Zeitschriftenartikel

Transdisziplinarität als doppelte Grenzüberschreitung: realexperimentelle Raum-Zeitgestaltung in urbanen Quartieren

Der Beitrag zum Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft befasst sich mit dem Aspekt der Transdisziplinarität, der in einer doppelten Grenzüberschreitung bestehen kann: Die integrative Kraft kann erstens wissenschaftsintern konstruiert sein, dann wird nach der verbindenden Rationalität in den historisch entwickelten unterschiedlichen Rationalitätsformen gesucht. Sie kann aber zweitens gleichzeitig darauf gerichtet sein, die Wissenschaft als systemischen Zusammenhang mit der Lebenswelt in Verbindung zu bringen. Aufgrund der Erfahrungen mit Realexperimenten bei der Raum-Zeitgestaltung in urbanen Quartieren gehen die Autoren also davon aus, dass Transdisziplinarität sowohl in Richtung auf die Integration isolierter Wissens- und Methodenbestände als auch in Richtung von Beiträgen zur Lösung von lebensweltlichen Problemen notwendig ist. So wird im ersten Schritt zunächst die Herauskristallisierung der Realexperimente zur Zeitpolitik aus der Aktionsforschung beschrieben. In diesem Zusammenhang wird dargestellt, inwieweit die realexperimentelle Arbeit mit den wissenschaftstheoretischen Annahmen aus dem Kreis der Aktionsforschung übereinstimmt und wo sie über sie hinausgeht. Der zweite Schritt widmet sich sodann der normativen Dimension der Zeitgestaltung, also der Zeitabstraktion als Voraussetzung von Denkvorstellungen wie Zeitgerechtigkeit, Zeit(um)verteilung und Zeitpolitik. Dabei werden hier folgende Aspekte erörtert: (1) Zeitpolitik in postfordistischen Quartieren, (2) die Periodisierung innerhalb des heuristischen Schemas Fordismus/Postfordismus sowie (3) die Quartiersqualität im Zuge der postfordistischen raum-zeitlichen Transformationsprozesse. Die doppelte Grenzüberschreitung wissenschaftlicher Praxis ist einerseits notwendig, verläuft aber andererseits - wie die Ausführungen zeigen - weit weniger spektakulär, als die im wissenschaftlichen Diskurs erörterten Dichotomien von normaler und postnormaler oder von monodisziplinärer und transdisziplinärer Forschung zunächst suggerieren. Die Herausforderung realexperimentellen Wissenschaftsgeschehens ist die produktive Organisation des Wechsels von Interventionen und Reflexionen, von gegenstands- und problembezogenen Phasen, die integrative Wissensstrategien erfordern, und Phasen, in denen eine Rückbesinnung auf disziplinäre Wissensbestände notwendig ist, sowie entsprechenden Wechseln in Methoden und im Selbst- und Rollenverständnis der beteiligten Forscher. (ICG2)

Transdisziplinarität als doppelte Grenzüberschreitung: realexperimentelle Raum-Zeitgestaltung in urbanen Quartieren

GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln

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Weitere Titel
Transdisciplinarity as crossing borders twice: organization of real experimental space and time in urban quarters
Anmerkungen
Status: Veröffentlichungsversion; begutachtet
Sprache
Deutsch
Umfang
Seite(n): 225-248

Erschienen in
Sozialwissenschaften und Berufspraxis, 29(2)

Bezug (was)
Soziologie, Anthropologie
Wissenschaftssoziologie, Wissenschaftsforschung, Technikforschung, Techniksoziologie
Siedlungssoziologie, Stadtsoziologie
Forschungsplanung
Wissenschaft
Zeitverwendung
Aktionsforschung
Fordismus
Gesellschaft
Zeitpolitik
Methode
Stadt
interdisziplinäre Forschung
Realitätsbezug
Wissenschaftsanwendung
Zeit
Experiment
Postfordismus
Raum
Wissenschaftsverständnis
Interdisziplinarität
Forschungsansatz

Beteiligte Personen und Organisationen
Mückenberger, Ulrich
Timpf, Siegfried
Erschienen
Deutschland
2006

URN
urn:nbn:de:0168-ssoar-38725
Rechteinformation
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
Letzte Aktualisierung
24.01.2023, 06:48 MEZ

Objekttyp


  • Zeitschriftenartikel

Beteiligte


  • Mückenberger, Ulrich
  • Timpf, Siegfried

Entstanden


  • Deutschland

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