Bestand

Militärischer Nachlass Friedrich Fehrle (*1889 +1961) (Bestand)

Überlieferungsgeschichte
Im August 2008 von Frau Eva-Maria Fehrle und Herrn Wolfram Fehrle übergeben. Die Schenkenden sind Kinder des Nachlassers. Im September 2016 übergab Frau Eva-Maria Fehrle weitere Korrespondenzen aus dem Nachlass Ihres Vaters.


1.1. Zur Biografie Friedrich Fehrles (1889-1961): Friedrich Franz Fehrle wurde am 11. August 1889 in Stuttgart geboren. Seine Eltern waren der Möbelhändler Friedrich Fehrle sowie Crescentia Fehrle, geborene Aigner. Ab 1897 besuchte er für 6 Jahre das Real-Gymnasium Stuttgart. 1907 schloss Fehrle seine schulische Ausbildung am Karlsgymnasium Stuttgart mit dem Abitur ab. Friedrich Fehrle studierte zunächst katholische Theologie an der Universität Tübingen und danach Rechtswissenschaft ebenfalls in Tübingen und an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin (heute Humboldt-Universität Berlin). 1914 musste er sein Studium unterbrechen, um im Ersten Weltkrieg Kriegsdienst zu leisten, nahm es aber nach seiner Rückkehr ins zivile Leben nicht wieder auf. Ab dem 05.08.1914 diente Friedrich Fehrle als Vizefeldwebel bei der 6. Kompanie des Landwehrinfanterieregiments Nr. 124 und wurde dort am 05.09.1914 zum Leutnant der Reserve ernannt. Einen Monat später erhielt er das Eiserne Kreuz II. Klasse. Er wurde bei Kampfhandlungen in Frankreich verletzt und kam daraufhin nach Stuttgart zurück. Vom 01.03.1915 - 23.08.1916 diente Fehrle beim Ersatzbataillon des Landwehrinfanterieregiments Nr. 124. Ende August 1916 wurde er zum Füsilier-Regiment Nr. 122 nach Galizien kommandiert, das im Kampf gegen russische Verbände starke Verluste erlitten hatte. Fehrle wurde als ältestem Leutnant vor Ort die Führung der 7. Kompanie übertragen. Anfang September 1916 wurde Friedrich Fehrle bei Kampfhandlungen zwischen deutschen und russischen Truppen bei Halicz schwer verletzt und geriet in russische Kriegsgefangenschaft. Er lag acht Monate lang im Lazarett in Nischni Nowgorod und kam nach seiner Genesung in das dortige Kriegsgefangenengefängnis. Im Dezember 1917 wurde Fehrle in das sibirische Gefangenenlager nach Dauria und nur einen Monat später weiter nach Atschinsk gebracht. Er lebte dort insgesamt zwei Jahre bis ihm im Januar 1920 die Flucht gelang. Am 23.05.1920 kam Friedrich Fehrle schließlich nach anstrengender Heimreise aus Sibirien zurück nach Deutschland und wurde offiziell aus dem Kriegsdienst entlassen. Im Juli 1920 wurde ihm der Charakter als Oberleutnant verliehen. 1935 erhielt er das Ehrenkreuz für Frontkämpfer, 1936 das schwarze Verwundetenabzeichen. Friedrich Fehrle heiratete am 28.08.1923 Justine Appel (geb. 29.05.1896 in Sinning, Bayern) und arbeitete als Kaufmann in Stuttgart. Er starb am 10. Mai 1961.

1.2. Geschichte und Verzeichnung des Bestands: Friedrich Fehrle hielt seine Erlebnisse im Ersten Weltkrieg in drei Tagebüchern fest. Zum einen zeichnete er die Geschehnisse während seines Frankreicheinsatzes 1914 und seines Russlandeinsatzes 1916 auf und zum anderen notierte er, wie es ihm in russischer Kriegsgefangenschaft und bei der Rückkehr aus Sibirien nach Deutschland erging. Die Tagebücher sowie weitere Dokumente Friedrich Fehrles aus der Zeit zwischen 1898 und 1946 gelangten nach seinem Tod in den Besitz seiner Kinder. Im August 2008 übergaben Eva-Maria Fehrle und Wolfram Fehrle den Nachlass dem Hauptstaatsarchiv Stuttgart als Schenkung. Friedrich Fehrle war zeitweise mit dem Schriftsteller Edwin Erich Dwinger befreundet, dessen erfolgreiche Romane "Die Armee hinter Stacheldraht. Das Sibirische Tagebuch" (1929) und "Zwischen Weiß und Rot. Die russische Tragödie" (1930) das Schicksal der deutschen Kriegsgefangenen in Russland während des Ersten Weltkriegs sowie in der nachfolgenden Zeit des russischen Bürgerkriegs thematisieren. Der Bestand wurde im September 2008 von der Archivinspektoranwärterin Lisa Hauser unter Anleitung von Dr. Wolfgang Mährle verzeichnet. Er umfasst 18 Büschel.

1.3. Quellen- und Literaturhinweise: Im Hauptstaatsarchiv Stuttgart ist unter der Signatur M 430/3 Bü 2626 eine militärische Personalakte Friedrich Fehrles überliefert. Literatur: Hellmut Gnamm, Das Füsilier-Regiment Kaiser Franz Josef von Österreich, König von Ungarn (4. württ.) Nr. 122 im Weltkrieg 1914 - 1918, Stuttgart 1921. Edwin Erich Dwinger, Die Armee hinter Stacheldraht. Das Sibirische Tagebuch, Jena 1929. Edwin Erich Dwinger, Zwischen Weiß und Rot. Die russische Tragödie, Jena 1930. Stuttgart, im September 2008 Lisa Hauser Dr. Wolfgang Mährle Nachtrag 2016: Im September 2016 übergab Frau Eva-Maria Fehrle weitere Korrespondenzen aus dem Nachlass ihres Vaters. Diese Dokumente wurden in Büschel 18 eingegliedert. Stuttgart, im September 2016 Dr. Wolfgang Mährle

Reference number of holding
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, M 660/322
Extent
18 Büschel

Context
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Militärische Bestände 1871-ca. 1920 >> Nachlässe und Sammlungen >> Nachlässe
Related materials
Hellmut Gnamm: Das Füsilier-Regiment Kaiser Franz Josef von Österreich, König von Ungarn (4. württ.) Nr. 122 im Weltkrieg 1914 - 1918, Stuttgart 1921:
Edwin Erich Dwinger: Die Armee hinter Stacheldraht. Das Sibirische Tagebuch, Jena 1929;
Edwin Erich Dwinger: Zwischen Weiß und Rot. Die russische Tragödie, Jena 1930.

Indexentry person

Date of creation of holding
1898-1946

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Last update
20.01.2023, 3:09 PM CET

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1898-1946

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