Bestand
Hoberg-Hesselmann; Liesborn (Bestand)
Form und Inhalt: Vorwort
N 85 Hoberg-Hesselmann
1. Familiengeschichte:
Stephan Borggreve genannt Soherwerth wurde am 29. Februar 1744 in Liesborn geboren. Aus der am 5. April 1777 geschlossenen Ehe mit Johanna Catharina Eickhoff (4. Mai 1761-1791) gingen drei Kinder hervor:
1) Franz-Arnold, geb. am 5. März 1779, gest. Januar 1807
2) Eugen, geb. am 26. Januar 1781, gest. am 5. Januar 1858
3) Friedrich Wilhelm, geb. 2. Februar 1788, gest. am 26. Februar 1826
Die Tochter Sophia Borggreve stammt aus der zweiten Ehe mit Theresia Neuhaus (gestorben 1829). Sophia verstarb jedoch bereits kurz nach ihrer Geburt am 27. April 1818. In seinem Testament legte Stephan Borggreve fest, dass nach seinem Ableben seine Frau Theresia Neuhaus die Eigentümerin all seines Besitzes werden sollte. Seinen Söhnen im Erbrecht scheinbar ebenbürtig bedachte er auch seinen Enkel Franz, Sohn von Franz-Arnold, der 1807 gestorben war. Eugen Borggreve und Friedrich Wilhelm äußerten sich in ihren Briefen positiv über die Entwicklung ihres Neffen und 1827/29 nahm Eugen Borggreve Franz bei sich auf. (vgl. Nr. 8, Nr.5, Nr.9).
Eugen Borggreve heiratete am 20. September 1814 Anna Maria Elisabeth Graskamp (26. Februar 1781 - 11. März 1832), die Witwe von Johann Caspar Hesselmann. Aus erster Ehe Elisabeth Graskamps mit Hesselmann stammte der Sohn Arnoldus (12. Juni 1806 - 12. Januar 1823). Aus der zweiten Ehe zwischen Elisabeth Graskamp und Eugen Borggreve gingen drei Kinder hervor:
1) Maria Theresia, geb. am 9. Juli 1815
2) Stephanus Friderikus, geb. am 15. Juni 1818, gest. am 6. September 1829
3) Anna Maria Sophie, geb. am 16. August 182, gest. am 19. Mai 1826
Von diesen überlebte allein Theresia das Kindsalter. Sie heiratete 1837 Bernard Henkelmann mit dem sie sieben Kinder bekam:
1) Eugenia Maria Elisabeth, geb. am 9. April 1838, gest. am 23. Juli 1855
2) Bernhard Heinrich Eugen, geb. am 2. März 1840
3) Franz, geb. am 12. Juli 1842
4) Maria Anna Gertrud, geb. am 20. Oktober 1845
5) Maria Sophia Bernardina, geb. am 20. Oktober 1845
6) Bernhard Franz, geb. am 16. November 1848
7) Eugenius Casimir Anton, geb. am 12. Februar 1852
Nach dem Tod ihres Mannes am 7. März 1853 heiratete Theresia Matthias Hoberg (18. Oktober 1831 - 18. Oktober 1906) aus Beckum, mit dem sie einen Sohn namens Franz Wilhelm Friedrich Eugenius (22. Dezember 1861 - 1923) bekam (vgl. Nr. 30). Theresia verstarb am 2. Januar 1869. Ein Jahr später am 2. Juni 1870 heiratete Matthias Hoberg Bertha Schlüter genannt Thiemann (12. Dezember 1841 - 18. Juni 1917) aus Horn. Aus dieser Ehe gingen sechs Kinder hervor:
1) Eugenia Gertrudis Bertha Francisca, geb. am 6. August 1871, gest. am 2. Dezember 1920 (heiratete Ferdinand Rumöller aus Münster)
2) Maria Paulina Wilhelmina, geb. am 19. November 1873, gest. 1903 (heiratete Carl Hiltermann aus Borghorst)
3) Friedrich Bernhard, geb. am 14. August 1878, gest. am 26. Juli 1912
4) Paul Raimund Emil, geb. am 6. Mai 1880, gest. 1909 (heiratete Elisabeth Kuckuck aus Düsseldorf)
5) Christoph Bernhard, geb. am 19. Januar 1882
6) Josef, geb. am 11. August 1884 (heiratete Elisabeth Wattendorf aus Borghorst)
Der erste Sohn Friedrich ("Fritz") Bernhard wurde Anerbe und am 11. Dezember von seiner Mutter Bertha zu ihrem Generalbevollmächtigten bestellt (vgl. Nr. 44). Er übernahm wie sein Vater die eigene Brennerei und den Hesselmann'schen Hof in der Göttinger Bauerschaft. Zudem war er von 1932 bis 1946 Vorsitzender des Vorstandes der Spar- und Darlehenskasse und von 1917 bis 1932 im Aufsichtsrat desselben tätig. Er heiratete Helene Pellengahr aus Heessen und bekam mit ihr vier Kinder:
1) Werner Fritz Otto, geb. am 26. August 1913
2) Paul Walter Emil, geb. am 12. Februar 1915 (heiratete Anneliese Bank aus der Umgebung von Hildesheim)
3) Bruno Rudolf Eugen, geb. am 5. August 1918 (heiratete Maria Eickmann aus Liesborn)
4) Ernst Emil Heinrich, geb. am 3. März 1921
Sein Sohn Fritz-Werner studierte nach dem Abitur 1933 in Lippstadt Jura. Da er jedoch während des Zweiten Weltkrieges für den Kriegsdienst eingezogen wurde, musste er das Studium vorzeitig abbrechen. Während des Krieges wurde er vom Offizier zum Oberstleutnant und dann Regimentskommandeur befördert. Nach Kriegsende übernahm er den elterlichen Betrieb und führte die Landwirtschaft und die Brennerei. Von 1956 bis 1965 war er Amtsbürgermeister des Amtes Liesborn-Wadersloh. Nach seiner Tätigkeit als Amtsbürgermeister übernahm er ab 1969 einen Ratssitz der CDU in Liesborn und später des Kreises Beckum. Von 1970 bis 1978 vertrat er die CDU im Düsseldorfer Landtag, wo er u.a. als Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Wasserwirtschaft und als stellvertretendes Mitglied im Haushalt- und Finanzausschuss tätig war. 1971 wurde er zum Präsidenten des Westfälischen Genossenverbandes gewählt (vgl. Nr. 67).
2. Bearbeitung und inhaltliche Schwerpunkte des Bestandes
Der Bestand umfasst 78 Einheiten in 13 Archivkartons und wurde zwischen Juni und August 2018 verzeichnet. Es handelt sich hier um einen Bestand, der ursprünglich im Kloster Liesborn gelagert und am 2. November 2016 ins Kreisarchiv nach Warendorf überführt wurde. Einzelne Dokumente waren in nummerierten Umschlägen eingepackt. Eine Klassifikation, Verzeichnung, chronologische Nummerierung oder thematische Sortierung lag jedoch nicht vor. Am 2. November 2016 fehlten die Nummern 69, 84, 100, 115, 142, 167, 169 und 170.
Der Bestand umfasst hauptsächlich Dokumente aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Darunter befinden sich etliche Pacht-, Kauf- und Verkaufsverträge sowie Rechnungen, Rechnungsbücher und Quittungen, der Familien Hesselmann, Hoberg und Borggreve, die die Führung der Brennerei, des Hofes und der Familiengeschäfte dokumentieren. Ergänzt wird diese Dokumentation neben den Verträgen und Rechnungen durch Aufteilungsrezesse der Marken wie der Bayermark Anfang und Mitte des 19. Jahrhunderts. Besonders erwähnenswert sind für die Dokumentation des 19. Jahrhunderts u.a. ein Rechnungsbuch, der Nachruf Eugen Borggreves auf seine verstorbene Frau und Feldpostbriefe von Söhnen und Freunden der Familie.
Das Rechnungsbuch der Familie Borggreve, das 1810 beginnt, enthält neben den Rechnungseintragungen, Geburts- und Sterbedaten, die von Stephan Borggreve eingetragen und wohl später von Eugen Borggreve ergänzt wurden, sowie mehrere Eintragungen über Einquartierungen. Unter diesen befinden sich auch Notizen zu Soldaten, die auf dem Hof übernachteten und scheinbar 1815 gegen Napoleon Bonaparte ins Feld zogen. Interessant sind hier die zwar kurzen aber verzeichneten Bemerke von Stephan Borggreve, der in manchen Eintragungen auch etwas über das Verhalten der Gäste äußert (Nr. 6).
Der Nachruf Eugen Borggreves ist ein unveröffentlichtes, und höchstwahrscheinlich für die Familie gedachtes Schreiben von 1832. Auf den vier handschriftlichen Seiten stellt er seine Frau vor, beschreibt das gemeinsame Leben (Hochzeit, Geburt der Kinder, Führung des Haushaltes), ihre Tugenden wie ihre Frömmigkeit und setzt sich zum Ende auch mit ihrem Tod und seinem Verlust auseinander (Nr. 16).
Bei den Feldpostbriefen handelt es sich um jeweils einen Brief von Wilhelm Darup und Franz Henkelmann. Ersterer berichtet vom Krieg gegen Dänemark 1864, wobei er näher auf die Unterbringung der Soldaten, die Gefechtssituationen und den Marsch der preußischen Armee eingeht. Franz Henkelmann berichtet kürzer auf der Rückseite eines Armeebefehls von seiner Stellung in Süddeutschland im Deutschen Krieg 1866 (Nr. 31).
Ein besonderer Fund in dem Bestand sind die Briefe von Friedrich Wilhelm Graskamp an seine Eltern 1827 aus Berlin, wo er als Unteroffizier im preußischen Heer diente. Er berichtet teils ausführlicher von der Verpflegung und Unterkunft, Paraden, einer Begegnung mit dem preußischen König und dem Kronprinzen und von gemeinsamen Trinkgelagen mit russischen Soldaten. Außerdem kommentiert er kurz das Aussehen und die angebliche stereotype Attitüde der Berliner Frauen (Nr. 11).
Für das 20. Jahrhundert ist ein "Bericht über die Ereignisse in Göttingen zwischen dem 30.3.1945 und 20.4.1945" eines Familienmitglieds hervorzuheben. Darin beschreibt der Verfasser auf mehreren Seiten den Einzug der Alliierten in Liesborn und der Bauerschaft Göttingen. Es wird näher auf Überfälle von ehemaligen Zwangsarbeitern auf Höfe und Verhältnis der Einheimischen zu den Alliierten eingegangen. Der Bericht endet mit einem angeblich organisierten und bewaffneten Rückschlag der Göttinger Bauern gegen die Zwangsarbeiter, die sie überfallen hatten. Gemeinsam mit Frauen und Kindern wären diese durch die bewaffneten Bauern entwaffnet und aus der Bauerschaft vertrieben worden (Nr. 48). Aus der Kriegszeit selbst liegen hauptsächlich Rechnungen vor, die jedoch auch die Beschäftigung von Zwangsarbeitern dokumentieren (Nr. 50). Außerdem befindet sich eine nicht ganz vollständige Abschrift des ursprünglich in den Schweizer Monatsheften erschienenen Artikels von Georg Thomas "Gedanken und Ereignisse" von 1945 im Bestand, in der er die politische Entwicklung vor dem Zweiten Weltkrieg schildert und über die Septemberverschwörung 1939 und das Attentat vom 22. Juli 1944 berichtet. Zudem rechtfertigt er seinen Widerstand gegen Adolf Hitler und berichtet von seiner Verhaftung, dem Aufenthalt in den Konzentrationslagern Flossenbürg und Dachau sowie seiner Befreiung in Südtirol (Nr. 57).
Eine reiche Sammlung an Zeitungsausschnitten und Protokollen des Liesborner Gemeinderats geben Auskunft über die Tätigkeit und den Wahlkampf des Liesborner Gemeinderatsmitgliedes und später Landtagsmitglieds Fritz-Werner Hoberg in den 1960er und 1970er Jahren.
3. Benutzungshinweise
Der Bestand ist folgendermaßen zu zitieren:
KAW, N 85, Hoberg-Hesselmann, Nr. [ ]
- Reference number of holding
-
N 085 N 085 Hoberg-Hesselmann; Liesborn
- Context
-
Kreisarchiv Warendorf (Archivtektonik)
- Date of creation of holding
-
1750-1984
- Other object pages
- Delivered via
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
23.06.2025, 8:11 AM CEST
Data provider
Kreis Warendorf. Kreisarchiv, Kreisverwaltung. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 1750-1984