Bestand

Regierung Arnsberg / Einbürgerungen, Namensänderungen, Optionen (Bestand)

K 101,03: Namensänderungen 1811-1979, K 101,04: Optionen 1921-1936, K 101,05: Einbürgerungen 1922-1996.

Bestandsgeschichte: Die Entscheidung über den Antrag auf Einbürgerung lag lange beim Regierungspräsidenten. Bis 1973 wurden die Akten nach der Entscheidung an die jeweilige Kreis- bzw. Ortsbehörde (Antragstellung dort) zurückgegeben. Diese Akten mussten auf Erlass des Innenministers gesammelt an die damaligen Staatsarchive in NRW abgegeben werden (heute Bestände K 402-K 449). Immer mehr Zuständigkeiten gingen an die Kommunen über. Seit 1990 sind die Kommunen für die Anspruchseinbürgerungen zuständig, seit 2008 auch vollständig für die Ermessenseinbürgerungen. Die Zuständigkeit für Namensänderungen liegt seit 1980 ebenfalls bei den Kommunen.

Form und Inhalt: In diesem Findbuch befinden sich die überlieferten General- und Einzelfallakten der 1922 zur Option aufgerufenen Einwohner des Regierungsbezirks Arnsberg. Mit Option ist die Abgabe einer einseitigen empfangsbedürftigen Willenserklärung über die Wahl einer Staatsangehörigkeit gemeint, die sofort eintritt und keines Einbürgerungsaktes bedarf.
Die hier überlieferten Optionen sind eine Folge der Artikel 85, 91 und 106 des Versailler Vertrags. Darin wurde den ehemaligen Reichsangehörigen, die ihren Wohnsitz auf den Polen oder der Tschechoslowakei zuerkannten Gebieten hatten (also auch die ehemals Freie Stadt Danzig), automatisch die polnische bzw. tschechoslowakische Staatsangehörigkeit zugesprochen. Gleichzeitig wurde mit Ablauf von zwei Jahren nach Vertragsbeginn (also 1922) den über 18 Jahre alten Bewohnern der beiden Staatsteile ein Optionsrecht eingeräumt. Konkret waren dabei Polen deutscher Reichsangehörigkeit, die in Deutschland ihren Wohnsitz hatten, berechtigt, für die polnische Staatsangehörigkeit zu optieren und anders herum. Allen Personen, die von dem Optionsrecht Gebrauch machten, stand es frei, innerhalb von zwölf Monaten ihren Wohnsitz in den Staat zu verlegen, für den sie optiert hatten.

In diesem Findbuch sind insgesamt 9420 (dünne) Einzelfallakten mit Optionserklärungen enthalten. Davon haben etwa zwei Drittel der Personen für Deutschland (D) und ein Drittel für Polen (P) optiert. Die Einzelfallakten wurden 1964 durch den Angestellten Klossok alphabetisch geordnet und verzeichnet. Im November 2009 fand die Retrokonversion des analogen Findbuchs statt. Neben den Einzelfallakten sind in diesem Findbuch 18 Generalakten zu den Optionsverfahren verzeichnet, die im ehemaligen Dezernat I 8 der Regierung Arnsberg erwachsen sind und 2013 aus dem Findbuch K 101,02/Regierung Arnsberg - Ordnungsrechtliche- und Staatshoheitsangelegenheiten in dieses Findbuch überführt wurden, um die Akten zu den Optionsverfahren hier zu bündeln. Die Laufzeit der Akten umfasst den Zeitraum 1921-1934, wobei der überwiegende Teil aus den 1922 entstandenen Einzelfallakten besteht. Die allgemeinen und personenbezogenen Schutzfristen sind abgelaufen, so dass die Akten ohne Einschränkungen für die Einsichtnahme zur Verfügung stehen.

Münster, Februar 2020
Cordula Rehr

Bestandssignatur
K 101 K 101,04
Umfang
ca. 18.480 Akten, Findbücher K 101,03 bis K 101,05.; 20.757 Akten, Findbücher K 101,03 bis K 101,05.
Sprache der Unterlagen
German

Kontext
Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen (Archivtektonik) >> 3. Behörden und Einrichtungen des Staates und der Selbstverwaltung nach 1816 >> 3.1. Innere Verwaltung (K) >> 3.1.2. Bezirksregierungen >> 3.1.2.1. Regierung Arnsberg >> Regierung Arnsberg
Verwandte Bestände und Literatur
Lippelt, Helmut, ”Politische Sanierung“. Zur deutschen Politik gegenüber Polen 1925/26, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 19. Jahrgang, 4. Heft (1971), S. 323-373; Rolf Grawert, Staat und Staatsangehörigkeit. Verfassungsgeschichtliche Untersuchung zur Entstehung der Staatsangehörigkeit, Berlin 1973; Michael Wagner-Kern, Staat und Namensänderung. Die öffentlich-rechtliche Namensänderung in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert (Beiträge zur Rechtsgeschichte des 20. Jahrhunderts, 35), Tübingen 2002; Helmut Schraven, Einbürgerungsakten der Bezirksregierungen, kreisfreien Städte und Kreise, in: Jens Heckl (Hg.), Unbekannte Quellen: "Massenakten" des 20. Jahrhunderts (Veröffentlichungen des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen 32), Düsseldorf 2010, S. 15-21.

Schätzel, Walter: Das deutsche Staatsangehörigkeitsrecht. Kommentar zu dem Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz vom 22. Juli 1913, den Staatsangehörigkeitsbestimmungen der Verfassungen und der Saarüberleitung und den Staatsangehörigkeitsregelungsgesetzen vom 22. Februar 1955 und 17. Mai 1956, 2. Aufl, Berlin 1958.
Lippelt, Helmut: "Politische Sanierung". Zur deutschen Politik gegenüber Polen 1925/26, in: Rothfeld, Hans und Theodor Eschenburg (Hrsg.): Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 19. Jahrgang, 4. Heft, Stuttgart 1971, S. 323-373.

Bestandslaufzeit
1811-1996

Weitere Objektseiten
Geliefert über
Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
Letzte Aktualisierung
23.06.2025, 08:11 MESZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. Abteilung Westfalen. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.

Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1811-1996

Ähnliche Objekte (12)