Baudenkmal
Bremen, Ostertor, Contrescarpe 22 & 23 & 24
Die Contrescarpe zwischen Kohlhökerstraße und Hohenpfad vereinigt beispielhaft die unterschiedlichen Facetten großbürgerlicher Wohnkultur in Bremen im 19. Jahrhundert. Das äußere Ufer des Festungsgrabens, die Contrescarpe, bot schon frühzeitig nach Schleifung der Wälle wohlhabenden Kaufleuten Anreiz, die Wohnung vom Kontor zu trennen und nur pro forma den Wohnsitz in der Altstadt zu behalten. Bereits 1803 baute Bremens berühmter Bürgermeister, Johann Smidt, an der Contrescarpe seinen Wohnsitz (ehemals Nr. 25, kriegszerstört). Bis in die vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts wurde die Contrescarpe zunehmend mit freistehenden Einfamilienhäusern bebaut. Aus dieser Zeit hat sich mit Haus Nr. 22 bis heute das ehemalige Sommerhaus des Ältermans Theodor Gerhard Lürman aus dem Jahre 1822 erhalten, wenn auch im Umbau von 1866. Die meisten dieser Sommerhäuser wurden ab 1849, nach Aufhebung der Torsperre und der staatsrechtlichen Gleichstellung der Vorstadtbürger, als der Baugrund an der Contrescarpe eine ernorme Aufwertung erfuhr, verdrängt von Reihenhäusern oder dicht gestaffelten Walmdachhäusern für das gehobene Bürgertum. Frühe Beispiele sind die freistehenden oder als Doppelhaus zusammengefassten Häuser Contrescarpe 17-19, die bereits um 1850 entstanden sind, jedoch kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert im beim Großbürgertum beliebten Stil der Neorenaissance überformt worden sind. In den Jahren 1852-1853 sind die Reihenhäuser Contrescarpe 27, 29-30, 33-36 und Kohlhökerstraße 38 erbaut worden. Sie sind mit ihren verhalten klassizistischen Fassaden zeittypische Vertreter des Reihenhauses ("Bremer Hauses") für eine begüterte Klientel. War der vorhandene Baubestand in den fünfziger und sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts nur verdichtet worden, so kommt es um 1870 (Hausnrn. 9-15) und 1894 (Nr. 8a-8d) auch zu der Verdrängung bereits bestehender Vorstadtbebauung zwischen Meinkenstraße und Hohenpfad. Das Wohnhaus Contrescarpe 22 hatte sich der Kaufmann und Konsul Theodor Gerhard Lürman 1822 von Jacob Ephraim Polzin als eingeschossiges Sommerhaus erbauen lassen. Es ist heute das älteste erhaltene Gebäude an der Contrescarpe. Der übergiebelte Portikus mit dorischen Säulen und die vorgelagerte sechsstufige Freitreppe stammen noch aus der Erbauungszeit. 1866 ließ sich der Sohn des Erbauers, Konsul Johannes Theodor Lürman, das Haus zu einer prächtigen Vorstadtvilla durch den Architekten Heinrich Müller vergrößern. Von einem bereits zuvor, 1853 durch den Maurermeister Rutenberg errichteten Gartenhaus (1963 für den benachbarten Neubau abgebrochen) hat sich nur ein Teil der offenen Loggia mit zwei Karyathiden am Verbindungsgang zum Neubau erhalten. Im Gartensaal hinter dem Portikus wurde 1993 die Ausmalung der Jahre 1904-1905 nach Entwürfen von Rudolf Alexander Schröder wieder hergestellt.
- Bezeichnung
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Villa Lürman & Senator für Inneres
- Land
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Bremen
- Ort
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Bremen, Ostertor
- Straße und Hausnummer
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Contrescarpe 22 & 23 & 24
- Ereignis
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Herstellung
- (wann)
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1822
- Ereignis
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Erweiterung
- (wann)
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1853
- Ereignis
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Umbau
- (wann)
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1866 & 1904-1905 & 1963
- Beteiligte
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Lürman, Johannes Theodor [Bauherr]
Lürman, Theodor Gerhard [Bauherr]
Müller, Heinrich [Entwurf]
Polzin, Jacob Ephraim [Entwurf]
Rutenberg, Lüder [Entwurf]
Schröder, Rudolf Alexander [Entwurf]
Senator für Inneres [Bauherr]
Wolde, Johann Georg [Bauherr]
- Rechteinformation
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Landesamt für Denkmalpflege Bremen
- Letzte Aktualisierung
-
28.01.2022, 14:07 MEZ
Datenpartner
Landesamt für Denkmalpflege Bremen. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Wohnhaus & Bürohaus
Beteiligte
- Lürman, Johannes Theodor [Bauherr]
- Lürman, Theodor Gerhard [Bauherr]
- Müller, Heinrich [Entwurf]
- Polzin, Jacob Ephraim [Entwurf]
- Rutenberg, Lüder [Entwurf]
- Schröder, Rudolf Alexander [Entwurf]
- Senator für Inneres [Bauherr]
- Wolde, Johann Georg [Bauherr]
Entstanden
- 1822
- 1853
- 1866 & 1904-1905 & 1963