Bestand
Bonndorf (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
Die ehemals von Lupfensche Grafschaft Bonndorf kam
1582 an die von Mörsperg, wenig später an die von Pappenheim, bis
1613 das Kloster St. Blasien mit der Grafschaft die territoriale
Grundlage für die Aufnahme der Äbte in den Reichsgrafenstand (1746)
erwarb. 1805 fiel die sanktblasianische Grafschaft an Württemberg,
1806 an Baden (vgl. Bestände 11 und 99).
Inhalt und Bewertung
Die Generalakten
sind überwiegend klösterlicher Provenienz, jedoch findet sich auch
Schriftgut der Vorbesitzer, insbesondere derer von Mörsperg,
darunter.
Geschichte der Herrschaft
Bonndorf: Das Kloster St. Blasien war etwa seit dem 14. Jahrhundert
der österreichischen Landeshoheit unterstellt und blieb es auch bis
zu seiner Säkularisierung im Jahr 1805. Es unternahm jedoch im
Laufe seiner Geschichte verschiedene Bemühungen, sich dem
österreichischen Einfluss zu entziehen und auch eine
reichsrechtliche Stellung zu erlangen. Erste Erfolge erreichte des
Kloster mit verschiedenen Erwerbungen im Gebiet der Landgrafschaft
Stühlingen, wo es schon seit dem 12. Jahrhundert eine rege
Erwerbungspolitik betrieb. Es konnte bis zum 17. Jahrhundert hier
zahlreiche Erwerbungen machen, deren landeshoheitliche
Zuständigkeit noch bis in das 16. Jahrhundert zwischen den Grafen
von Lupfen und dem Kloster umstritten war. Die erworbenen
Herrschaftsteile wurden von dem Kloster etwa seit dem Ende des 15.
Jahrhundert zu den vier Reichsämtern oder Reichsherrschaften
Blumegg, Bettmaringen, Gutenburg und Berauerberg zusammengefasst.
Als 1582 Graf Heinrich von Lupfen als letzter männlicher Vertreter
seines Geschlechtes starb, fiel dessen Erbe an die Herren von
Mörsberg aus dem Elsass (Morimont) und die Grafen von Pappenheim.
Nach Auseinandersetzungen kamen schließlich die lupfischen
Reichslehen an die von Pappenheim, während denen von Mörsberg
lediglich die Herrschaft Bonndorf, jedoch ohne landesherrliche
Rechte verblieb. 1609 konnte das Kloster die günstige Gelegenheit
nutzen und dem völlig verschuldeten Joachim Christoph von Mörsberg
diese Herrschaft abkaufen. 1609 bis 1612 erwarb es von den Grafen
von Pappenheim die Herrschaft Grafenhausen und weitere Orte und
ebenfalls 1612 konnte es von den Grafen auch sämtliche
landeshoheitlichen Rechte über all diese Gebiete erwerben. Mit
weiteren Gebieten wurden diese Herrschaften und Rechte 1699 zur
Grafschaft Bonndorf zusammengeschlossen und in die vier Ämter
Bonndorf, Gutenburg, Bettmaringen und Blumegg eingeteilt. 1721
wurde das Amt Bonndorf aufgelöst und teilweise dem Oberamt
Bonndorf, teilweise dem Kloster selbst zugeteilt. Für die
Herrschaft Bonndorf erhielt das Kloster 1662 Sitz und Stimme auf
der Grafenbank der Schwäbischen Kreistage und des Reichstages. Auch
die Verleihung der Reichsfürstenwürde im Jahr 1746 beruhte auf der
Reichsherrschaft Bonndorf. 1805 fiel die gesamte Grafschaft mit dem
Kloster an das Großherzogtum Baden.
Bestandsgeschichte: Der
vorliegende Bestand ist im Laufe des 19. Jahrhunderts nach dem im
Generallandesarchiv damals angewandten Pertinenzprinzip gebildet
worden. Es wurden aus sämtlichen Archiven der in den Jahren nach
1802 an Baden gekommenen Territorien und Institutionen hier
diejenigen Akten zusammen gefasst, die die Grafschaft Bonndorf
betreffen. So spiegelt sich im jetzt erstellten
Provenienzverzeichnis (S. 241) die Zusammensetzung derjenigen
kirchlichen und weltlichen Herrschaft wieder, die zur Grafschaft
einen Bezug hatten. An erster Stelle ist die Überlieferung des
Klosters St. Blasien zu nennen. 484 Akten (83,6 %) entstammen den
Registraturen des Klosters. Nur 13 Akten (2,2 %) kommen aus der
Registratur des Oberamtes Bonndorf, das für die Verwaltung der
Grafschaft zuständig war, und lediglich 4 Akten (0,6 %) entstammen
den vier lokalen Ämtern der Reichsgrafschaft. 26 Akten (4,5 %) sind
den Herren von Mörsberg zuzurechnen. Diese Akten sind wohl bei Kauf
der Herrschaft Bonndorf an das Kloster St. Blasien übergegangen.
Sie betreffen das Schuldenwesen der Herren von Mörsberg, deren
Streitigkeiten im Zusammenhang mit der lupfischen
Erbauseinandersetzung, aber auch Familienangelegenheiten des
elsässischen Geschlechtes und sein Stammgut. Lediglich 19 Akten
(3,3 %) entstammen den Registraturen anderer Herrschaften vor 1806.
10 Akten (1,8 %) sind in großherzoglich badischer Zeit
abgeschlossen worden und bei 23 Akten (4 %) konnte die Provenienz
nicht festgestellt werden. Die zeitliche Schichtung der
Überlieferung des Bestandes ergibt folgendes Bild: 4 Akten (0,5 %)
enthalten Schriftgut vor 1500, 101 Akten (14 %) betreffen das 16.
Jahrhundert, 202 Akten (29 %) das 17. Jahrhundert, 345 Akten (49 %)
das 18. Jahrhundert und 52 Akten (7,5 %) enthalten Schriftgut, das
zumeist dem Anfang des 19. Jahrhunderts entstammt.
Bearbeiterbericht: Der
Bestand wurde 1952 von Hans Dietrich Siebert durch ein
Zettelrepertorium erschlossen, das nach der Rubrikenordnung von
Brauer gegliedert war. Dieses wurde von Unterzeichnetem unter
Verwendung des MIDOSA-Programms überarbeitet. Die von Siebert
vorgegebene Ordnung der Aktentitel wurde im Wesentlichen belassen.
Es wurde lediglich versucht, alles über Streitigkeiten mit den
Grafen von Lupfen und über die Nachfolgestreitigkeiten im
Reichslehen Stühlingen unter der Rubrik "Ansprüche", alles über den
Kauf der Herrschaft Bonndorf durch das Kloster St. Blasien unter
der Rubrik "Staatserwerb", alles über die damit verbundene
Schuldenabwicklung der mörsbergischen Schulden unter der Rubrik
"Schulden, herrschaftliche" und alles über den mörsbergischen
Familienbesitz und über das lupfische Eigengut unter der Rubrik
"Stammgut" zusammenzufassen. Diese Sachverhalte waren teilweise
unter verschiedenen Rubriken verteilt. Der Umfang der einzelnen
Faszikel wurde angegeben, wobei bei Akten mit Blattzählung oder
einem Umfang von bis zu 10 Blatt die Blattzahl angegeben wurde, bei
sonstigen Akten unter 1 cm Umfang die Bezeichnung "1 Fasz." steht,
und bei Akten ab 1 cm Umfang die Zentimenterzahl in Schritten von
0,5 cm angegeben ist. 1 cm entspricht etwa 50 Blatt (bei
Hadernpapier), so dass sich durch diese Angaben der ungefähre
Umfang eines Aktenheftes berechnen lässt. Außerdem wurde die
Provenienz (des letzten angefallenen Schriftstücks) ermittelt und
die Filmsignatur hinzu gefügt. Die Aktentitel wurden modernisiert
und im Einzelfall durch weitere Inhaltsvermerke erweitert und durch
Indizes erschlossen. Um die Probleme, die in der sachlichen
Gliederung des Bestands nach dem Rubrikenschema Brauers liegen,
etwas auszugleichen, wurde ein systematisch geordneter Sachindex
angelegt. Im Januar 1997 Reinhold Rupp
Literatur: Johannes Gut.
Abtei St. Blasien und Reichsherrschaft Bonndorf. In: Handbuch der
Baden-Württembergischen Geschichte, Band 2: Die Territorien im
Alten Reich. Hrsg. von Meinrad Schaab und Hansmartin Schwarzmaier
(Stuttgart 1995) S. 540-544.
- Reference number of holding
-
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 109
- Extent
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582 Akten
- Context
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Ältere Bestände (vornehmlich aus der Zeit des Alten Reichs) >> Akten >> Kleinere weltliche Territorien >> Bonndorf
- Related materials
-
Rainer Brüning/Gabriele Wüst (Bearb.), Die Bestände des Generallandesarchivs Karlsruhe, Teil 6, Bestände des Alten Reiches, insbesondere Generalakten (71-228), Stuttgart 2006, S.214
- Date of creation of holding
-
[1270] 1344-1823
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
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-
03.04.2025, 11:03 AM CEST
Data provider
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Object type
- Bestand
Time of origin
- [1270] 1344-1823