Bestand
Deutscher Wirtschaftsdienst GmbH (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Der Vertrag über die Errichtung der Deutscher Wirtschaftsdienst GmbH
(DWD) wurde am 28. November 1944 in Berlin notariell geschlossen.
Gesellschafter jeweils zur Hälfte waren das Deutsche Reich, vertreten
durch das Reichswirtschaftsministerium, und die Reichsgruppe Handel;
das Stammkapital betrug 100.000 RM. Dem Verwaltungsrat gehörten Dr.
Heinrich Roeckl, Leiter der Reichsgruppe Handel, als Vorsitzender und
Hans Quecke, Ministerialrat im Reichswirtschaftsministerium, als sein
Stellvertreter sowie der Rechtsanwalt Dr. Theodor Betzen, Dr. Ernst
Posse und Oberregierungsrat Dr. Wolfgang Schneider an. Zum
Geschäftsführer wurde Ludwig Reisse bestimmt. Die Eintragung im
Handelsregister erfolgte beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg (B 62
HRB 60001), während Rengsdorf bei Neuwied am Rhein als Arbeitssitz der
Gesellschaft bestimmt wurde.
Die Gesellschaft
wurde nicht als Erwerbsunternehmen errichtet, sondern als
Hilfsinstrument für Betriebe und Selbstverwaltungseinrichtungen der
Wirtschaft sowie für behördliche Stellen zur Durchführung von
Arbeiten, die über das normale Aufgabengebiet der Betriebe der
Wirtschaft hinausgingen. Ihre Aufgabe bestand im Auffangen, in der
Lagerung, Finanzierung und Weiterleitung von Warenbeständen aus
Räumungs- und Auflockerungsgebieten sowie aus fliegerbeschädigten
Betrieben und aus Geschäften in gefährdeten Räumen, die wegen
Einziehung des Inhabers oder aus anderen Gründen schließen mussten.
Dabei sollten Warenbestände übernommen werden, um diese für die
Versorgung der Zivilbevölkerung zu retten und der Bewirtschaftung
wieder zuzuführen. Die Verlagerung, Sortierung und Weiterleitung
erfolgte durch geeignete Handelsunternehmen sowie mit Hilfe
freiwilliger ehrenamtlicher Mitarbeiter. Daneben unterstützte die
Gesellschaft in Zusammenarbeit mit der Reichsgruppe Handel die
Versorgung des linken Rheingebiets mit gewerblichen Waren aus
Thüringen durch die Organisation entsprechender Versorgungszüge.
Das von Rengsdorf bei Neuwied bearbeitete
Tätigkeitsgebiet erstreckte sich von Duisburg bis Saarbrücken, wobei
in den Gauen Essen, Düsseldorf, Köln-Aachen, Moselland, Westmark,
Rhein-Main und Oberrhein Zweigniederlassungen entstanden. Anfang 1945
wurde außerdem vom Beauftragten Gerhard Schlunk aus Kassel eine
Zweigstelle in Freiburg i. Breisgau errichtet, deren Geschäftsführung
der Wirtschaftsprüfer H. Richter übernahm. Aufgrund der Zugehörigkeit
zu verschiedenen Besatzungszonen wurde diese Zweigstelle aber
schließlich als eigenständiges Unternehmen abgewickelt.
Mit der Überschreitung des Rheins durch alliierte
Truppen stellte die Gesellschaft ihre Tätigkeit ein. und hinterließ
Guthaben in Höhe von knapp 87.000 RM. Als Abwickler fungierte zunächst
Dr. Theodor Betzen, der 1952 Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Schneider
hinzuzog. Beide gingen fälschlicherweise davon aus, dass die
Handelsregistereintragung in Berlin in den Wirren des Kriegsendes
nicht mehr rechtskräftig zustande gekommen war. Da dies aber nicht
zutraf, hatte in der Zwischenzeit der Berliner Finanzsenator bereits
den Diplomkaufmann Walter Klebba als Treuhänder zur Liquidation der
Firma eingesetzt. Theodor Betzen übergab seine Unterlagen im Oktober
1953 an Walter Klebba. Dieser betrieb schließlich die Auflösung der
GmbH und die am 11.11.1955 erfolgte Löschung der Gesellschaft im
Handelsregister.
Bestandsbeschreibung: Die
Deutscher Wirtschaftsdienst GmbH (DWD) war eine Ende 1944 von
Reichswirtschaftsministerium und Reichsgruppe Handel gegründete
nichtkommerzielle Firma, die Waren von fliegergeschädigten oder
anderweitig gefährdeten Betrieben in den zu räumenden Gebieten im
Westen übernahm, zwischenlagerte und der Bewirtschaftung wieder
zuführte, um sie für die Versorgung der Zivilbevölkerung
sicherzustellen.
Bestandsgeschichte
Die Akten gelangten 1968 von der Oberfinanzdirektion
Berlin-Charlottenburg ins Bundesarchiv nach Koblenz.
Archivische Bearbeitung
Die erste
Verzeichnung in einem vorläufigen Findbuch erfolgte im Bundesarchiv in
Koblenz. 2016 wurden die Erschließungsinformationen mit einigen
kleineren Änderungen und Ergänzungen in die elektronische Datenbank
Basys übertragen.
Inhaltliche Charakterisierung:
Vorhanden sind lediglich 5 Aktenbände zur Abwicklung der Gesellschaft,
die von den beiden Liquidatoren der Firma, Dr. Th. Betzen und W.
Klebba geführt wurden. Die Akten enthalten auch Angaben zur Gründung
und Organisation der Firma sowie zu ihren Aufgaben und einigen
handelnden Personen. Liquidationsbilanzen ermöglichen Einblicke in die
Finanzsituation der Gesellschaft.
Erschließungszustand: Findbuch
(2016)
Zitierweise: BArch R
108/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch R 108
- Umfang
-
5 Aufbewahrungseinheiten
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Organisationen, Verbände und Wirtschaftsunternehmen >> Wirtschaft, Finanzen, Landwirtschaft, Bau, Verkehr, Umwelt
- Provenienz
-
Deutscher Wirtschaftsdienst GmbH (DWD), 1922-1945
- Bestandslaufzeit
-
1944-1956
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
Bundesarchiv. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Deutscher Wirtschaftsdienst GmbH (DWD), 1922-1945
Entstanden
- 1944-1956