Vase
Vase mit chinesischen Figurenszenen
"Die chinesisch inspirierten Figurenszenen auf der Wandung der Vase lassen sich recht genau entschlüsseln. Dargestellt ist die Geschichte 'Der Palast des ewigen Lebens'. Kaiser Xuanzong, der stehende, gestikulierende Mann, möchte den Geist seiner Geliebten, Yang Guifei (die sitzende Frau am Tisch) wiederfinden. Er begibt sich zum Mond, in den Guang Han Palast der Mondgöttin Chang E, die den Zaubertrank der Unsterblichkeit besitzt. Sie ist an dem weißen Hasen zu erkennen. Die Figuren sind in reich ornamentierten Gewändern mit feinem Pinselstrich großformatig auf die Wandung der Vase gemalt. Der holländische Fayencemeister Rochus Jacobsz Hoppesteyn (gest. 1692) hat die Vase signiert. Er leitete in Delft die väterliche Manufaktur 'Het Jonge Moriaenshooft' (Der junge Mohrenkopf). Delft war seit 1602 Sitz der Niederländischen Ostindien-Kompanie. Seitdem waren massenweise ostasiatische Handelsgüter nach Holland und ins restliche Europa gelangt, in erster Linie Porzellan und Tee. Als infolge der politischen Unruhen in China, die 1644 zum Zusammenbruch der Ming-Dynastie führten, der Handel zeitweilig zum Erliegen kam, trat japanisches Porzellan an die Stelle der chinesischen Importe. Um der wachsenden Nachfrage nach ostasiatischen Porzellan zu begegnen, jedoch in Ermangelung von dessen wahrer Rezeptur, ahmten Delfter Keramiker das Porzellan in der Fayencetechnik nach, bei der ein poröser Scherben mit einer zinnhaltigen, weißen Glasur überzogen und bemalt wird. Hoppesteyn kombinierte die chinesischen Motive mit einer 'japanischen' Farbigkeit, die an die kostbare Brokatwirkung der Imari-Porzellane aus der Gegend von Arita erinnert. Das bis dahin vorherrschende 'Delfter' Kobaltblau, das die chinesischen, scharffeuerdekorierten Blau-Weiß-Porzellane der Ming-Zeit nachahmte, wird hier durch die Aufglasurfarben Rot und Gold ergänzt." (Claudia Kanowski, in: Details! 100 Lieblingswerke im Kunstgewerbemuseum, Dresden/Berlin 2018, S. 119) Die Vase wurde 1909 aus Privatbesitz für das Berliner Kunstgewerbemuseum angekauft, mit einem Deckel, der nicht ursprünglich dazu gehörte. Marke: Auf der Unterseite in Blau: ligiertes RIHS (für Rochus Jakobsz Hoppesteyn) ClKa
- Location
-
Kunstgewerbemuseum, Staatliche Museen zu Berlin, Deutschland
- Inventory number
-
1909,20
- Measurements
-
Höhe: 38 cm
- Material/Technique
-
Fayence mit Inglasur-, Aufglasur- und Goldmalerei
- Classification
-
Deckelvase (Gefäß / Gefäßteil / Vase) (Objektgattung)
- Event
-
Herstellung
- (where)
-
Delft
- (when)
-
um 1686
- Rights
-
Kunstgewerbemuseum, Staatliche Museen zu Berlin
- Last update
-
14.04.2025, 8:09 AM CEST
Data provider
Kunstgewerbemuseum. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Vase
Time of origin
- um 1686