Bestand

C 20 Ortsarchiv Bühl (Bestand)

Form und Inhalt: Vorbemerkungen
Zur Geschichte der Gemeinde
Im 12. Jahrhundert nannte sich ein edelfreies Geschlecht nach Bühl, das hier seinen Sitz hatte. Wohl bald nach 1200 wurde der Ort hohenbergisches Lehen. Dieses Lehen ging 1292 an die Amtmänner von Rottenburg über, die sich später ebenfalls von Bühl nannten und 1507 ausstarben. Nun wurde Jörg von Rosenfeld Ortsherr bis zu seinem Tod 1518. In der Folgezeit kam es zu einer Teilung des Lehens zwischen den Ehingen zu Kilchberg und denen von Stein. Nach dem Aussterben der Kilchberger Linie der Ehingen zog Österreich 1618 die kilchberger Hälfte des Lehens ein und erwarb 1626 den steinschen Anteil. Im Jahr 1675 verpfändete es Schloss und Dorf an die Jesuiten und überließ ihnen 1744 beides als Lehen. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens wurde das Lehen 1773 zum österreichischen Religionsfonds eingezogen. Dieser veräußerte 1791/92 Schloss und Herrschaftsgut an eine größere Anzahl von Bürgern.
Der Ort wird 1806 württembergisch und kommt zum Oberamt Rottenburg. Seit 1938 gehört er zum Landkreis Tübingen.
Bevölkerungsentwicklung der Ortsbewohner
Im Jahr 1615 wird die Zahl der Ortsbewohner mit 130 angegeben. Aus den folgenden 150 Jahren sind uns keine Einwohnerzahlen bekannt. Nach einem Lagerbuch von 1766 (B 44 des Gemeindearchivs) zählte der Ort jetzt 52 Bürger und 4 Witwen, was auf eine Bewohnerzahl von 250 schließen lässt. Dies wird durch eine Angabe von 1771 bestätigt, die von 248 Einwohnern spricht. Der Ort nahm nun stetig zu. Er zählte im Jahr 1803 bereits 350, 1810: 385 und 1834: 479 Seelen. Darauf verlangsamte sich das Wachstum; im Jahr 1880 hatte Bühl 550 Einwohner. Bis zum Jahr 1890 nahm jedoch die Seelenzahl auf 482 ab. Die Ursache für diesen Rückgang war eine verstärkte Auswanderung in die USA. Waren schon in den vorausgegangenen Jahrzehnten etliche Bewohner nach Nordamerika gezogen, so war die Zahl der Auswanderer jetzt stärker gestiegen. Der Ort konnte den entstandenen Bevölkerungsverlust jedoch nicht so rasch ausgleichen, da weitere Aus- und Abwanderungen stattfanden. Erst 1939, also rund 60 Jahre später, erreichte der Ort wieder die Bewohnerzahl des Jahres 1880 mit 550 Seelen.
Seitdem ist jedoch ein erheblicher Anstieg zu verzeichnen. Ende 1964 zählte Bühl 1.131 Einwohner und hat damit innerhalb von 25 Jahren seine Einwohnerzahl mehr als verdoppelt.
Der Archivbestand
Das älteste Stück des Gemeindearchivs ist eine Pergamenturkunde aus dem Jahr 1559. Aus dem 17. Jahrhundert finden sich leider keine Archivalien, dagegen sind etliche Stücke aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vorhanden, nämlich einige Lagerbücher, ein Kaufbuch, ein Unterpfandbuch und verschiedene Akten. Der überwiegende Teil des Archivs stammt aus dem 19. und 20. Jahrhundert.
Das Archiv gliedert sich in 6 Gruppen von Archivalien:
•U = Urkunden: 1 Stück
•R = Rechnungen: 446 Nummern mit 15 Regalmetern
•B = Bände: 195 Nummern mit 8,5 Regalmetern
•A = Akten: 122 Nummern mit 8 Regalmetern
•K = Karten und Pläne: 41 Stücke
•D = Druckschriften: 20,5 Regalmetern.
Der Bestand umfasst somit 52 Regalmeter. Vertreten sind sämtliche Archivaliengruppen. Den größten Umfang nehmen die Druckschriften ein, doch ist auch der Bestand an Rechnungen erheblich. Es verdient hervorgehoben zu werden, dass die Gemeinderechnungen samt Beilagen, die ab 1814 vorhanden sind, keinerlei Lücken aufweisen. Sie wurden bis 1954 in das Archiv übernommen. Eine Besonderheit sind die Fronrechnungen, die sich auf die Wegunterhaltung beziehen und von 1866 bis 1922 gehen.
Das Archiv ist ein Einheitsarchiv; an Fremdarchivalien weist das Archiv nur wenige Stücke auf, die bei A 7 und A 92 verzeichnet sind. A 7 enthält Protokolle des Rottenburger Amtmanns Nisch über Bühl und A 92 enthält die Akten des örtlichen Viehversicherungsvereins. Beim Kath. Pfarramt Bühl und beim Notariat befinden sich keine Gemeindearchivalien. Der Bestand wurde nach den Richtlinien der Archivdirektion Stuttgart von 1951 geordnet.
Zur Geschichte des Archivs
Zu Anfang unseres Jahrhunderts wurden die Archivalien der Gemeinde Bühl von dem zuständigen Archivpfleger aufgenommen. Das Ergebnis liegt in den Württembergischen Archivinventaren, Heft 8, Oberamt Rottenburg, von 1913 vor. Von den dort verzeichneten Stücken (9 Titel) sind die meisten vorhanden. Vermisst werden:
•Urkunde von 1696 (die sich auf Kiebingen bezieht)
•Meßzettel vom Heiligenwald zu Bühl 1771
•Streit über denselben 1771.
Dagegen wurden mehrere Archivalien aus der Zeit vor 1800 aufgefunden, die dort nicht vermerkt sind, wie z. B. die Urkunde von 1559, eine Bannsteinbeschreibung von 1762 (A 55), ein Verfangenschaftsprotokoll von 1792-1800 (B 183) u. a.
Auf Wunsch der Gemeinde habe ich im März 1968 damit begonnen, den Archivbestand zu sichten und zu ordnen. Dabei habe ich rund 4 laufende Meter an nicht archivwürdigen Rechnungsakten ausgeschieden, wie z. B. Kassentagebücher, Zahlungsverzeichnisse, Rechnungsbelege über Heizung, Beleuchtung, Reinigung, Schreibbedürfnisse, Porto sowie Holzlisten.
Juni 1968
(gez.) Böhringer
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Der Bestand enthält die Bände, Akten und Urkunden der früher selbständigen Gemeinde Bühl (seit 1971 Stadtteil von Tübingen). Bis 2018 befand sich der Bestand in einem Raum im Dachgeschoss Rathaus Bühl. Im Rahmen einer Bestandsschutzmaßnahme wurde der Bestand 2018/2019 von der Werkstatt für Buch- und Papierrestaurierung Matthias Raum gereinigt und umverpackt sowie teilweiser Schimmelbefall dekontaminiert.
Am Ende des Bestandes C 20 befinden sich folgende unverzeichneten Druckschriften: Neckarbote/Rottenburger Zeitung Jahrgänge 1838-1860 und 1862-1908, Gewerbeblatt aus Württemberg Jahrgänge 1881-1893, Die Landgemeinde - Ausgabe Württemberg, 1939-1941.

Reference number of holding
C 20
Extent
34 lfd. m

Context
Stadtarchiv Tübingen (Archivtektonik) >> C: Ortsarchive

Date of creation of holding
1559-2012

Other object pages
Provenance
Ortsverwaltung Bühl
Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
Last update
29.04.2025, 8:21 AM CEST

Data provider

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1559-2012

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