Bestand
Garantie- und Kreditbank AG (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Sowjetische Geschäftsbank in Deutschland; 1941 unter die Verwaltung des
Reichskommissars für feindliches Vermögen gestellt und ohne
Geschäftstätigkeit; 1946 Wiederaufnahme der Tätigkeit mit direkter
Unterstellung unter die Finanzabteilung der SMAD; führte den
Finanzhaushalt der SMAD; verantwortlich für die Abrechnung von
Reparationen; war kontoführende Bank für die "Sowjetischen
Aktiengesellschaften" und sonstigen Betriebe, gewährte Kredite und
ermöglichte Sparverkehr; in der SBZ einzige mit Außenhandelsgeschäften
betraute Bank; 1956 Abwicklung und Übergabe der Aufgaben an die Deutsche
Notenbank (-DN 6).
Bestandsbeschreibung: Sowjetische
Geschäftsbank in Deutschland; 1941 unter die Verwaltung des
Reichskommissars für feindliches Vermögen gestellt und ohne
Geschäftstätigkeit; 1946 Wiederaufnahme der Tätigkeit mit direkter
Unterstellung unter die Finanzabteilung der SMAD; führte den
Finanzhaushalt der SMAD; verantwortlich für die Abrechnung von
Reparationen; war kontoführende Bank für die "Sowjetischen
Aktiengesellschaften" und sonstigen Betriebe, gewährte Kredite und
ermöglichte Sparverkehr; in der SBZ einzige mit Außenhandelsgeschäften
betraute Bank; 1956 Abwicklung und Übergabe der Aufgaben an die Deutsche
Notenbank ( DN 6).
Inhaltliche Charakterisierung: Der
Verbleib von Schriftgut aus der Zeit von 1923-1941 war nicht zu
ermitteln, so befindet sich im Bundesarchiv ausschließlich die
Überlieferung aus der Zeit von 1945 bis 1956. Dies betrifft sowohl
Unterlagen der Zentrale Berlin als auch die der Filialen. Der Bestand
spiegelt die Tätigkeitsfelder der Bank umfassend wider.
Es sind vorhanden: Bilanz- und Geschäftsunterlagen,
Kreditvereinbarungen, Akkreditive, SAG-Bilanzkontenführung, Grundsätze
zum Außenhandelsgeschäft, Auslands- und innerdeutsche Verrechnungen,
Zahlungsnachweise für sogenannte „Spezialisten", einschließlich
Namenskarteien, Verbindungen zu ausländischen Banken sowie Schriftwechsel
innerhalb der Bank, mit der SMAD und mit staatlichen Stellen der
DDR.
Im Bundesarchiv kommen für weiterführende
Recherchen in erster Linie die Archivbestände DN 1 Ministerium der
Finanzen und DN 6 Deutsche Notenbank in Betracht. Auch die im
Bundesarchiv vorliegende verfilmte Überlieferung der SMAD aus dem
Staatsarchiv der Russischen Föderation in Moskau (GARF) sollte einbezogen
werden (Bestand Z 47 F).
Erschließungszustand:
Online-Findbuch
Vorarchivische Ordnung: 1.
Aufgaben, Organisation und Arbeitsweise der Bank[1]
Die Gründung der Garantie- und Kreditbank erfolgte 1923, nach dem
die Staatsbank der UdSSR die Aktien der 1899 gegründeten Vereinsbank
Naundorf, Kreis Grimma im Nominalbetrag von 100 Mio. Mark erwarb. Die
Bank firmierte als Garantie- und Kreditbank für den Osten
(Garkrebo).
Bei Ausbruch des 2. Weltkrieges betrug
das Kapital 300.000, - Reichsmark. Zu ihren Aufgaben gehörte in erster
Linie die Abwicklung der Export- und Importgeschäfte zwischen der UdSSR
und Deutschland.
Im Juni 1941 wurde der Vorstand
der Bank verhaftet und ab 2. August 1941 ein Treuhänder gestellt. Kurt
Schulz war während der Treuhandschaft mit der Abwicklung von Konten
befasst. Einige Jahre später war die Bank dem Generalverwalter des
sowjetischen staatlichen Vermögens in Deutschland, Clausen
unterstellt.
Die formale Wiederaufnahme der
Tätigkeit erfolgte am 27. Mai 1945.
Am 16. Januar
1946 erteilte Armeegeneral Sokolowski die Genehmigung zur Wiederaufnahme
der Geschäftstätigkeit der Bank als Aktiengesellschaft. Die Bank
unterstand direkt der Sowjetischen Militäradministration in Deutschlands
(SMAD). Die 1. Hauptversammlung der Aktionäre fand am 7. 2. 1946 in den
nach Teilzerstörung hergerichteten Räumen in der Jägerstr. 49/50 in
Berlin statt.
Die Firmierung als Garantie- und
Kreditbank AG begann mit einer Kapitalausstattung von 150 Mio. Reichsmark
(RM). In der Hauptversammlung der Aktionäre am 29.12.1947 wurde die
Herabsetzung des Kapitals im Verhältnis 1:3 auf 50 Mio RM ( ab 6.11.1948
im Verhältnis 1:1 umgerechnet in Mark der Deutschen Notenbank)
beschlossen.
Zur personellen Besetzung:
Aufsichtsratsvorsitzender: Wladimir SITNIN,
Stellvertreter des Vorsitzenden: Sergej GOROCHOCH.
Vorstandsvorsitzender: Jakob PIWKIN.
1953 gab es personelle Änderungen:
Aufsichtsratsvorsitzender wurde Wassilij SERGEJEW,
Vorstandsvorsitzender Pawel JANUSCHKOWITSCH und stellvertretender
Vorstandsvorsitzender Pawl BUGROW.
Die
Geschäftstätigkeit wurde aufgrund der Monopolstellung der Bank mit ihrer
alleinigen Zuständigkeit für die finanzielle Abwicklung der
Außenhandelsgeschäfte in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands
seit Ende 1946 stark ausgebaut:
Folgende Filialen
wurden zu den genannten Zeiten gebildet bzw. geschlossen oder
organisatorisch verändert:
SitzEröffnungSchließungChemnitzOkt. 1946Juni 1949DresdenDez.
1946Dez. 1953ErfurtOkt. 1946Dez. 1953HalleOkt. 1946Dez. 1953Leipzig Feb.
1947Dez. 1953Magdeburg Nov. 1946Juni 1949Potsdam März 1947Juni
1949Saalfeld Okt. 1946Juni 1949Schwerin Sept. 1947Juni 1951,
Wiederaufnahme der Tätigkeit in Magdeburg im Juni 1951, geschlossen Dez.
1953Zella-MehlisOkt. 1946Aug. 1947
· Zu den
Aufgaben[2] gehörte außerdem:
· Abwicklung der
Konten des Finanzhaushaltes der Sowjetischen Militäradministration in
Deutschlands (SMAD)
· Abrechnung von
Reparationszahlungen
· Abwicklung von
Kriegsgefangenenzahlungen und solche der „deutschen Spezialisten"
(deutsche Wissenschaftler, Ingenieure und Experten bestimmter Bereiche,
die ihre Kenntnisse und Arbeitsergebnisse der UdSSR zur Verfügung stellen
mussten)
· Beschaffung der laufenden Betriebs- und
sonstigen Kredite für die in sowjetischer Hand befindlichen Betriebe
(Sowjetische Aktiengesellschaften - SAG)
·
Abwicklung der Bankgeschäfte für die sowjetischen Handelgesellschaften
und andere sowjetische Stellen, Ermöglichung von Sparverkehr
Organisatorische Struktur der Zentrale Berlin[3]:
· Direktion (Vorstand und Mitarbeiter des
Vorstandes)
· Kredit-Abt.
·
(Quartalsmeldungen an die DNB, Festlegung des Kreditlimits, Richtsatzplan
(Normative)
· Organisations- und
Revisions-Abt.
· (Ausführung von Anweisungen der
DNB mit Ausnahme von Kredit-Anweisungen, einschließlich Kassenprüfungen
nach Anweisung durch die Direktion der Garkrebo), Postenstatistik,
Formulargestaltung
· Kasse (unter oberster
Aufsicht des Aufsichtsrates, falls nicht Kontrolle durch Operativ-Abt. ,
Abstimmung mit Buchhaltung, Tresorgewalt, 1953 kaum noch Geschäfte mit
Bargeld)
· Operative Abt.
·
(früher auch Korrespondenz-Abt., Erledigung des Verrechnungs- und
Giroverkehrs, z. B. Kontoeröffnung, Vollmachtprüfung, etc.)
·
·
·
Akkreditiv- und Auslands-Überweisungs-Abt.
·
(größte Abt. der Bank, früher auch Dokumenten -Abt., Abwicklung des
gesamten Im- und Exportgeschäftes (Akkreditive und Inkassi=
Außenhandelsverrech-nungen, Interzonenverrechnungen, Überweisungen,
zentrale Barakkreditive, Valuta-Überweisungen,
Spezialistenzahlungen)
· Buchhaltung
· (Anfertigung von Bilanzen, Steuern, täglicher Status,
Kontenüberwachung, Verwaltung Inventar, etc. )
·
Allgemeine Abt.
· (Sekretariate, Personal-Abt.,
Registratur, Archiv, Fernschreiber, Dolmetscher)
·
Wirtschafts-Abt.
· (früher Grundstücks-Abt.,
Verwaltung, Fuhrpark, Inventar, Beleuchtung)
·
Büro für Gegenseitige Verrechnungen
(seit Dez.
1951, zuvor SAG-Clearing, selbständiges Büro im Hause der Garkrebo, das
nicht als Abt. der Bank galt. Hier wurden Forderungen mit Verpflichtungen
der Teilnehmer gegenseitig verrechnet und die Salden der Verrechnung
entweder den Konten der Teilnehmer in der Garkrebo bzw. anderen
Kreditinstituten gutgebracht oder zur Last geschrieben. Ggf. mussten
Kredite hierfür gewährt werden. Die Verrechnungen erfolgten alle 5
Tage.
Mit der Gründung der DDR 1949 und der
Umbildung der SMAD in die Sowjetische Kontrollkommission ging ein
wesentlicher Teil der Aufgaben der Garkrebo verloren, ebenso bei der
Übergabe der SAG-Betriebe in die Verantwortung der DDR 1953.
Zum Beginn des Jahres 1956 trat die Garkrebo in
Verhandlungen mit der Deutschen Notenbank der DDR (DNB) wegen des
Verkaufs der Bank. Im „Vertrag für die Übergabe der Aktiva und Passiva
der Bilanz und das bewegliche und unbewegliche Vermögen der Garantie- und
Kreditbank AG nach dem Stande zum 1. Juli 1956"[4] heisst es: Im
Zusammenhang mit der Auflösung der Garkrebo erwirbt die DNB im
Einverständnis mit dem Ministerrat der DDR von der Garkrebo das gesamte
bewegliche und unbewegliche Vermögen, wie es sich aus der dem Vetrag
beigefügten Bilanz ergibt, gegen Bezahlung des Kaufpreises im Betrag des
für jeden einzelnen Gegenstand festgelegten Bilanzwertes und andere
Aktiven der Bilanz nach dem Stande zum 1. Juli 1956. In Übereinstimmung
hiermit beträgt der Gesamtwert der Anschaffung DM 47.436.451,12 (Summe
handschriftlich zugesetzt)."
2.
Bestandsgeschichte
Die Unterlagen der Zentrale der
Garkrebo sowie die ihrer Filialen gingen durch den Verkauf der Bank 1956
vollständig in die Verantwortung der Deutschen Notenbank über. Sie wurden
von deren Nachfolgerin, der Staatsbank der DDR, Ende der 1960er Jahre an
die Staatliche Archivverwaltung des Min. des Innern der DDR ebenso
vollständig übergeben und von dieser in einem Depot im Schloss
Dornburg/Anhalt unbearbeitet eingelagert. In den 1980er Jahren
beauftragte die Staatliche Archivverwaltung Mitarbeiter des Zentralen
Staatsarchivs Potsdam (ZStA), u. a. Frau Margret Fruth, mit der
sukzessiven Bearbeitung des Bestandes beginnend mit den Unterlagen der
Zentrale Berlin.
Im Oktober 1990 erfolgte durch
den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland und der Übernahme des
ZStA in das Bundesarchiv auch die Übergabe der Überlieferung der
Garkrebo.
3. Archivische Bearbeitung:
Nach der Auflösung des Depots in Dornburg/Anhalt wurde
die Überlieferung in das Archivdepot des Bundesarchivs in Coswig/Anhalt
überführt. Die Erschließungsarbeiten, die bereits in Dornburg begonnen
hatten, wurden dort weitergeführt, im Wesentlichen von Frau Uta
Wittkowsky. Als erster Schritt setzten umfangreiche Bewertungsarbeiten
ein, die dazu führten, dass sich der Umfang der Überlieferung von
ursprünglich ca. 1000 laufenden Metern (lfm) auf ca. 150 lfm (ca. 5700
Akteneinheiten) reduzierte.
Kassiert wurden sowohl
aus den Unterlagen der Zentrale als auch aus denen der Filialen:
· Belegschriftgut zur Kontoführung
· Inkassoaufträge und -operationen
·
Quartalskassenpläne
· Schriftwechsel zur
Kassenplanung und Kontoführung
·
Überweisungsnachweise
· Prüfungsprotokolle für die
Kassendisziplin
· Rechnungseinzugsverfahren
· Belege für Lohn- und Gehaltszahlungen
· Tagesauszüge
· Schriftwechsel
zwischen der Zentrale und den Filialen bzw. zwischen den Filialen
· Innerbetriebliche Bilanzauszüge und
-abstimmungen
· Allgemeines und
Verwaltungsschriftgut
Als Ergebnis entstanden
strukturell geordnete Karteien, jeweils zur Zentrale der Garkrebo und zu
den einzelnen Filialen. Diese Karteien wurden 2007 durch die genannte
beauftragte Firma auf dem Wege der Retrokonversion in eine Online-Fassung
umgesetzt.
[1] BArch: DN 4, Signatur 1484
[2] Rainer Karlsch: „Eine wichtige neue Quelle für die
Wirtschaftsgeschichte der SBZ/DDR von 1945 -
1955.
Der Bestand der Garantie- und Kredtbank AG". In: Archivmitteilungen NR.
3/1993, S. 107 - 108
[3] BArch: DN 4, Signatur
1484
[4] BArch: DN 4, Signatur 253
Zitierweise: BArch DN
4/...
- Reference number of holding
-
Bundesarchiv, BArch DN 4
- Extent
-
4956 Aufbewahrungseinheiten; 133,0 laufende Meter
- Language of the material
-
deutsch
- Context
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Deutsche Demokratische Republik mit sowjetischer Besatzungszone (1945-1990) >> Finanzen
- Related materials
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Literatur: Karlsch, Rainer, Eine wichtige neue Quelle für die Wirtschaftsgeschichte der
SBZ/DDR von 1945 - 1955. Der Bestand der Garantie- und Kredtbank AG,
in: Archivmitteilungen Nr. 3/1993, S. 107 - 108
Karlsch, Rainer, Die Garantie- und Kreditbank AG - Hausbank der Besatzungsmacht in der SBZ/DDR von 1946 bis 1956, in: Bankhostorisches Archiv. Zeitschrift für Bankengeschichte. Bd. 18, 1992, S. 59
- Provenance
-
Garantie- und Kreditbank AG, 1946-1957
- Date of creation of holding
-
1946 - 1956
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
16.01.2024, 8:43 AM CET
Data provider
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Object type
- Bestand
Associated
- Garantie- und Kreditbank AG, 1946-1957
Time of origin
- 1946 - 1956