Architektur
Ansicht von Südosten mit Kirche über Spätgotischen Hochchor (Neubau bis 1510) mit Maßwerkfenstern und Strebepfeilern über Kirchhofmauer (Wehrgang mit Steinbrüstung im 18 Jh abgetragen)
Beschreibung des Oberamts Stuttgart; Amt; aus dem Jahre 1851; Echterdingen (Auszug); Gemeinde II. Kl. mit 1953 Einw. a. Echterdingen, 1911 Einw., wor. 14 Kath. b. Fasanen-Hof, 12 Einw. – Ev. Pfarrei, mit den Filialen: Stetten, Weidach und Hof (s. unten); die Kath. sind nach Neuhausen eingepfarrt. Echterdingen, Pfarrdorf mit Marktgerechtigkeit, ist der Sitz eines Postamts und liegt 21/2 Poststunden südlich von Stuttgart. Der große Ort, der sich von jeher mit Stolz den Hauptort der Filder nannte, liegt frei und offen, unfern der östlichen Grenze des Schönbuchs, der ihn gegen feuchte Westwinde schützt und zur gesunden Lage desselben viel beiträgt. Der Ort hat das entschiedene Gepräge eines wohlhabenden Bauerndorfs; stattliche mit eichenem Gebälke und steinernem Unterstock erbaute, ländliche Wohnungen, zwischen denen sich einzelne mit städtischem Ansehen eingeschlichen haben, stehen zu beiden Seiten der breiten, den Ort durchziehenden Hauptstraße, von Stuttgart nach Tübingen. Übrigens ist auch der von der Hauptstraße östlich gelegene, größere Theil des Orts wohl ansehnlich und mit gekandelten Straßen versehen. Echterdingen hat gutes Trinkwasser, aber bei anhaltender trockener Witterung oder bei sehr strenger Kälte öfters so sehr Mangel daran, daß das Wasser 1/4 Stunde weit in Fässern hergeführt werden muß, während sonst der Boden so wasserhaltig ist, daß man schon bei einer Tiefe von 10′ beinahe überall auf Wasser stößt und bei Anlagen von Kellern öfters genöthigt wird, mit namhaften Kosten Abzugsdohlen zu führen. Wetten sind mehrere vorhanden, welche ihrem Zwecke jedoch nicht entsprechen, weßhalb die Gemeinde beabsichtigt, in der Nähe des Orts einen neuen Wasserbehälter von dem erforderlichen Umfang herzustellen. Die mit einer ziemlich hohen, von Reben umrankten Mauer umgebene Pfarrkirche, liegt etwas erhaben im nordöstlichen Theil des Orts und gewährt einen freundlichen Anblick. Das Gebäude selbst hat ein alterthümliches, ehrwürdiges Aussehen; die Veränderungen, welche an dem Schiff vorgenommen wurden, fallen weniger in die Augen, weil der sehr hohe, ein halbes Achteck bildende Chor mit gothischen Fenstern noch [144] | in seiner ursprünglichen Gestalt erhalten ist, so daß die Kirche zu den schönsten im Bezirk gehört; das Chor hat in seinem Innern ein aus 10 Bogen bestehendes, schönes Netzgewölbe mit Knotenrosetten; die Consolen, auf denen die Gewölbebogen aufsitzen, stellen bärtige, mit halbem Leib hervorragende Männer, mit Spruchbändern in den Händen, dar. Im Jahr 1848 ließ die Gemeinde mit einem Aufwand von 4000 fl. eine neue Orgel mit 26 Registern durch Karl Weigle in Stuttgart verfertigen, die nun eine besondere Zierde der Kirche ist. Der massive viereckige Thurm, ein schmuckloses Bauwesen, hat von Außen keinen Eingang, sondern nur schmale, oblonge Lichtlöcher. Er besteht aus 4 Stockwerken, von denen das oberste mit Satteldach einer jüngern Zeit anzugehören scheint. Aus den Fenstern des Glockenhauses genießt man nach allen Seiten hin einer ausgebreiteten schönen Aussicht. An der Südseite des Thurms, am untern Stock, sind 3 Wappenschilde, unter denen auch der württembergische in Stein gehauen. Unten am Thurm befindet sich neben der Jahrzahl der Erbauung 1439, eine weniger leserliche lateinische – und die deutsche Inschrift „ain Turn bin ich, maister Heinrich macht mich," und links hievon ein Wappenschild mit zwei gekreuzten Spitzhämmern. An der Außenseite der Kirche stehen mehrere Grabdenkmale, die übrigens nicht über das 17. Jahrhundert zurückgeben. Von den drei Thurmglocken enthält die kleinste und mittlere die Evangelistennamen, die kleinste nennt den Eßlinger Pantlion Sidler (16. Jahrhundert), die größte und jüngste den Stuttgarter Jakob Rechlen (17. Jahrhundert) als Gießer. Die Baulast der Kirche hat die Stiftungspflege, die übrigens von der Gemeinde unterstützt werden muß. Auf dem Kirchhof, der um die Kirche liegt, werden die Todten von Echterdingen und Weidach begraben. Der andere, im Jahr 1774 am östlichen Ende des Ortes angelegte, wegen des stark zudringenden Wassers aber bald wieder verlassene Kirchhof, dient seit der im Jahr 1816 erfolgten Vereinigung der Orte Stetten und Hof mit der Parochie Echterdingen als Beerdigungsplatz für die letzteren Orte, welchen die Gemeinde Echterdingen die unentgeldliche Benützung gestattet. Das Pfarrhaus ganz nahe bei der Kirche, hat eine freie, angenehme Lage und ist gut erhalten; die Erhaltung desselben liegt dem Staat ob. In dem gleichfalls zunächst der Kirche gelegenen Schulhause, welches die Stiftungspflege zu unterhalten hat, befinden sich die Schullehrerwohnungen und vier Lehrzimmer, in denen ein Hauptlehrer, zwei Unterlehrer und ein Schulgehülfe den Unterricht ertheilen; solches entspricht in Beziehung auf Bauart und Räumlichkeiten wenig den Anforderungen der Zeit. Die hier seit 1842 bestehende Industrieschule für kleine Mädchen wird nur den Winter über besucht.... FF HINWEIS: Der externe Link #3 führt zur Online-Resource der Oberamtsbeschreibungen mit weiteren Informationen.
- Location
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Stephanuskirche Leinfelden-Echterdingen
- Collection
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Kirchenburgen
- Related object and literature
- Subject (what)
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Wehrkirche
- Event
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Herstellung
- (when)
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12 Jh
- (description)
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Romanisch (Gotisch überarbeitet und teilweise ersetzt)
- Last update
-
05.03.2025, 4:27 PM CET
Data provider
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Universitätsbibliothek. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Architektur
Time of origin
- 12 Jh