evangelisch , Kirche

Ev. Kirche (evangelisch , Kirche); Schlitz, Rimbacher Straße 21

1728 wurde ein älteres Gotteshaus nach Plänen des gräflichen Rent- und Baumeisters Karl Raabe aus Schlitz durchgreifend umgestaltet oder neu gebaut. Aus dieser Zeit sind, gesichert durch dendrochronologische Datierung, das Dachwerk mit dem zugehörigen, flach segmentbogigen Holzgewölbe und der Dachreiter erhalten. Die Umfassungswände mit den für die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts sehr ungewöhnlichen Lünettenfenstern gehen möglicherweise auf eine Erneuerung im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts zurück, da die Kirche in einer Beschreibung aus dem Jahr 1843 als neu bezeichnet wird. Sie ist ein nach Osten ausgerichteter Rechteckbau unter steilem Satteldach, das über der Ostwand oberhalb des Gewölbescheitels mit einem Walm abschließt. Auf dem Dach ist im Westen ein achtseitiger verschieferter Dachreiter mit Spitzhelm und kleinen rundbogigen Schallöffnungen aufgerichtet. Der Dachreiter birgt eine bemerkenswerte Glocke aus dem Jahr 1478. Die Wände der Kirche sind verputzt, steinsichtig blieben die aus Quadern ausgeführten, lisenenartigen Baukanten und die Gewände der Öffnungen; die Steine sind teilweise mit auffälligen Steinmetzzeichen versehen. Fünf der Lünettenfenster wurden später nach unten zu den heutigen großen Rundbogenfenstern verlängert. Die drei Eingänge rahmen korbbogige und profilierte Gewände, das Hauptportal im Westen ist durch eine waagerechte Verdachung mit darüber angeordnetem Fenster hervorgehoben. Bemerkenswert sind hier in den Tür-pfosten Wetzscharten, wie sie gewöhnlich an älteren Gotteshäusern vorkommen. Im Giebel über dem Haupteingang sitzen drei Halbkreisfenster. Das Innere der Kirche öffnet sich als weiter Predigtsaal, den eine flache Brettertonne über umlaufendem profiliertem Gesims abschließt. Eine schlichte dreiseitige Empore von 1875 über vierseitigen Stützen lässt den Altarraum frei. Dort sind an beiden Seiten Logen für die Patronatsherrschaft beziehungsweise den Pfarrer eingebaut. Mehrere Ausstattungsteile sind älter als die bestehende Kirche. Der Taufstein in Kelchform zeigt das Wappen der Herren von Schlitz und ist mit 1579 datiert. Er ähnelt den Exemplaren in Schlitz, Hartershausen und Sandlofs, ist aber durch nur angedeutetes Stabwerk und Rundbogenblenden derber in seiner Wirkung. Wie der Taufstein stammt die schlichte Kanzel aus der Vorgängerkirche. Oberhalb des Altars ist sie an der Ostwand der Kirche zwischen Fensternischen angebracht. Bei ihrer Wiederverwendung wohl verstümmelt, zeigt sie aber noch Bilder der Evangelisten und nennt den "pictor" (Maler) J. Georg Braurein und die Datierung 1673. Dieffenbach sah 1843 "ein altes Altargemälde aus dem 16. [!] Jahrhundert. Es stellt die Kreuzerhöhung vor und hat eine Menge kleiner Figuren. Unten befindet sich das Abendmahl Christi mit interessanten Physiognomien." 1875 aus dem Kirchenraum entfernt, wurde es 1920 wieder angebracht und unter Verlust des Hauptbildes als Gefallenenehrung genutzt. Der epitaphartige Holzrahmen ist in ausladenden manieristischen Renaissanceformen gearbeitet, er enthält heute ein Ölbild, wohl aus Ettingshausen (Reiskirchen) stammend und von Daniel Hisgen gemalt, das die Geburt Christi in der Art einer Genredarstellung wiedergibt. Eine kleine Kreuzigungsdarstellung ist im Aufsatz erhalten. Der Rahmen ist datiert mit 1652 und bezeichnet mit "pictor IB" oder "HB". Die im Westen auf der Empore platzierte Orgel mit ihrem barocken Gehäuse wurde 1875 aus Nieder-Stoll übertragen. Das Altarkruzifix ist ein Geschenk des Grafenhauses aus dem Jahr 1880. Die in ihrem Gesamtbild beinahe als frühklassizistisch zu begreifende Rimbacher Kirche ist mit ihren bemerkenswerten Ausstattungsteilen Kulturdenkmal aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen.

Rimbacher Straße 21, evangelische Kirche von Südwesten | Urheber*in: Raabe, Karl (gräflicher Baumeister, Schlitz); Braurein (?), J. Georg (Maler); Hisgen, Daniel (Maler, Lich) / Rechtewahrnehmung: Landesamt für Denkmalpflege Hessen

Urheberrechtsschutz

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Standort
Rimbacher Straße 21, Schlitz (Rimbach), Hessen

Klassifikation
Baudenkmal

Ereignis
Herstellung
(wer)
Raabe, Karl (gräflicher Baumeister, Schlitz) [Architekt / Künstler]
Braurein (?), J. Georg (Maler) [Architekt / Künstler]
Hisgen, Daniel (Maler, Lich) [Architekt / Künstler]

Letzte Aktualisierung
04.06.2025, 11:55 MESZ

Datenpartner

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Objekttyp

  • evangelisch , Kirche

Beteiligte

  • Raabe, Karl (gräflicher Baumeister, Schlitz) [Architekt / Künstler]
  • Braurein (?), J. Georg (Maler) [Architekt / Künstler]
  • Hisgen, Daniel (Maler, Lich) [Architekt / Künstler]

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