Bestand
Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Das "Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und
Kriegsgeschädigte" (BMVt) war eine oberste Verwaltungseinrichtung
Bundesrepublik Deutschland. Die Behörde wurde im Zuge der Vereidigung
des ersten Bundeskabinetts am 20. September 1949 unter der Bezeichnung
"Bundesministerium für die Angelegenheiten der Vertriebenen"
gegründet. Zunächst konzentrierte sich die Institution auf die Lösung
der sozialpolitischen Probleme, welche mit dem Zustrom von mehr als
7,5 Millionen Heimatvertriebenen in die Bundesrepublik Deutschland
entstanden. Im Zentrum dieser Tätigkeit stand neben der Bereitstellung
von Wohnraum und der Schaffung von Arbeitsplätzen auch die
sozialrechtliche Betreuung sowie die Entschädigung der Vertriebenen.
Der Zuständigkeitsbereich des BMVt erweiterte sich aber im Laufe
seines Bestehens zusehends. Ab 1953 übernahm die Behörde auch die
gesamte Betreuung der Kriegsgefangenen und ehemaligen Soldaten,
weswegen sie in der Folge als "Bundesministerium für Vertriebene,
Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte" bezeichnet wurde.
Die Organisationsstruktur des BMVt verlief aufgrund der
wachsenden Aufgaben bis 1953 sehr unstetig. Anzahl und Funktion der
einzelnen Abteilungen änderten sich häufig, aber auch die in den
einzelnen Abteilungen zusammengefassten Referate verbanden nur
gelegentlich gemeinsame Arbeitsbereiche. Erst nach einer im besagten
Jahr erfolgten Umstrukturierung unterteilte sich die Behörde dauerhaft
in folgende Abteilungen:
I Allgemeine
Abteilung
II Wirtschaftliche Eingliederung,
Behandlung des Vertriebenen- und
Flüchtlingsproblems auf internationaler Basis
III Kulturelle Angelegenheiten und soziale Betreuung
Ab 1957 sah der Organisationsplan des BMVt noch eine
Abteilung IV (Fragen der SBZ-Flüchtlinge und Vertretung des
Ministeriums in Berlin) vor.
Besonders aktiv
war die Institution bei der sogenannten "ostdeutschen Forschung" und
in der Kulturarbeit. Zum einen beauftragte und finanzierte die Behörde
eine Reihe von Dokumentationen namhafter Wissenschaftler
verschiedenster Forschungsgebiete und gab diese heraus, zum anderen
engagierte sich das BMVt im Rahmen von Vorträgen und Vorführungen in
der Erinnerungskultur. Hierbei kamen auch Diareihen zum Einsatz,
welche die Dienststelle entweder selbst zusammengestellt oder in
Auftrag gegeben hatte.
Aufgrund des
Organisationserlasses des Bundeskanzlers vom 11. November 1969 wurde
das BMVt als eigenständiges Ressort der Bundesregierung aufgelöst.
Seine Aufgaben wurden hiernach von der Abteilung Vt (Angelegenheiten
der Vertriebenen, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte) und ab 1974 von
der Unterabteilung VtK I im Bundesministerium des Innern
übernommen.
Bestandsbeschreibung: Das
Bundesministerium für Angelegenheiten der Vertriebenen (BMVt), ab
Frühjahr 1950
BM für Vertriebene genannt, war
für Aufgaben zuständig, die sich aus den Folgen des 2. Weltkrieges
ergaben. Art. 74 GG hatte die -Angelegenheiten der Flüchtlinge und
Vertriebene- als Gegenstand der konkurrierenden Gesetzgebung bestimmt.
Anfangs war seine Hauptaufgabe, die Verteilung der Flüchtlinge und
Heimatvertriebenen auf die einzelnen Bundesländer zu steuern. Seit
Jan. 1954 hieß es BM für Vertriebene, Flüchtlinge und
Kriegsgeschädigte. Nach einem Organisationsplan vom Nov. 1950 gab es
fünf Abteilungen: I Verwaltung, Presse, Kulturangelegenheiten,
Kriegsgefangene, Vermißte, II Rechtsangelegenheiten, III Wirtschafts-
und Auslandshilfe für die Vertriebenen, IV Bevölkerungs- und
Sozialpolitik, Z Personalien, Haushalt, Innerer Dienst. Entwicklung
der Aufgaben: 01.10.1952 Suchdienst von BMI 01.01.1954 Betreuung der
Kriegssachgeschädigten und Evakuierten von BMI 30.10.1957 (?) Aufsicht
über das Bundesausgleichsamt im Einvernehmen mit dem BMF. Bis 1968
verringerte sich die Zahl der Abteilungen auf drei: I Verwaltung und
zentrale Angelegenheiten, Wirtschaftliche Eingliederung und
Eingliederung in die Landwirtschaft, Suchdienst, Wohnungswesen,
Einzelfragen der Kriegsfolgenhilfe; II Kulturpolitik, Kulturpflege und
-förderung, Information, Statistik, Zusammenarbeit mit Fachgremien,
III Sozialversicherung, Kriegsopferversorgung, Arbeitsrecht. Durch
Erlaß vom 11. Nov. 1969 wurde das Ministerium aufgelöst und die
restlichen Aufgaben fielen an das BMI (Abteilung Vt Angelegenheiten
der Vertriebenen, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigten, ab 1974
Unterabteilung VtK I). Nachgeordneter Bereich: Notaufnahmelager
Berlin, Giessen und Uelzen sowie die Jugendnotaufnahmelager Sandbostel
und Westertimke. Minister: Hans Lukaschek (CDU), Sept. 1949-Okt. 1953
Theodor Oberländer (BHE/CDU), Okt. 1953-Mai1960 Hans-Joachim von
Merkatz (DP/CDU), Okt. 1960-Okt. 1961 Wolfgang Mischnick (FDP), Nov.
1961-Okt. 1963 Hans Krüger (CDU), Okt. 1963-Febr. 1964 Ernst Lemmer
(CDU), Febr. 1964-Okt. 1965 Johann Baptist Gradl (CDU), Okt. 1965-Dez.
1966 Kai-Uwe von Hassel (CDU), Dez. 1966-Febr. 1969 Heinrich Windelen
(CDU), Febr.-Okt.1969 Staatssekretäre: Ottomar Schreiber, Okt. 1949-
Nov. 1953 Peter Paul Nahm, Nov. 1953-Nov. 1967 Gerd Ludwig Lemmer,
Dez. 1967-Juni 1969
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Inhaltliche Charakterisierung:
Kriegsgefangene und Heimkehrer, Vorakten aus dem Länderrat US - Zone
(1946-1950, 87), Beauftragter der westdeutschen Länder für den
Suchdienst (1949-1952, 34), Ministerbüro und Handakten der
Bundesminister, der persönlichen Referenten und Staatssekretäre,
Abteilungsleiter (1949-1974, 113), Haushalt, Personalwesen,
Organisation, Öffentliches Dienstrecht ( 1949-1970, 69),
Kabinettsangelegenheiten (1950-1969, 38), Beiräte und Verbände
(1945-1973, 174), Statistik (1946-1973, 159), Presse, Rundfunk, Film,
Fernsehen (1950- 1971, 79), Forschung und Dokumentation (1950-1973,
89), Gesamterhebung der deutschen Bevölkerungsverluste (1950-1967,
25), Stiftungen (1957-1974, 24), Bundesvertriebenengesetz (1949-1973,
170), Eingliederung in Wirtschaft und Landwirtschaft (1950-1973, 170),
Forschungsvorhaben der Eingliederung (1950-1970, 44), Lastenausgleich
(1949-1974, 113), Lastenausgleichsbank (1949-1974, 47),
Kreditversorgung (1950-1972, 59), Sozialversicherungswesen (1949-1968,
50), Betreuung der SBZ-Flüchtlinge (1951-1957, 12),
Beweissicherungsgesetz (1958-1973, 65), Bundesnotaufnahmeverfahren
(1949-1974, 187), Betreuung jugendlicher Flüchtlinge (1952-1965, 35),
Häftlingshilfegesetz (1954-1974, 67), Betreuung der Kriegsgefangenen
(1949-1974, 142), Durchführung des
Kriegsgefangenenentschädigungsgesetzes und des Heimkehrergesetzes
(1949-1974, 169), Suchdienst (1950-1974, 90), Verteilung und
Umsiedlung (1949-1973, 105), Lagerräumung (1950-1960, 23), Wohnungsbau
(1949-1973, 81), Bundesevakuiertengesetz ( 1949-1974, 23), Aussiedlung
und Familienzusammenführung (1950-1974, 78), Förderung jugendlicher
Aussiedler (1950-1971, 19), Kulturförderung (1950-1974, 343),
Internationales Flüchtlingswesen (1948-1974, 65), UNICEF-
Weltkinderhilfswerk (1950-1954, 10), nichtdeutsche Flüchtlinge
(1950-1974, 97). Sonstige Bestände der gleichen Provenienz: Bild 120
Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und
Kriegsgeschädigte
Erschließungszustand: Findbuch
(1987)
Vorarchivische Ordnung: Ein
allgemeiner Aktenplan ließ sich nicht ermitteln.Vorhanden ist
lediglich ein Teilaktenplan des Referats III 2 der Aktenplangruppe
4000 ff. Die Überlieferung verweist auf Aktenzeichen in Gestalt von
Buchstaben für die Überlieferung des Ministerbüros und Handakten der
Bundesminister; die Fachabteilungen bedienten sich eines vierstelligen
numerischen Aktenzeichens beginnend mit 1000. Im Findbuch sind auch
Akten aufgeführt, die nach 1969 vom BMI unter dem Aktenzeichen des
BMVt weitergeführt wurden (B 106).
Umfang, Erläuterung: Ca. 3060 AE
(davon 1180 AE mit der Signatur B 106 BMI)
Zitierweise: BArch B
150/...
- Reference number of holding
-
Bundesarchiv, BArch B 150
- Extent
-
2005 Aufbewahrungseinheiten; 109,6 laufende Meter
- Language of the material
-
deutsch
- Context
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Bundesrepublik Deutschland mit westalliierten Besatzungszonen (1945 ff) >> Bundesrepublik Deutschland (1949 ff) >> Inneres
- Related materials
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Amtliche Druckschriften: Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa: Bd. I/1 und I/2 Die
Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus den Gebieten östlich der Oder-Neiße, Bonn 1953. Bd. I/3 Polnische Gesetze und Verordnungen 1944-1955, Bonn 1960. Bd. II Das Schicksal der Deutschen in Ungarn, Bonn 1957. Bd. III Das Schicksal der Deutschen in Rumänien, Bonn 1957. Bd. IV 1 und IV 2 Die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei, Bonn 1957. Bd. 5 Das Schicksal der Deutschen in Jugoslawien, Bonn 1961. 1. Beiheft Tagebuch aus Pommern 1945-1946. Aufzeichnungen von Käthe von Normann, Bonn 1955. 2. Beiheft Ein Tagebuch aus Prag 1945-1946. Aufzeichnungen von Margarethe Schell, Bonn 1957. 3. Beiheft Ein Bericht aus Ost- und Westpreußen 1945-1947. Aufzeichnungen von Hans Graf von Lehndorff, Bonn 1960.- Der Fachberater für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte, 1962 ff., ab 1970 vom BMI hrsg..- Bundesgesetze und Leistungen für die Geschädigten des Krieges und der Kriegsfolgen. Ein Katalog der einschlägigen Bundesgesetze, Rechtsverordnungen und Novellen, der Maßnahmen der Bundesregierung und der finanziellen Aufwendungen des Bundes während der 2. Legislaturperi- ode des Deutschen Bundestages, Bonn 1957.- Tatsachen zum deutschen Vertriebenenproblem, Bonn 1952.- Tatsachen zum Problem der deutschen Vertriebenen und Flüchtlinge, 1956, 1959, 1961, 1963, 4 Hefte.- Zeittafel der Vorgeschichte und des Ablaufs der Vertreibung sowie der Unterbringung und Eingliederung der Vertriebenen und Bibliographie zum Vertriebenenproblem, Bonn 1959.- Zeittafel Vertriebenenproblem. Recht auf die Heimat und Selbstbestimmung im deutschen Parlament (von 1949 bis Mitte 1960), Bonn 1960.- Die Lastenausgleichsgesetze. Dokumente zur Entwicklung des Gedankens, der Gesetzgebung und der Durchführung, 6 Bde., Bonn 1962-1968.- Hans Lukaschek: Die deutschen Heimatvertriebenen als zentrales deutsches Problem, Bonn 1952.- Hans Lukaschek: Die deutschen Heimatvertriebenen und ihre Bedeutung für Europa, Bonn 1950.
Literatur: Lothar Wieland: Das Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte,
Frankfurt/Main 1968.
- Provenance
-
Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte (BMVt), 1954-1969
- Date of creation of holding
-
1949-1974
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
16.01.2024, 8:43 AM CET
Data provider
Bundesarchiv. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Associated
- Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte (BMVt), 1954-1969
Time of origin
- 1949-1974