Bestand
A Rep. 369 (Karteien) Strafgefängnis Plötzensee (Bestand)
Vorwort: A Rep. 369 Strafgefängnis Plötzensee
1. Behördengeschichte
Das Strafgefängnis Plötzensee wurde von 1869 bis 1879 im Nordwesten Berlins am damaligen Königsdamm (heute Friedrich-Olbricht-Damm) erbaut. Teile der Anstalt wurden bereits im Mai 1872 bezogen. Im Gegensatz zu den bis dahin üblichen, in strahlenförmiger Bauweise errichteten Gefängnissen bestand die Anlage in Plötzensee aus mehreren frei stehenden Gebäuden mit jeweils eigenen Höfen. In diesem Gebäudekomplex befand sich ebenfalls die Verwaltung der damaligen Gemeinde Plötzensee. Der ranghöchste Inspektionsbeamte war gleichzeitig Gemeindevorsteher und Standesbeamter von Plötzensee. Das Strafgefängnis Plötzensee war zur Vollstreckung von Haft- und Gefängnisstrafen jeder Dauer für erwachsene und jugendliche Männer aus den Landgerichtsbezirken I und II in Berlin bestimmt. Die Beobachtungsabteilung für psychisch kranke Gefangene nahm auch Untersuchungsgefangene aus den Oberlandesgerichtsbezirken Naumburg, Stettin und Marienwerder sowie Zuchthausgefangene des Kammergerichtsbezirkes Berlin auf.
Seit 1888 war Plötzensee auch Hinrichtungsstätte. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde Plötzensee als Zuchthaus genutzt. Es diente vor allem zur Unterbringung von Personen, die aus politischen Gründen von den Sondergerichten, dem Volksgerichtshof und dem Kammergericht Berlin verurteilt waren und auf die Vollstreckung ihres Todesurteils warteten.
Seit den 1930er Jahren war im Strafgefängnis eine Sammelstelle für die Ergebnisse der kriminalbiologischen Forschungen in den deutschen Gefangenenanstalten untergebracht. Ebenfalls zentral für sämtliche Haftanstalten Preußens und später des Deutschen Reiches wurde in Plötzensee die Gefangenenzeitung "Der Leuchtturm" herausgegeben. Heute ist im ehemaligen Hinrichtungsgebäude die Gedenkstätte Deutscher Widerstand eingerichtet. Der Großteil des Geländes wird von der JVA Plötzensee für den Vollzug von so genannten Kurzstrafen genutzt.
Die Hauptüberlieferung des Strafgefängnisses Plötzensee gilt als kriegsbedingt vernichtet, dies gilt vor allem für die Verwaltungsakten. Die wenigen überlieferten Generalakten gelangten Ende der 1980er Jahre in das Landesarchiv Berlin. Der Großteil der Gefangenenakten und die Gefangenenkartei wurde 1998 übernommen. Diese Akten hat die Gedenkstätte Deutscher Widerstand im Rahmen eines Forschungsprojektes erschlossen und ausgewertet. Kopien der sogenannten Mordkartei Plötzensee wurden 1999 vom Bundesarchiv aus den Beständen des ehemaligen Berlin Document Center übergeben. Einige Akten gelangten im Rahmen eines Beständeaustausches mit dem Brandenburgischen Landeshauptarchiv im Sommer 2001 in das Landesarchiv. Sammelakten über die Vollstreckung von Todesurteilen des Volksgerichthofes aus den Jahren 1937 - 1942 im Strafgefängnis Plötzensee wurden 2003 von der Staatsanwaltschaft Berlin abgegeben.
2. Bestandsgeschichte
Der Bestand umfasst 5195 Akten (32,55 lfm) mit der Laufzeit 1906 - 1945. Er enthält im wesentlichen Gefangenenakten und Personalakten, Hausverfügungen, Berichte und Dienstpläne. Die Gefangenenkartei rundet den Bestand ab.
Zahlreiche Akten sind auf Grund archivgesetzlicher Bestimmungen bzw. der EU-Datenschutz-Grundverordnung für die Benutzung befristet gesperrt. Eine Verkürzung der Schutzfristen kann auf Antrag erfolgen. Dazu bedarf es der besonderen Zustimmung des Landesarchivs.
Der Bestand ist wie folgt zu zitieren: Landesarchiv Berlin, A Rep. 369, Strafgefängnis Plötzensee, Nr. ….
3. Korrespondierende Bestände
LAB A Rep. 358-02 Generalstaatsanwaltschaft beim Landgericht Berlin
LAB A Rep. 362 Strafgefängnis Spandau
LAB A Rep. 370 Strafgefängnis Tegel
LAB B Rep. 059 Strafvollzugsamt Berlin
LAB B Rep. 069 Jugendstrafanstalt Berlin
GStA I. HA Rep. 84a Preußisches Justizministerium
4. Literatur- und Quellenverzeichnis
Das Strafgefängnis Berlin-Plötzensee, Berlin 1935.
Gostomsky, Victor v.; Loch, Walter: Der Tod von Plötzensee. Erinnerungen, Ereignisse, Dokumente 1942-1944, Frankfurt a. M. 1993.
Bästlein, Klaus; Tuchel, Johannes: Das Strafgefängnis Plötzensee als Ort der nationalsozialistischen Justizgeschichte, in: Die Mahnung 51 (2004), Nr. 5, S. 1 f.
Dettmer, Klaus: Opfer der Justiz 1933-1945. Ein Bericht über Forschungsvorhaben im Bereich der Justizaktenüberlieferung, in: Alfred Gottwaldt, Norbert Kampe und Peter Klein (Hrsg.): NS-Gewaltherrschaft. Beiträge zur historischen Forschung und juristischen Aufarbeitung, Berlin 2005, S. 473-480.
Berlin, im Juli 2011 / Juli 2021 Bianca Welzing-Bräutigam / Kerstin Bötticher
Achtung fiktive Laufzeit.
- Bestandssignatur
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A Rep. 369 (Karteien)
- Kontext
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Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> A Bestände vor 1945 >> A 5 Justizverwaltung >> A 5.2 Justizeinrichtungen >> A Rep. 369 Strafgefängnis Plötzensee
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- Letzte Aktualisierung
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28.02.2025, 14:13 MEZ
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Objekttyp
- Bestand