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Die amerikanischen Budgetdefizite und der Dollarkurs
Die amerikanischen Budgetdefizite und der Dollarkurs Da es sehr umstritten ist, ob zwischen den amerikanischen Haushaltsdefiziten und dem Dollarkurs ein engerer Zusammenhang besteht, wird untersucht, ob plausible theoretische Gründe gegen die Relevanz der Budgetpolitik in der Phase der Dollaraufwertung von September 1980 bis März 1985 und in der Phase der Dollarabwertung seit April 1985 sprechen. Außerdem wird gefragt, welche Bedeutung der Verringerung der Defizite für den Abbau des amerikanischen Leistungsbilanzdefizits zukommt. Für die Aufwertungsphase kann man davon ausgehen, daß die wachsenden Haushaltsdefizite des Bundes Zinssätze und Dollarkurs erhöht haben. Wie stark allerdings der relative Beitrag der Fiskalpolitik gewesen ist, muß offen bleiben. Restriktive Geldpolitik, günstige Ertragserwartungen und expansive Finanzpolitik haben zusammengewirkt und die massive Dollaraufwertung herbeigeführt. Daß Geldschöpfung, Mehrsparen und Kapitalimporte einen Zinsanstieg verhindert haben, kann man ausschließen. Kritischer Punkt im Zusammenhang mit den internationalen Kapitalbewegungen ist die Höhe der Zinselastizität der Kapitalströme. Nur bei "hoher" Elastizität führen Haushaltsdefizite zur Aufwertung der heimischen Währung, andernfalls kommt es zur Abwertung, was dann ein Beleg für die Irrelevanz der amerikanischen Budgetdefizite für den Dollarkurs wäre. Wenn man im allgemeinen von einer hohen Zinselastizität ausgeht, muß man konsequenterweise auch den Schluß ziehen, daß die Defizite eher mit geringen expansiven Wirkungen auf das Volkseinkommen verbunden gewesen sind. Für die Dollarabwertungen dürften dagegen die Haushaltsdefizite von untergeordneter Bedeutung gewesen sein, denn ein Wechsel von der expansiven Haushaltspolitik zur deutlich restriktiven Politik beginnt erst im Laufe des Jahres 1987. Da sich mit dem Gramm-Rudman-Haushaltskontrollgesetz seit Ende 1985 eine Wende in der Budgetentwicklung abzeichnet, können allerdings schon frühzeitiger Zinssenkungs- und Abwertungserwartungen Abwertungstendenzen gefördert haben. Die Beseitigung des amerikanischen Leistungsbilanzdefizits verlangt unvermeidlich von den Vereinigten Staaten eine restriktive Politik. Mit Hilfe der Haushaltskonsolidierung läßt sich dieses Ziel wesentlich wirksamer und wachstumsfreundlicher als mit Hilfe der restriktiven Geldpolitik erreichen, so daß sich die amerikanische Politik auf die Verringerung der Budgetdefizite konzentrieren und auf geldpolitische Stützungsmaßnahmen zugunsten des Dollars verzichten sollte.
- Sprache
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Deutsch
- Erschienen in
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Journal: Kredit und Kapital ; ISSN: 0023-4591 ; Volume: 21 ; Year: 1988 ; Issue: 3 ; Pages: 363-382
- Klassifikation
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Wirtschaft
- Ereignis
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Geistige Schöpfung
- (wer)
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Cansier, Dieter
- Ereignis
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Veröffentlichung
- (wer)
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Duncker & Humblot
- (wo)
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Berlin
- (wann)
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1988
- DOI
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doi:10.3790/ccm.21.3.363
- Letzte Aktualisierung
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10.03.2025, 11:43 MEZ
Datenpartner
ZBW - Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften - Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Artikel
Beteiligte
- Cansier, Dieter
- Duncker & Humblot
Entstanden
- 1988