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Allmählicher Umbau bei nach wie vor deutlichen nationalen Unterschieden: Analysen zu jüngsten Wandlungstendenzen in westlichen Wohlfahrtsstaaten

'Beobachter der Sozialpolitik sind sich weitgehend einig darüber, dass die europäischen Sozialstaaten mit einer Reihe von neuen Problemen fertig werden müssen. Bei unterschiedlicher Akzentuierung des genauen Reformbedarfs und der genau einzuschlagenden Reformrichtung besteht jenseits politischer Lagerbildungen doch weitgehender Konsens bezüglich der folgenden Punkte: (1) Der Übergang von der Industriegesellschaft zur postindustriellen Gesellschaft bringt neue und veränderte Bedarfslagen mit sich, so dass eine Neuausrichtung des Sozialstaats weg von der Konzentration auf inzwischen recht gut gelöste Probleme und hin zur Inangriffnahme neuer ungelöster Probleme erforderlich ist. Zu dieser Neuorientierung gehört eine Umschichtung von Renten zu Kinder-/Familienleistungen, insbesondere die Versorgung mit Kinderbetreuungseinrichtungen und Ganztagsschulen, welche den Familien die Bewältigung der Doppelaufgabe von Berufstätigkeit und Kindererziehung erleichtert; darüber hinaus zählt dazu innerhalb der Zielgruppe der Altenbevölkerung eine Umschichtung von Rentenzahlungen auf Pflegeleistungen sowie generell eine Umschichtung von Transferzahlungen zu Dienstleistungen und von passiver sozialer Sicherung zu aktivierenden Bildungsmaßnahmen als Zukunftsinvestition. (2) Die Finanzierungsbasis des Sozialstaats muss durch eine breitere Streuung der Kosten erweitert werden, so dass der Faktor Arbeit entlastet und seine sinkende wirtschaftliche Bedeutung kompensiert wird. Da sich die Relation zwischen Erwerbstätigen und Abhängigen in den nächsten zwei bis drei Jahrzehnten krass verschlechtern wird, sind große gemeinsame Anstrengungen erforderlich, um den Anteil erwerbstätiger Personen so zu erhöhen, dass auch künftig auskömmliche Altersrenten bei erträglicher Beitragsbelastung gesichert werden. (3) Der ethnischen und kulturellen Heterogenisierung der Gesellschaften muss Rechnung getragen werden, denn sie impliziert wohl, dass bedingungslos gewährte universelle Sozialleistungen mit Grundsicherungscharakter künftig auf erhöhte Legitimierungsprobleme stoßen werden. Im Folgenden soll kurz skizziert werden, inwiefern sich dieser Anpassungsbedarf bereits in beobachtbaren Veränderungen der westeuropäischen Sozialstaaten niedergeschlagen hat.' (Autorenreferat)

Allmählicher Umbau bei nach wie vor deutlichen nationalen Unterschieden: Analysen zu jüngsten Wandlungstendenzen in westlichen Wohlfahrtsstaaten

Urheber*in: Alber, Jens

Attribution 4.0 International

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Alternative title
Gradual transformation in still clear national differences: analyses of recent change trends in western welfare states
ISSN
2199-9082
Extent
Seite(n): 1-6
Language
Deutsch
Notes
Status: Veröffentlichungsversion

Bibliographic citation
Informationsdienst Soziale Indikatoren(28)

Subject
Staatsformen und Regierungssysteme
Sozialwissenschaften, Soziologie
Staat, staatliche Organisationsformen
Allgemeines, spezielle Theorien und Schulen, Methoden, Entwicklung und Geschichte der Sozialpolitik
politischer Wandel
Sozialstaat
soziale Sicherung
Reform
Europa
westliche Welt
Sozialleistung
Finanzierung
Sozialpolitik
Wohlfahrtsstaat
empirisch
empirisch-quantitativ
deskriptive Studie
anwendungsorientiert

Event
Geistige Schöpfung
(who)
Alber, Jens
Event
Veröffentlichung
(where)
Deutschland
(when)
2002

DOI
URN
urn:nbn:de:0168-ssoar-213569
Rights
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
Last update
21.06.2024, 4:26 PM CEST

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  • Zeitschriftenartikel

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  • Alber, Jens

Time of origin

  • 2002

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