Bestand
Wolfgang Koch (Bestand)
Vorwort Der Journalist Wolfgang Koch
wurde am 9. Oktober 1924 in Remscheid geboren (1). Als Angehöriger der
"ersten Hitlerjugend-Generation" (Mary Fulbrook) wuchs Koch, dessen
Eltern um 1934 nach Solingen hinzugezogen waren, im Geiste der
nationalsozialistischen Erziehungsideale auf, erlebte den Krieg als
Soldat, wurde als solcher verwundet und geriet später in alliierte
Gefangenschaft (2). Nach Kriegsende nahm Koch das Studium des
Journalismus an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen
(RWTH) auf. Erste Erfahrungen in der Berufspraxis erwarb er bei der
Tageszeitung der Westdeutschen Rundschau (Nr. 2-3). Seit 1949 arbeitete
Koch als Redakteur beim Solinger Tageblatt (ST), wo er schließlich - bis
zu seinem Eintritt in den Ruhestand - im November 1985 tätig war. In den
36 Jahren, in denen Koch an der Erstellung der ältesten und
auflagenstärksten Tageszeitung Solingens mitwirkte, machte er sich in den
Anfangsjahren speziell als Beobachter der politischen wie kulturellen
Lokalszene einen Namen. Kochs "unverwechselbares Markenzeichen" (3) waren
dabei die Samstagsglossen, die seit 1953 unter dem Pseudonym "Knox"
erschienen; einem Spitznamen, den Koch aus seiner Jugendzeit aufgriff und
in denen er auch die Figur Peter Pennemen schrittweise entwickelte, eine
Art "Prototyp des Solinger Durchschnittsbürgers mit mittlerem Einkommen"
(4). Journalistisch bot sich Koch so die Möglichkeit, das kommunale
Alltagsgeschehen in nicht nur humorvoller Weise zu kommentieren und
bestehende Missstände in Politik, Öffentlichkeit und Verwaltung
offenzulegen. Auch setzten die Wochenendplaudereien den Bürgerinnen und
Bürgern der Stadt immer wieder den Spiegel vor, forderten zur
Selbstkritik auf, weshalb Koch gerade innerhalb der politischen Szene,
allen voran den Parteien, ein übergreifend hohes Ansehen genoss. Zur
Würdigung der Verdienste, die Koch um die Mitgestaltung des
demokratischen Gemeinwesens in Solingen erwarb (zuletzt in der Funktion
als stellvertretender Redaktionsleiter), wurde ihm Ende 1986 durch den
Rat der Stadt Solingen der Ehrenring verliehen. Zuvor war dies aus der
Berufsgruppe der Journalisten lediglich Bernhard Boll (1913-1968),
langjähriger Verleger des Solinger Tageblatts, 1968 ermordet, vorbehalten
geblieben (5). Beide prägten den Wiederaufbau des Solinger Tageblatts
nach Kriegsende maßgeblich mit. Wolfgang Koch verstarb am 12. Mai 1993 in
Solingen. Die Sammlung seiner Artikel wurde von Wolfgang Koch dem
Stadtarchiv um 1990 überlassen. Weitere Teillieferungen oder
Anreicherungen des Materials erfolgten nach der Übernahme nicht. Der
Umfang übernommenen Schriftguts betrug vor der Erschließung 0,30 lfd. m.,
zusammengesetzt aus Presseartikeln der späten vierziger bis achtziger
Jahre, die Koch während seiner Zeit als Redakteur bei der Westdeutschen
Rundschau sowie dem Solinger Tageblatt verfasste. Somit handelt es sich
bei der Sammlung um eine reine Pressesammlung, vom Bestandsbildner
vornehmlich angelegt zu dem Zweck, die in Artikeln erbrachte
journalistische Arbeitsleitung über das gesamte Berufsleben hinweg zu
dokumentieren. Dass Koch seine Sammlung durchaus mit dem Anspruch auf
Vollständigkeit (6) führte und diese schon 1948, also mit Eintritt in die
redaktionelle Arbeitswelt im Nachkrieg anlegte, macht für einen gelernten
Journalisten des Jahrgangs 1924, der sich in der neuen Ordnung zunächst
zu orientieren hatte, den besonderen Wert der Sammlung aus, trotz im
Bestand fehlender persönlicher Unterlagen. Der Erschließung der
Pressesammlung liegt eine weitgehende Neuordnung zugrunde. Orientiert an
den journalistischen Darstellungsformen von Glosse und Kommentar wurde im
ersten Schritt begonnen, diese Dokumentengruppe von den in der Sammlung
enthaltenen Nachrichten und Berichten zu trennen und ihren jeweiligen
Entstehungskontexten zuzuordnen (Westdeutsche Rundschau, Solinger
Tageblatt). In der Folge bildeten sich, bezogen auf das Genre der
Samstagsglossen im Solinger Tageblatt, insgesamt drei Aktenbände (Nr. 1,
4-5), für den Kommentarteil ein Aktenband (Nr. 6) heraus, die
zusammengenommen einen Gesamtumfang von 391 Zeitungsartikeln ausmachen.
Mit Hilfe der Datierungen, die Koch auf den größtenteils ausgeschnittenen
Artikeln vorgenommen hat, ließ sich eine chronologische Ordnung und
Verzeichnung mit ausführlichen Vermerken realisieren. Die betreffenden
Bände wurden fortlaufend paginiert, um in der Benutzung eine
Aufrechterhaltung der Sortierung sicherzustellen. Für die frühen Artikel,
die Koch als Redakteur der Westdeutschen Rundschau veröffentlichte (Nr.
2-3), wurde von diesem Arbeitsgang abgesehen und es erschien ausreichend,
die vorliegenden Presseausschnitte allein durch Aktentitel aufzunehmen.
Was von diesem Durchgang der Neuordnung nicht betroffen war, wurde im
zweiten Schritt einer grundlegenden Bewertung unterzogen.
Zugrundeliegendes Kriterium bildete die eindeutige Zuordnung des Autors
mit Datumsangabe, sei es unter dem von Koch verwendeten Autorenkürzel
"ch", dem Pseudonym "Knox" oder der Namensnennung selbst. Was dieser
Kennzeichnung nicht entsprach, wurde der Sammlung entnommen, die
übernommenen Pressebeiträge im Anschluss in chronologische Ordnung
gebracht (Nach Jahresdaten sortiert: Nr. 15-17) und sämtliche
Dokumentationen herausgezogen, die auf die Autorenschaft Kochs
zurückgehen (Nr. 7-12). Unter diesen - einzeln aufgenommenen - Unterlagen
besonders hervorzuheben sind die Schilderungen des damals 42-jährigen
ST-Redakteurs, die im Zuge eines Besuchs in der ehemaligen Deutschen
Demokratischen Republik (DDR) im Sommer 1967 entstanden (Nr. 8). Daneben
zu erwähnen, weil mindestens ebenso wenig bekannt, ist die mehrteilige,
von Koch gleichfalls im Stil der Reportage verfasste Serie über die
Heimatverlusterfahrungen italienischer Gastarbeiter in Solingen, die mit
ihrem Erscheinen zum Ende des Jahres 1964 dieses Thema verhältnismäßig
früh aufgriff. Vollständig kassiert wurde eine Akte, Laufzeit 1951/52,
aus der im Solinger Tageblatt bereits in den dreißiger Jahren begonnenen
und nach 1945 in Fortsetzung abgedruckten Reihe "Solinger, die ihre
Heimatsprache kennen". Die entnommenen Artikel finden sich vollständig in
der Zeitungsausschnittsammlung FA 1, hier: Bd. 50, 51, überliefert. Die
erschlossene Sammlung Na 43 Koch umfasst insgesamt 17
Verzeichnungseinheiten mit einer Gesamtlaufzeit von 1948 bis 1987. Der
Gesamtumfang der Unterlagen beträgt nach der Erschließung 0,20 lfd. m.
Die genannten Unterlagen sind mit allen Rechten Eigentum des Stadtarchivs
Solingen und können gemäß Benutzungsordnung im Lesesaal von Archiv und
Bibliothek eingesehen werden. Der Bestand ist wie folgt zu zitieren: StA
S Na 43 Koch Nr. … Solingen, im April 2018 gez. CMS Anmerkungen: (1) Art.
"Vernunft und Rücksicht auf das Allgemeinwohl. Jetzt ‚Redakteur im
Ruhestand': Wolfgang Koch", in: Solinger Tageblatt, 9. November 1985;
Koch, Wolfgang, Knox - Durch die Samstagsbrille. Mit Zeichnungen von Gerd
Seeberg, Solingen 1979, S. 169; Ehrenringträger der Stadt Solingen
1964-1991, hrsg. v. Stadt Solingen, der Oberstadtdirektor, Solingen 1993.
(2) Nachruf "Wolfgang Koch", in: Solinger Tageblatt, 13. Mai 1993. (3)
Ebd. (4) Art. "Warum ist Pennemen eigentlich so beliebt?", in: Solinger
Tageblatt, 13. März 1965; siehe auch: Nr. 1, 4, 5. (5) Ehrenringträger
der Stadt war mit Auszeichnung im darauffolgenden Jahr auch der
Journalist und Tageblatt-Redakteur Alois Weber (1921-2002). Vgl.
Ehrenringträger (wie Anm. 1). (6) Eine stichprobenhafte Überprüfung
erfolgte - auf die Wochenendglossen beschränkt - für das erste Quartal
1969. In diesen Zeitraum fallen insgesamt 13 Samstagsausgaben. In der
Sammlung enthalten sind vier Glossen (Na 43-5: 1. Februar, 8. März, 15.
März, 29. März 1969), die die Monate von Januar bis März 1969 vollständig
abdecken. Publikationen (mit Bibliothekssignaturen): Koch, Wolfgang,
"…hat das Bild der Solinger Forschung geformt". Carl Müller-Sohler,
Journalist und Historiker, vor 100 Jahren geboren (17. August 1886), in:
Die Heimat 1986, 2, S. 61-63. (GA 23) Koch, Wolfgang, Der Hahnenvater,
in: Solingen. Porträt einer Stadt, Solingen 1983, S. 167-171. (MA 2718)
Koch, Wolfgang, Knox - Durch die Samstagsbrille. Mit Zeichnungen von Gerd
Seeberg, Solingen 1979. (KA 6122) Koch, Wolfgang, Der Hahnevader, in:
Rosenbaum, Wilhelm (Hrsg.), Solinger Mosaik, Solingen 1974, S. 21-23. (KA
4588) Koch, Wolfgang, Wasser ist Leben: Gesundheit, Freude,
Notwendigkeit. Ohne Wasser geht es nicht. Wasser wird immer kostbarer,
Solingen 1970. (GA 1836) Koch, Wolfgang, Die Aufgabe der "Heimat", in:
Die Heimat 21, 1955, 1, S. 1-2. (GA 23)
Eingrenzung und Inhalt: * 9.10.1924
in Remscheid † 12.5.1993 in Solingen, Journalist (stellv.
Redaktionsleiter des Solinger Tageblattes), Ehrenringträger der Stadt
Solingen. Bestand enthält u.a.: Artikel-, Glossen- und Kommentarsammlung
von Wolfgang Koch aus dem Solinger Tageblatt (1952-1983); Nachrichten und
Berichte von Wolfgang Koch aus Westdeutscher Rundschau
(1948-1949)
- Bestandssignatur
-
Na 043
- Umfang
-
Findbuch: 17 AE
- Kontext
-
Stadtarchiv Solingen (Archivtektonik) >> Bestände nichtstädtischer Provenienz >> Nachlässe und Sammlungen
- Bestandslaufzeit
-
1948 - 1987
- Weitere Objektseiten
- Geliefert über
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
23.06.2025, 08:11 MESZ
Datenpartner
Stadtarchiv Solingen. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1948 - 1987