Bestand

B Rep. 232-46 Freundeskreis ehemaliger Mitglieder des "Karolinger Jugendhauses" (Bestand)

Vorwort: B Rep. 232-46 Geschichte des Karolinger Jugendhauses und des Freundeskreises

1. Vereinsgeschichte

Der "Freundeskreis des Karolinger Jugendhauses" vereint ehemalige Mitglieder eines deutsch-englischen Jugendclubs in Berlin-Charlottenburg.
Das "Haus der Jugend" wurde auf Initiative britische Wohlfahrts- und Friedensorganisationen - darunter der "Friends Relief Service" (Unterorganisation der Quäker), "Salvation Army" und der "International Voluntary Service of Peace" - gegründet und, nachdem die britische Militärregierung dafür eine Villa am Karolinger Platz 7 a zur Verfügung gestellt hatte, am 26. Juni 1947 eröffnet. Mit diesem im christlichen Geist wirkenden Erziehungszentrum sollten deutsche Jugendliche Unterstützung bei der Überwindung materieller Not, vor allem aber auch bei der geistigen Neuorientierung auf Werte der Demokratie, Toleranz und Völkerverständigung erhalten. Jugendliche im Alter von 17 bis 25 Jahre wurden über Charlottenburger Schulen und kirchliche Einrichtungen angesprochen und als Mitglieder gewonnen. Ende des Jahre 1947 arbeiteten bereits etwa 300 junge Menschen im Klub mit. Sie organisierten sich in verschiedenen Interessen- und Arbeitsgruppen, die sich mit Theater, Tanz, Sport und Musik, aber auch mit Naturwissenschaften oder dem Erlernen der englischen Sprache oder der Stenografie befassten. Es wurden Vortrags- und Filmabende organisiert und Politiker, Künstler und Intellektuelle zu Diskussionsveranstaltungen eingeladen. Auch Zeltlager und Reisen standen auf dem Programm. Die englische Clubleitung wurde ab September 1947 durch eine gewählte deutsche Jugendhausvertretung unterstützt. Ab 1948 wurde in unregelmäßiger Folge die Hauszeitung "Der Schnittpunkt" herausgegeben. Die Jugendarbeit verlief nicht konfliktfrei - umstritten waren Schwerpunkte und Orientierung. Dennoch war sie im Wesentlichen erfolgreich, verhalf vielen jugendlichen Talenten zum Einstieg in eine erfolgreiche Berufskarriere und wurde auf politischer Ebene gewürdigt. Inzwischen waren auch in anderen Berliner Stadtteilen Jugendhäuser entstanden, so dass man die Einrichtung ab Sommer 1949 offizielle als "Karolinger Jugendhaus" bezeichnete. Alsbald jedoch geriet die stabile Entwicklung ins Wanken: Zum einen zog sich angesichts der bevorstehenden Gründung der Bundesrepublik Deutschland das britische Gründungsteam rascher als geplant von der Leitung zurück, und zum anderen standen die mittlerweile zwei genutzten Häuser am Karolinger Platz dem Club ab dem 1. September 1949 nicht mehr zur Verfügung. Vorübergehend konnte vom September bis Dezember 1949 die Fabrikantenvilla Schwarz im Grunewald, Griegstraße 41-43, angemietet werden, während sich der Klub gleichzeitig als eingetragener Verein "Haus im Grunewald" neu zu etablieren versuchte. Die verkehrsungünstige Lage des neuen Klubhauses führte allerdings zu einem deutlichen Publikums- und Mitgliederschwund, so dass eine dauerhaftere Finanzierung dieses Domizils nicht gesichert werden konnte. In den Jahren 1950 und 1951 konnten einige Arbeitsgruppen Räumlichkeiten im British Centre für ein geringes Entgelt nutzen, andere mussten ihre Treffen in Lokale oder Privatwohnungen verlegen. Eine Vernetzung wurde durch das ab Januar 1951 herausgegebene "Informationsblatt der Gruppen des Karolinger Jugendhauses" und sporadische gemeinsame Veranstaltungen in gemieteten Räumlichkeiten angestrebt. Bis etwa 1953/54 konnten die Arbeitsgruppen in wechselnden Quartieren unterkommen, doch schwand die Kontinuität dahin - auch angesichts der Tatsache, dass die Gründungsgeneration in das von Beruf, Familie oder Auslandstätigkeit geprägte "Erwachsenendasein" überwechselte. Ein im Januar 1952 (in der Tradition des "Hauses im Grunewald") gegründeter Verein "Karolinger Jugendclub" wurde der Vereinsregisterbehörde bereits im November 1956 als aufgelöst gemeldet.
Die ehemaligen Mitglieder des Hauses verloren sich jedoch nicht aus den Augen. Bereits im April 1960 traf sich erstmals eine Kerngruppe. Bis 1987 gab es unregelmäßige Zusammenkünfte in größeren Abständen, doch anlässlich des Treffens zum 40. Jahrestag des "Karolinger-Hauses" wurde beschlossen, jährlich eine mehrtägige Veranstaltung zu organisieren. Die Reihe dieser an verschiedenen Orten in Deutschland, aber auch im benachbarten Ausland, unter wechselnder Regie aufwändig gestalteten Ereignisse begann 1988 in Wirsberg und endete mit dem 30. Jahrestreffen 2018 in Berlin. Seit Mitte der 1990er Jahre trafen sich ehemalige "Karolinger" zusätzlich in regionalen Gruppen - so in Süddeutschland, Westdeutschland und Berlin.
Eines der aktivsten Klubmitglieder konnte als Eigentümer der Westkreuz-Druckerei den Freundeskreis wesentlich bei der Traditionspflege unterstützen: Ab 1991 ging das "Karolinger Journal" mit einer jährlichen Ausgabe in den Druck. Das Journal diente der Vorbereitung und Nachbetrachtung der Treffen, veröffentlichte aber auch Beiträge zur Klubgeschichte sowie Grußworte und Würdigungen einzelner Mitglieder. Darüber hinaus wurden Einladungen, Programme und andere Informationsmaterialien von der Westkreuz-Druckerei hergestellt.
Die Archivalien wurden dem Landesarchiv 2017 als Schenkung übergeben.


Umfang
20 AE, ca. 0,2 lfm
Filme (2 AE)
Karteien (1 AE)

Korrespondierende Bestände
B Rep. 020 Der Polizeipräsident in Berlin
B Rep. 232-24 GYA-Clubs (German Youth Activities)

Literatur:
Gerd Doerry: Der Zusammenhalt der ehemaligen Mitglieder eines Jugendhauses im Berlin der Nachkriegszeit als Phänomen. Das Beispiel des Karolinger Jugendhauses, Westkreuz-Verlag GmbH Berlin/Bonn 2013 (= Karolinger Journal Sonderausgabe vom 26. Mai 2013).

Bestandssignatur
B Rep. 232-46

Kontext
Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> B Bestände (West-) Berliner Behörden bis 1990 >> B 7 Organisationen und Vereine >> B 7.3 Vereine und Verbände

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Zugangsbeschränkungen
Zugangsbestimmungen: zugänglich ab 31.12.2017 (allg. Schutzfrist ArchGB)
Letzte Aktualisierung
28.02.2025, 14:13 MEZ

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