Bestand

Wirtschaft, Verkehr und Hafen (Bestand)

Erschließungszustand, Umfang: Ablieferungslisten
48 lfm

Verwandte Verzeichnungseinheiten: Vorgänger: Hafenamt; Kommission des Senats für Handel und Schifffahrt (NSA)

Literaturhinweis: Lübeck arbeitet für die Welt. Hrsg. von der Verwaltung für Handel, Schifffahrt und Gewerbe der Hansestadt Lübeck, der Industrie- und Handelskammer und der Geographischen Gesellschaft. Lübeck 1951

Vorwort: 1. Behördengeschichte

Die Behörde, 1948 als Verwaltung für Handel, Schiffahrt und Gewerbe gegründet, wechselte im Laufe ihrer Geschichte vielfach ihre Bezeichnung und Zuständigkeiten. Einzelne Aufgaben und Ämter wurden aus- und (wieder) eingegliedert, so dass sich die Abgrenzung verschiedener Provenienzen schwierig gestaltete.

Hier ein chronologischer behördengeschichtlicher Abriss:

1937 - 1948 Wirtschaftsverwaltung; Wirtschafts- und Ernährungsamt
diese werden am 24.11. 1948 zusammengelegt zur
1948 - 1971 Verwaltung für Handel, Schifffahrt und Gewerbe
Am 01.04.1971 kam es zur Auflösung der Verwaltung; Aufgaben werden vom Amt für Wirtschaftsförderung, dem Amt für Fremden-verkehr, der Kurverwaltung Travemünde und den Stadtwerke Lübeck selbst übernommen
1971 - 1972 Amt für Wirtschaftsförderung und Amt für Fremdenverkehr
Am 01.01.1972 werden die beiden Ämter zusammengelegt zum
1972 - 1989 Amt für Wirtschaft und Verkehr
Am 01.07.1989 (durch Senatsbeschluss vom 19. April 1989) Zweiteilung in
1989 - 1993 Amt für Wirtschaftsförderung und Amt für Verkehrsförderung und Hafen
Am 03.11.1993, Nr. 15b Senatsbeschluss zur Integration des Amts 86 Verkehrsförderung und Hafen) zum
1993 - 1998 Amt für Wirtschaft, Verkehr und Hafen
Nach der Verwaltungsstrukturreform 1998 gab es zwei neue Bereiche
1998 - 2000 Fachbereich 5: Wirtschaft - Stabstelle Wirtschaftsförderung und Hafen- und Verkehrsförderung
Nach Neustrukturierungen werden die Aufgaben wahrgenommen durch die beiden Bereiche
seit 2000 Fachbereich 2: Wirtschaft und Soziales - Wirtschaft, Hafen und Liegen-schaften und Fachbereich 5: Port Authority - Hafen- und Seemannsamt


Wirtschaftsverwaltung (1937 - 1948)

Zum Aufgabenkreis der Wirtschaftsverwaltung gehörten: 1) Förderung der Lübecker Wirtschaft, 2) Verkehrs- und Wirtschaftswerbung, soweit sie nicht anderen Stellen übertragen war, 3) Verwaltung der Markthalle, 4) Wahrnehmung der Rechte der Stadtgemeinde Lübeck in der Lübecker Hafen GmbH im Zusammenwirken mit der Finanzverwaltung, 5) Verwaltung der Hafenbahn und 6) Obliegenheiten eines Reichskommissars über die Lübecker Hypothekenbank AG. Außerdem unterstanden der Wirtschaftsverwaltung: die Kurverwaltung bzw. das Bezirksamt des Stadtteils Travemünde (seit 1946 eigene Dienststelle), das Hafenamt (seit 1.04.1939 der Lübecker Hafen GmbH angegliedert) und das Seemannsamt (1941 bis 1945 dem Polizeipräsidium unterstellt).
Die Wirtschaftsverwaltung nahm ferner nachstehende Aufgaben durch folgende Ämter wahr:
Des Statistischen Amts (seit 1946 Dienststelle bei der Inneren Verwaltung), des Veterinäramts und der Verwaltung der Schlachthöfe und Viehmärkte, des Untersuchungsamts sowie die der Preisbehörde für die allgemeine Preisüberwachung (seit 1939 dem Polizeipräsidium, später dem Ordnungsamt unterstellt). Außerdem fungierte sie als Preisbehörde für Mieten, Pachten und Grundstücke (seit 1942 dem Quartieramt, später der Finanzverwaltung bzw. Liegenschaftsverwaltung unterstellt).

Die Räume und Akten der Wirtschaftsverwaltung in der Wahmstraße 1 wurden bei dem britischen Luftangriff in der Nacht zum Palmsonntag 1942 völlig vernichtet. Die Dienststelle wurde vorübergehend in dem Gebäude der Finanzverwaltung untergebracht, bis sie zunächst in die Rockstraße 6 und anschließend in eine Baracke in der Danziger Freiheit 7 umzog. Am 5. Januar 1945 bezog die Verwaltung dann Räume im Rathaus.


Wirtschafts- und Ernährungsamt (1939 - 1950)

Siehe Eigenen Bestand: 4.8 - 0/1 Wirtschafts- und Ernährungsamt


Verwaltung für Handel, Schiffahrt und Gewerbe (1948 - 1971)

Die Verwaltung für Handel, Schiffahrt und Gewerbe entstand am 24. November 1948 durch die Zusammenlegung der ehemaligen Wirtschaftsverwaltung und der in Abwicklung begriffenen restlichen Dienststellen des Wirtschafts- und Ernährungsamtes. (Zum Wirtschafts- und Ernährungsamt befinden sich einige Akten in diesem Bestand, der Großteil der Akten liegt in einem Eigenen Bestand - s. o.)
Die Aufgaben der auf diese Weise neu geschaffenen Verwaltung bestanden darin, sich für die Wirtschaftsförderung in der Hansestadt Lübeck einzusetzen und Industrie und Handel seitens der Stadt zu unterstützen. Doch ist der Handlungsspielraum nicht lokal begrenzt, so gehörte es auch zu ihren Aufgaben, Lübecks handelspolitische Stellung im Ostseeraum und besonders die Verbindungen zu Skandinavien zu festigen und auszubauen.

Nach der Neuordnung von 1948 umfasste die neu geschaffene Verwaltung für Handel, Schiffahrt und Gewerbe im Bereich Wirtschaftsförderung folgende Aufgabengebiete: 1) Ansetzung von Industriebetrieben, 2) Demontage- und Restitutionsfragen, 3) Wirtschaftsfonds für Flüchtlinge und 4) Wirtschaftsstatistik und -archiv.
Auf dem Gebiet der Hafen- und Verkehrsfragen kamen noch folgende Bereiche hinzu: 1) Allgemeine Hafen- und Schifffahrtsfragen, einschl. Seemannsamt, 2) Vertretung der Interessen der Stadt gegenüber der Lübecker Hafen GmbH, sowie der Bundesbahn und weiteren Verkehrsträgern.

Ebenfalls in ihren Verantwortungsbereich fielen die Direktion der Schlachthöfe, das Untersuchungsamt, die Verwaltung der Märkte sowie der Interzonenhandel.

Im Mai 1954 wurden die städtischen Märkte zusammen mit den Schlacht- und Viehhöfen aus der Verwaltung für Handel, Schiffahrt und Gewerbe herausgelöst und in die neugeschaffene Verwaltung für öffentliche Einrichtungen überführt. Vier Jahre später im Juni 1958 wurde auch das Untersuchungsamt aus dem Aufgabenbereich der Verwaltung herausgenommen und dem Ordnungsamt angegliedert. (Zu den Aufgaben der einzelnen Ämter siehe ab S. X.)

Zu den Schwerpunkten im Aufgabenbereich der Verwaltung gehörten die Wirtschaftsförderung und -werbung. Damit war die Neuansiedlung von Industrie- und Gewerbeunternehmen eines der Hauptziele. So nahm im März 1961 unter Federführung der Liegenschaftsverwaltung die Arbeitsgemeinschaft für die Vergabe von Grundstücken an Gewerbebetriebe ihre Tätigkeit auf. Die Verwaltung nahm an den Sitzungen regelmäßig teil, wobei sie vornehmlich darum bemüht war, wirtschaftliche Gesichtspunkte zur Geltung zu bringen.
Berufsfördernde Maßnahmen des Handwerks und der Landwirtschaft wurden durch städtische Zuschüsse unterstützt.

In der Nachkriegszeit wurde die Werbung zu einem immer größeren Faktor. So wurden in Lübeck Messen und andere Veranstaltungen ausgerichtet und Lübecker Delegationen nahmen regelmäßig an deutschen und europäischen Messen teil, um für den Wirtschaftsstandort Lübeck zu werben. Es entstand die Wirtschaftswerbeschrift "Lübeck arbeitet für die Welt", die europaweite Beachtung fand.

Am 2. August 1951 rief die Bürgerschaft die "Kommission für Arbeitsbeschaffung und Wirtschaftsförderung" ins Leben, deren Mitglieder aus Lübecker Abgeordneten des Bundes- und des Landtages, sowie weiteren zahlreichen politischen, wirtschaftlichen und gewerkschaftlichen Vertretern bestanden. Die Geschäftsführung der Kommission lag bei der Verwaltung für Handel, Schiffahrt und Gewerbe. Im Mittelpunkt der Kommissionstätigkeit stand die Kreditbeschaffung aus drei Aktionsbereichen (Sanierungs-, Soforthilfe- und Arbeitsbeschaffungsprogramm). Förderungs- bzw. Planungsmaßnahmen galten dem Wohnungsbau, der Instandsetzung des Althausbesitzes, ferner wurden an der Bekämpfung der Schwarzarbeit und des Überstundenwesens mitgewirkt. Ein weiterer Schwerpunkt war die Frage nach der industriellen Wiederverwertung der ehemaligen Lübecker Rüstungsfabriken.
Als sich im Jahre 1955 erste Anzeichen beginnender Vollbeschäftigung zeigten, stellte die Kommission ihre Tätigkeit ein.

Ab Januar 1957 hatte die Verwaltung Diensträume im 4. Stock des Stadthauses am Markt.
Die Stellung der Verwaltung für Handel, Schiffahrt und Gewerbe im Rahmen der Gesamtverwaltung wurde am 23. November 1959 unterstrichen, als der Bürgermeister dieses Dezernat in seine eigene Obhut nahm und ihm damit erstmalig einen hauptamtlichen Dezernenten gab.

Bei den Aufgaben die im Bereich der Förderung des Fremdenverkehrs anfielen hat sich, soweit die Verwaltung an der Bearbeitung von Fremdenverkehrsangelegenheiten beteiligt war, durch die von der Bürgerschaft beschlossene Errichtung des Verkehrsamtes (Oktober 1958) insofern eine Änderung ergeben, als die Verwaltung HSG seitdem diese Aufgaben in Übereinstimmung mit dem koordinierenden Verkehrsamt durchführte.

Am 1. April 1971 kam es zur Auflösung der Verwaltung. Die Aufgaben wurden von den Ämtern selbst übernommen (Amt für Wirtschaftsförderung, Amt für Fremdenverkehr, Kurverwaltung Travemünde, Stadtwerke Lübeck).


Amt für Wirtschaft und Verkehr (1972 - 1989)

Am 1. Januar 1972 wurden dann das Amt für Wirtschaftsförderung und das Amt für Fremdenverkehr zusammengefasst zum Amt für Wirtschaft und Verkehr. Das im bisherigen Amt für Wirtschaftsförderung als Abteilung geführte Seemannsamt wird in das selbständige Hafen- und Seemannsamt umgebildet und ab März 1972 wurde der Warenhandel mit West-Berlin neu geordnet; die bisherigen Einzelgenehmigungen entfielen, so dass das Sachgebiet Warenbelegscheine West-Berlin aufgelöst wurde.

Im selben Jahr entstehen die Projektgruppen "Hafenentwicklungsplan" und "Fremdenverkehr und Naherholung".

Dem Amt oblag die Bearbeitung von Anträgen auf Förderung aus dem Wirtschaftsfonds für Flüchtlinge des Landes Schleswig-Holstein. Diese Förderungsmaßnahmen wurden kaum noch benötigt, und wurden mit Ablauf des 31.12.1973 eingestellt.

Im Jahr 1976 wird das Amt für Fremdenverkehr aus dem Aufgabenbereich ausgegliedert und bildet ein selbständiges Amt für Stadtwerbung und Fremdenverkehr.

1985 kam es dann zu einer erneuten Eingliederung des Hafen- und Seemannsamtes als Abteilung, wobei eine räumlichen Trennung und eigener Registratur blieb.


Durch Senatsbeschluss vom 19. April 1989 wurde am 1. Juli 1989 eine erneute Teilung des Amtes vorgenommen. Bis 1993 trug es nun den Namen Amt für Wirtschaftsförderung und Amt für Verkehrsförderung und Hafen. Am 3. November 1993 kam es durch Senatsbeschluss erneut zu einer Neubenennung in Amt für Wirtschaft, Verkehr und Hafen. Diesen Namen behielt die Behörde bis zur Verwaltungsstrukturreform 1998. Danach gab es die beiden neuen Bereiche Stabstelle Wirtschaftsförderung und Hafen- und Verkehrsförderung. Nach erneuter Umstrukturierung trägt die Verwaltung seit dem Jahr 2000 den Namen Wirtschaft, Hafen und Liegenschaften (Sitz in der Fischstraße 1-3) und Hafen- und Seemannsamt (Sitz Schüsselbuden 16).

Quelle: Verwaltungsberichte der Hansestadt Lübeck 1937 - 1977.


2. Bestand

Die 2010 - 2011 verzeichneten Akten kamen in mehreren Ablieferungen zwischen 1951 und 2009 in das Archiv der Hansestadt Lübeck. Der Bestand hatte vor der Bearbeitung einen Umfang von ca. 53 lfm, im Zuge der Bearbeitung wurde gerade aus den frühen Ablieferungen noch viel nicht archivwürdiges Schriftgut ausgesondert. Die Akten stammen aus dem Zeitraum von 1924 - 2000, wobei vor 1933 nur Einzelstücke verzeichnet sind. Generell ist die Überlieferung aus den frühen Jahren lückenhaft, da ein Großteil der Akten bei dem Luftangriff 1942 vernichtet wurde.

Nach der Bearbeitung umfasst der Bestand jetzt ca. 32 lfm.


3. Ordnung und Verzeichnung

Die Ordnung des Bestandes erfolgte nach einer neuerstellten Klassifikation. Da wegen häufig wechselnder Zuständigkeiten beim Registraturbildner kein übergreifender Aktenplan vorlag, wurden alle Akten in ein einheitliches Schema gebracht.

Die Akten des Amtes für Verkehrsanlagen sind als eigene Klassifikationsgruppe in diesen Bestand mit eingegangen.

Grundsätzlich wurde die innere Ordnung der Akten weitgehend beibehalten, nur bei deutlichen Brüchen in der Chronologie wurde versucht, diese wieder herzustellen. Den Akten lose beiliegende Schriftstücke wurden nach Möglichkeit in die Akte integriert, war dies nicht möglich oder erschien im Zusammenhang nicht sinnvoll, wurden diese Einzelseiten, wie z. T. auch die Beiakten, zusammengelassen und durch Trennblätter gekennzeichnet.
Insgesamt wurden ca. 21 lfm kassiert, da in der Zeit vor 1992 die Ablieferungen in das Archiv ohne Bewertung erfolgten. Die allgemeinen Kassationsentscheidungen fielen hinsichtlich der Provenienz, des direkten Lübeckbezugs und der Häufigkeit der vorkommenden Akten - so wurden für die Messe-Besuche Lübecks bei jährlich wiederkehrenden Veranstaltungen (Bsp. Tag der Kapitäne) nur einige Ordner exemplarisch übernommen. Ähnlich verhält es sich mit Dubletten, die lediglich einen anderen Adressaten aufwiesen - auch hier wurde exemplarisch übernommen und der Großteil kassiert. Bei Entwürfen, Plänen etc. wurde in den meisten Fällen nur die Endfassung übernommen.

Die Akten werden chronologisch aufgeführt - bei größeren Firmen, zu denen es mehrere Akten gibt, wurden diese unter einem eigenen Systematikbegriff zusammengefasst.
Lagen mind. fünf Akten zu einem Teilgebiet vor, wurde eine eigene Untergruppe angelegt. Ebenso verhält es sich mit den Firmenakten. So bilden insgesamt zehn Firmen unter ihrem Namen eigene Klassifikationspunkte. Die Firmen zu denen weniger als fünf Einzelakten vorlagen, sind unter dem Systematikpunkt "Weitere Firmen" zusammengefasst.

In mehreren Akten erfolgte vor der Ablieferung an das Archiv eine Paginierung - auch der Dubletten. Letztere wurden bei der Bearbeitung des Bestandes aus den Akten entfernt, so dass die Paginierung nicht mehr durchgängig ist.


4. Abkürzungen

BLM = Berlin-Lübecker Maschinenfabriken
DHK = Deutsche Handelskammer
DWM = Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken
IHK = Industrie- und Handelskammer
LHG = Lübecker Hafengesellschaft mbH
TT-Line = Travemünde-Trelleborg Line
MfM = Maschinen für Massenverpackung


5. Benutzung

Zitierweise:
"4.8-0/2 Wirtschaft, Verkehr und Hafen, Bestellsignatur Nr…."

Lagerung: Bestand liegt im Zeughaus und der Teil Hafen- und Seemannsamt im Travehaus.



Literatur:

Antjekathrin Graßmann (Hrsg.), Lübeckische Geschichte, 4. erg. u. verb. Auflage, Lübeck 2008.

Lübeck arbeitet für die Welt, Verwaltung für Handel, Schiffahrt und Gewerbe der Hansestadt Lübeck / Industrie- und Handelskammer zu Lübeck / Geographische Gesellschaft zu Lübeck (Hrsg.), 3. Auflage, Lübeck 1961.

Lübeck-Lexikon - Die Hansestadt von A bis Z, Antjekathrin Graßmann (Hrsg.), Lübeck 2006.

Gerhard Schneider, Die Neuordnung des Lübecker Hafens, in: Der Wagen 1941, S. 70 ff.

Gerhard Schneider, Die Beteiligung Preußens am Lübecker Hafen, in: Lübeckische Blätter 1984, S. 251 ff.

Gerhard Schneider, Gefährdung und Verlust der Eigenstaatlichkeit der Freien und Hansestadt Lübeck und seine Folgen, Lübeck 1986.

Verwaltungsberichte der Hansestadt Lübeck 1937 - 1977.




Direktion der Schlachthöfe
Nach1948 wurde die Veterinärverwaltung auf Anordnung der Landesregierung unter der Bezeichnung Schlachthofverwaltung fortgeführt. Auch sie ging wie die Wirtschaftsverwaltung, ihre bis dahin übergeordnete Dienststelle, in die Verwaltung für HSG über. Die Schlachthofverwaltung, später "Direktion der Schlachthöfe", bewahrte aber organisatorisch ihre Stellung als Wirtschaftsbetrieb.

Bei dem Luftangriff im März 1942 wurde das Verwaltungsgebäude des Veterinäramtes völlig zerstört. Das gesamte Aktenmaterial ging auch hier verloren. Ein Notbetrieb wurde vorübergehend in den Kellerräumen des Verwaltungsgebäudes des öffentlichen Schlachthofes, das trotz ziemlicher Schäden erhalten geblieben war, eingerichtet.


Märkte
Nach dem Organisationsplan für die Verwaltung der Hansestadt Lübeck vom 14. Juni 1937 verwaltete die ehemalige Wirtschaftsverwaltung die 1895 erbaute Markthalle in der Beckergrube. Vor dem Krieg waren in der Halle neben den Einzelhändlern auch Teile der Gemüsegroßhändler untergebracht - insgesamt waren 456 Stände eingebaut.

Bei dem Luftangriff im März 1942 wurde der obergeschoßartige Hauptteil der Markthalle gänzlich zerstört, so dass in Zelten vorübergehende Notunterkünfte für die Händler eingerichtet wurden - für den Einzelhandel vor der Ausstellungshalle und für den Gemüsegroßhandel an der Obertrave.
Da die unteren kellerartigen Räume der Markthalle nur geringfügig beschädigt waren und sich verhältnismäßig schnell wieder instand setzen ließen, konnte der Betrieb bald wieder aufgenommen werden.

Die Lage an der Beckergrube war mangels jeglicher Gleisanschlüsse sehr ungünstig. Die Stadt errichtete dann an der Werftstraße einen neuen Großmarkt mit Reichsbahn- und Straßenbahnanschluss. Die Arbeiten waren kurz vor Kriegsende beendet, als die einrückenden britischen Truppen die neuen Gebäude beschlagnahmten und hier ein Verpflegungslager einrichteten. Die bereits umgezogenen Firmen kehrten zur Beckergrube zurück, wo die Stadt Lübeck eine neue Baracke auf dem Großmarktgelände errichtete. Nach Freigabe des Großmarktes an der Werftstraße durch die Besatzungsmacht 1946 konnten die Baracken erneut an die Großhändler als Lagerräume vermietet werden. Der weitere Ausbau des Geländes wurde 1950 eingestellt, da die Stadtplanung diesen Platz für andere Verwendungszwecke vorgesehen hatte.


Untersuchungsamt
Der Aufgabenkreis des Untersuchungsamtes erstreckte sich auf die Überwachung des Verkehrs mit Lebensmitteln und Bedarfsgegenständen in den Kreisen Lübeck, Oldenburg, Eutin, Stormarn und Lauenburg, ferner auf Untersuchungen im Rahmen der Auslandsfleischbeschau sowie von zollamtlichen Weinproben und auf die Begutachtung von Wasser.
Mit der Neuordnung der Verwaltung 1948 war das Untersuchungsamt aus der Schlachthofverwaltung herausgenommen und der neuen Verwaltung unmittelbar unterstellt worden.

1942 wurde das Gebäude des Untersuchungsamtes in der Katharinenstrasse, das damals zum Bereich der Schlachthofverwaltung gehörte, durch Bombentreffer vernichtet. Die Dienststelle erhielt in der Schildstrasse (Schulgebäude) eine neue Unterkunft. 1951 wurde ein Neubau in der Katharinenstrasse 35 bezogen.


Interzonenhandel
Für die Lieferungen im Warenverkehr mit Westberlin obliegt der Verwaltung die Bearbeitung und Ausstellung der Warenbegleitscheine, desgleichen für Lieferungen in die Sowjetzone und nach Ostberlin.


Lübecker Hafen GmbH
Die Lübecker Hafen GmbH (LHG) wurde Ende 1934 gegründet, um die bis dahin unübersichtlichen Zuständigkeiten zusammenzufassen und durch die Überwindung der bisherigen unübersichtlich verschachtelten Betriebsführung eine Vereinheitlichung und Vergünstigung der angebotenen Dienstleistungen zu erreichen. Vorher unterstanden der Stadt die Umschlagplätze und Krane, die Hafenbahn wurde von der Lübeck-Büchener Eisenbahn betrieben und der Handelskammer gehörten Lagerhäuser, Schuppen und Teile der Schlepperflotte. Die diversen Zuständigkeiten machten es zudem schwierig, die dringend nötigen Investitionen vornehmen zu können.
Auf einen Appell der "Arbeitsgemeinschaft der Lübecker Hafen-Interessierten" hin, die unvorteilhaften Verhältnisse im Hafen zu verbessern, gelangten die Stadt und die Handelskammer zu dem Entschluss, eine Betriebsgesellschaft für den Hafen zu gründen. Hierbei wurde, wie schon in den Häfen von Hamburg und Bremen, aus konkurrenzbedingten Gründen (z. B. in der Gebührengestaltung) die kaufmännische Form der GmbH gewählt, da der Charakter einer Behörde weniger geeignet erschien.

Die Tätigkeit der Gesellschaft erstreckt sich auf die öffentlichen Hafenbereiche mit den Schwerpunkten Vorwerker Hafen, Konstinkai und Wallhalbinsel (Stadthafen) sowie dem Skandinavienkai in Travemünde. Neben dem Hafenumschlagsbetrieb, der Verwaltung und Unterhaltung des Lübecker Hafens ist die LHG für den Betrieb der gesamten Landarbeit im Umschlags- und Lagereigeschäft auf dem stadteigenen Hafen- und Kaigelände zuständig.

Aus dem Vertrag der Stadt Lübeck mit der Deutschen Bundesbahn über den Betrieb der Hafenbahn ergibt sich für die LHG die Unterhaltspflicht für das Schienennetz der Industriebahn in Lübeck-Schlutup, der Uferbahnen Lübeck-Dänischburg und Herrenwyk sowie der Hafenbahn in Travemünde. Denn während der Bahnbetrieb durch die Bundesbahn abgewickelt wird, hat die Hafengesellschaft das gesamte Schienennetz der Hafenbahnanlagen mit den Privatgleisanschlüssen zu unterhalten. Des Weiteren ist die LGH noch für die Verpachtung des größten Teils der an den Wasserläufen gelegenen stadteigenen Gelände im Lübecker Seehafen, im Binnenhafen (Klughafen) in Schlutup sowie in Travemünde zuständig.

Am 1. April.1939 übernahm die LHG zusätzlich die Obliegenheiten des Hafenamtes (von da
Hafenmeisterei), nachdem die bisher von dieser Dienststelle ausgeübten Rechte der Schifffahrtspolizei, einem besonderen Kommando der Wasserschutzpolizei, übergeben wurden. Die Leitung der Hafenamtsaufgaben behielt weiter der städtische Hafenkapitän - mit eigener Zweigstelle in Travemünde.
Zum Aufgabenbereich des Hafenamtes gehören: die Hafenmeisterei, die Hafenunfallaufsicht, das Hafenlotsenwesen und bis zur Übernahme durch die Wasserschutzpolizei die Hafen- und Schifffahrtspolizei. Unter der LGH verblieben dem Hafenamt die Anweisung der Lade-, Lösch- und Liegeplätze in Zusammenarbeit mit dem Kaibetrieb und die Überwachung der Hafen- und Kaianlagen.

Am 1. April 1950 wurde die Leitung des Seemannsamtes Lübeck, das zu Beginn des Jahres 1940 dem Oberpräsidenten Kiel (Wasserstraßendirektion) unterstellt worden war, erneut dem städtischen Hafenamt übertragen.

In Frankfurt am Main unterhielt die LHG eine eigene Frachtwerbevertretung für den mittel- und süddeutschen Raum unter der Bezeichnung "Interessen Vertretung der Lübecker Hafen-Gesellschaft mbH".

Auch der Lübecker Hafen überstand den Zweiten Weltkrieg nicht ohne Schäden. In der Nacht zum Palmsonntag 1942 brannten durch das Bombardement und den daraus resultierenden Bränden mehrere Lagerhäuser und Schuppen ab. Die meisten Schäden konnten vor Kriegsende jedoch wieder behoben werden.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges ergaben sich für Lübeck, als nördlichste Zonengrenzstadt und dem damit verbundenen Verlust des Hinterlandes, erhebliche Nachteile für den Hafenbetrieb. So kam es zu einem deutlichen Rückgang des seewärtigen Güterumschlags, der sich nach 1945, vor allem durch eine zunehmende Verlagerung von Stück- zum Massengut, langsam wieder belebte.

Um diese Umstellung zu bewältigen und wettbewerbsfähig zu bleiben, war die LHG bestrebt, die Umschlaganlagen technisch zu modernisieren und den Hafen auszubauen. Wichtige Punkte waren hier der Anschluss Lübecks an das mittel- und westdeutsche Wasserstraßennetz durch den angestrebten Bau des Nord-Süd-Kanals, das die binnenwärtigen An- und Abfuhrmöglichkeiten entscheidend erhöhen und damit dem Lübecker Hafen eine bessere Nutzbarmachung seiner Anlagen sichern würde und die Vertiefung der Trave, um sich den für den Massengutverkehr immer größer werdenden Schiffen anzupassen.

Die im Lübecker Hafen hauptsächlich umgeschlagenen Handelsgüter änderten sich im Laufe der Zeit immer wieder, dennoch sind bei der Einfuhr Holz, Erz, Papier und Zellulose hervorzuheben und bei den Ausfuhrgütern hauptsächlich Salz, feste Brennstoffe wie Koks, sowie Kraftfahrzeuge. In den 1960er Jahren kam noch verstärkt der Viehimport aus den nordischen Ländern hinzu, die gleich im Lübecker Seegrenzschlachthof geschlachtet wurden.

Neben dem Güterverkehr entwickelte sich bereits zu Beginn der 1950er Jahre vor allem der Passagierverkehr zu einem wichtigen Faktor. So wurde in den Ausbau der Fährschiffsverbindungen in die skandinavischen Länder und den damit verbundenen Ausbau der Hafenanlagen investiert. Anfang der 1960er Jahre stellten sich entsprechende Erfolge ein. Es wurden ganzjährige Autofährverbindungen nach Helsinki und Gedser in Betrieb genommen und es wurde mit dem Bau eines Fähranlegers in der Siechenbucht in Travemünde begonnen, der für den Fährverkehr einer neuen Linie zwischen Travemünde und Trelleborg bestimmt ist und den Namen "Skandinavienkai" erhielt.

Für den Güterverkehr eine wichtige Neuerung in den 1960er Jahre war der Ausbau des roll-on/roll-off Verkehrs, der noch heute zu den Stärken des Hafens zählt. Lübeck ist heute mit über 40 Prozent Marktanteil der größte deutsche Ostseehafen, der nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten über einen hervorragenden Standort verfügt.

Gesellschaftseigner sind heute (2011) zu 74,9 Prozent die Hansestadt Lübeck und zu 25,1 Prozent die Reef Pan-European Infrastructure Two Lux S. á. r. l. Der Geschäftsleitung, bestehend aus Aufsichtsrat und Geschäftsführern, steht seit 1960 der "Planungsbeirat Hafen" in Koordinierungsfragen zum Ausbau des Hafens zur Seite. Die Hafeninvestitionen gehen allein zu Lasten der Hansestadt Lübeck.


Hafenamt und Seemannsamt
Das Hafenamt und Seemannsamt bestanden vom 1. April 1937 bis 31. März 1939 als selbstständige städtische Dienststellen. Seit 1939 werden die Aufgaben des Hafenamtes innerhalb der LHG wahrgenommen. Die Leitung des Seemannsamtes (einschl. Musterungsbehörde) lag von 1941 bis 1945 beim Polizeipräsidium. Ab dem 1. April 1951ging das Seemannsamt Lübeck mit seiner Nebenstelle Travemünde wieder auf die Stadtverwaltung über und wurde der Verwaltung für Handel, Schiffahrt und Gewerbe unterstellt.

Dem Hafenamt obliegen folgende Aufgaben: Hafenmeisterei, Hafenunfallaufsicht, Hafenlotsenwesen und die Hafen- und Schifffahrtspolizei (bis zur Übernahme durch die Wasserschutzpolizei).

Zu den Hauptaufgaben des Seemannsamtes gehören: Musterungen, Schiedswesen und Bestrafungen laut Seemannsordnung, Versicherungsangelegenheiten (Seekasse), Betreuung schiffbrüchiger Seeleute, Verwahrung und Verwaltung von Effekten und Geldern verstorbener und desertierter Seeleute sowie Erfassung wehrpflichtiger Seeleute.

Weitere Aufgaben und Befugnisse wurden den Seemannsämtern 1958 bei der Neufassung des Seemannsgesetzes übertragen; bei der Ahndung von Ordnungswidrigkeiten und bei Maßnahmen, die der Sicherheit, der Kontrolle und der Ausbildungsüberwachung der Seeleute dienen sowie dem Ausstellen der neueingeführten Matrosenbriefe.

Die früheren Dienststellen der Hafenaufsicht, des Hafenkapitäns, der Hafenmeistereien Lübeck und Travemünde und das Seemannsamt Lübeck mit seiner Nebenstelle in Travemünde wurden aus den bis dahin für sie zuständigen Ämtern, bzw. aus der LHG herausgelöst und ab dem 1. Januar 1972 zum Hafen- und Seemannsamt zusammengefasst.
Das Seemannsamt wurde 1985 als Abteilung wieder eingegliedert, allerdings mit räumlicher Trennung und eigener Registratur.

Das Hafen- und Seemannsamt ist die zuständige Ordnungsbehörde für den Bereich des öffentlichen Lübecker Hafengebietes. Neben der Regelung der Hafen- und Schifffahrtsangelegenheiten nimmt es die Aufgaben einer Wasserverkehrsbehörde für die gesamten lübschen Gewässer sowie die Angelegenheiten des Seemannsamtes, des Schiffsmeldedienstes und des Hafenlotsendienstes wahr.

1977 wurde eine Hafenbenutzungsordnung für das öffentliche Hafengebiet der Hansestadt Lübeck erarbeitet. Die darin enthaltenen Bestimmungen regeln über die Hafenverordnung hinaus die ordnungsgemäße Nutzung des öffentlichen Hafengebietes der Hansestadt Lübeck.


Lübeck, August 2011
Astrid Bode

Eingrenzung und Inhalt: Wirtschaftsmeldungen; Wirtschaftslage; Aufsichtsrat der Lübecker Hafen-Gesellschaft; Förderung des Hafenumschlags; Hafentarife; Schifffahrtsstatistiken; Travevertiefung; Ausbau des Elbe-Lübeck-Kanals; Fährverkehr; Förderung und Ansiedlung einzelner Firmen; Aufschließung neuer Gewerbegebiete; Bekämpfung der Arbeitslosigkeit; Firmenjubiläen; Wirtschaftskontakte zum Ausland; Messen und Ausstellungen; Luftverkehr; Straßenverkehr, Brücken; Schienenverkehr

Verwaltungsgeschichte/biographische Angaben: a. 1935 wurde die Wirtschaftsverwaltung ein selbständiger Verwaltungszweig. Der Wirtschaftsverwaltung oblag die Förderung des Handels, der Binnen- und Seeschifffahrt (inklusive Hafen), des Gewerbes und der Landwirtschaft (inklusive Forsten). Sie übernahm die Befugnisse, die dem Senat gegenüber der Post, dem Telegrafen-, dem Eisenbahn- und dem Flugverkehr und gegenüber den Wirtschaftskammern zustanden. Sie beaufsichtigte die Kaufmannschaft und Wohnungsunternehmen als gemeinnützige Unternehmen sowie die staatseigenen und die Beteiligungsunternehmen und die Seefahrtschule. Die Wirtschaftsverwaltung überwachte die Preise in Lübeck, bis diese Aufgabe 1939 dem Polizeipräsidium für die allgemeine Preisüberwachung, 1942 dem Quartieramt die Überwachung der Mieten, Pachten und Grundstückspreise übertragen wurde. Der Wirtschaftsverwaltung unterstanden das Seemannsamt und das Amt für Travemünde. Mit Verlust der Eigenstaatlichkeit 1937 gab die Wirtschaftsverwaltung einen großen Teil ihrer Aufgaben an übergeordnete Dienststellen ab. 1948 wurden die Wirtschaftsverwaltung, das Wirtschafts- und Ernährungsamt und das Straßenverkehrsamt zur Verwaltung für Handel, Schifffahrt und Gewerbe zusammengelegt. Seit Anfang der 90er Jahre sind die drei Abteilungen Wirtschaftsförderung, Hafen- und Verkehrswirtschaft sowie Hafen- und Seemannsamt im Amt für Wirtschaft, Verkehr und Hafen verbunden. Mit Verwaltungsstrukturreform 1998 wurden die beiden Bereiche Stabsstelle Wirtschaftsförderung und Hafen- und Verkehrsförderung gebildet, seit 2000 nach Neustrukturierung werden die Aufgaben wahrgenommen durch die zwei Bereiche Wirtschaft, Hafen und Liegenschaften und das Hafen- und Seemannsamt.

5 b. Bei dem Luftangriff 1942 wurden die Akten der Wirtschaftsverwaltung fast völlig vernichtet. Nur einige einzelne Schriftstücke konnten gerettet werden. Der Bestand kam in mehreren Ablieferungen seit 1951 in das Archiv. Akten aus Abteilungen, die heute nicht mehr im Amt für Wirtschaft, Verkehr und Hafen eingegliedert sind, befinden sich unter den jeweiligen Nachfolgebehörden, bzw. bilden einen eigenen Bestand.

Bestandssignatur
04.08-0/2

Kontext
Archiv der Hansestadt Lübeck (Archivtektonik) >> 04 Gemeindevertretung und Behörden nach 1937 >> 04.08 Wirtschaft und Verkehr

Bestandslaufzeit
1924-2000

Weitere Objektseiten
Zugangsbeschränkungen
Benutzungsbeschränkung: keine
Letzte Aktualisierung
30.06.2025, 10:12 MESZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
Archiv der Hansestadt Lübeck. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.

Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1924-2000

Ähnliche Objekte (12)