Bestand
Königlich Preußische Landesaufnahme (Bestand)
        Geschichte des
                                 Bestandsbildners: Unter Landesaufnahme ist die planmäßige
                                 Vermessung und kartographische Aufnahme eines Landes nach Lage und
                                 Höhe zu verstehen. Sie umfaßt die Erstellung eines
                                 Lagefestpunktfeldes mittels Triangulation oder Trilateration, die
                                 Erstellung eines Höhenfestpunktfeldes mittels Nivellement und
                                 trigonometrische Höhenmessung, die topographische Geländeaufnahme
                                 und schließlich die Darstellung der Ergebnisse in Kartenwerken
                                 verschiedener Maßstäbe. Derartige Bestrebungen gingen üblicherweise
                                 von der jeweiligen Regierung aus und dienten Zwecken der zivilen
                                 Verwaltung, aber auch des Militärs.
In
                                 Preußen erfolgten erste Landesaufnahmen bereits unter König
                                 Friedrich II. (ab 1767, "Kabinettskarte"; 1:50.000), fortgesetzt ab
                                 1816 durch den Großen Generalstab. Die hierbei entstandenen Karten
                                 (1:25.000 und 1:20.000) wurden Grundlage der damaligen
                                 militärischen Operationskarten ("Generalstabskarten"; 1:80.000 und
                                 1:100.000). Diese wurden zwischen 1830 und 1865 mit aktueller
                                 Vermessungstechnik überarbeitet (Preußische Uraufnahme; 1:25.000)
                                 und ab 1868 auch veröffentlicht. Sowohl bedingt durch technische
                                 Fortschritte in der Vermessungstechnik und in der Kartendarstellung
                                 als auch aufgrund höherer Ansprüche, auch von ziviler Seite wurde
                                 eine Neufassung nötig (Preußische Neuaufnahme). Zu diesem Zweck
                                 wurde am 1. Januar 1875 im Großen Generalstab die Stelle des "Chefs
                                 der Landesaufnahme", dem die Königlich Preußische Landesaufnahme
                                 als Behörde unterstand, neu eingerichtet. Die Grundlagen der Arbeit
                                 der Landesaufnahme legte das 1870 eingerichtete Zentraldirektorium
                                 der Vermessungen im Preußischen Staate fest. Zu den Aufgaben der
                                 Landesaufnahme zählten einerseits die Vermessung selbst (mit
                                 Festlegung trigonometrischer Punkte und Nivellementspunkte) und
                                 andererseits die Darstellung der Ergebnisse in verschiedenen
                                 Kartenwerken. Die rein militärischen Bedürfnisse wurden dabei weit
                                 überschritten, der Personal- und damit Finanzbedarf war erheblich.
                                 Noch 1875 versuchte der Chef des Großen Generalstabes daher, die
                                 Aufgaben der Preußischen Landesaufnahme an die zivile Seite
                                 abzugeben. Dieser Versuch blieb ebenso erfolglos wie ein
                                 entsprechender Vorstoß des Chefs der Landesaufnahme selbst im Jahr
                                 1912.
Mit Kriegsbeginn 1914 wurde die
                                 Landesaufnahme als Einrichtung aufgelöst, es verblieb lediglich die
                                 Kartographische Abteilung im Großen Generalstab. Der langandauernde
                                 Krieg erneuerte das Bedürfnis an einer derartigen Einrichtung
                                 insbesondere für das Kriegsvermessungswesen, sodaß sie am 29. April
                                 1917 wieder errichtet wurde.
Aus ihr
                                 entstand schließlich am 1. Oktober 1919 eine in der Zuständigkeit
                                 des Reichsministeriums des Innern angesiedelte Reichsbehörde, die
                                 am 11. Juli 1921 umbenannt wurde in "Reichsamt für
                                 Landesaufnahme".
Die von der Königlich
                                 Preußischen Landesaufnahme durchgeführte neue Landesaufnahme
                                 Preußens und zusätzlich der kleineren selbständigen Staaten des
                                 Deutschen Reiches umfaßte schließlich 3307 Karten (sog.
                                 Meßtischblätter) im Maßstab 1:25.000. Die einzelnen Karten umfassen
                                 jeweils sechs Bogenminuten in der Breite und zehn Bogenminuten in
                                 der Länge. Die geographische Länge nahm dabei bis 1924 als
                                 Nullmeridian den sog. Ferro-Meridian (El Hierro, die westlichste
                                 Insel der Kanaren), erst ab 1924 fand der Greenwich-Meridian
                                 Anwendung (Differenz 17°40').
Die
                                 Meßtischblätter wurden zeilenweise von West nach Ost
                                 durchnumeriert. Ab 1937 wurde ein vierstelliges
                                 Zeilen/Spalten-Nummernraster verwendet.
Das
                                 Verfahren der preußischen Landesaufnahme ab 1875 wurde gemäß
                                 Vereinbarung zwischen Preußen, Bayern, Sachsen und Württemberg vom
                                 4. März 1878 Grundlage der 1909 fertiggestellten "Karte des
                                 Deutschen Reiches" (675 Blatt à 30 Bogenminuten Breite und 15
                                 Bogenminuten Länge; 1:100.000).
Gliederung:
Chef der Landesaufnahme (ab
                                 1. April 1894 Oberquartiermeister und Chef der Landesaufnahme; Rang
                                 Generalleutnant)
- Trigonometrische
                                 Abteilung (Geodäsie)
- Topographische
                                 Abteilung (Herstellung der Meßtischblätter)
- Kartographische Abteilung (Bearbeitung der
                                 Generalstabskarten) mit Druckerei und photographischer
                                 Anstalt
- Plankammer
Personalumfang: 235 (davon 18 Offiziere), dazu 23 kommandierte
                                 Offiziere
In der Folgezeit erfuhr die
                                 Landesaufnahme Erweiterungen und es kamen hinzu: eine
                                 Ökonomiekommission (1878), eine Photogrammetrische Abteilung
                                 (1914), eine Kolonialsektion und eine Sektion für artilleristisches
                                 Planmaterial.
Personalstand am 1. April
                                 1914: 547 Personen Stammpersonal (davon 31 Offiziere), dazu 364
                                 kommandierte Soldaten (davon 51 Offiziere).
Gliederung der am 29. April 1917 neuerrichteten
                                 Landesaufnahme:
Chef der Landeaufnahme
Chef des Stabes mit Stab
-
                                 Trigonometrische Abteilung
- Topographische
                                 Abteilung
- Photogrammetrische
                                 Abteilung
- Kartographische Abteilung
- Geologische Abteilung
-
                                 Wissenschaftliche Rechenstelle
- Sektion für
                                 artilleristisches Planmaterial
-
                                 Plankammer
- angegliedert: Büro des
                                 Zentraldirektoriums der Vermessungen
Die
                                 Geologische Abteilung wurde 1919 bei Übernahme der Landesaufnahme
                                 in die Zuständigkeit des Reichsministeriums des Innern aufgelöst,
                                 die Wissenschaftliche Rechenstelle wurde von der Heeresleitung
                                 übernommen.
Bearbeitungshinweis: Der
                                 Bestand wurde im Rahmen eines Praktikums erschlossen. Insgesamt 19
                                 Akten waren schimmelbefallen und mußten vor der inhaltlichen
                                 Erschließung in die Restaurierung gegeben werden. Nach Abschluß
                                 dieser Maßnahmen werden diese Akten nacherschlossen.
Bestandsbeschreibung: Der
                                 Bestand umfaßt die Unterlagen der Königlich Preußischen
                                 Landesaufnahme.
Inhaltliche
                                 Charakterisierung: Der Bestand enthält hauptsächlich Unterlagen der
                                 Topographischen Abteilung und hierin unter anderem Jahresberichte
                                 über die unternommenen Vermessungsreisen in Deutschland, aber auch
                                 in den deutschen Kolonien. Hinzu kommen einige Akten zu
                                 Personalangelegenheiten.
Vorarchivische Ordnung: Die
                                 Masse der Unterlagen der Königlich Preußischen Landesaufnahme
                                 scheint kriegsbedingt verloren zu sein. Einige wenige Unterlagen
                                 der 1917 neu errichteten Landesaufnahme befanden sich im
                                 Militärarchiv der DDR und wurden 1995 in den Bestand PH 3 Großer
                                 Generalstab der Preußischen Armee aufgenommen. Im Jahr 2007 wurden
                                 etwa 4 lfm Unterlagen der ersten, 1914 aufgelösten, Landesaufnahme
                                 vom Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz an das
                                 Militärarchiv abgegeben und in den neu gebildeten Bestand PH 34
                                 aufgenommen.
Zitierweise: BArch PH
                                 34/...
    
- Reference number of holding
- 
                Bundesarchiv, BArch PH 34
 
- Extent
- 
                212 Aufbewahrungseinheiten
 
- Language of the material
- 
                deutsch
 
- Context
- 
                Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Militär >> Preußische Armee 1867 bis 1918/1919 >> Weitere nachgeordnete Einrichtungen
 
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 PH 3 Großer Generalstab der Preußischen Armee
 R 1516 Reichsamt für Landesaufnahme
 Akten:
 RW 61/5-12 deutsch-chinesische Ortsnamenglossare
 Literatur: Albrecht, Oskar: Beiträge zum militärischen Vermessungs- und Kartenwesen und der Militärgeographie in Preußen (1803-1921). in: Schriftenreihe Geoinformationsdienst der Bundeswehr, Heft 1, 2004
 Morozowicz, Otto von: Die Königlich Preußische Landes-Aufnahme. in: Beiheft zum Militär-Wochenblatt 1879
 
- Date of creation of holding
- 
                1875-1919
 
- Other object pages
- Provenance
- 
                
                    
                        Königlich Preußische Landesaufnahme, 1875-1914
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- 
                
                    
                        16.01.2024, 8:43 AM CET
Data provider
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Object type
- Bestand
Time of origin
- 1875-1919
