Bestand

NSA (Bestand)

Erschließungszustand, Umfang: Findbuch (1965), Datenbank (2008)
126 lfm

Vorwort: Das Findbuch zum Bestand 1.2 Neues Senatsarchiv wurde 2007/08 digitalisiert und der Bestand zugleich einer Revision unterzogen (durch Herrn Vladimir Kornienko, seit Februar 2008 durch Frau Carmen Rave). Dabei wurden die Akten umsigniert, d.h. die komplizierte bisherige Signatur wurde ersetzt durch eine laufende Nummer. Die alte Archivsignatur wurde in die Datenbank mit eingegeben, eine Gesamtkonkordanz zur neuen Signatur steht im Lesesaal des Archivs zur Benutzung zur Verfügung.

Die zahlreichen in den Akten enthaltenen Teilakten wurden herausgelöst, mit einer eigenen Nummer versehen und als selbständige Verzeichnungseinheiten unter entsprechender Titelbildung in AUGIAS erfasst. Die Systematik erfuhr eine Dezimalklassifikation unter Verwendung römischer Zahlen. Ein Personen-, Orts- und Sachindex ist erstellt worden.

Hinweis für die Online-Recherche: die Digitalisierung erfolgte unter Beibehaltung der alten Rechtschreibung.

Lübeck, den 22. April 2009
Kruse

Hinweis: Die Senatsprotokolle finden sich im Bestand "Kanzlei-Ratsprotokolle/Senatsprotokolle".

Arbeitsbericht und Hinweise zur Erschließung des Bestandes durch Ahasver von Brandt 1962:

I. Allgemeines:

Im Jahre 1912 wurde nach Initiative und Plan des damaligen Staatsarchivars Dr. Kretzschmar die zentrale Registratur der lüb. Staatsverwaltung, die Senatsregistratur, nach einem neuen Aktenplan geordnet (= Rep.15 1 t, Übersichtsheft). Damit war das ALTE SENATSARCHIV geschlossen, das mit seinen vier Hauptabteilungen Interna, Ecclesiastica, Ämter und Externa durch die Repertorien von Dreyer (Rep. 12c, d, e, f) Winckler (Rep.13n-z) und Röhrig-Fink (Rep.14,14 1) für die Externa und Ecclesiastica, durch die Finkschen Repertorien 14 a-m für die Interna und Ämter erschlossen ist.

Ablieferungen aus dem 1912 gebildeten NEUEN SENATSARCHIV (im internen Archivbetrieb bisher meist als "Senatsakten" bezeichnet) gelangten seit 1926 ans Archiv. 1939 war mengenmäßig bereits etwa die Hälfte ans Archiv gelangt. Diese Bestände waren außerordentlich schlecht geordnet, teilweise ohne Ablieferungsverzeichnisse (Rep. 15 1 t, Sprungmappe), teilweise unzureichend nur durch den Aktenplan von 1912 erfaßt (Rep.15 1), zahlreiche Stücke gänzlich unverzeichnet und unsigniert. Es handelte sich dabei überwiegend entweder um zweit- und drittrangiges Routineschriftgut aller Abteilungen, oder um Akten, die durch die Verfassungs- und Verwaltungsänderungen von 1933 nicht mehr kurrent waren (Abt. I-IV). Dieser ganze Teilbestand lag bis 1936 in zahlreiche Gruppen zersplittert teils im alten Hause Königstr. 21, teils im Ausweichmagazin Schusterhalle (Gerichtsgebäude). Beim Umzug nach St. Annen-Str. 2 (1937) wurde er zwar oberflächlich zusammengeworfen und lag dort in Mag. II. Die Ordnung wurde aber erneut wieder gestört, außerdem auch der Zustand vieler Einzelstücke durch Salz- und Feuchtigkeitseinwirkung sowie Brandschmauch stark gefährdet, als die Akten aus der kriegsbedingten Auslagerung nach Grasleben im Januar 1946 wieder hierher zurückgelangten. Ich sah mich daher veranlaßt, diesen Teilbestand 1946 ff. in einem ersten Durchgang zu sichten, stark zu kassieren, teilweise nur zu verpacken und in einer Kartei (Rep.15 1 t, Zettelkästen) zu verzeichnen.

Noch während diese Arbeit in Gang war, wurde 1948/49 die zweite, wesentlich wertvollere Hälfte des Gesamtbestandes abgeliefert, nachdem auf dem Rathaus (nach einer Zwischenperiode 1945-47) ein neuer Dezimalaktenplan des nunmehrigen Hauptamtes (s.u.) eingeführt worden war. Hierzu gehört das Ablieferungsverzeichnis 15 1 t, Stehordner.

Damit war das gesamte Aktengut des Senats bis zur staatsrechtlichen Veränderung von 1937 (mit der zugleich die letzten Reste der alten kollegialen Zentralverwaltung verschwanden) im Archiv vereinigt - in der Form, wie es durch die Registraturreform von 1912 gegliedert worden war. Bei Einführung des Aktenplans von 1912 waren die damals kurrenten Akten natürlich in diesen eingegliedert worden. Der Gesamtbestand reicht also im allgemeinen bis in die 1880er Jahre zurück und endet 1937; er schließt unmittelbar an die Bestände des ALTEN SENATSARCHIVS an, von denen zur Zeit allerdings, bis auf spärliche Reste aus allen Abteilungen, nur die Abteilungen Deutscher Bund und Deutsches Reich (aus Externa) im Archiv vorliegen. - Eine "Senatsregistratur" gibt es seitdem nicht mehr. Teile ihrer Zuständigkeit sind an die jetzige Innere Verwaltung mit ihren Abteilungen Hauptamt, Rechtsamt, Personalamt usw. übergegangen. Deren Registraturbestände sind also im Archivplan an das jetzt abgeschlossene NEUE SENATSARCHIV anzuschließen.

Bei der 1949 gegebenen neuen Sachlage entschloß ich mich, die Verkartung der ersten Hälfte zwar zuende führen zu lassen (durch die zeitweilige Hilfskraft C. Franneck und Frau Wegener-Hartmann), gleichzeitig aber eine gründliche Feinordnung und Neuverzeichnung das gesamten Bestandes zu beginnen. Diese Arbeit hat mich seitdem allerdings mit großen, zeitweise jahrelangen Unterbrechungen - von 1950 bis zu meinem Ausscheiden aus dem Dienst 1962 beschäftigt. Die Arbeit ist abgeschlossen für die Abteilungen I-VIII. Für diese ist daher das von mir gefertigte Rep.15 heranzuziehen. Gleichzeitig wurden durch Frau Wegener-Hartmann nach meiner Anweisung die außerhalb des Plans entstandenen Abteilungen "MOB" (Mobilmachung 1914), "Krieg 1914/18", "Nachkrieg" und "W" ("Wirtschaft") nach Kassation erheblicher Teile zu einer neuen Abteilung W zusammengeworfen und verzeichnet. Sie enthält das unmittelbar oder mittelbar durch den Ersten Weltkrieg veranlaßte Registraturgut, das zum allergrößten Teil den Niederschlag der Kriegswirtschaftsmaßnahmen darstellt und sich in der Wirtschaftsverwaltung der 1920er Jahre fortsetzt. Das Verzeichnis zu W befindet sich ebenfalls im Rep.15.

II. Methodisches:

Mein Anliegen bei der Bearbeitung war es, eine endgültige Ordnung und Verzeichnis zu schaffen. Das bedeutete:

1. Der Gesamtbestand mußte stückweise genauer erschlossen werden als das in Aktentiteln und Ablieferungsverzeichnissen geschehen war. Folglich wurden
a) in zahlreichen Fällen die Aktentitel im Sinne genauerer Inhaltsangaben geändert oder ergänzt;
b) die durchweg fehlende Bezeichnung auch der Endjahre des Akteninhalts im Aktentitel und im Verzeichnis hinzugefügt;
c) soweit erforderlich "Darin"-Vermerke angebracht.
d) in einzelnen Fällen auch schon Verweise auf andere Akten verwandten Inhalts im Verzeichnis gebracht.

2. Die Benutzbarkeit der einzelnen Akte war zu erhöhen und zugleich der Umfang des Gesamtbestandes drastisch zu verringern. Zu diesem Zweck wurden
a) die chronologische Reihenfolge unter Wahrung des Sachzusammenhanges möglichst genau rekonstruiert, wobei Blattfaltungen, Verklammerungen durch Heftklammern usw. beseitigt wurden;

b) Fremdkörper innerhalb des einzelnen Aktenhefts ausgeschieden und entweder anderswo eingeordnet oder kassiert;

c) insbesondere der Umfang durch Ausscheiden von Drucksachen bzw. Drucksachen-Doppeln u. ä. verringert; die in zahlreichen Sachakten vorkommenden Reichsdrucksachen u. sonstige Vervielfältigungen in Akten, die sich auf Reichsgesetzgebung u.ä. beziehen, wurden durchweg beseitigt (Ausnahme: Bundesratdrucksachen, soweit lüb. Mitwirkung bzw. Mitverantwortung vorliegt oder lüb. Äußerungen dadurch ausgelöst wurden usw.);

d) überhaupt der Inhalt der Einzelakte möglichst dadurch verringert und zugleich verdeutlicht, daß absolut Nebensächliches, auch über die Drucksachen hinaus, blattweise ausgeschieden wurde (z.B. : Nebenkorrespondenzen, die auf die Kanzleiangelegenheiten ohne weiterführende Veranlassung, Bitt- und Denkschriften nicht lüb. Stellen u. Instanzen pp. Gnaden- und Ausnahmenentscheidungen des Senats in unwichtigen Spezialfällen bei Ausführung gesetzgeberischer Maßnahmen usw.usw., auswärtige Anfragen, die durch Routineschreiben erledigt wurden u. ä.;

e) Akten total kassiert, soweit ihnen weder ein administratives noch ein historisches Interesse zugesprochen werden kann, insbesondere als (neben zahlreichen Spezialia, wie den Spezialgnadenakten in Justizsachen, den Rechnungsrevisionsberichten, Etatakten, über einzelne Institutionen, die im Gesamthaushalt des Staates ausreichend nachgewiesen sind u.ä.) die recht zahlreichen Einzelakten bei einzelnen Gruppen (I,II,III,VIII usw.), die überhaupt keine lüb. Handlung nachweisen, sondern nur Aktionen der Reichs- oder Ländergesetzgebung, internationale Angelegenheiten, ausländische oder auswärtige Institute, Vereine, Veranstaltungen u. dergl. mehr - alles natürlich nur, insoweit Lübeck dabei überhaupt nicht handelnd in Erscheinung tritt.

3. Im Gebrauch des Registraturplans waren zahlreiche Störungen und Irrtümer zu beseitigen bzw. an regulärer Stelle einzufügen usw. Insbesondere :
a) Solange der Inspektor Karl Ey die Staatsregistratur leitete (bis 1924), funktionierte das System der Einordnung zwar einigermaßen richtig, soweit sich Ey selbst darum kümmerte (wie die Handschrift zeigt). Schon seine Hilfskräfte im Ersten Weltkrieg und dann seine Nachfolger und das gesamte Registraturpersonal der Nachkriegszeit, an der Spitze der Bürodirektor Enno Krüger, hatten weder ausreichend Sachkenntnis noch ausreichendes Interesse für das Registraturwesen und den geltenden Aktenplan. Sie verstanden insbesondere seinen Hauptsinn nicht: nämlich die Verwaltungsgliederung widerzuspiegeln. Sie betrachteten den Plan vielmehr als reine Sachgliederung und ordneten Akten folglich da ein, wo sie mehr oder minder zufällig eine passende Sachüberschrift im Plan fanden (Beispiele: bei IV Polizei fand sich der Sachtitel "Öffentl. Feiern u. Feste" der natürlich nur die polizeiliche Zuständigkeit bei solchen Veranstaltungen meinte; gleichwohl wurden hier die gesamtem Akten über die Siebenhundertjahrfeier von 1926 untergebracht. Beim Titel IV 1B, 3 fand sich das Stichwort Theater, das natürlich nur auf die Theaterpolizei zielte, aber hier wurden sämtliche auf das Theater bezügliche Akten hineingezwängt. Bei VIII, 33c (Vormundschaftswesen der Gerichte) waren fälschlich wegen des Sachtitels die gesamten Akten über das Jugendvormundschafts- und Fürsorgewesen untergebracht, obwohl sie nach IV 7 gehörten - sie sind jetzt dort unter Gr. 2 eingeordnet). Besondere Schwierigkeiten machte dem Registr.-Personal das Verständnis der Abt. V, deren Einteilung in die Unterabteilungen Finanzen - Steuern - Zölle allerdings sehr unzweckmäßig ist; die Steuern, auf denen ja eben die staatliche Finanzgebarung beruht, haben ihren aktenmäßigen Niederschlag daher ganz willkürlich teils bei V 1, teils bei V 2 gefunden. Das mangelnde Verständnis für Finanzgesetzgebung führte ferner dahin, daß die Akten nicht nach ihrem Zusammenhang innerhalb des Finanzwesens, sondern ganz formal nach dem Titel des einschlägigen Finanzgesetzes pp. abgelegt wurden. So bildete die Akte V 1, 1a/3 (früher 7: Reichsabgabenordnung) eine riesige Sammelakte disparaten Inhalts, weil schließlich in nahezu jedem Vorgang der Reichsfinanz- oder Reichssteuergebarung die Reichsabgabenordnung als die gesetzliche Grundlage erwähnt wird -während die Akte naturgemäß nur das Schriftgut über Zustandekommen, Veränderungen und DurchfVO der RAO hätte enthalten sollen. Die gröbsten Fehler dieser Art sind überall beseitigt worden. Von der Umlegung und Umsignierung ganzer Aktengruppen mußte jedoch abgesehen werden, weil das teilweise allzu erhebliche Eingriffe ins Gesamtschema bedeutet und zudem unabsehbare Zeit und Arbeit gekostet hätte.

b) In der NS-Zeit und während des Zweiten Weltkrieges war das Personal überhaupt nicht mehr in der Lage, eine ordnungsgemäße Ablage zu besorgen. Es wurden Schriftstücke entweder in die überall im Plan schon reichlich vorgesehenen Akten "Varia" eingelegt oder einfach in Sammelakten zusammengestellt, die nur den Titel der Gruppen trugen (z.B. "zu VIII,1936-41". u. ä.). Die Akten Varia sind weitgehend aufgelöst worden, die Gruppensammelakten gänzlich beseitigt worden.

c) Auch der Reg.-Plan von 1912 selbst enthielt einige grundsätzliche Mängel, insbesondere teilweise eine von vornherein zu weitgehende Unterteilung. Bei genauerer Befolgung wird dadurch entweder administrativ Zusammengehöriges auseinandergerissen oder Akten mit weitergehendem Inhalt müssen mehr oder minder nach Gutdünken bei einer Untergruppe eingeordnet werden, die ihren Inhalt nur teilweise deckt. Auffallend z.B. die Gruppen VII B,2-5,7, die sämtlich noch wieder in Untergruppen (a,b,c, z.T. sogar noch a 1,a 2 usw.) aufgeteilt waren, obwohl die Durchführung des Straßenbaus und seine rechtlichen und städtebaulichen Grundlagen so weitgehende Aufspaltungen gar nicht erlaubte ohne daß den Aktenbetreffen Gewalt angetan wird. Solche allzu kleinliche Untergruppengliederung, die auch monströse Signaturen schafft ( VII B1, 3 a 2/13 ), sind soweit möglich beseitigt worden (z.B. in VIII die Untergruppen bei 25 usw.).

d) Zahlreiche Kommissions-und Sonderakten, die sich ohne Zusammenhang mit dem Registraturplan vorfanden, sind durchweg bei den entsprechenden Sachgruppen eingeordnet worden. Beispielweise wurden die Bestände der für jeden Einzelfall neugebildeten Enteignungskommissionen bei der jeweiligen Sachakte oder Sachaktengruppe eingefügt, zu der sie inhaltlich und provenienzmäßig gehören (z.B. hinsichtlich der städt. Grundstücksenteignungen bei Straßenbau, Straßenregulierung usw. in der V 1; eine große Menge derartiger Kommissionsakten wird noch bei XIV C, Gr.12- Bahnhofsumbau -einzuordnen sein). Im gleichen Sinne wurden die ebenfalls gesondert ans Archiv gelangten Personalakten der Beamtenkommission des Senats, die ausweislich ihrer Signaturen ohnehin in den Verband des Reg.-Plans gehörten, dort eingefügt, zahlreiche unsignierte entsprechend behandelt, da nicht mehr kurrente Akten der BK oft schon richtig eingeordnet waren (z.B. waren von der Gruppe VIII 25 a 2 nur die Nummern 1 und 11 noch im Ablieferungsverfahren der BK, die übrigen lagen schon in den Ablieferungen der Sen.- Registratur). Es befinden sich also alle Personalakten, die vor Gründung des Personalamts (1933) geschlossen wurden, jetzt in der zuständigen Sachabteilung des NEUEN SENATSARCHIVS (vgl. hierzu die Einleitung zu Rep.15 s).

Die im vorstehenden geschilderte Bearbeitung der Senatsakten verlangte blattweise Durcharbeitung jedes einzelnen Aktenstückes. Das hatte den Nachteil, daß die Arbeit sehr lange dauerte und auch nicht von mir abgeschlossen werden konnte. Trotzdem bin ich der Meinung, daß sie im gleichen Sinne fortgesetzt werden sollte. Nach menschlichem Ermessen wird dann eine nochmalige spätere Bearbeitung nicht mehr erforderlich sein. Es kann höchstens damit gerechnet werden, daß in späteren Jahrzehnten noch einzelne geschlossene Nummern kassiert werden können, die ich wegen ihrer zeitlichen Nähe jetzt noch glaubte aufbewahren zu müssen. Im Ganzen betrug der Umfang sämtlicher Ablieferungen des Bestandes ursprünglich rd. 240 lfd. m. Nachdem jetzt mengenmäßig zwei Drittel davon durchgearbeitet sind (jetziger Umfang 57 lfd. m.) wird der Gesamtbestand nach Vollendung der Arbeit auf rd. 85 lfd. m. zusammengeschmolzen sein.

gez. v. Brandt

Lübeck, den 25.6.1962

Arbeitsbericht und Hinweise zur Erschließung des Bestandes durch Olof Ahlers 1965:

Nach dem Ausscheiden von Prof. v. Brandt übernahm Unterzeichneter im August 1962 die Weiterbearbeitung des neuen Senatsarchivs nach den bisherigen Grundsätzen. Zunächst wurden die Reste der bisherigen Geheimsachen auf die einzelnen Abteilungen IX bis XVI durchgeordnet und neu verzeichnet. Die in dem Gesamtbestand befindlichen Akten fremder Provenienzen, vor allen von Senats- und Enteignungskommissionen, Akten des Kommissars für den Luftverkehr, wurden bei der Verzeichnung gekennzeichnet und zusammengefaßt. Die außerhalb des Aktenplans von 1912 entstandenen Sonderabteilungen Mobilmachung, Krieg und Wirtschaft hatte Frau Wegner-Hartmann zu einer Sonderabteilung W zusammengearbeitet. Ihr Ordnungszustand schien jedoch nach dieser Neuverzeichnung nicht in allen Punkten befriedigend. Die beste Lösung wäre sicher gewesen, vor Beginn der Neuverzeichnung des Neuen Senatsarchivs die Akten aus diesen Sonderabteilungen auf die bestehenden Abteilungen zu verteilen. Die Übersichtlichkeit des Gesamtbestandes hätte dadurch sehr gewonnen. Nachdem jedoch die erste Hälfte des Senatsarchivs bis Abt. VIII neu aufgenommen war, hätte solche nachträgliche Zufügung der Akten aus den Sonderabteilungen größere Umstellungen erfordert. Deswegen wurde die von Frau Wegener-Hartmann eingerichtete Sonderabteilung wieder aufgelöst und die vorliegenden Akten auf zwei neu eingerichtete Abteilungen Krieg und Wirtschaft chronologisch verteilt, die als neue Abteilungen XVII und XVIII dem Senatsarchiv beigefügt wurden. Innerhalb dieser Abteilungen wurde eine Gruppeneinteilung wie bei den alten Abteilungen neu eingeführt.

Der Aktenplan von 1912 ist nach 1937 von der Registratur des Hauptamtes weiter benutzt worden; soweit während dieser Zeit, vor allem in Kriegstagen, überhaupt noch ordnungsgemäß abgelegt wurde, sind die Vorgänge in das Neue Senatsarchiv eingearbeitet worden. Für neu entstandene Aufgaben richtete man neue Sonderserien ein, ähnlich wie 1914 bei Kriegsausbruch. Von diesen Sonderserien werden die Abteilungen Überleitungsakten, Übergangsakten und Ausbauakten noch laufend von der Verwaltung gebraucht, sie sind deshalb auch noch nicht archivreif (fernmdl. Auskunft von StOS Melzer am 5.VIII.65). Abgegeben wurden bisher nur die Akten der Abteilung Luftschutz, die hier überarbeitet werden konnten und als Abteilung XIX dem Neuen Senatsarchiv angefügt wurden.

Ein sehr wünschenswertes Gesamtregister zum neuen Senatsarchiv kann z. Z. arbeitsmäßig noch nicht eingeplant werden.

Lübeck, den 5. August 1965
[Ahlers]

Hinweise zur Entsäuerung

Entsäuert worden sind seit 1999 die Akten Nr. 1-8440 (mit Ausnahme von 8261-8268) und Nr. 10902-12150.

Kru, 4.6.2013



Eingrenzung und Inhalt: Reichssachen, Verkehr mit anderen Staaten, Staat Lübeck, Innere Verwaltung (Polizeiwesen, Medizinalwesen, Stadt- und Landamt, Statistik, Vermessungswesen, Ausstellungen, Tagungen, Kongresse, Wohlfahrts- und Wohnungswesen), Finanzwesen, Steuern, Zölle, Gemeindeanstalten, Überlandzentrale, Bauwesen, Justizwesen, Kirchenwesen, Schulwesen, Kunst und Wissenschaft, Armenwesen, Handel und
Industrie, Gewerbewesen (Fabrikwesen), Maß-, Gewichts- und Eichwesen, Dampfkessel, Versicherungswesen, Verkehrswesen, Schifffahrtswesen, Militärwesen, Krieg 1914-1918, Wirtschaft (seit 1918), Luftschutz, Überleitung Lübeck-Preußen, Übergangsakten, Aufbau der Lübecker Stadtverwaltung


Verwaltungsgeschichte/biographische Angaben: a. Die Reichsgründung 1871 sah die freie und Hansestadt als den zweitkleinsten (nach Mecklenburg-Strelitz) der 25 Gliedstaaten des Reichs. Hatte Lübeck schon auf dem Gebiet des Militärwesens (seit 1867) seine Eigenständigkeit abgeben müssen, so geschah dies nun auch hinsichtlich der Außenpolitik (1868), der Zölle und der Post (1868), 1927 auch für die Arbeitsverwaltung und 1935 für das Gerichtswesen. Das Neuaufbaugesetz von 1934 entkleidete die Länder ihrer Hoheitsrechte und degradierte sie zu Verwaltungsbezirken des Reichs. Die Eingliederung der freien und Hansestadt Lübeck in die preußische Provinz Schleswig-Holstein war dann nur noch der Schlussstrich unter die Entwicklung. Die Verfassungsänderungen 1920 hatten Lübecks zentralem Leitungs- und Verwaltungsgremium, dem Senat, zwar die demokratische Verankerung gegeben, wie sie die Ereignisse 1918 und die Weimarer Verfassung
verlangten, aber dies hatte geringere Auswirkungen auf die Konstruktion der Verwaltungsbehörden gehabt, eher waren es deren Vielfalt und Zuschnitt, der sich und damit auch die Registratur verändert hatte. So wurde auf Initiative und nach Plan des Staatsarchivars Johannes Kretzschmar 1912 die zentrale Registratur der Lübeckischen Staatsverwaltung, die Senatsregistratur, nach einem neuen Aktenplan geordnet
und das ASA geschlossen.

b. In mehreren großen Ablieferungen gelangten die Akten seit 1926 bis 1936 an das Archiv. Ahasver von Brandt begann 1946 mit den Verzeichnungsarbeiten, die Olof Ahlers seit 1962 fortsetzte. Die Überleitungs-, Übergangs- und Aufbauakten der Stadtverwaltung nach 1937 kamen 1966 in das Archiv und wurden von Olof Ahlers an das NSA angeschlossen, obwohl sie provenienzmäßig eigentlich dem Zentralamt der "neuen" kreisfreien Gemeinde Hansestadt Lübeck zuzuordnen gewesen wären. Die Überleitungsakten waren überdies im Rechtsamt geführt worden.

Bestandssignatur
Archiv der Hansestadt Lübeck, 01.2 Neues Senatsarchiv

Kontext
Archiv der Hansestadt Lübeck (Archivtektonik) >> 01 Regierung und Volksvertretung bis 1937 >> 01.2 Neues Senatsarchiv (NSA)

Bestandslaufzeit
1850-1937

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Rechteinformation
Rechteinformation beim Datenlieferanten zu klären.
Letzte Aktualisierung
22.02.2023, 10:29 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1850-1937

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