Porzellanfigur

Liebespaar in der Laube

Auf einem weißen, mit Gold verzierten Rocaillesockel sitzt in einer Laube ein junges Paar auf einer Bank. Die filigrane Rocaille-Sitznische besteht aus einem grünen Rocaillegitter und einem purpur- und goldverzierten Rocaillerahmen. Vor dem Jüngling erwächst aus dem Sockel ein Schnörkelpostament, auf dem ein mit Trauben gefüllter Korb steht. Der Jüngling hat die nach links gerichteten Beine übereinandergeschlagen und wendet sich mit einer Drehung von Oberkörper und Kopf der neben ihm sitzenden Dame zu. Gleichzeitig schenkt er mit seiner rechten Hand Wein aus einer Karaffe in das Glas, das sie ihm hinter seinem Rücken mit der ausgestreckten Rechten reicht. Seine und ihre linke Hand sind zärtlich ineinandergelegt.
Der junge Mann trägt ein weißes, am Ausschnitt gerüschtes Hemd, welches in eine hellpurpurne Kniehose, mit weißem Umschlag an den Knien, gesteckt ist. Die Rüschen-Ärmelabschlüsse des Hemdes schauen unter dem darüber getragenen weißen Rock mit goldenen Ziernähten und goldenem Blumenprint hervor. An den Füßen trägt er weiße Schuhe mit lachsfarbener Sohle und Ziernähten. Der Kopf wird durch eine locker aufgesetzte, weiße Mütze bedeckt und offenbart die darunter liegenden, graubraunen, kurzen Locken. Die Dame trägt ein verspieltes, langes, weißes Kleid mit einem vertikalen, abwechselnden Blumenprint und zickzack-gestreiften Muster. Durch den großzügigen Ausschnitt, der mittig in einer goldenen Blume endet, knüpfen weitgeschnittene Puffärmel mit Rüschensaum an. Dadurch wird das Dekolleté betont. Leicht hochgezogene Falten am Rock offenbaren die weißen, mit purpurnen Ziernähten und Sohlen bestückten Schuhe, auf denen jeweils eine goldene Schnürschleife mittig thront. Die Frau trägt hellgraues, hochgestecktes Haar.
Als Vorlage für die Porzellangruppe diente der 1751 von François Joullain (1697–1778) geschaffene Kupferstich „Le Déjeuné, ou l´Alliance de l´Amour et du Vin“, der ein heute als „Die Liebenden“ bezeichnetes Ölgemälde Jean-Marc Nattiers (1685–1766) aus dem Jahre 1744 wiedergibt (München, Alte Pinakothek). Lanz ergänzte die dreiviertelfigurige Darstellung der Vorlage zu einer ganzfigurigen Komposition. Die ersten Ausformungen der Gruppe mit Lebkuchensockel und ohne Laube stammen noch aus der Straßburger Zeit. Das Benrather Exemplar wiederum ist erst um 1771-72 und damit lange nach Lanz’ Ausscheiden aus der Manufaktur entstanden. Gleichwohl hat Lanz nach Ausweis einiger Vergleichsstücke, die mit der Löwenmarke versehen sind, das in der Vorlage nicht vorgebildete Motiv der nischenartigen Rokoko-Laube noch selbst eingeführt. Die Anregung kam wohl aus Meissen, wo das Hinterfangen von Figuren mit ornamental aufgefassten Laubenarchitekturen bereits um 1750 gebräuchlich war.

Bearbeiterin: Alina Wetzel

BEN.B 215 - Liebespaar in der Laube | Urheber*in: Lanz, Johann Wilhelm; Porzellanmanufaktur Frankenthal / Rechtewahrnehmung: Stiftung Schloss und Park Benrath; Foto: Walter Klein, Jochen Stapel

Urheberrechtsschutz

Alternativer Titel
Liebespaar in der Laube (Kurztitel)
Standort
Stiftung Schloss und Park Benrath
Inventarnummer
BEN.B 215
Maße
(H x B x T): 31,5 × 20,3 × 14,6 cm
Material/Technik
Porzellan, mit Muffelfarben bemalt, Vergoldung
Inschrift/Beschriftung
Stempel/Zeichen: Blaumarke: CT (Ligiert) mit Kurhut, 71

Ereignis
Entwurf
(wer)
Ereignis
Herstellung
(wer)
(wo)
Frankenthal
(wann)
1771

Geliefert über
Letzte Aktualisierung
02.12.2025, 09:54 MEZ

Datenpartner

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Objekttyp

  • Porzellanfigur

Entstanden

  • 1771

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