Handschriften

Carl Engler an Karl Weltzien

Enthält: (1r) Die Zeit nach seiner Habilitation gestaltet sich für Engler genauso arbeitsreich wie zuvor. Weltziens Sohn war von einer "Einschließung" und von "Unwohlsein" betroffen. Weltzien war auf einer unangenehmen Kur in Cannstatt. Engler wünscht dauerhafte Genesung. Engler ist mit Weltziens politischen Positionen zu den "Umwälzungen in Deutschland" vertraut. (1v) Weltzien bewertete "die Keulenschläge, die Preußen auf dem Bundestag führte", positiv. Engler kritisiert das Verhalten "vieler Badenser", die sich, obwohl nicht im Nationalverein organisiert, von Österreich "beeinflussen ließen". Für Engler sind die Abwehrreaktionen des "ehrsamen und gemüthlichen Karlsruher Philister[s]" "gegen alles Neue" nachvollziehbar. Mayer berichtete von der Überheblichkeit der "Großdeutschen" in Karlsruhe "vor und während des Krieges". Im "Bären" kam es deshalb zu Handgreiflichkeiten. Engler spekuliert über das Triumphgebaren der "preußisch-deutsche[n] Partei" ob des Sieges des preußischen Heeres. Auch an der Polytechnischen Schule Karlsruhe bewirkte der Krieg Veränderungen. Die Anhänger von (Moritz August) Seubert und (Jakob) Hochstetter sind nunmehr ohne Einfluss. Weltzien war "seit jeher" ein Verfechter der "freisinnigen Richtung". Auch Weltziens "Jugendtraum [2r] in der deutschen Sache" verwirklichte sich. Engler begann vor drei Wochen mit seinen Vorlesungen. Er liest pharmazeutische Chemie als Privatkolleg mit 21 Hörern, als öffentliche Vorlesung einstündig Geschichte der Chemie mit 30 Hörern. Das Privatkolleg ist dreistündig und kostet 5 tl. Neben den Vorlesungsvorbereitungen nehmen Engler die koordinativen Arbeiten im Laboratorium in Anspruch. Im Laboratorium arbeiten zum ersten Mal 35 Praktikanten, alle in einem Raum. Bei anhaltendem Zuwachs ist eine Erweiterung des Laboratoriums geplant. Engler arbeitet gemeinsam mit einem Praktikanten an einem Vergleich zwischen dem "Nitril der Acrylsäure" und der "Cyanverbindung des Acetons" im Hinblick auf eine etwaige Identität oder nur Isomerie der Cyanide und Nitrile dieser Reihe. (2v) Im Winter sind in den "Professorenkreisen" "Theevisiten und Bälle" üblich. Für Engler als Privatdozent ist eine Teilnahme daran verpflichtend. Engler muss zuvor die ihm unliebsamen Antrittsbesuche absolvieren ("einige 50 Besuche bei Professoren und Professorinnen"). Englers Kollege Mayer wechselt mit Jahresbeginn zu Nessler nach Karlsruhe. (Julius) Kühns Assistent (Leonhard) Rösler wurde für die Assistentenstelle des "noch zu errichtenden chemischen Laboratoriums der landwirtschaftlichen Schule" an der Polytechnischen Schule Karlsruhe vorgeschlagen. Rösler und Mayer sind Chemiker und wechseln von Halle nach Karlsruhe. Mayer interessierte sich vergeblich für die Stelle bei (Adolf) Stengel. Engler bedauert den Weggang von Mayer sehr. Mayers Forschungsbereiche innerhalb der Chemie divergieren stark. Er verfügt über sehr gute naturwissenschaftliche Kenntnisse. (Wilhelm Heinrich) Heintz und dessen Ehefrau lassen Weltzien grüßen.

Archivaliensignatur
KIT-Archiv, 27072/109
Umfang
2 Blatt

Bestand
27072 Nachlass Karl Weltzien
Kontext
27072 Nachlass Karl Weltzien >> 1 Korrespondenzstücke in der alphabetischen Folge der Absender >> 1.34 Engler, Carl (*1842, +1925)

Indexbegriff Ort
Bad Cannstatt (Cannstatt)/DE
Cannstatt (Bad Cannstatt)/DE
Halle/DE
Karlsruhe/DE

Laufzeit
1866 November 26, Halle

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Letzte Aktualisierung
21.11.2023, 11:50 MEZ

Objekttyp


  • Handschriften

Entstanden


  • 1866 November 26, Halle

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