Bestand
Hans Alexander Winkler (1900-1945), Nachlass (Bestand)
Bestandsbeschreibung: Übernommen: 1989,
1994-1995, teilweise (Depositum).
Der hier verzeichneten
Unterlagen aus dem Nachlaß des Orientalisten und Volkskundlers Dr. Hans
Alexander Winkler wurden dem Universitätsarchiv Tübingen teils im Jahre 1989 von
seiner Witwe,1 zum größeren Teil aber im Jahre 1995 nach ihrem Tod von seinem
Enkel, Herrn Dr.Hans Alexander Herzog, übereignet, jedoch unter Vorbehalt des
Eigentums an den persönlichen Korrespondenzen bis zum Ablauf des Jahres
2020.
Der Nachlaß von Hans Alexander Winkler hat sich nur in
Bruchstücken erhalten, doch umfasst der Bestand auch nachgelassene
Korrespondenzen von Hayastan Winkler geb. Geworkian (geb.18.1.1901 Alexandropol,
gest. 28.5.1937 Genf) und Hedwig Maria Winkler geb. Oelschläger (geb. 17.12.1910
Esslingen (?), gest. 1991 Tübingen).
Hans Alexander
Winkler, geboren am 14.2.1900 in Bremerhaven, war nach dem Besuch der Gymnasien
in Göttingen und Freiberg in Sachsen seit 1917 Kriegsfreiwilliger und studierte
ab dem WS 1919/20 deutsche Philologie und Geschichte, vom SS 1920 evangelische
Theologie, vom SS 1921 die Rechte und vom WS 1921 an wiederum evangelische
Theologie in Göttingen, schließlich im SS 1922 sowie vom SS 1923 bis zum WS
1924/25 Religions-geschichte und Semitistik in Tübingen, wo er 1925 bei Enno
Littmann promovierte. Nachdem er seine Studien in den Jahren 1925 bis 1928 in
Göttingen und Paris weitergeführt hatte, habilitierte er sich 1928 in Tübingen
für das Fach Allgemeine Religionsgeschichte und war hier bis 1933 Privatdozent
und Assistent Jakob Wilhelm Hauers am Orientalischen Seminar. Wegen seiner
Zugehörigkeit zur kommunistischen Partei in den Jahren 1923 bis 1928 sah
sich
Winkler im September 1933 gezwungen, auf seine Lehrberechtigung
zu verzichten. Seine Frau Hayastan verlor aus dem gleichen Grund ihre Stelle als
Hilfslektorin für Russisch am Indogermanisch-slawischen Seminar. Winkler konnte
mit Unterstützung der Notgemeinschaft der Deutschen Forschung zunächst seine
bereits 1932 begonnenen volkskundlichen Erhebungen unter der fellachischen und
beduinischen Bevölkerung in Oberägypten fortsetzen, deren Ergebnisse er in
seinen in rascher Folge erschienenen Büchern niederlegte. Seit 1936 nahm er im
Auftrag der Londoner Egypt Exploration Society an archäologischen
Forschungsexpeditionen in der oberägyptischen Wüste teil. Die Ergebnisse der
ersten beiden von insgesamt drei Kampagnen (1936/37, 1937/38, 1938/39) konnten
ebenfalls noch publiziert werden.
Nach dem Scheitern aller
Bemühungen, doch noch in die Hochschullaufbahn zurückzukehren, und nach dem Tode
des britischen Expeditionsleiters Sir Robert Mond (1867-1938) trat Winkler im
August 1939 in den Auswärtigen Dienst. Vom November 1939 bis Herbst 1941 war er
Kulturattache´ an der Gesandtschaft in Teheran und vom 8.11.1941 an als
»Sonderführer (B)« Vertreter des Auswärtigen Amtes im Stab der »Panzergruppe
Afrika«. Nach der Genesung von einer schweren Verwundung, die er im Juni 1942
erlitten hatte, wurde er am 27.8.1943 mit der Leitung des Wahlkonsulats in
Melilla/Nordafrika betraut und im November 1943 als Konsul nach Cadiz versetzt.
Die Desertion seines Sohnes Hayko Alexander (1923-1945) veranlasste ihn im Mai
1944, sich freiwillig zum Fronteinsatz zu melden. Am 20.1.1945 ist er in
Schlusau bei Thorn gefallen.
Die Titelaufnahmen wurden
von März bis Mai 1994 von Horst Junginger erstellt und anschließend von Michael
Wischnath überprüft, geordnet und redaktionell bearbeitet. Die Titel von
Veröffentlichungen Winklers sowie von ihm herrührende Überschriften
unveröffentlichter Texte wurden dabei in Anführungszeichen gesetzt.
Ausgeschieden wurden insbesondere folgende Materialgruppen:
··-
Exzerpte und Zettelkästen.
·- Unzusammenhängende, nicht mehr zu
identifizierende Manuskriptteile.
·- Bücher und Broschüren wurden
unter Einschluß von Winklers eigenen Arbeiten, die in der Universitätsbibliothek
greifbar sind, den Erben auf deren Wunsch zurückgegeben. Von den Titelblättern
wurden Kopien zurückbehalten.
·- Sonderdrucke. Nur dort, wo ein enger
Bezug zu Winklers Arbeiten besteht, wurden sie bei der Korrespondenz
belassen.
Bild- und Sachdokumente, für die aus konservatorischen
Gründen eine separate Lagerung zweckmäßig ist, wurden aus dem Bestand
ausgegliedert. Während die volkskundlichen Objekte in einer vorläufigen Liste
erfaßt und am 21.10.1994 dem Ägyptologischen Institut der Universität übergeben
wurden, konnte der umfangreiche Bestand an Photos, Negativen und Platten,
insbesondere von den Felsbildforschungen noch nicht erschlossen werden. Über
eine Abgabe der Felsbildaufnahmen an eine andere Institution ist noch zu
entscheiden. Soweit sich einzelne Photographien bei der Korrespondenz fanden,
wurden sie jedoch dort belassen.
··Gamer-Wallert, Ingrid:
Vermerk: Fundort unbekannt. Ägyptologische Entdeckungen bei Privatsammlern in
und um Stuttgart. Tübingen: Attempto 1997 [Behandelt S. 23-28 und 273 eine
elfenbeinerne Statuette aus dem Besitz Hans Alexander Winklers.]
·Junginger, Horst: Ein Kapitel Religionswissenschaft während der NS-Zeit:
Hans Alexander Winkler (1900-1945). In: Zeitschrift für Religionswissenschaft 3
(1995), S. 137-161.
·Ders.: Das tragische Leben von Hans Alexander
Winkler (1900-1945) und seiner armenischen Frau Hayastan (1901-1937). In:
Bausteine zur Tübinger Universitätsgeschichte, Folge 7, Tübingen 1995, S.
83-110.
·Hedwig-Maria Winkler: Lichtspur der Liebe. Leben und Werk
Ernst Christoffels. Metzingen 1981 [Behandelt S. 228-261 Winklers Aufenthalt in
Persien.]
Egypt Exploration Society, London:
Expeditionstagebücher, Negative und Abzüge der Felsbildphotographien
Universitätsarchiv Tübingen:
126/766 Akademisches Rektoramt,
Personalakte Hans Alexander Winkler
131/995 Philosophische Fakultät,
Promotionsakte Hans Alexander Winkler
153/159 Akademisches Rektoramt,
Personalakte Hayastan Winkler
258/20876 Akademisches Rektoramt,
Studentenakte Hans Alexander Winkler
258/20878 Akademisches
Rektoramt, Hörerakte Hayastan Winkler
··Siegel und Charaktere in der muhammedanischen Zauberei, Berlin 1930
(Studien zur Geschichte und Kultur des islamischen Orients. Zwanglose Beihefte
zu der Zeitschrift »der Islam«, Heft 7) Sign. UBT: Ci I 142a.8° Bd. 7
·Salomo und die Karına. Eine orientalische Legende von der Bezwingung einer
Kindbettdämonin durch einen heiligen Helden, Stuttgart 1931 (Veröffentlichungen
des orientalischen Seminars der Universität Tübingen, Heft 4) Sign. UBT: Ci I
224.8° Bd. 4
··Bauern zwischen Wasser und Wüste. Volkskundliches aus
dem Dorfe Kimaˆn in Oberägypten, Stuttgart 1934 Sign. UBT: Fo XXIV 527.8°
··Ägyptische Volkskunde, Stuttgart 1936 Sign. UBT: Fq 812.8°
·Die reitenden Geister der Toten. Eine Studie über die Besessenheit des Abd
er-Radi und über Gespenster und Dämonen, Heilige und Verzückte, Totenkult und
Priestertum in einem oberägyptischen Dorfe, Stuttgart 1936 Sign. UBT: Fp
1392.8°
·Völker und Völkerbewegungen im vorgeschichtlichen
Oberägypten im Lichte neuer Felsbilderfunde, Stuttgart 1937 Sign. UBT: Fo XVIII
208.8°
··Archaelogical Survey of Egypt. Rock-Drawings of Southern
Upper Egypt I. Sir Robert Mond Desert Expedition, Season 1936-1937, Preliminary
Report, London 1938 Sign. UBT: Da 745.4°
Archaelogical Survey of
Egypt. Rock-Drawings of Southern Upper Egypt II (Including Uwenat). Sir Robert
Mond Desert Expedition, Season 1937-1938, Preliminary Report, London 1939
··Sign. UBT: Da 745.4°
·WS 1929/30:
Religionsgeschichtliche Übungen: Himmel, Paradies und Hölle im deutschen
Volksglauben
·WS 1929/30: Armenisch für Anfänger
·SS 1930:
Religionsgeschichte IV. Teil: Die religiösen Vorstellungen der Naturvölker
·SS 1930: Arabische Lektüre Bem.: Laut UAT 351/72.
·SS 1930:
Syrisch für Anfänger Bem.: Laut UAT 351/72.
·WS 1930/31: Der
religiöse Einfluss des Orients auf Europa, vornehmlich während des
Mittelalters
·WS 1930/31: Religionsgeschichtliches Seminar: Lektüre
ausgewählter Quellenschriften zur Einführung in die religiöse Gedankenwelt der
Naturvölker
·SS 1931: Religionsgeschichtliches Kolloquium: Sprache
und Religion
·WS 1931/32: Das Jenseits im Glauben der Völker
·WS 1931/32: Der Islam
·SS 1932: Die religiöse Gedankenwelt der
Naturvölker
·WS 1932/33: Überblick über die nichtbiblischen
Religionen der Gegenwart (Religionen der Naturvölker, Chinas, Japans, Indiens:
Parsismus, Buddhismus und Islam)
·WS 19327: Übung: Was ist
Volkskunde? Einführung in die Technik volkskundlicher Erhebungen
·SS
1933: Übung: Lektüre ausgewählter Quellenschriften zum Verständnis des
Schamanentums
·SS 1933: Die Religionen der Semiten und ihre
weltgeschichtliche Bedeutung
·WS 1933/34: Die nichtbiblischen
Religionen der Gegenwart
·WS 1933/34: Übung: Einführung in die
Märchenkunde
Tübingen, den 10.12.1997 Johannes Michael
Wischnath
Inhalt:
Korrespondenz:
Persönliche
Korrespondenzen Hans Alexander Winkler, Hayastan Winkler geb. Geworkian und
Hedwig Maria Winkler geb. Oelschläger (1910-1991) (UAT 555/85-126, 210: 41 Nrn,
1900-1955, 1982).
Wissenschaftliche Korrespondenz (UAT 555/1-84,
127-128: 86 Nrn, 1923-1944).
Persönliche Dokumente, Erinnerungen und
Zeugnisse (UAT 555/129-143, 198: 16 Nrn, 1915-1965).
Wissenschaftliche Unterlagen:
Vorlesungsmanuskripte (UAT
555/144-147, 197: 5 Nrn, 1931-1933).
Kleine Veröffentlichungen und
Rezensionen (UAT 555/156-170: 15 Nrn, 1928-1935).
Rezensionen zu
Winklers Schriften (UAT 555/171-176: 6 Nrn, 1931-1939).
Aufzeichnungen, Materialien und Manuskripte (UAT 555/148-155, 177-196, 198,
200-206: 36 Nrn, 1925-1939).
Werke von Hayastan Winkler geb.
Geworkian (UAT 555/208-209: 2 Nrn, 1934-1936).
Druckschriften und
Karten (UAT 555/199, 207: 2 Nrn).
- Bestandssignatur
-
UAT 555/
- Umfang
-
323 Nrn; 3 lfm
- Kontext
-
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- Indexbegriff Sache
-
Nachlass
- Indexbegriff Person
- Bestandslaufzeit
-
1900-1982
- Weitere Objektseiten
- Letzte Aktualisierung
-
02.07.2025, 11:32 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1900-1982