Bestand

Generalinspektor für Wasser und Energie (Bestand)

Bestandsbeschreibung: Der Generalinspektor für Wasser und Energie (GIWE) wurde durch Erlass vom 29. Juli 1941 (RGBl. I 467) zur Führung, Neuordnung und Beaufsichtigung des Energieaufbaues und der Energie- und Wasserwirtschaft eingesetzt. Er hatte die Stellung und Befugnisse eines Reichsministers und eines Preußischen Ministers. Seine Behörde war Oberste Reichsbehörde und Preußische Oberste Landesbehörde. Sie bestand bis zum 8. Mai 1945.

Durch denselben Erlass vom 29. Juli 1941 gingen mit wenigen Ausnahmen die Zuständigkeiten des Reichswirtschaftsministeriums auf dem Gebiete der Energiewirtschaft auf den GIWE über. Dieses Aufgabengebiet umfasste im Rahmen des Energiewirtschaftsgesetzes vom 13. Dez. 1935 (RGBl. I 1451) alle Organisationsfragen, die energiewirtschaftlichen Großplanungen, Bauvorhaben, Finanzierungsangelegenheiten, Sicherstellung der Gas- und Elektrizitätsversorgung sowie die - über das Gesetz hinausgehenden kriegsbedingten Maßnahmen.

Gleichzeitig wurden dem GIWE die Zuständigkeiten des Reichsministers für Ernährung und Landwirtschaft und des Reichsverkehrsministers auf dem Gebiete der Wasserwirtschaft übertagen. Weitere Einzelheiten wurden durch die Erlasse vom 11. Sept. 1941 (LwRMBl. S. 719, MBliV. S. 1719) und vom 1. Juni 1942 (LwRMBl. S. 754) geregelt.

Das Reichsverkehrsministerium blieb für den Verkehr auf den Wasserstraßen zuständig, wie in der Bekanntmachung vom 23. Sept. 1941 (RMBl. S. 251) festgesetzt wurde.

Die Abgrenzung der Aufgaben auf dem Gebiet des Gesundheits- und Wasserwesens zwischen dem Reichsministerium des Innern und dem GIWE wurde durch den Erlass vom 9. Aug. 1943 (MBliV. S. 1332, Mbl. Speer S. 87) geregelt.

Zum Generalinspektor für Wasser und Energie wurde durch Erlass vom 29. Juli 1941 (RGBl. I 467) der Reichsminister für Bewaffnung und Munition, Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen, Generalbevollmächtigte für die Regelung der Bauwirtschaft Dr.-Ing. Fritz T o d t (geb. 1891, gest. 8. Febr. 1942) ernannt.

Durch Bekanntmachung vom 15. Febr. 1942 (RGBl. I 80) wurde Nachfolger des tödlich verunglückten Dr. Todt Architekt Dipl.-Ing. Prof. Albert S p e e r (geb. 1905).

Das Aufgabengebiet des GIWE war in folgende Abteilungen gegliedert:

Abteilung Wasserstraßen,

Abteilung Wasserwirtschaft,

Landesanstalt für Gewässerkunde und Hauptnivellements,

Abteilung Energiewirtschaft.

Zu seinem Geschäftsbereich zählten:

1. Die Reichsstelle für die Elektrizitätswirtschaft (Reichslastverteiler Elektrizität), gegründet durch Verordnung vom 3. Sept. 1939 (RGBl. I 1607),

2. der Reichslastverteiler Gas, errichtet durch Verordnung vom 20. Sept. 1939 (RGBl. I 1856).

Dem GIWE waren zugeordnet:

1. Die Reichsgruppe Energiewirtschaft und ihre beiden Wirtschaftsgruppen Energieversorgung sowie Gas- und Wasserversorgung,

2. Der Sonderbeauftragte für die Energieeinsparung, berufen durch Verordnung vom 22. Juni 1943 (RGBl. I 366).

Weiterhin gehörten zum Geschäftsbereich des GIWE folgende Reichsunternehmungen:

Saaletalsperre AG Weimar,

Energieversorgung Oberschlesien AG,

Energiebau Ost GmbH,

Süddeutsche Ferngas AG,

Ferngas Schlesien AG.

Das Energiewirtschaftsgesetz vom 13. Dez. 1935 hatte alle früheren gesetzlichen Bestimmungen dieser Art abgelöst und diente der einheitlichen Führung der Energiewirtschaft (Elektrizität und Gas), dem wirtschaftlichen Einsatz der Energiearten im allgemeinen Interesse, der Sicherung des öffentlichen Einflusses, der Verhinderung volkswirtschaftlich schädlicher Auswirkungen des Wettbewerbs sowie der Förderung von Planungen und Bauvorhaben für den planmäßigen Ausgleich durch Verbundwirtschaft. Im Kriege wurde die Sicherung der allgemeinen Elektrizitäts- und Gasversorgung, insbesondere für die Rüstungsindustrie, in Deutschland und in den besetzten Gebieten zunehmend berücksichtigt.

Mit dem Erlass vom 29. Juli 1941 gingen alle Zuständigkeiten des Reichswirtschaftsministeriums im Bereiche der Energiewirtschaft auf den GIWE über. Seine Hauptaufgabe war es, die gesamte Energiewirtschaft durchgreifend für die Erfordernisse der Kriegswirtschaft zu konzentrieren.

Aus der Amtsübernahme durch Speer (15. Febr. 1942) ergab sich eine immer engere Verknüpfung der energiewirtschaftlichen Aufgaben mit der Rüstungsindustrie. Diese enge Verbindung des GIWE mit dem Reichsministerium Speer hatte auch eine Reihe von organisatorischen Veränderungen zur Folge und führte fast zu einer Aufspaltung der Aufgaben des GIWE.

Die Angelegenheiten der Wasserwirtschaft und Wasserstraßen blieben zwar unverändert. Dagegen sonderten sich die Fragen der Energiewirtschaft (Gas und Elektrizität) bald als selbständig ab. Die Entwicklung begann mit Sparmaßnahmen, die im August 1942 zur Errichtung der Energiestelle beim Rüstungslieferungsamt (im Reichsministerium Speer) führte (Nachr. Speer 1942 S. 99), und endete im August/September 1943 mit der Bildung des Amtes Energie beim Reichsministerium Speer (Nachr. Speer, Beilage nach Nr. 31). Dennoch blieb die Energiestelle für Sparmaßnahmen in einzelnen Betrieben weiterhin bestehen, ebenso die durch Erlass vom 11. Dez. 1942 eingerichtete Dienststelle Energieplanung (Nachr. Speer S. 198).

Das neue Amt Energie erfüllte alle Aufgaben der Lenkung und Führung der Elektrizitäts- und Gaswirtschaft, die sich aus den Verordnungen vom 3. Sept. 1939 (RGBl. I 1607) für die Sicherstellung der Elektrizitätsversorgung und vom 20. Sept. 1939 (RGBl. I 1856) zur Sicherstellung der Gasversorgung, sowie aus dem Erlass vom 6. Aug. 1943 (RGBl. I 479) für den kriegswirtschaftlich zweckmäßigsten Einsatz der Elektrizitätsbetriebe ergaben. Dem Amt Energie wurden unterstellt die beiden Reichslastverteiler Elektrizität und Gas sowie der Sonderbeauftragte für die Energieeinsparung (berufen durch Verordnung vom 22. Juni 1943, RGBl. I 366); zugeordnet waren die Reichsgruppe Energiewirtschaft mit ihren beiden Wirtschaftsgruppen Energieversorgung und Gas- und Wasserversorgung.

Bestandsgeschichte

Von dem Aktenmaterial des GIWE, das einmal beträchtlichen Umfang hatte, sind nur geringe Reste erhalten geblieben. Der größte Teil ist dem Luftkrieg zum Opfer gefallen. Was von den geretteten Resten den Zusammenbruch 1945 überdauert hatte und in amerikanische Hände gefallen war, gelangte 1947 zusammen mit Aktensplittern anderer energiewirtschaftlicher Provenienzen in die Dienststelle des Generallastverteilers für Elektrizität, von da 1955 teilweise in das Bundesministerium für Wirtschaft in Bonn und in das Bundesarchiv in Koblenz. Erst 1957 konnten alle Frankfurter Restbestände im Bundesarchiv vereinigt werden. Dazu kamen 1959 und 1960 noch einige Splitter, die sich unter den von den USA an die Bundesrepublik zurückgegebenen Akten des Reiches befunden haben.

Innerhalb der beiden Hauptgruppen Elektrizitätswirtschaft und Gaswirtschaft nehmen die Bauvorhaben in Deutschland und in den besetzten Gebieten den bedeutendsten Raum ein. Um des Zusammenhangs willen wurden möglichst alle Planungen und Bauvorhaben im Sinne der damaligen Energiepolitik nach Großwirtschaftsräumen geordnet.

Eine Sondergruppe stellen die Akten über die Erforschung und Nutzbarmachung der Windkraft dar.

Im Potsdamer Bestandsteil 46.04 waren die Abteilungen des GIWE Wasserbau- und Gewässeraufsicht (Abt. W I), Generalplanung und technisch-wissenschaftliche Angelegenheiten (Abt. W II), Wasserrecht (Abt. W III) sowie die Abteilung Energiewirtschaft und Akten zur Betriebskrankenkasse Speer überliefert.

Die vorhandenen Akten geben trotz lückenhafter Überlieferung mancherlei Einblicke in den Aufbau und die Pläne für die Neuordnung von Wirtschaft und Industrie im Großdeutschen Reich vom Beginn bis zum Ende der nationalsozialistischen Herrschaft 1933 - 1945. Hierzu sei besonders auf die energiewirtschaftlichen Beziehungen zum Ausland sowie auf die energie- und rüstungswirtschaftliche Nutzbarmachung der besetzten Gebiete einschließlich Italiens hingewiesen.

Besonderer Hinweis:

Durch Fahrlässigkeit der US-Truppen geriet die Hauptmasse der Akten zwischen 1945 - 1947 in Berührung mit einer stark gelb färbenden, bitteren, im Übrigen unbekannten Chemikalie. Bei Benutzung der Akten ist daher eine gewisse Vorsicht geboten.

Archivische Bearbeitung

Der Koblenzer Bestand R 4 wurde 1957/58 im Bundesarchiv von Frau Hedwig Singer unter Anleitung von Archivrat Dr. Facius geordnet und verzeichnet. Die Ordnungsarbeit wurde im September 1961 mit der Einreihung der mit mehreren Ablieferungen aus den USA zurückgelangten Stücke beendet.

Die Akten des Generalbevollmächtigten für die Energiewirtschaft (Dienststelle des Beauftragten für den Vierjahresplan, die Anfang 1942 auf den Generalinspektor für Wasser und Energie überging) wurden in den Bestand integriert und weisen die Signaturen R 4604/541 bis 550 auf. Das Schriftgut ist vom Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin-Dahlem, an das Bundesarchiv abgegeben worden (vgl. Dienstakten des Bundesarchivs 3116/3).

Die Verzeichnung des Potsdamer Bestandes 46.04 erfolgte auf Grundlage der vorhandenen Überlieferung der Abteilungen des GIWE Wasserbau- und Gewässeraufsicht (Abt. W I), Generalplanung und technisch-wissenschaftliche Angelegenheiten (Abt. W II), Wasserrecht (Abt. W III) sowie Energiewirtschaft und Betriebskrankenkasse Speer.

Im Zuge der Erfassung der Findmittel zum Generalinspektor für Wasser und Energie der ehemals zwei Bestandsteile R 4 (Koblenzer Überlieferung) und 46.04 (Potsdamer Überlieferung) in Basys-2 wurden beide Bestandsteile unter der Bestandssignatur R 4604 vereinigt und die Klassifikationen angepasst.

Die Akten des ehemaligen Bestandes R 4 weisen die Archivnummern 1 bis 550 und die Akten des ehemaligen Bestandes 46.04 die Archivnummern 1001 bis 1275 auf.

Die Archivnummern 551 bis 1000 sind nicht belegt.

Im Jahr 2009 wurden bei Magazinarbeiten am Dienstort Hoppegarten ca. 3 lfm. unverzeichnetes Archivgut (21 Archivkartons) ermittelt, welche dem Bestand R 4604 zuzuordnen waren. Diese 21 Archivkartons wurden dem bereits vorhandenen Bestand R 4604 unverzeichnet hintenangestellt.

Im Jahr 2016 wurde dieses unverzeichnete Schriftgut bewertet und geordnet. Dabei wurde festgestellt, dass es sich hauptsächlich um Pläne zum Bau und Ausbau von Wasserstraßen und dazugehörigen Bauwerken handelte. Diese Pläne wurden im neu gebildeten Bestand R 4604-PLAN abschließend verzeichnet.

Dazugehöriges Schriftgut wurde im Bestand R 4604 integriert und unter den Signaturen 1276 bis 1367 verzeichnet.

Inhaltliche Charakterisierung: Energiewirtschaft (198); Elektrizitätswirtschaft: Forschung (5), Planungen und Bauvorhaben, aufgegliedert nach Regionen (164), Pläne und Zeichnungen (13); Gaswirtschaft (204); Wasserbau und Gewässeraufsicht: Wasserkraftausbau-Förderung ( 7), Organisation/Allgemeines (125), Gebietsverwaltung (79), Personal (18), Generalplanung und technisch-wissenschaftliche Angelegenheiten (57); Windkraftwerke (17), Rechtliche Angelegenheiten (9); Betriebskrankenkasse Speer (10), Nachkriegsangelegenheiten (2), Generalbevollmächtigter für die Energiewirtschaft (10).

Zitierweise: BArch R 4604/...

Reference number of holding
Bundesarchiv, BArch R 4604
Extent
919 Aufbewahrungseinheiten
Language of the material
deutsch

Context
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Wirtschaft, Rüstung, Landwirtschaft
Related materials
Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv: R 4604-PLAN (Planbestand)

Amtliche Druckschriften: Ministerialblatt des Generalbevollmächtigten für die Regelung der Bauwirtschaft, des Generalinspektors für das deutsche Straßenwesen und des Generalinspektors für Wasser und Energie, 1943-1945 [ RD 77/1].

Reichsverkehrsblatt, Ausgabe A, II. Wasserstraßen und Schiffahrt, hrsg. im Reichsverkehrsministerium zugleich für den Generalinspektor für Wasser und Energie 1941-1945 [RD 97/1].

Literatur: Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates, hrsg. von Heinz Boberach, München 1991/1995, Teil 1, S. 360 f.

Provenance
Generalinspektor für Wasser und Energie, 1941-1945
Date of creation of holding
1886-1946 (1951)

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16.01.2024, 8:43 AM CET

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Object type

  • Bestand

Associated

  • Generalinspektor für Wasser und Energie, 1941-1945

Time of origin

  • 1886-1946 (1951)

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