Bestand
Deutschnationaler Handlungsgehilfen-Verband (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Am 02.09.1893 wurde in Hamburg der Deutsche Handlungsgehilfenverband
gegründet. Ab dem 01.12.1895 trug er den Namen Deutschnationaler
Handlungsgehilfenverband. Die Verbandsbildung erfolgte im politisch
bewussten Gegensatz zur Sozialdemokratie. Der DHV war stark
antisemitisch geprägt. 1904 wurde eine Jugendabteilung gebildet und
1909 ein Jugendwanderbund im DHV gegründet: Fahrende Gesellen, Bund
für deutsches Wandern und Leben im DHV. Damit erlangte der DHV
bedeutenden Einfluss auf die deutsche Jugendbewegung. Seit 1919
gehörte der DHV zum Gesamtverband deutscher Angestelltengewerkschaften
(Gedag). Die Mitgliedschaft war in Orts- und Fachgruppen erfasst.
Gleichartige Fachgruppen bildeten auf der zentralen Ebene
Reichsfachgruppen, z. B.: Großhandel, Eisen- und Metallindustrie,
Einzelhandel, Banken, Chemische Industrie, Versicherungen. Die
Geschäftsreisenden waren im Bund reisender Kaufleute im DHV
organisiert. 1929 bestanden 42 Reichsfachgruppen. An der Spitze des
DHV stand der Verbandsvorsitzende, der mit zehn weiteren berufsamtlich
im Verband tätigen Mitarbeitern die Verwaltung bildete. Zur
Überwachung der Geschäftsführung wurde der Verwaltung ein Aufsichtsrat
(ständige Vertretung der Mitgliedschaft) zur Seite gestellt. Das
Verbandsgebiet umfasste 15 Gaue, die sich in Kreise und diese wiederum
in Ortsgruppen gliederten. Die Ortsgruppen unterteilten sich in
Zweigvereine und Fachgruppen analog der Reichsebene. Der DHV
entwickelte sich zur reichsweit größten Ange‧stelltengewerkschaft mit
rund 500.000 Mitgliedern im Jahre 1933; organisierte im März 1919 den
er‧sten großen Angestelltenstreik; mit der "Gleichschaltung" der
Gewerkschaften Anfang Mai 1933 übernahm das von Robert Ley gebildete
Aktionskomitee zum Schutze der deutschen Arbeit die Geschäfte; am 1.
Juli 1933 waren alle Angestelltenorganisationen in der Deut‧schen
Arbeitsfront eingegliedert. Vorsitzende waren Johannes Irwahn
(1893-1896), Wilhelm Schack (1896-1909), Hans Bechly (1910-1933) und
Max Habermann (1933).
Sitz:
Hamburg ab 1893
Presse:
"Deutsche Handelswacht" (Verbandsorgan 14-tägig)
"Blätter für junge Kaufleute"
(Jugendzeitschrift)
"Der deutsche Kaufmann im
Auslande" (Zeitschrift für Mitglieder im Ausland)
"Der reisende Kaufmann" (Halbmonatsschrift des Bundes der
reisenden Kaufleute im DHV)
"Der Kaufmann in
Wirtschaft und Recht" (sozialwiss. Zeitschrift des DHV)
"Welt des Kaufmanns" (betriebswirtschaftl.
Zeitschrift des DHV)
Darüber hinaus gaben die
Fachgruppen noch eigene Fachzeitschriften heraus:
"Der Kaufmann im Bankgewerbe"
"Der
Kaufmann im Versicherungsgewerbe"
"Der Kaufmann
in der Chemischen Industrie"
"Berufsgewerkschaft" (für Behördenangestellte)
"Der Bergbauangestellte"
"Mitteilungen des
Allgemeinen Deutschen Buchhandlungsgehilfenverbandes"
etc.
Mitglieder:
1894: 76
1898: 18.277
1900: 40.205
1903:
50.216
1907: 107.668
1913: 148.079
1924: 254.032
1927: 316.612
1928:
346.703
1929: 379.590
1930 (01.07.): 401.000
Das Archiv des DHV
wurde 1920 in Berlin als Zentralarchiv gegründet, geht in seinen
Anfängen jedoch in die Zeit um die Jahrhundertwende zurück. Für den
Aufbau und die Gliederung des Zentralarchivs wurde ein sachlich
gegliedertes Schlagwortverzeichnis geschaffen, das 1922 als
"Sachweiser für die Bücherei und Aktenanlage" im Druck erschien.
1926 wurde mit der Verlegung einer Reihe von
Vorstandsabteilungen nach Hamburg auch der Hauptteil des Archivs
dorthin überführt, so daß es von diesem Zeitpunkt an ein Zentralarchiv
in Hamburg und ein Zweigarchiv in Berlin gab. Das Zentralarchiv war
zuständig für die Arbeitsbücherei, die Broschüren- und
Zeitschriftensammlung und die Aktenanlage. Bei der Aktenanlage handelt
es sich um ein umfangreiches Pressearchiv, ca. 5.300 AE. Neben dem
Pressearchiv existierte ein "Biographisches Archiv" mit 8.665
Personalnachweisen, darunter 4.500 zu Persönlichkeiten des
öffentlichen Lebens.
Das Archiv ist von
Verbandsangestellten und -mitgliedern, aber auch von Studenten und
Wissenschaftlern benutzt worden. 1927 wurde ein Lesesaal mit einer
umfangreichen Handbibliothek eingerichtet.
Nach
Zerschlagung der freien Gewerkschaften am 2. Mai 1933 durch die
Nationalsozialisten sowie Auflösung der christlichen und
Hirsch-Dunkerschen Gewerkschaften im Laufe des Jahres 1933 gelangten
deren Unterlagen in das spätere Hauptarchiv der NSDAP und das
Zentralarchiv der Deutschen Arbeitsfront (DAF). Dazug ehört zum
Beispiel die Sammlung des Gewerkschafters Johannes Sassenbach (NS 26/
792, 2160, 2312, 2342). Vgl. Findbuch des Bestandes NS 26 Hauptarchiv
der NSDAP, Bestandsverzeichnis, Abschnitt 20.4
Gewerkschaften.
Bearbeitungshinweis: Ein
Teilbestand wird von der SAPMO mit der Signatur RY 49 verwahrt, der
andere von der Abteilung R unter der Signatur R 8067.
Bestandsbeschreibung: Bei den
vom Zentralarchiv des FDGB in der Historischen Abteilung
zusammengefassten Beständen handelt es sich um Restbestände
verschiedener Provenienzen, die zu den seit 1935 im Zentralarchiv der
Deutschen Arbeitsfront zusammengeführten Unterlagen gehörten. Die
durch kriegsbedingte Verluste stark reduzierten Bestände wurden
1945/1946 dem FDGB übergeben. In der Folgezeit wurden die Bestände
durch lokale Provenienzen und Kopien aus anderen Archiven
ergänzt.
Aufgaben und Organisation:
Am 02. September 1893 wurde der Deutsche
Handlungsgehilfenverband in Hamburg gegründet, der ab dem 01. Dezember
1895 den Namen Deutschnationaler Handlungsgehilfenverband (DHV) trug.
Die Verbandsbildung erfolgte in politischem Gegensatz zur
Sozialdemokratie. Der DHV war antisemitisch geprägt.
1904 wurde eine Jugendabteilung gebildet, und 1909 erfolgte die
Gründung des Jugendwanderbundes im DHV: "Fahrende Gesellen, Bund für
deutsches Wandern und Leben im DHV". Damit erlangte der DHV
bedeutenden Einfluß auf die deutsche Jugendbewegung.
Seit 1919 gehörte der DHV zum Gesamtverband deutscher
Angestelltengewerkschaften (Gedag).
Die
Mitgliedschaft war nicht nur in Ortsgruppen, sondern auch in
Fachgruppen erfaßt. Die gleichartigen Fachgruppen bildeten eine
Reichsfachgruppe (z.B. Großhandel, Eisen- und Metallindustrie,
Einzelhandel, Banken, Chemische Industrie, Versicherungen). Die
Geschäftsreisenden waren im Bund reisender Kaufleute im DHV
organisiert. 1929 bestanden 42 Reichsfachgruppen.
An der Spitze des DHV stand der Verbandsvorsitzende, der mit zehn
weiteren berufsamtlich im Verband tätigen Mitarbeitern die Verwaltung
bildete.
Zur Überwachung der Geschäftsführung
wurde der Verwaltung ein Aufsichtsrat (ständige Vertretung der
Mitgliedschaft) zur Seite gestellt.
Das
Verbandsgebiet umfaßte 15 Gaue, die sich in Kreise und diese wiederum
in Ortsgruppen gliederten. Die Ortsgruppen unterteilten sich in
Zweigvereine und Fachgruppen.
Vorsitzende:
Johannes Irwahn 1893 -
1896
Wilhelm Schack 1896 - 1909
Hans Bechly 1910 - 1933
Max
Habermann 1933
Sitz:
Hamburg ab 1893
Presse:
"Deutsche Handelswacht" (Verbandsorgan 14-tägig)
"Blätter für junge Kaufleute"
(Jugendzeitschrift)
"Der deutsche Kaufmann im
Auslande" (Zeitschrift für Mitglieder im Ausland)
"Der reisende Kaufmann" (Halbmonatsschrift des Bundes der
reisenden Kaufleute im DHV)
"Der Kaufmann in
Wirtschaft und Recht" (sozialwiss. Zeitschrift des DHV)
"Welt des Kaufmanns" (betriebswirtschaftl.
Zeitschrift des DHV)
Darüber hinaus gaben die
Fachgruppen noch eigene Fachzeitschriften heraus:
"Der Kaufmann im Bankgewerbe"
"Der
Kaufmann im Versicherungsgewerbe"
"Der Kaufmann
in der Chemischen Industrie"
"Berufsgewerkschaft" (für Behördenangestellte)
"Der Bergbauangestellte"
"Mitteilungen des
Allgemeinen Deutschen Buchhandlungsgehilfenverbandes"
etc.
Mitglieder:
1894: 76
1898: 18.277
1900: 40.205
1903:
50.216
1907: 107.668
1913: 148.079
1924: 254.032
1927: 316.612
1928:
346.703
1929: 379.590
1930 (01.07.): 401.000
Inhaltliche Charakterisierung:
Das Archiv des Deutschnationaler Handlungsgehilfen-Verband (DHV) wurde
1920 in Berlin als Zentralarchiv gegründet, geht in seinen Anfängen
jedoch in die Zeit um die Jahrhundertwende zurück. Für den Aufbau und
die Gliederung des Zentralarchivs wurde ein sachlich gegliedertes
Schlagwortverzeichnis geschaffen, das 1922 als "Sachweiser für die
Bücherei und Aktenanlage" im Druck erschien.
1926 wurde mit der Verlegung einer Reihe von Vorstandsabteilungen
nach Hamburg auch der Hauptteil des Archivs dorthin überführt, so daß
es von diesem Zeitpunkt an ein Zentralarchiv in Hamburg und ein
Zweigarchiv in Berlin gab. Das Zentralarchiv war zuständig für die
Arbeitsbücherei, die Broschüren- und Zeitschriftensammlung und die
Aktenanlage. Bei der Aktenanlage handelt es sich um ein umfangreiches
Pressearchiv, ca. 5.300 AE. Neben dem Pressearchiv existierte ein
"Biographisches Archiv" mit 8.665 Personalnachweisen, darunter 4.500
zu Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens.
Das Archiv ist von Verbandsangestellten und -mitgliedern, aber
auch von Studenten und Wissenschaftlern benutzt worden. 1927 wurde ein
Lesesaal mit einer umfangreichen Handbibliothek eingerichtet.
Nach Zerschlagung der freien Gewerkschaften am 2. Mai
1933 durch die Nationalsozialisten sowie Auflösung der christlichen
und Hirsch-Dunkerschen Gewerkschaften im Laufe des Jahres 1933
gelangten deren Unterlagen in das spätere Hauptarchiv der NSDAP und
das Zentralarchiv der Deutschen Arbeitsfront (DAF). Dazug ehört zum
Beispiel die Sammlung des Gewerkschafters Johannes Sassenbach (NS 26/
792, 2160, 2312, 2342). Vgl. Findbuch des Bestandes NS 26 Hauptarchiv
der NSDAP, Bestandsverzeichnis, Abschnitt 20.4 Gewerkschaften.
Überliefert sind u.a.:
-
Abschrift des Gesetzes über das Lehrlingswesen in Dänemark
- Sammlung politischer Karikaturen
- Unterlagen zur Wirtschaftslage
-
Verzeichnis der Bücherei des Verbandes
Erschließungszustand:
Publikationsfindbuch, Onlinefindbuch
Umfang, Erläuterung: 21
AE
Zitierweise: BArch RY
49/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch RY 49
- Umfang
-
21 Aufbewahrungseinheiten; 0,8 laufende Meter
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Organisationen, Verbände und Wirtschaftsunternehmen >> Wirtschaft, Finanzen, Landwirtschaft, Bau, Verkehr, Umwelt
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Deutschnationaler Handlungsgehilfen-Verband (DHV), 1893-1933
Entstanden
- 1889-1931