Bestand
Nachlass Kurt Wehlte, Schenkung Germar Wehlte (Bestand)
Vorwort: Kurt Wehlte (1897-1973)
Allgemeine Informationen
Der Nachlass ist am 07.11.2001 von
Germar Wehlte, dem Sohn Kurt Wehltes, als Schenkung der Familie Wehlte an die
Hochschule für Bildende Künste Dresden übergeben worden.
Die
Übernahme erfolgte durch Anne-Christine Henningsen geb. Drexler. Seit der
ersten Übergabe wurde der Nachlassbestand kontinuierlich durch die Familie
Wehlte mit verschiedenen Nachlassobjekten erweitert.
Ansinnen Germar
Wehltes und dessen Angehörigen war es, den Nachlass Kurt Wehltes archivgerecht
erfasst zu wissen, so dass er für Interessenten zur wissenschaftlichen
Bearbeitung öffentlich zugänglich ist.
Kurt Wehlte wurde am 11. Mai
1897 in Dresden geboren und ist am 10. April 1973 in Stuttgart gestorben.
Einen ausführlichen Lebenslauf finden Sie im Anschluss an die
Einleitung.
Der Nachlass hat einen Umfang von 10,2 lfm bzw. 2940
Verzeichnungseinheiten.
Bestandsgeschichte
Der Nachlass
Kurt Wehltes war nach dessen Tod in den Besitz seines Sohnes Germar
übergegangen, der als wissenschaftlicher Fotograf langjährig eng mit seinem
Vater zusammengearbeitet hat. Nach Angaben Germar Wehltes hat sich das
Arbeitsmaterial seines Vaters, trotz der Wirren des Zweiten Weltkriegs und
zahlreicher Wohnungswechsel, in relativ vollständigem Umfang erhalten und wurde
zuletzt am Wohnort Germars gelagert.
Der Nachlass besteht
mehrheitlich aus der Dokumentation der wissenschaftlichen Arbeit von Kurt
Wehlte als Maltechniker, Kunsttechnologe und Restaurator. In einem geringen
Teil ist sein persönlicher Werdegang von der Schulzeit an bis zur privaten
Korrespondenz, Kondolenzen und eigenen künstlerischen Werken erhalten. Der
Nachlass dokumentiert in vielfältigen Materialien die Lebensstationen,
Arbeitsweisen, Arbeitsgebiete, Kontakte und Interessenfelder Kurt Wehltes. So
enthält der Nachlass neben Schriftgut, auch Fotografien, Röntgenaufnahmen,
Glasplattendiapositive, Glasplattennegative, 6x6-Negative, Gemälde,
maltechnische Studien, Lithografien, Radierungen, Farbkarten und
Museumsreproduktionen, die er für seine Arbeit in Lehre und Forschung, aber
auch für seine Publikations-, Vortrags- und Lehrtätigkeit angefertigt bzw.
gesammelt hat. Die Besonderheit des Nachlasses ist nicht nur in dessen
außerordentlich breiter Materialienvielfalt begründet, sondern liegt darüber
hinaus in der Tatsache, dass der Anteil an Bildgut drei Viertel des
Nachlassbestandes ausmacht.
Verständlicherweise erschwerte die
Materialienvielfalt und die oft fehlende oder sehr verkürzte Beschriftung bzw.
Bezeichnung die Erschließung. Auf die Bildbeschreibung und jede
Materialeigenheit, musste in Bezug auf die Behandlung und Lagerung, besonderes
Augenmerk gelegt werden. Speziell von der Ausführlichkeit der Beschreibung des
Bildmaterials hängt die Benutzbarkeit dieses Bestandes ab. In diesem
Zusammenhang wurde beispielsweise auch bei der Beschreibung entsprechender
Abbildungen versucht, auch das Schadensbild eines Objektes oder den
Maßnahmenkatalog einer Restaurierung stichwortartig zu benennen, sofern dies
auf der Abbildung erkennbar war. Für die Verzeichnung der Röntgenbilder und des
dazugehörigen Bildmaterials wurden neben den Auflistungen von Kurt Wehlte
selbst (u.a. Röntgentagebücher und Röntgenlisten bei Fälscher-Prozessen),
Kataloge der Galerien, Museen und Kunstinstitute, mit denen Wehlte
zusammengearbeitet hat, sowie diverse Werkverzeichnisse, Fachzeitschriften und
das Internet zu Rate gezogen. Eine noch intensivere Recherche für die
Bildbeschreibung hätte den Rahmen des Projektes gesprengt und konnte demzufolge
nicht in allen Bereichen gleich zufriedenstellend durchgeführt werden.
Kurt Wehlte hat für seine zahlreichen Tätigkeiten und Publikationen die
überlieferten Dokumente und Fotografien mehrfach verwendet, so dass eine
eindeutige Zuordnung oftmals nur schwer vornehmbar war. Die Bearbeiter
versuchten, soweit als möglich alles wieder seinem ursprünglichen
Entstehungszusammenhang zuzuordnen.
Während der Erschließung wurde
eine thematische Gliederung erstellt, der alle Verzeichnungseinheiten
unterworfen sind.
Der Nachlass ist in 7 Hauptpunkte unterteilt.
Diese Punkte sind:
1. Personalia
2. Handbibliothek
3. Dokumentation zu Lehre und Forschung
4. Tätigkeiten an
verschiedenen Lehreinrichtungen
5. Tätigkeiten außerhalb der
Lehre
6. Ergänzende Sammlungen
7. Varia
Diese
Hauptpunkte sind entsprechend der Überlieferung wiederum untergliedert.
In Punkt 1 befinden sich Dokumente zu Schulzeit, Berufsausbildung und
Studium, seinen Wohnorten, Freizeitaktivitäten sowie Lebensläufe, seine
persönliche Korrespondenz, Dokumente und Fotografien von seinen Studienreisen
und Werke aus seinem eigenen künstlerischen Schaffen.
Punkt 2
beinhaltet seine Handbibliothek auch mit den nach seinem Tod zugefügten
Ausgaben seiner Publikationen.
Im Punkt 3 der Gliederung ist die
Dokumentation zu Lehre und Forschung, bestehend aus Schriftgut, Fotografien und
Röntgenaufnahmen, klassifiziert. In ihr wurden die Formulierungen und
Strukturen, die Wehlte in seiner Zeit benutzt und angelegt hat, weitestgehend
übernommen, um den Charakter des Nachlasses authentisch zu gestalten und um die
Arbeitsweise Wehltes widerzuspiegeln. Beispielsweise fasst Wehlte zur
Einteilung seines Arbeitsmaterials zum Thema Werkstoffe und Techniken im
Unterschied zu „Wandmalerei“ unter dem Begriff „Tafelmalerei“ nicht nur Gemälde
auf starren Holzbildträgern, sondern auch Leinwandgemälde, Arbeiten auf Papier
und andere Objekttypen zusammen.
Die schriftlichen und bildlichen
Überlieferungen zu den Tätigkeiten an den verschiedenen Lehreinrichtungen in
Dresden, Berlin, Stuttgart und Karlsruhe, sind in Punkt 4 einzusehen.
Ein großer Gliederungspunkt ist der Fünfte. Er umfasst die Tätigkeiten
Kurt Wehltes außerhalb der Lehre. Das bedeutet, dass in ihm Schrift- und
Bildgut zur Publikationstätigkeit, zur Tätigkeit als Schriftleiter der
Fachzeitschrift „MALTECHNIK“ genauso wie zu Gutachtertätigkeiten,
Vortragstätigkeiten und zur Mitarbeit und Mitwirkung in verschiedenen
Instituten, Ausschüssen und nationalen wie internationalen Kommissionen zu
finden sind.
Der Punkt 6 umfasst die ergänzenden Sammlungen, d.h.
Dokumente, die nachträglich von dritter Hand dem Nachlass zugefügt wurden. Der
Siebente und letzte Ordnungspunkt beinhaltet einen geringen Teil an
Fotomaterial, welcher nicht näher zuordenbar war.
Informationen zur
Bearbeitung
Der Nachlass wurde in mehreren Stufen erschlossen. Die
Verzeichnung, technische Behandlung und Verpackung erfolgte in einem Projekt
von April 2008 bis März 2009.
In diesem Projekt wurde die
Erschließung des Nachlassbestands stets in enger Zusammenarbeit zwischen der
Diplom-Restauratorin Anne-Christine Henningsen und der Diplom-Archivarin (FH)
Vera Wobad vorgenommen. Auf diese Weise wurden für die Erfassung des
maltechnisch-restauratorischen Fachgebiets und für die Umsetzung der
archivfachlichen Anforderungen bestmögliche Voraussetzungen geschaffen.
Der Nachlass erhielt aufgrund des Archivierungsplanes des Archivs der
Hochschule für Bildende Künste Dresden die Bestandssignatur 07.08
zugewiesen.
Die Sortierung und Signierung der Dokumente richtete
sich nach der Art der nachgelassenen Materialien. Das Schriftgut, die
Fotografien aus Lehre und Forschung und das überlieferte Bildmaterial zu den
Röntgenuntersuchungen wurden unter der Signatur 07.08/ (insges. 991
Verzeichnungseinheiten) verzeichnet. Die Röntgenaufnahmen bzw. zugehörigen
Zwischennegative sind mit Hilfe der noch erhaltenen Röntgentagebücher und
anderer Röntgenlisten unter der Signatur 07.08/KW und 07.08/KWN (insges. 1001
VE) verzeichnet. Innerhalb der KW-Signaturen gibt es zwischen 07.08/KW0450 und
KW0498 eine doppelte Nummernvergabe, deren Ursache nicht mehr zu ergründen war.
Das Gleiche gilt für die Lücke zwischen den Nummern 07.08/KW0542 und KW0592.
Von den Röntgenuntersuchungen, die Kurt Wehlte durchgeführt hat bzw. die im
Nachlass überliefert sind, sind ein knappes Drittel im Mindesten durch
Papierabzüge der Röntgenbilder oder Zwischennegative erhalten geblieben.
Das eigene künstlerische Schaffen Kurt Wehltes, die Gemälde,
maltechnischen Studien, Lithografien, Radierungen, Schülerarbeiten und das
Bildmaterial in Übergröße tragen die Signatur 07.08/GM (insges. 68 VE).
Die Glasplatten-Diapositive erhielten die Signatur 07.08/DP (insges. 581
VE) und die Glasplatten-Negative die Signatur 07.08/GP (insges. 263 VE). Die
überlieferten 6x6-Negative tragen die Signatur 07.08/Neg (insges. 36 VE).
Die Lagerung konnte so auch nach den spezifischen Ansprüchen der
Materialien vorgenommen werden.
Innerhalb des Projektes war es nicht
möglich, ein Register anzulegen. Da aber im benutzten Archivierungsprogramm
Augias und im digital vorliegenden Findbuch in Microsoft Word eine
Volltext-Recherche möglich ist, kann auf diesen Wegen der Zugriff auf die
Informationen erfolgen.
Benutzerhinweise und Zitierweise
Die Benutzung des Nachlasses ist an die Regelungen der Benutzungsordnung
des Archivs der Hochschule für Bildende Künste Dresden und des
Schenkungsvertrages gebunden.
Das Zitieren von Dokumenten muss immer
zusammen mit der Institutionsbezeichnung, der Bestandsbezeichnung und der
jeweiligen Archivsignatur erfolgen.
Beispiel 1: HfBK Dresden Archiv
07.08/0011 – Nachlass Kurt Wehlte, Schenkung Germar Wehlte
Beispiel
2: HfBK Dresden Archiv 07.08/KW0231 – Nachlass Kurt Wehlte, Schenkung Germar
Wehlte
Hinweise zu anderen Beständen
Für eine
weiterführende Beschäftigung mit dem Leben und Wirken Kurt Wehltes werden
einige Bestände des Bundesarchives in Berlin, das Archiv der Universität der
Bildenden Künste Berlin, die Archive der Akademien in Stuttgart und Karlsruhe,
die Archive der nationalen wie internationalen Institutionen bei denen Kurt
Wehlte Mitglied oder Berater war und schließlich die Archive der Verlage und
Zeitschriften zu konsultieren sein.
Dresden, 31.März 2009
Anne-Christine Henningsen, Vera Wobad
Nachtrag
Die
Röntgenuntersuchungen und das zugehörige Bildmaterial wurden von Dipl. Rest.
Monika Kammer, wis-senschaftliche Mitarbeiterin im Studiengang Konservierung
und Restaurierung von Kunst- und Kulturgut (Fachbereich Strahlendiagnostik und
Fotografie) an der Hochschule für Bildende Künste Dresden, 2013 digitalisiert.
Die Digitalisate wurden in den Bestand eingegliedert (07.08/0992).
Adrian Wehlte übergab der Hochschule für Bildende Künste Dresden mit
Schenkungsvertrag vom 1. Dezem-ber 2016 weiteres Material aus dem Nachlass
seines Großvaters Kurt Wehlte. Dem Bestand wurden 121 Verzeichnungseinheiten
hinzugefügt:
Archiv- und Sammlungsgut:
86
Verzeichnungseinheiten (07.08/993 - 07.08/1077, 07.08/1080 - 1982)
Diapositive:
21 Verzeichnungseinheiten (07.08/DP0582 -
07.08/DP0603)
Negative:
9 Verzeichnungseinheiten
(07.08/Neg0037 - 07.08/Neg0046)
Kunstwerke:
5
Verzeichnungseinheiten (07.08/GM0069 - 07.08/GM0073)
Außerdem wurden
16 Verzeichnungseinheiten Dublettenexemplare von Publikationen beigegeben
(07.08/0037, 07.08/0044-4 u. 07.08/0044-5, 07.08/0069-2, 07.08/0109,
07.08/0120, 07.08/0122, 07.08/00124, 07.08/0125, 07.08/0127, 07.08/0128,
07.08/0129, 07.08/0130, 07.08/0131, 07.08/0132, 07.08/0133, 07.08/0194).
Die inhaltliche Klassifikation wurde unter Berücksichtigung des Zuwachses
aus der Schenkung von Adrian Wehlte erweitert.
Der Bestand hat
nunmehr einen Umfang von 10,8 lfm bzw. 3.061 Verzeichnungseinheiten.
Das Findbuch erfuhr abschließend eine inhaltliche und redaktionelle
Gesamtüberarbeitung.
Dresden, 20. April 2020 Simone Fugger von dem
Rech
Lebenslauf von Kurt Wehlte
1897-1915
Benno Kurt Wehlte wurde am 11. Mai 1897 als Sohn des Oberlehrers Amadeus Benno
Wehlte und dessen Ehefrau Dora, geborene Fickler, in Dresden-Plauen
geboren.
Nach Abschluss der Obersekundarreife auf dem
Reformrealgymnasium Dreikönigsschule 1913, absolvierte er zunächst die
Staatliche Bauschule Dresden, da ihm sein Vater das Studium der Malerei
untersagt hatte.
1916-19 Im ersten Weltkrieg leistete Wehlte ab 1916
freiwillig Militärdienst als Frontkämpfer im Westen sowie Osten. Anfang 1919
wurde er wegen einer Blutvergiftung vom Wehrdienst entlassen.
Noch
im gleichen Jahr begann Wehlte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste
Dresden sein Studium der Malerei und Radierung in der Klasse von Professor
Richard Müller.
1920 Schon nach kurzer Zeit unterbrach er sein
Studium und wechselte zu einer „Schule für Körperbildung, Landbau und Handwerk“
nach Loheland an der Rhön nahe Fulda. Dort folgten Entwurfsarbeit,
Bauausführung und gleichzeitig „Kulturarbeit“. Wehlte errichtete sich ein
Einraum-Atelier, wo er Radierungen, Drucke und Gemälde anfertigte.
Um seine Kenntnisse auf dem Gebiet der Architektur zu vertiefen, studierte
Wehlte anschließend eine kurze Zeit an der Bauhaus-Universität in Weimar.
1921-25 1921 wechselte Wehlte an die Akademie der Bildenden Künste nach
München zu Angelo Jank und Ludwig von Herterich und widmete sich bis 1923 mit
besonderem Interesse dem Spezialstudium der Maltechnik bei Prof. Max
Doerner.
Seine Heirat mit Christine Pleißner 1923 führte ihn
schließlich wieder nach Dresden, wo er sein Studium an der Akademie der
Bildenden Künste in Dresden wieder aufnahm. Diesmal in der Klasse von Georg
Lührig. Nebenbei war Wehlte als maltechnischer Lehrer an der Kunstschule „DER
WEG“ in Dresden tätig.
Am 07.03.1924 kam sein erster Sohn Helgo
Wehlte zur Welt.
1925 1925 wurde Wehlte an der Staatlichen Akademie
der Bildenden Künste Dresden mit 28 Jahren als Lehrer für Maltechnik angestellt
und gründete an dieser Akademie ein maltechnisches Laboratorium. Es war das
erste dieser Art in Deutschland. In dieser Zeit unterhielt Wehlte erste
Kontakte zu Dr. Ehlert von der Farbenfabrik Neisch & Co. in Dresden, der in
der Folge Wehltes Eitempera-Farben nach dessen Rezepten herstellte.
In Verbindung mit Wehltes Lehrtätigkeit in Dresden begann auch seine
fachliche Beratung als Leiter der Technischen Abteilung des Reichsverbandes
bildender Künstler Deutschlands. In dieser Zeit pflegte er einen sehr engen
Kontakt zu Max Doerner und arbeitete nebenbei auch als freier Künstler.
Am 15.06.1925 wurde sein zweites Kind, Ingeline Wehlte, in Dresden
geboren.
Ab 1925 unternahm Wehlte im Laufe seines Lebens zahlreiche
Studien-, Vortrags- und Gutachterreisen nach Italien, Frankreich, England,
Holland, Österreich, Schweiz, Belgien, Dänemark und Norwegen.
1926-28 Ab 1926 war Kurt Wehlte in der Deutschen Gesellschaft für
rationelle Malverfahren e.V. München (Adolf Wilhelm Keim Gesellschaft München)
und die Deutsche Gesellschaft für Licht- und Farbforschung e.V. Dresden
eingebunden. In dieser Zeit stand Wehlte ebenfalls mit dem Landesamt für
Denkmalpflege Sachsen und der Technischen Hochschule Dresden in regem
Kontakt.
Für die Jahresschau 1927 in Dresden fertigte Wehlte ein
Panoramagemälde mit dem Titel „Oberbayern“ an und stellte im folgenden Jahr
weitere Arbeiten im Sächsischen Kunstverein aus.
1928 erschien
Wehltes erste maltechnische Veröffentlichung, ein kleines Handbuch über
„Ölmalerei. Einführung in Techniken und Bildaufbau“ im Otto Maier Verlag
Ravensburg. Bis zum Jahre 1974 sollten dieser ersten Auflage weitere dreizehn
Auflagen folgen.
Am 28.05.1927 kam sein drittes Kind, Germar Wehlte,
zur Welt.
1930 Im April 1930 trat er eine Lehrertätigkeit an der
Kunstgewerbe- und Handwerkerule der Stadt Berlin an.
Als
maltechnischer Vertreter der Deutschen Künstlerschaft (RVbK) nahm Wehlte 1930
am Kongress des internationalen Museumsamtes in Rom teil.
1931
Wehlte begann sich mit dem noch jungen Gebiet der Röntgendiagnostik intensiver
auseinander zu setzen. Motiviert durch einen 1927 von der Harvard University
vergebenen Auftrag, unternahm er systematische Reihenstudien und röntgte
nachweislich ab 1931 zahlreiche namhafte Gemälde in verschiedenen deutschen
Museen.
Aufgrund seines umfangreichen Fachwissens wurde er
vereidigter Sachverständiger für Maltechnik und Materialkunde, besonders für
röntgenologische Untersuchungen am Kammergericht und den Landgerichtsbezirken
I, II und III in Berlin.
Seine wissenschaftliche Arbeit auf dem
Gebiet der Gemäldeforschung und Maltechnik brachte ihn in Kontakt mit
zahlreichen in- und ausländischen Instituten.
Auf Veranlassung des
Farbenherstellers Dr. Ehlert veröffentlichte Wehlte sein zweites maltechnisches
Lehrbuch, das im Verlag Herrmann Neisch & Co., Dresden, erschien und den
Titel „Ei-Tempera und Ihre Anwendungsarten“ trägt.
1932 1932 trat
Kurt Wehlte als Gutachter im so genannten Wacker-Prozess auf. In diesem
Fälscher-Prozess ging es um zahlreiche gefälschte van Gogh-Gemälde.
1933 Ab 1933 bis 1945 arbeitete Wehlte als Professor an den Vereinigten
Staatsschulen für Freie und Angewandte Künste Berlin, die ab 1939 dann in
Staatliche Hochschule für Bildende Künste Berlin umbenannt wurden. Dort
gründete er die „Lehr- und Versuchswerkstätten für Maltechnik“ durch Umwandlung
des Chemischen Laboratoriums, dem damals Geheimrat Prof. Dr. Ernst Täuber
vorstand und reformierte den maltechnischen Unterricht mit planmäßigen
Vorlesungen und praktischen Übungen in dafür geschaffenen Werkstätten mit
angegliederten Laboratorien.
Des Weiteren stellte er sich den
Künstlern als direkter Ansprechpartner für maltechnische Fragen zur Verfügung
und trug zur Errichtung einer staatlichen Röntgenbildstelle für
Gemäldeuntersuchungen bei.
1936 Im Vorfeld der anstehenden
olympischen Spiele übernahm Kurt Wehlte, in Zusammenarbeit mit seinen
Studenten, den Auftrag, das olympische Dorf mit Wandmalereien auszugestalten.
Dafür erhielt er eine Silbermedaille „für die verdienstvolle Mitarbeit bei den
olympischen Spielen 1936“.
Im gleichen Jahr publizierte Kurt Wehlte
seine Untersuchungsergebnisse über die Frage von Röntgenschäden an Gemälden.
Dieser Untersuchung ging ein öffentlicher Angriff voraus, in dem Wehlte
bezichtigt wurde, durch seine radiologische Untersuchungsmethode Röntgenschäden
an Werken Rembrandts aus der Gemäldegalerie Alte Meister der Staatlichen Museen
Kassel verursacht zu haben.
1939-45 Während des Zweiten Weltkrieges
wurde Wehlte neben seiner Lehrtätigkeit zur Materialversorgung der deutschen
Künstler ins Wirtschaftsministerium herangezogen.
Seit 1941 war er
Mitglied im Deutschen Normenausschuss, speziell im Fachnormenausschuss „Farbe“
(FNF) und Fachnormenausschuss „Anstrichstoffe“. Innerhalb dieses FNF „Farbe“
leitete er den Arbeitsausschuss „Farbe in Kunst und Schule“.
Nebenbei arbeitete er ab 1942 als Schriftleiter der Fachzeitschrift
„Deutsche Zeitschrift für Maltechnik“.
1945 nahm er als
Volkssturmkompanieführer am Kampf um Berlin teil, wurde schwer verletzt und
geriet in russische Kriegsgefangenschaft.
1945-47 Nach seiner
Entlassung lehrte er über ein Jahr lang in privatrechtlichem Dienstverhältnis
Zeichnen und Malen in der britischen Young Men´s Christian Association
(Y.M.C.A.) in Berlin-Charlottenburg. Dort fungierte er als art teacher in der
britischen Truppenbetreuung. Wenige Monate nach Beginn dieser Lehrtätigkeit
nahm er eine Stelle als Hilfsrestaurator bei Wilhelm Paul in Berlin-Wilmersdorf
an. Darüber hinaus war er bis Mitte 1947 zwei Tage pro Woche ebenfalls im Farb-
und Lackforschungslabor des Bevollmächtigten des Ministeriums für Chemie und
Industrie in der UdSSR in Berlin-Weißensee, Ost-Berlin tätig.
1947
Kurt Wehlte weilte 1947 mehrere Monate am Courtauld-Institute der Universität
London, wo man sein Fachwissen als Experte in der so genannten Cleaning
Controversy benötigte. Dort arbeitete er unter anderem mit seinem Freund und
Kollegen Helmut Ruhemann zusammen. Sein Sohn Germar, der zu jener Zeit im
britischen Kriegsgefangenenlager war, konnte Wehlte für die Zeit seines
Aufenthaltes als Assistent zur Verfügung gestellt werden.
1948 Ab
1948 arbeitete Wehlte selbständig als freischaffender Restaurator für die
Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Berlin. Das vermeintlich
originale „Truthahn-Fries“ im Kreuzgang des Schleswiger Doms war 1948
Gegenstand eines weiteren Fälscherprozesses, bei dem Kurt Wehlte erneut als
Gutachter involviert war.
1949 Zu Beginn des Sommersemesters 1949
erhielt Kurt Wehlte einen Ruf an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste
nach Stuttgart und gleichzeitig an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste
nach Karlsruhe. Ein Viertel seiner Lehrverpflichtung übte er in Karlsruhe
aus.
In Stuttgart gründete und leitete Wehlte das „Institut für
Technologie der Malerei“, das aus dem Institut für Farbentechnik hervorging.
Nun bildete er neben Kunstmalern auch Restauratoren aus.
Aus dem
Bewusstsein heraus, dass die beiden genannten Berufsrichtungen eines jeweils
unabhängigen Ausbildungsweges bedürften, rief Wehlte die erste akademische
Restauratorenausbildung ins Leben. Diese beruhte auf der Synthese von
praktischer Werkstattarbeit und systematischer Schulung auf wissenschaftlicher
Basis.
1954-55 1954 trat Wehlte im so genannten Malskat-Prozess als
Gutachter auf, in dem es um die großflächige Fälschung von gotischen
Wandmalereien in der Lübecker St. Marienkirche ging. Ab 1955 war Kurt Wehlte
Schriftleiter der Fachzeitschrift Maltechnik, Technische Mitteilungen für
Malerei und Bildpflege des Callwey-Verlags München. Im gleichen Jahr wurde er
als Auslandsmitglied im Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft in
Zürich aufgenommen.
1957 In diesem Jahr wurde in Dresden eine
internationale Gutachterkommission bei der Staatlichen Gemäldegalerie Dresden
gebildet, der Wehlte als einziges westliches Mitglied angehörte.
Im
gleichen Jahr wurde er auch als Fellow im International Institute for the
Conservation of Museum Objects London aufgenommen.
1958 Im Auftrag
des Kaisers von Äthiopien fand der spektakuläre Rettungsversuch einer
koptischen Malerei auf textilem Bildträger aus der Felsenkirche Lalibela
nördlich von Addis Abeba statt. Zur Konservierung und Restaurierung holte Kurt
Wehlte das 18 m² große Kunstwerk in sein Institut nach Stuttgart. Nach der
Rückführung des Kunstwerkes wurde Wehlte als Anerkennung vom äthiopischen
Kaiser Haile Selassie I. mit einer goldenen Medaille ausgezeichnet.
1962 In diesem Jahr war Wehlte neben weiteren internationalen Experten als
Gutachter bei der Klärung um die Echtheit eines von der Staatsgalerie Stuttgart
neu erworbenen Rembrandt-Selbstbildnisses tätig, das vom Münchner Kunsthändler
Porkay als Fälschung bezeichnet wurde.
1963 Prof. Kurt Wehlte trat
im Alter von 66 Jahren in den Ruhestand, blieb jedoch weiterhin publizistisch
und gutachterlich tätig. Außerdem nahm er bis zu seinem Tod einen
Gastlehrauftrag an der Universität Heidelberg wahr.
1964 Für seine
Verdienste als Lehrer und Forscher wurde er 1964 mit dem Bundesverdienstkreuz
erster Klasse ausgezeichnet.
1967 Die Summe seines umfangreichen
Erfahrungsschatzes legte er in seinem wohl bekanntesten und weltweit
verbreiteten Buch „Werkstoffe und Techniken der Malerei“ nieder, das 1967
erschien und in der Folge in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde.
Bis dahin erschienen von Wehlte im Otto Maier Verlag Ravensburg vier
maltechnische Lehrbücher („Ölmalerei. Einführung in Techniken und Bildaufbau“
(insges. 13 Aufl.), „Wandmalerei. Praktische Einführung in die Werkstoffe und
Techniken“ (4 Aufl.), „Temperamalerei. Einführung in Werkstoffe und Malweisen“
(6 Aufl.), „Das Malen mit Wasserfarben. Eine einfache Anleitung für Anfänger
beim Gebrauch von Aquarell- und Deckfarben“ (2 Aufl.).
1973 Prof.
Kurt Wehltes verstarb am 10. April 1973 in Stuttgart.
Bestandsinhalt: Persönliche Dokumente.-
Geschäfts- und Privatkorrespondenz (u.a. Oskar Kokoschka, Max Slevogt, Otto
Maier Verlag Ravensburg, Helmut Ruhemann, Dr. Christian Wolters, Prof. Rolf E.
Straub, Prof. Dr. Manfred Richter und mit dem Sohn von Otto Dix, Ursus Dix).-
Aufsätze und Publikationen von K.W.- Buch- und Vorlesungsmanuskripte.-
Materialsammlungen: Maltechnik u.a. zahlreiche Dokumentationsfotos,
Druckfahnen, maltechnische Studien von K.W., Künstlerkollegen (Max Feldbauer,
Klaus Müller-Raabe) und Studenten; Schautafeln zur Maltechnik;
Pinselhaarsammlung; Farbenlehre u.a. Farbmusterkarten aus den Jahren 1894 -
1963; Farbaufstriche von K.W., 1970 - 1972; kunsttechnologische Untersuchungen
mit unterschiedlichen bildgebenden Verfahren (Röntgen-UV-Fluoreszenz-,
UV-Reflektografie sowie Infrarotfotografie-Aufnahmen); Restaurierungen (u.a.
Berichte und zahlreiche Dokumentationsfotos).- Maltechnisches Tagebuch aus den
Jahren 1926 - 1929.- Unterlagen zur Tätigkeit im Fachnormenausschuss Farb- und
Anstrichstoffe, Unterausschuss Farbe in Kunst und Schule (u.a. zur Festlegung
der DIN-Normen).- Röntgenlaborbücher zur Dokumentation seiner Reihenstudien in
den Jahren 1931 - 1963.- Gutachten zu verschiedenen Fälscherprozessen, 1932 -
1962 (u.a. Wacker-Prozess, Malskat-Prozess, Rembrandt-Affäre).- Unterlagen zur
Gutachtertätigkeit für die Staatliche Gemäldegalerie Dresden, 1957 - 1963.-
Zeitungsartikel.- Zahlreiche Arbeitsfotos.- Fünf Gemälde.- Liste von
Radierungen Wehltes aus den Jahren 1918 - 1920.- Liste von Gemälden Wehltes aus
den Jahren 1918 - 1924.- Fünf Auszeichnungen der Jahre 1936 - 1972 (u.a.
Olympische Silbermedaille für die Ausmalung des Olympischen Dorfes im Vorfeld
der Olympischen Spiele 1936; Goldmedaille des Kaisers Haile Selassi I. für die
Restaurierung eines äthiopischen Gemäldes 1958; Bundesverdienstkreuz erster
Klasse 1964).
Enthält auch: Tonband mit Interview des Sohnes Germar
Wehlte mit seinen Eltern, 1969, 2001.- CD mit Interview von Anne-Christine
Drexler mit Germar Wehlte über seinen Vater, 2002.
- Reference number of holding
-
07.08
- Extent
-
10,2 lfm
- Context
-
Hochschule für Bildende Künste Dresden (Archivtektonik)
- Date of creation of holding
-
1903 - 1973
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
29.04.2025, 1:24 PM CEST
Data provider
Hochschule für Bildende Künste Dresden, Archiv und Kustodie. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 1903 - 1973