Archivbestand
Gesamtarchiv von Spiegel (Dep.), Nachlass Theodor Hermann von Spiegel (Bestand)
Persönliche Papiere,
Bestallungen, Besitz 1595-1790 (4); Ehe- und Familienverträge,
Testamente 1661-1789 (2); Korrespondenzen 1676-1803 (20);
Güterverwaltung, Geschäftspapiere, Ökonomisches 1740-1777 (10);
Rechnungen und Quittungen 1648-1794 (13); Aktiva und Passiva
1571-1789 (10); Prozesse und Rechtsstreitigkeiten 1615-1792 (10);
Kriegslasten im Siebenjährigen Krieg 1756-1827 (11); Bischofs- und
Koadjutorwahlen 1761-1773 (3); Lehnsangelegenheiten 1671-1807 (4);
Militaria 1677-1776 (5).
Bestandsgeschichte: Theodor
Hermann von Spiegel zum Desenberg (1712-1779), 1747 kurkölnischer
geheimer Rat, 1757 Landdrost des Herzogtums Westfalen.
Form und Inhalt: Theodor
Hermann (Borchard) von Spiegel zum Desenberg (1712-1779) wurde am
06. Oktober 1712 in Heddinghausen als Sohn des Johann Eberhard von
Spiegel zum Desenberg (1662-1734) und der Josine Maria Antonetta
von Spiegel, geb. von Schade zu Blessenol aus Antfeld (1677-1739),
geboren. Er erbte 1734 die väterlichen Güter Canstein und
Niederklingenburg am Desenberg und wurde als Nachfolger seines
Vaters Drost zu Marsberg und Volkmarsen. Am 28. Mai 1735 wurde
Theodor Hermann Administrator der Mobilität- und Immobiliengüter
seines verstorbenen Vaters. Am 06. September 1735 heiratete er in
Daseburg die am 22. März 1716 geborene Maria Therese von Spiegel
(1716-1758), eine Tochter des Georg Hermann von Spiegel aus dem
Hause Niederklingenburg. Aufgrund dieser Vermählung gelangte er in
den Besitz des halben Gutes Oberübelngönne. Aus der Ehe gingen acht
Söhne und zwei Töchter hervor, die zum Teil im Kindesalter
verstarben. Wegen des Erbanspruches des Ernst Ludwig von Spiegel
aus dem Haus Übelngönne verzichteten Theodor Hermann und Maria
Theresia von Spiegel 1753 gegen eine vereinbarte Entschädigung von
19000 Rtlr. auf den Besitz in Oberübelngönne. Hauptsitze der
Eheleute von Spiegel zum Desenberg blieben Canstein und
Niederklingenburg am Desenberg.
In seiner
Eigenschaft als kurfürstlich-kölnischer Geheimer Rat (seit 1747)
schlichtete Theodor Hermann 1750 einen Streit zwischen der Stadt
Warburg und dem dortigen Dominikanerkloster wegen eines
Schulgebäudes.
1757 wurde er durch den
Kurfürsten von Köln zum Landdrosten des Herzogtums Westfalen mit
Sitz in Arnsberg ernannt. Damit stand er als Statthalter an der
Spitze der Kurkölnisch-Westfälischen Regierung und nahm den Vorsitz
auf den Landesversammlungen und in der Regierung ein. Als Landdrost
sah sich von Spiegel während des Siebenjährigen Krieges gezwungen,
die von französischen, englischen, hessischen, kurhannoverischen
und alliierten Truppen verlangten Kriegslieferungen zu
organisieren. Als Gut in Canstein der militärischen Exekution
unterlag und das Arnsberger Schloss 1762 zerstört worden war,
verlegte von Spiegel den Sitz der Regierung vorübergehend nach
Olpe.
Der vorliegende Nachlass enthält
interessante Quellen zur Kontribuierung und Fouragierung des
Herzogtum Westfalen zwischen 1757 und 1763, aber auch zur
Verhaftung des Bruders und Münsteraner Domherrn Goswin Anton von
Spiegel (1712-1793).
Nach dem frühen Tod der
Maria Theresia von Spiegel im Mai 1758 vermählte sich Theodor
Hermann am 06. März 1759 mit Anna Adolfine von Landsberg (?-1777).
Aus dieser Ehe gingen noch einmal sechs Söhne und sechs Töchter
hervor, von denen einige allerdings im Kindesalter verstarben. Anna
Adolfine von Spiegel verschied bereits am 19. Juli 19777. Theodor
Hermann starb am 11. Mai 1779 infolge eines Schlaganfalls in
Arnsberg. Zu den Kindern des Theodor Hermann von Spiegel, die eine
politische und administrative Karriere einschlugen, gehörten:
1. Friedrich Ernst von Spiegel (1740-1808):
Kurkölnischer Kammerherr und Deutschordenskomtur in Osnabrück
2. Franz Wilhelm von Spiegel (1752-1815):
Landdrost des Herzogtums Westfalen, Hofkammerpräsident und
Präsident der Bonner Akademie sowie erster Kurator der Universität
Bonn
3. Clemens Philipp von Spiegel
(1760-1833): Domscholaster in Minden, Domherr in Paderborn
4. Ferdinand August von Spiegel (1764-1835): 1816
Erhebung zum Grafen, seit 1824 Erzbischof von Köln
5. Caspar Philipp von Spiegel (1776-1837): 1816
Erhebung zum Grafen, österreichischer Gesandter
6. Friedrich Wilhelm von Spiegel (1775-1807): Preußischer
Kammerherr und hessen-darmstädtischer Berghauptmann
Bestandsgeschichte
Bis in das erste Quartal des 20. Jahrhunderts hinein befand
sich das aus mehreren Teilen bestehende Familienarchiv der
Freiherren und Grafen von Spiegel zum Desenberg in Familienbesitz.
Infolge der freiwilligen Auflösung der von Spiegel zum
Desenbergischen Fideikommiss und auf Grundlage der
Familiengüterverordnung vom 30. Dezember 1921 bemühte sich 1921 der
Präsident des in Hamm befindlichen Auslösungsamtes für
Familiengüter, Senatspräsident Fücking, festzustellen, ob in den
von Spiegelschen Familiengütern Gegenstände, insbesondere
Sammlungen, Büchereien, Archive von besonderem geschichtlichen,
wissenschaftlichen oder künstlerischen Wert seien. Das Staatsarchiv
in Münster musste dem Amt im September und November 1921 mitteilen,
dass weder auf Spiegelsberge bei Bielefeld, noch auf dem Gute
Klingenburg Sammlungen, Büchereien und Archive seien (Staatsarchiv
Münster, Dienstregistratur, Nr. 489). 1928 fand Dr. Heinrich
Glasmeier in einem alten Turm des Wirtschaftshofes Übelngönne den
Nachlass des Kölner Erzbischofs Ferdinand August von Spiegel zum
Desenberg. Der Eigentümer des Nachlasses, Graf Felix von Spiegel
auf Wichenau in Mähren, lieh daraufhin die gesamten vorgefundenen
Dokumente dem Landsberger Gesamtarchiv in Velen, um es ordnen und
verzeichnen zu lassen. Von Velen aus gelangte der Nachlass 1932
über die Archivberatungsstelle in das Staatsarchiv Münster. Als
1933 der Rechtsvertreter des Eigentümers um die sofortige Rückgabe
des von Spiegelschen Nachlasses bat, schaltete das Staatsarchiv in
Münster den Generaldirektor der Staatsarchive in Preußen zur
Sicherstellung des Adelsarchivs ein. Obwohl selbst der Eigentümer
des Nachlasses die Herausgabe forderte, drohte der Generaldirektor
der Staatsarchive 1934 mit einer Anzeige gegen Graf Felix von
Spiegel, "er wolle das für die Landesgeschichte so wichtige Archiv
ins Ausland schaffen". Unter Wahrung der Eigentums- und
Rückforderungsrechte sowie der Bedingung, das Archiv von Spiegel in
Deutschland zu belassen, strebten die streitenden Parteien
schließlich eine gütliche Übereinkunft an. Am 05. Oktober 1937
wurde zwischen Staatsarchivdirektor Eugen Meyer und Graf Felix von
Spiegel zum Desenberg ein Depositalvertrag geschlossen. Die von
Spiegelsche Rentei zu Warburg übergab das Archiv zu Übelngönne und
die Nachlässe des Erzbischofs Ferdinand August von Spiegel und des
kurkölnischen Landdrosten Franz Wilhelm von Spiegel dem
Staatsarchiv Münster zur Aufbewahrung (Staatsarchiv Münster,
Dienstregistratur, Nr. 792). Die Graf Spiegelsche Rentei zu Warburg
gab noch im Oktober 1937 einige im Dachgeschoss eines Turmes auf
dem Gutshof Übelngönne befindliche Archivalien an das Staatsarchiv
Münster ab. Der vorliegende Nachlass Theodor Hermann von Spiegel
gelangte wahrscheinlich 1937 als Teil des als Depositum
hinterlegten Gesamtarchivs von Spiegelchen Herrschaft Desenberg in
das Staatsarchiv Münster. Dort lagerte er bis 2002 als
unverzeichneter, aber bereits mit Signaturen versehener
Teilbestand.
Literatur
Staatsarchiv Münster: Genealogische Sammlung von
Spiessen, Band 36. Buschstabe: Si-Sten, S. 62-91.
Raban von Spiegel: Geschichte der Spiegel von Desenberg und
von und zu Peckelshein, 3 Bände (maschinenschriftliches
Manuskript), 1956-1958.
Manfred Wolf
(Bearb.): Nachlässe aus Politik und Verwaltung (Das
Nordrhein-Westfälische Staatsarchiv und seine Bestände, Band 3),
Münster 1982.
Max Braubach: Die Lebenchronik
des Freiherrn Franz Wilhelm von Spiegel zum Diesenberg, Münster
1952.
Walter Lippgens: Ferdinand August Graf
von Spiegel und das Verhältnis von Kirche und Staat 1789-1835, 2
Bände, Münster1965.
Münster, im November 2002
- Bestandssignatur
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U 210
- Umfang
-
92 Akten.; 92 Akten (12 Kartons), Findbuch U 210 mit Index.
- Sprache der Unterlagen
-
German
- Kontext
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Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen (Archivtektonik) >> 4. Nichtstaatliches Schriftgut / Archivische Sammlungen >> 4.3. Gewerbebetriebe, Adlige Häuser, Familien, Höfe (U) >> 4.3.2. Adelige Häuser, Familien, Höfe >> Gesamtarchiv von Spiegel (Dep.)
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Raban Spiegel von und zu Peckelsheim, Geschichte der Spiegel von Desenberg und von und zu Peckelsheim, Bde. 1-3, o.O. 1956-1958.
- Bestandslaufzeit
-
1571-1827
- Weitere Objektseiten
- Geliefert über
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
05.11.2025, 13:59 MEZ
Datenpartner
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. Abteilung Westfalen. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1571-1827