Zeichnung

Zwei Kriegsknechte und ein reitendes Paar

Für eine frühe Zeichnungen Hans von Kulmbachs, die in der Regel ganz auf den Bildvordergrund orientiert sind, zeigt die Darstellung der Vorderseite eine erstaunlich Tiefenentwicklung. Zwei plaudernde Landsknechte, deren Füße und Waffen kurze Schlagschatten auf den Boden werfen, stehen deutlich vor einem Paar zu Pferde, das sich seinerseits vor einer karg bewachsenen Grasnarbe bewegt. Die Dame sitzt rücklings und weit über den Pferderücken gerutscht hinter dem geckenhaften Reiter mit federgeschmücktem Hut, kurzem Reiterwams, Stiefeln und Sporen auf einem gemessenen Schrittes nach rechts trabenden Pferd. Es ist nicht eindeutig zu entscheiden, ob zwischen den beiden Gruppen ein thematischer Zusammenhang besteht. Auf jeden Fall überwiegt der Musterbuchcharakter dieser Darstellung, denn Hans von Kulmbach vermied es, Umrisse zu überschneiden. So ragt zwar das Schwert des rechten Landsknechts über den Pferdekontur hinweg, aber an dieser Stelle setzt die Durchzeichnung aus, so daß der verknotete Schwanz des Rappen wie auch seine Satteldecke problemlos zu studieren sind. Die Federzeichnung weicht zum Teil erheblich von den zuvor mit schwarzem Stift vorgerissenen Figurenskizzen ab. Charakteristische anatomische Unstimmigkeiten blieben aber auch in der fixierten Federzeichnung erhalten. Das linke Bein des Hellebardiers ist merklich verzeichnet, mit hoch ansetzendem, aber viel zu kurzen Oberschenkel, sehr hochsitzendem Knie und überlangem Unterschenkel sowie einem stark verkürzt dargestellten Fuß. Die Gesichtskonturen des Hellebardiers zeigen zahlreiche Pentimente, - Nase, Lippen und Kinn sind doppelt übergangen, und die rechte Gesichtshälfte des Landsknechts klappt geradezu platt nach vorn. Und auch sein Gesprächspartner ist nicht in allen Teilen überzeugend gestaltet, so sitzt seine rechte Schulter, deren Arm er seinem Gegenüber auf die Schulter legt, merklich zu tief. Und zu guter Letzt greift Kulmbach auch in der Reitergruppe zu einem nicht ganz überzeugenden Hilfsmittel, um die rücklings hinter ihrem Kavalier sitzende Dame zu charakterisieren. Ihre Haube ist nur ganz leicht aus der strengen Rück- in die Schrägansicht gedreht, derweil das Gesicht der Dame im strengen Profil gegeben ist. Diese charakteristischen Verzeichnungen teilt das Blatt mit anderen Werken aus der Frühzeit des Meisters. Text: Michael Roth in: Kunstsinn der Gründerzeit. Meisterzeichnungen der Sammlung Adolf von Beckerath. Kupferstichkabinett Staatliche Museen zu Berlin 30.11.2002 - 23.3.2003. Berlin 2002, S. 110f., Kat. 40 (mit weiterer Literatur)

Material/Technik
Feder in Braun, über Vorzeichnung mit schwarzem Stift
Maße
Höhe x Breite: 21,3 x 31,3 cm
Standort
Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin
Inventarnummer
KdZ 5295

Klassifikation
Zeichenkunst

Ereignis
Herstellung
(wer)
(wann)
um 1505

Rechteinformation
Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin
Letzte Aktualisierung
03.03.2023, 08:33 MEZ

Objekttyp


  • Zeichnung

Beteiligte


Entstanden


  • um 1505

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