissenschaften aus der Zeit Decker-Hauffs. Diese Bestände wären gegebenenfalls parallel zu benutzen. Die Erschließung und Ordnung des Bestandes erfolgte zwischen August 2014 bis April 2016 durch den Unterzeichneten. Der Bestand enthält 2426 Verzeichnungseinheiten in ca. 29,50 lfd. m und hat eine Laufzeit von 1570-1916 für die gesammelten Unterlagen und von 1917-1997, 2006 für den eigentlichen Nachlass. Stuttgart, im April 2016 Dr. Peter Schiffer
4. Literatur: Personalakte Decker-Hauff EA 3/154 Bü 16 J 191 Decker-Hauff, Hansmartin (Zeitungsartikel) Gerd Tellenbach: Kritische Studien zur großfränkischen und alemannischen Adelsgeschichte, in: ZWLG XV 1956, S. 169-190 Franz Quarthal: Zum Leben und Werk von Hansmartin Decker-Hauff, in: ZWLG 52 1993, S. 535-546 Dieter Mertens: Mensch - Rhetorik - Geschichte. Zu Werk und Wirkung Hansmartin Decker-Hauffs, in: ZWLG 52 1993, S. 518-529 Spurensuche. Vorwiegend neuere Veröffentlichungen von Professor Dr. Hansmartin Decker-Hauff (1917-1992), zusammengestellt von Michael Klein, in: ZWLG 52 1993, S. 547-574 Klaus Graf: Der Mythos Staufer - Eine schwäbische Königsdynastie wird erinnert und instrumentalisiert, in: Schwäbische Heimat, 2010/3, S. 296-306, S. 303 ff.
- Reference number of holding
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Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Q 3/36 b
- Extent
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2535 VE (31,00 lfd. m)
- Context
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Nachlässe, Verbands- und Familienarchive >> Verbands- und Familienarchive >> Familienarchiv Decker-Hauff
- Indexentry person
- Date of creation of holding
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[1570-1916 ] 1917-1997, 2006
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rights
-
Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Last update
-
13.11.2025, 2:39 PM CET
Data provider
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Object type
- Bestand
Time of origin
- [1570-1916 ] 1917-1997, 2006