Skulptur (visuelles Werk)

Sinnende

Mit der „Sinnenden“ kehrte Lehmbruck in den Jahren 1913/1914 zur Darstellung einer stehenden weiblichen Figur zurück. Während ihre kantige Gestalt und die überlangen Beine noch dem Formenrepertoire der „Knienden“ (vgl. B II 47) entsprechen, knüpft der geschlossene statuarische Aufbau an die „Stehende weibliche Figur“ von 1910 an. Ein Unterschied besteht jedoch in der Ansichtigkeit der Skulpturen – ein an der Wende zum 20. Jahrhundert viel diskutierter bildhauerischer Topos. Die frühen Werke von Lehmbruck sind meist als Rundplastiken angelegt und ermöglichen daher, befördert durch ihre runden Plinthen, eine Betrachtung aus vielen Perspektiven. Bei der „Knienden“ konzentrierte sich der Künstler hingegen auf die Ausarbeitung einiger weniger Ansichtsseiten, was auch die eckige Plinthe widerspiegelt. Die frontale Ausrichtung der „Sinnenden“ folgt diesem Weg. Mit der Entscheidung gegen die Vielansichtigkeit griff Lehmbruck die skulpturtheoretischen Überlegungen des Bildhauers Adolf von Hildebrand auf. Dieser hatte in seiner 1893 veröffentlichten Schrift „Das Problem der Form in der bildenden Kunst“ gefordert, dass Skulpturen trotz ihrer Plastizität an der Fläche orientiert und damit als „klare Bilderscheinung“ konzipiert sein sollten (Adolf von Hildebrand, Das Problem der Form in der bildenden Kunst, Straßburg 1893, S. 78). Wie der frühestens um 1926 ausgeführte posthume Nachguss der „Sinnenden“ zeigt, führte dieser Ansatz zur Stärkung eines architektonischen Aufbaus von Lehmbrucks Werken. | Nina Schallenberg

Vorderansicht | Fotograf*in: Andres Kilger

Public Domain Mark 1.0 Universal

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Location
Neue Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Berlin, BerlinDeutschland, BerlinDeutschland
Inventory number
B 1051
Measurements
Höhe: 208 cm
Maße Transport: 230 x 92 x 73 cm Holzkiste
Höhe x Breite x Tiefe: 208 x 47 x 43 cm
Breite: 47 cm
Tiefe: 43 cm
Material/Technique
Bronze

Event
Eigentumswechsel
(description)
1973 Ankauf vom Sohn des Künstlers, Guido Lehmbruck, Stuttgart, aus Mitteln der Deutschen Klassenlotterie, Berlin (West)
Event
Herstellung
(where)
Paris (Frankreich)
(when)
1913/1914 (Guss um 1926 oder später)

Last update
14.04.2025, 8:09 AM CEST

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Object type

  • Skulptur (visuelles Werk)

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Time of origin

  • 1913/1914 (Guss um 1926 oder später)

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