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Psychosoziale Befindlichkeit junger Ausländer in der Bundesrepublik Deutschland

'Anhand eines repräsentativen Jugendsurveys werden die Hintergründe für die erhöhte psychosoziale Belastung junger, in der BRD aufwachsender Ausländer untersucht. Es werden potentiell streßerzeugende Lebensbedingungen in Familie und Freizeit und in der schulischen und beruflichen Ausbildung von jungen Deutschen und Ausländern verglichen. Dabei ergeben sich bei Bewertung der Interaktion in der Gleichaltrigengruppe und der Freizeitmöglichkeiten keine und bei der Qualität der Beziehungen in der Familie und der elterlichen Erziehungsverhaltensweisen nur marginale Unterschiede. Die Bedingungen der schulischen Sozialisation, das Leistungsverhalten und die Position in der Klassengemeinschaft bewerten ausländische Jugendliche trotz ihrer objektiv gegebenen ungünstigeren Bildungschancen nicht anders als die deutschen. Dies ändert sich mit dem Übergang von der Schule in den Beruf und dem Eintritt in das Erwerbsleben. Ausländische Jugendliche werden in die unteren beruflichen Statusgruppen abgedrängt und können seltener ihre beruflichen Optionen realisieren. Aufgrund dieser Erfahrungen sind sie in dieser Lebensphase unzufriedener mit ihrer schulischen und beruflichen Tätigkeit und schätzen ihre beruflichen Zukunftschancen pessimistischer ein. Bei der psychosozialen Belastung werden für die ausländischen Jugendlichen erheblich höhere Werte für die emotionale Anspannung ermittelt. Sie nehmen häufiger negative Gefühle wahr, während das Erleben positiver Gefühle eher ausbleibt. Das Selbstwertgefühl der Ausländerinnen ist im Vergleich zu altersgleichen Deutschen deutlich geschwächt. Hingegen sind die nationalitätsbezogenen Unterschiede für die gesundheitliche Befindlichkeit, die Krankheitsanfälligkeit, den Medikamentenkonsum und auch für die Häufigkeit agressiven Verhaltens eher marginal. Wir folgern, daß weniger spezifische 'ausländertypische' Probleme und Schwierigkeiten im Rahmen der familialen, schulischen und freizeitbezogenen Interaktion, der häufig vernmutete geringe Grad der Integration oder das Aufwachsen in zwei unterschiedlichen Kulturen für die erhöhte emotionale Anspannung der jungen Ausländer und das geringere Selbstwertgefühl der Ausländerinnen ausschlaggebend sind als die alltäglich erfahrenen Diskriminierungen in der Interaktion mit den Einheimischen, in den Verwaltungsbehörden und im politischen Diskurs und die Strukturen in der sozialen und rechtlichen Ungleichbehandlung.' (Autorenreferat)

Psychosoziale Befindlichkeit junger Ausländer in der Bundesrepublik Deutschland

Urheber*in: Mansel, Jürgen; Hurrelmann, Klaus

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Alternative title
Psychosocial state of young aliens in the Federal Republic of Germany
Extent
Seite(n): 167-192
Language
Deutsch
Notes
Status: Veröffentlichungsversion; begutachtet (peer reviewed)

Bibliographic citation
Soziale Probleme, 4(2)

Subject
Soziale Probleme und Sozialdienste
Soziologie, Anthropologie
Jugendsoziologie, Soziologie der Kindheit
soziale Probleme
Bundesrepublik Deutschland
Gesundheit
Belastung
Migration
Selbstbild
Diskriminierung
Ausländer
kulturelle Faktoren
Jugendlicher
Freizeit
Stress
Erleben
soziale Integration
Familie
psychosoziale Faktoren
Krankheit
Schule
Nationalität
Lebensbedingungen
Aggressivität
Berufsbildung
empirisch
anwendungsorientiert

Event
Geistige Schöpfung
(who)
Mansel, Jürgen
Hurrelmann, Klaus
Event
Veröffentlichung
(where)
Deutschland
(when)
1993

URN
urn:nbn:de:0168-ssoar-247221
Rights
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
Last update
21.06.2024, 4:27 PM CEST

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Object type

  • Zeitschriftenartikel

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  • Mansel, Jürgen
  • Hurrelmann, Klaus

Time of origin

  • 1993

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