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Biopolitik und Technologien des Selbst: zur Subjektivierung von Macht und Herrschaft

"Während Foucaults biopolitischer Blick auf das moderne Subjekt in seiner 'Mikrophysik der Macht' zunächst noch von der institutionellen Disziplinierung der Individuen spricht und sein Konzept der Disziplinargesellschaft schließlich unter dem Schlagwort 'Gouvernementalität' herrschafts- und machttheoretisch entlang des Zusammenhangs von Fremd- und Selbstführung erweitert, erscheint das 'Macht-/ Herrschaftsverhältnis' zwischen Individuum und Institution im Kontext der Theorie reflexiver Modernisierung ambivalenter. Den Übergang von der ersten in eine zweite Moderne markieren bekanntlich Individualisierungsschübe in den verschiedenen Lebensbereichen, die mit einer Umordnung oder Auflösung einfach-moderner institutioneller Grenzziehungen (z.B. zwischen öffentlich und privat) und damit verbundener Ungleichheitsordnungen (z.B. entlang Arbeit, Alter, Geschlecht) einhergehen. Die entsprechende macht-/ herrschaftstheoretische Zeitdiagnose behauptet die Entwicklung einer paradoxen Struktur von Herrschaft in der zweiten Moderne, verstanden sowohl als 'Totalisierung' systemischer Handlungszwänge wie auch als 'Autonomisierung' von Subjekten hinsichtlich der Wahrnehmung vermehrter lebensweltlicher Handlungsoptionen. Der Vortrag diskutiert vor diesem Hintergrund, wie diese 'paradoxe Struktur' weder als einfacher Gegensatz zwischen Herrschaft und Freiheit noch als dialektisches Verhältnis von Totalisierung und Autonomisierung, sondern als reflexive Form einer Subjektivierung von Macht und Herrschaft zu fassen ist. Die zunehmend institutionell entsicherten, uneindeutig werdenden Selbsttechnologien ebnen den Weg vom modernen Disziplinarsubjekt, welches noch als Effekt der Institution erscheint, hin zur Erzeugung 'eigenverantwortlicher' Subjektivitäten. Diese sollen sich - so die Herrschaftsvorgabe - als individualisierte Individuen (und auch Organisationen) in ihrer nunmehr 'freigesetzten, riskanten Lebensgestaltung' umso deutlicher ihren je eigenen Handlungsoptionen und -zwängen unterliegend begreifen." (Autorenreferat)

Biopolitik und Technologien des Selbst: zur Subjektivierung von Macht und Herrschaft

Urheber*in: Hirseland, Andreas; Schneider, Werner

Rechte vorbehalten - Freier Zugang

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Weitere Titel
Biotechnology policy and technologies of the ego: subjectivization of power and domination
ISBN
978-3-593-38440-5
Umfang
Seite(n): 5640-5648
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Status: Veröffentlichungsversion; begutachtet
33. Kongress "Die Natur der Gesellschaft". Kassel, 2006

Erschienen in
Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2

Thema
Sozialwissenschaften, Soziologie
Generelle Theorien der Sozialwissenschaften
Theorie
Gouvernementalität
Öffentlichkeit
institutionelle Faktoren
Moderne
Gesellschaft
Postmoderne
Biopolitik
Herrschaft
Fremdbestimmung
reflexive Modernisierung
Individuum
Macht
Privatsphäre
Individualisierung
Freiheit
Selbstbestimmung
Einfluss
Foucault, M.
Lebenswelt
Subjekt
Ungleichheit
Dokumentation
Theorieanwendung

Ereignis
Geistige Schöpfung
(wer)
Hirseland, Andreas
Schneider, Werner
Ereignis
Herstellung
(wer)
Rehberg, Karl-Siegbert
Ereignis
Veröffentlichung
(wer)
Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
Campus Verl.
(wo)
Deutschland, Frankfurt am Main
(wann)
2008

URN
urn:nbn:de:0168-ssoar-153887
Rechteinformation
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
Letzte Aktualisierung
21.06.2024, 16:27 MESZ

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Objekttyp

  • Sammelwerksbeitrag
  • Konferenzbeitrag

Beteiligte

  • Hirseland, Andreas
  • Schneider, Werner
  • Rehberg, Karl-Siegbert
  • Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
  • Campus Verl.

Entstanden

  • 2008

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