Bestand

02.3.Vereine, Verbände, Parteien, Stiftungen und sonstige Organisationen: V 060:Regimentsverband ehemaliger 15er Reiter e.V. (Bestand)

Form und Inhalt: Im Zuge des Aufbaus der Reichswehr wurde 1920 das 15. (Preußische) Reiter-Regiment, ab 1936 Kavallerie-Regiment, aufgestellt. Es umfasste sechs Eskadronen mit den Standorten Münster, Neuhaus und Paderborn. 1921 bekamen die Eskadronen 1 bis 6 des Regiments per Traditionserlass sechs Regimenter der aufgelösten preußischen Armee in folgender Reihenfolge als Stamm- und Traditionsregimenter zugewiesen: Husaren-Regiment 7, Husaren-Regiment 8, Husaren-Regiment 11, Ulanen-Regiment 5, Dragoner-Regiment 19, Kürassier-Regiment 4. Im Zuge der Aufrüstung erfolgte 1935 die Konzentration der von nun an als Schwadronen bezeichneten Eskadronen auf die Standorte Neuhaus und Paderborn sowie bis 1938 eine Verstärkung des Regiments auf schließlich elf Schwadronen, zusammengefasst in zwei Abteilungen. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden aus den beiden Abteilungen fünf den Infanterie-Divisionen 6, 16, 26, 69 und 86 unterstellte Aufklärungs-Abteilungen (AA) mit den Bezeichnungen AA 6, AA 16, AA 26, AA 169, AA 186 gebildet.Am 31. Januar 1953 gründeten ehemalige Angehörige des Reiter-/Kavallerie-Regiments 15 in Düsseldorf den Regimentsverband ehemaliger 15er Reiter e. V. Der Verband war untergliedert in rechtlich unselbstständige sog. "Beritte", später "Kameradschaften", und umfasste zur Blütezeit die Kameradschaften Bielefeld, Dortmund, Düsseldorf, Köln, Krefeld, Münster, Paderborn, Schloß Neuhaus, Soest und Wuppertal. Diese bestanden z. T. auch schon vor Gründung des Verbandes, so die Kameradschaft Schloß Neuhaus seit 1949. Satzungsgemäße Ziele und Aufgaben des Verbandes waren:a) Pflege und Erhaltung der Kameradschaft,b) Pflege und Erhaltung ritterlichen deutschen Soldaten- und Reitergeistes, insbesondere der Erinnerung an das Reiter- und Kavallerie-Regiment 15 und seine Toten,c) Aufrechterhaltung lebendiger Kameradschaft bei den Angehörigen der Traditionsregimenter,d) Suchdienst nach vermissten Kameraden,e) Durchführung eines Sozialwerkes, bestehend aus Beratung, Betreuung und nach Möglichkeit finanzieller Unterstützung ohne Verschulden in Not geratener Kameraden und Witwen gefallener Kameraden.Seit März 1953 gab der Verband die monatlich erscheinende Mitgliederzeitschrift "Der Meldereiter" heraus, mit Jahresbeginn 1980 wechselte der Erscheinungsrhythmus auf zwei Monate, ab März 1990 auf drei Monate. Die letzte Ausgabe erschien im Dezember 1996. Eine vollständige Serie der Zeitschrift, inklusive einer schon im Februar 1953 maschinenschriftlich gefertigten 0-Nummer, befindet sich unter der Signatur 1525 in der Dienstbibliothek des Stadtarchivs.Neben seinen satzungsgemäßen Zielen verfolgte der Verband seit Ende der 1950er Jahre den Plan der Einrichtung eines Kavallerie-Museums im Schloss Neuhaus. Realisieren ließ sich schließlich aber nur die Einrichtung einiger sog. "Traditionsräume" im Schloss (zunächst im Keller, später im Obergeschoss), welche die Gemeinde Schloß Neuhaus dem Verband mit Nutzungsvereinbarung vom 12.11.1974 kostenlos überließ (s. V 60/18). In diesen Räumen trug der Regimentsverband im Laufe der Jahre eine umfangreiche militärgeschichtliche Sammlung zusammen, bestehend aus Uniformen, Waffen und sonstigen Ausrüstungsgegenständen, Fotos und militärischen Dokumenten, insbesondere des Reiter-Regimentes 15 und des ebenfalls einst in Neuhaus stationierten Husaren-Regiments 8, sowie militärgeschichtlicher Literatur.Vor dem Hintergrund der Überalterung der Verbandsmitglieder und der bevorstehenden Einrichtung eines stadtteilgeschichtlichen Museums für Schloß Neuhaus im restaurierten Marstall übergab der Verband mit Vertrag vom 3.7.1993 (V 60/263) die 1991 im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM) inventarisierten Sammlungsbestände in die Obhut der Stadt Paderborn. Diese verpflichtete sich im Gegenzug, Teile der Sammlungen in einer Abteilung "Garnisongeschichte" des Museums auszustellen. Zugleich sah der Vertrag die Übergabe des in den Traditionsräumen wie auch bei Vorstandsmitgliedern aufbewahrten Vereinsschriftgutes des Regimentsverbandes an das Stadtarchiv vor. In der Vorstandssitzung vom 22.3.1997 wurde ein entsprechender Beschluss gefasst (s. V 60/33). Diese zunächst in das Historische Museum im Marstall gelangten Unterlagen wurden schließlich 2009 vom Museum an das Stadtarchiv abgegeben, zusammen mit den Sammlungsbeständen an Fotos, militärischen Dokumenten - soweit nicht in der Dauerausstellung präsentiert - und militärgeschichtlicher Literatur (Zgg. 16/2009 und M-Zgg.78/2009; s. auch Dienstakte 47 02 06 Paderborn, Regimentsverband ehemaliger 15er Reiter e. V.). Im Rahmen der Umgestaltung der städtischen Museumslandschaft und in dem Zusammenhang der Auflösung des Historischen Museums im Marstall sowie Einlagerung der Exponate gelangten im März 2015 auch die bis zu dem Zeitpunkt noch in der Dauerausstellung des Museums präsentierten Fotos und Dokumente aus der Sammlung des Regimentsverbandes ins Stadtarchiv. Im Depot der städtischen Museen befinden sich somit lediglich noch die Uniformen, Waffen und sonstigen Ausrüstungsgegenstände der Traditionssammlungen. Ein entsprechendes Verzeichnis befindet sich im Kulturamt der Stadt Paderborn.Die Fotos wurden im Stadtarchiv unter der Klassifikationsgruppe 06.4.3. (8. Husaren / Reiter-Regiment 15) in den Bestand M 4 (Fotos) integriert und dort nach Unterbetreffen weiter systematisiert (siehe dazu die Bestandsystematik M 4); die zur Sammlung gehörenden Fotoalben lagern unter den Signaturen M 4 A 32 - M 4 A 50. Die militärgeschichtliche Literatur wurde in die Dienstbibliothek des Stadtarchivs übernommen und im Datenbankprogramm AUGIAS-Biblio katalogisiert. Die Herkunft der Publikationen ist in der AUGIAS-Erfassungsmaske in Fußnotenfeldfeld durch den Vermerk "übernommen vom Regimentsverband ehemaliger 15er Reiter" festgehalten. Eine alphabetische Liste der Publikationen findet sich im Bestand V 60 unter der Signatur V 60/174.Das ins Stadtarchiv gelangte Vereinsschriftgut und die Sammlung militärischer Dokumente ist, gegliedert in die Hauptgruppen "Vereinsschriftgut" und "Dokumentensammlung", im vorliegenden Findbuch erfasst.Die Hauptgruppe "Vereinsschriftgut" umfasst insbesondere Schriftgut des Regimentsverbandes und der Kameradschaft Schloß Neuhaus. Von wenigen Ausnahmen abgesehen setzt diese Überlieferung erst in den 1970er Jahren ein, älteres Material muss als verloren gelten, ebenso die Schriftgutüberlieferung der anderen Kameradschaften. Auch das erhaltene Material ist offensichtlich überaus lückenhaft. Die Qualität der Aktenführung ist als schlecht zu bezeichnen, Sachakten wurden nur ansatzweise gebildet, viele Akten haben Handakten-Charakter oder enthalten vermischten Schriftwechsel. Obendrein ist nicht selten die Chronologie gestört. Neben dem Schriftgut des Regimentsverbandes und der Kameradschaft Schloß Neuhaus enthält die Hauptgruppe "Vereinsschriftgut" auch Schriftgut des Vereins ehemaliger Husaren zu Bielefeld und des Bundes 8. Husaren Paderborn bzw. der Kameradschaft ehem. 8. Husaren Paderborn, das bereits im späten 19. Jahrhundert einsetzt. Diese Unterlagen gelangten vermutlich im Rahmen der Auflösung dieser Vereine an den als natürlichen Erben angesehenen Regimentsverband.Die Hauptgruppe "Dokumentensammlung" umfasst eine bunte Mischung militärischer Dokumente, Erinnerungen, Tagebuchnotizen etc. unterschiedlichster Art und Provenienz, überwiegend mit Bezug auf das Husaren-Regiment 8, das Reiter- bzw. Kavallerie-Regiment 15 und dessen Kriegsformationen sowie auf die o. g. Stamm- und Traditionsregimenter, des Weiteren einige Militär- und Zeitgeschichtsdokumente ohne diesen unmittelbaren Bezug. Die meisten Stücke der Dokumentensammlung waren bereits 1991 inventarisiert und mit Inventarnummern versehen worden (s. o.), diese Nummern finden sich im Feld "Alte Archivsignatur" der AUGIAS-Erfassungsmaske. Weitere Stücke ohne Inventarnummer sind der Sammlung offenbar erst in den Folgejahren hinzugefügt, aber nicht inventarisiert worden. Ein großer Teil der Dokumente, vor allem die kleinformatigen, war in Klarsichthüllen gelagert. Aus konservatorischen Gründen erfolgte ihre Umverpackung in Archivkartonagen, jedoch hüllenweise, sodass die ursprünglichen Zusammenhänge erhalten sind. Unter der Signatur V 60/262 enthält der vorliegende Bestand eine Sachsystematik aller Sammlungsbestände des Regimentsverbandes. Für die militärischen Dokumente ist die Gruppe 10 vorgesehen, untergliedert in die Untergruppen 10.1 bis 10.13 für die unterschiedlichen Dokumententypen (z. B. Soldbücher). Diese Systematik wurde bei der vorliegenden Archivverzeichnung nicht zugrunde gelegt, weil anderenfalls Provenienzzusammenhänge nicht mehr erkennbar gewesen wären. Der gezielte Zugriff auf einzelne Dokumententypen bleibt aber durch das Register des Findbuchs gewährleistet.Am 22. Juni 1996 beschloss eine besondere Mitgliederversammlung die Auflösung des Regimentsverbandes mit Wirkung vom 30. April 1997.Das Eigentumsrecht an den Beständen des Regimentsverbandes erscheint auf den ersten Blick unklar. Denn im Gegensatz zur o. g. Nutzungsvereinbarung vom 12.11.1974, worin sich der Verband mit § 7 (1) vepflichtete, im Falle seiner Auflösung das Eigentum an den Sammlungen an die Gemeinde Schloß Neuhaus (heute Stadt Paderborn) zu übertragen, bestimmte der Regimentsverband im o. g. Vertrag vom 3.7.1993 den Kameradschaftsverband Panzeraufklärungsbataillon 7 e. V. zu seinem Rechtsnachfolger. Dieser Vertragspassus ist hinsichtlich des Eigentums an den Sammlungen jedoch nicht satzungskonform und somit hinfällig, denn in § 12 Abs. 3 der Satzung des Regimentsverbandes von 1986 (s. V 60/33) ist festgelegt, dass die im Traditionsraum befindliche Sammlung von Traditions- und Ausrüstungsstücken, Dokumenten, Bildern, Büchern etc. bei Auflösung des Verbandes in das Eigentum der Stadt Paderborn übergeht. Somit gehören die auf Grundlage des Vertrages vom 3.7.1993 aus den Traditionsräumen im Schloss in die Obhut der Stadt Paderborn, Marstallmuseum, übergebenen Sammlungen heute der Stadt Paderborn. Anders verhält es sich mit Gegenständen, die der Regimentsverband dem Panzeraufklärungsbataillon 7, Augustdorf, als Leihgaben überlassen hatte. Diese sind gem. einem Vertrag zwischen dem Regimentsverband und dem Kameradschaftsverband des Panzeraufklärungsbataillons 7 aus dem Jahre 1996 (s. Der Meldereiter , Jgg. 44, Nr. 4-6/1996) mit Auflösung des Regimentsverbandes in das Eigentum des Kameradschaftsverbandes übergegangen mit dem Vorbehalt, dass sie in das Eigentum der Stadt Paderborn übergehen, wenn das Bataillon die Instandhaltung und Aufbewahrung der Traditionsstücke nicht mehr gewährleisten kann (s. dazu auch Dienstakte 47 02 06, Paderborn, Regimentsverband ehem. 15er Reiter e. V., Gutachten des Rechtsamtes der Stadt Paderborn vom 29.4.2015).Literaturauswahl:Norbert Börste (Hg.): Ross und Reiter. Von der Kavallerie zum modernen Pferdesport. Eine Dokumentation am Beispiel des Kavallerie-Regiments 15. Paderborn 1996Norbert Börste (Hg.): Die 8. Husaren und ihre Garnison in Neuhaus und Paderborn. Paderborn 2001Geschichte des 1. Westfälischen Husaren-Regiments Nr. 8. Berlin 1882Grampe, Alfred: 15. (Preuß.) Reiter-Regiment Kav.-Reg. 15 und seine Kriegseinheiten. Bochum-Langendreer 1972Der Meldereiter. Nachrichtenblatt des Regimentsverbandes ehemaliger 15er Reiter e. V.Oertzen, von: Geschichte des 1. Westfälischen Husaren-Regiments Nr. 8 und des Reserve-Husaren-Regiments Nr. 5 sowie der übrigen Kriegsformationen. Paderborn 1993Henner Schmude: Preußisches Militär im Paderborner und Corveyer Land 1802-1918. Paderborn 1990. Heimatkundliche Schriftenreihe der Volksbank Paderborn 21Henner Schmude: Reichswehr und Wehrmacht im Paderborner Land 1920-1945. Paderborn 2001. Heimatkundliche Schriftenreihe der Volksbank Paderborn 32Paderborn, im Juni 2015Rolf-Dietrich Müller

Reference number of holding
V 060
Extent
307 AE, Datenbank, Findbuch

Context
Stadtarchiv Paderborn (Archivtektonik) >> StA:Stadtarchiv >> 02.Nichtamtliche Überlieferung >> 02.3.Vereine, Verbände, Parteien, Stiftungen und sonstige Organisationen

Date of creation of holding
1798 - 2012

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23.06.2025, 8:11 AM CEST

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  • Bestand

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  • 1798 - 2012

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