Bestand

Teilnachlass Dr. Johann Friedrich Joseph Sommer (Westphalus Eremita) (Bestand)

117 Titel, 5 Kartons

Form und Inhalt: Im Juni 2008 wurden einzelne Briefe bei einem Internet-Auktionshaus angeboten. Peter Tröster aus Erlhof in der Gemeinde Kirchhundem informierte umgehend den Gemeindearchivar Martin Vormberg. Der reagierte prompt und setzte sich mit dem Anbieter in Verbindung. Dort waren noch mehr dieser alten Dokumente vorhanden, die nach und nach versteigert werden sollten. Mit namhafter Unterstützung der Sparkasse A-L-K konnte der Gesamtbestand, bestehend aus 48 Aktenheften und einem Konvolut loser Briefe, für das Gemeindearchiv Kirchhundem erworben werden. Ein geringer Teil des Bestandes wurde vom Anbieter bereits über Ebay veräußert, liegt allerdings in Form von Farbfotokopien dem erworbenen Teil bei, so dass die Überlieferung vollständig ist.Bei den Papieren handelt es sich hauptsächlich um Nachlassteile und die Nachlassabwicklung des Hofgerichtsadvokaten Dr. Johann Friedrich Josef Sommer. Geboren wurde Sommer 1793 in Kirchhundem, er starb 1856 in Arnsberg. Er gilt als eine der bedeutendsten Kirchhundemer Persönlichkeiten. Bereits mit 15 Jahren absolvierte er das Abitur. Danach studierte er in Gießen Rechts- und Staatswissenschaften. Sein Fakultätsexamen bestand er 1811 mit "summa cum laude". 1818 verlieh ihm die Fakultät in Gießen für sein Werk "Von deutscher Verfassung im Germanischen Preußen und im Herzogthum Westfalen" den Doktortitel.Seit seiner Ernennung zum Hofgerichtsadvokaten 1813 wirkte er in der väterlichen Praxis in Kirchhundem als Jurist. Nach dessen Tod führte er die Praxis selbst weiter. 1819 brannte das Dorf Kirchhundem größtenteils ab. Sommer war anschließend Mitglied in der Baukommission für den Wiederaufbau des Dorfes tätig. Insofern wirkte er mit an dem heutigen Erscheinungsbild der Ortschaft Kirchhundem, insbesondere dem der Flaper Straße mit ihrer aufgelockerten Bauweise. Er selbst errichtete das große Fachwerkhaus westlich der Pfarrkirche, das sogenannte Bugges-Haus. 1827 verlegte er seinen Wohnsitz nach Arnsberg. Als Jurist wurde er vor allem als Bauernadvokat berühmt.1826 wurde er Abgeordneter im 4. Stand der Landgemeinden für den ersten Westfälischen Provinziallandtag. Wegen seiner liberalen Haltung und abweichenden Auffassungen geriet er in Konflikte mit Freiherrn von Stein, insbesondere in der Ablösungsfrage der Bauerngüter. Ein letzter Höhepunkt seines politischen Lebens war 1848 die Teilnahme an der preußischen Nationalversammlung in Berlin, wo er den Kreis Brilon vertrat.Das Wirken Sommers war geprägt von einer überaus fruchtbaren schriftstellerischen Tätigkeit. Seine Werke veröffentlichte er teilweise unter dem Pseudonym "Westfalus Eremita" (Westfälischer Einsiedler), womit er der von den Zentren des Geisteslebens abgeschiedenen Lage seines ursprünglichen Wohnortes Kirchhundem Rechnung trug. Er korrespondierte mit bedeutenden Persönlichkeiten, wie dem Kulturphilosophen Friedrich von Schlegel (1772 – 1829) und Joseph Görres (1776 – 1848). In Kirchhundem verfasste er einige seiner bedeutendsten Werke, darunter das Buch "Von der Kirche in dieser Zeit" (1819) und das Werk "Darstellung der Rechtsverhältnisse der Bauerngüter im Herzogthum Westfalen nach älteren und neueren Gesetzen und Rechten" (1823).Aufsätze veröffentlichte er in zahlreichen Zeitschriften. Als Mitherausgeber trat er bei der Zeitschrift "Neues Archiv für Preußisches Recht und Verfahren sowie für deutsches Privatrecht von 1834 bis 1854 in Erscheinung, von 1842 bis 1852 war er Herausgeber der Landwirtschaftlichen Mitteilungen der Landeskultur-Gesellschaft für den Regierungsbezirk Arnsberg.1817 wurde Sommer Ehrenmitglied des Literarischen Vereins für die Grafschaft Mark in Altena und 1824 war er Mitgründer des Vereins für Vaterländische Geschichte und Altertumskunde Westfalens, der heute noch besteht.In den erworbenen Akten sind neben Papieren aus der juristischen Tätigkeit Sommers insbesondere auch Dokumente zum Bugges Haus in Kirchhundem, zum Leben der Familie Sommer in Arnsberg und zum Tod des Hofgerichtsadvokaten enthalten. Für weitere Forschungen zu dieser herausragenden Kirchhundemer Persönlichkeit handelt es sich deswegen um einen bedeutsamen Bestand.Martin Vormberg

Kontext
Gemeindearchiv Kirchhundem (Archivtektonik) >> 2 Archivgut anderer Herkunft >> 2.4 Nachlässe

Bestandslaufzeit
1785-1963

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Letzte Aktualisierung
23.06.2025, 08:11 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1785-1963

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