Bestand

Nachlass Hauser, Helmut (Bestand)

Vorwort: Nachlass Helmut (Emil Paul) Hauser
Geb. am 7. August 1914 in Ulm als Sohn des Hotelbesitzers Emil Hauser.
Dipl. Kaufmann. Studium u.a. in Frankfurt und Berlin.
Gründer und Inhaber der Firma Versandhaus Süd-West in Ulm. Seit 1959 erster Vorsitzender der Katholischen Akademiker-Vereinigung Ulm/Neu-Ulm (KAV). Er interessierte sich vor allem für Bildungspolitik und organisierte Vorträge mit Referenten aus dem In- und Ausland. Er gab entscheidenden Anstoß zur Gründung des Arbeitskreises Universität Ulm, dem er als Vorstandsmitglied angehörte. In dieser Eigenschaft setzte er sich für die Gründung der Universität Ulm ein. Außerdem Mitbegründer und Vorstandsmitglied der Notgemeinschaft Ulmer Theater. Eintritt in die CDU am 23. Mai 1946.
Verheiratet mit Felicitas Marie Katharina Hauser geb. Howe (24.Oktober 1922 - 1. August 2001). Das Paar heiratete am 1. Februar 1945 in Berlin. Seine Frau Felicitas war Mitglied des Ulmer Gemeinderats (CDU-Fraktion) von 1971 bis 1974. Helmut Hauser verstarb am 5. Juni 1979 in Ulm

Helmut Hauser - Kurzportrait (von seinem Sohn Eberhard Hauser)

Helmut Hauser wurde 1914 als jüngstes Kind in eine alte Ulmer Familie geboren. Sein Vater war Eigentümer des Hotel Baumstark und der Bahnhofsrestauration sowie des Hotels Victoria in Karlsruhe. Die Familie geriet nach dem ersten Weltkrieg in wirtschaftliche Not, da der Vater viel Geld in Kriegsanleihen angelegt hatte, die über Nacht wertlos geworden waren.

Nach dem frühen Tod des Vaters 1920 musste die Mutter nun alleine für den Lebensunterhalt sorgen und fand in der befreundeten Familie Scholl ein kinderreiches und gastfreundliches Haus. Im Haus des späteren Oberbürgermeisters verbrachte Helmut seine Nachmittage und viele Wochenenden.

In der katholischen Jugendbewegung und hier besonders im Bund Neudeutschland (ND) fand er seine geistige Heimat. Mit 14 Jahren trat er 1928 dieser stark wertorientierten Gruppierung bei und übernahm bald leitende Funktionen - zunächst auf Regionalebene, nach Ende des zweiten Weltkriegs auch auf Bundesebene.

Bald nach der Machtübernahme Hitlers 1933 wurden alle konfessionellen Jugendverbände aufgelöst. Hauser setzte seine Tätigkeit im ND im Verborgenen fort und kam damit bald in den Fokus von Polizei, HJ und Gestapo. Mehrfach wurde er festgenommen und seine Post über lange Zeit von der Gestapo überwacht.

Nach seiner Einberufung zum Militär 1940 bemühte er sich um eine Genehmigung zum Studium. Nach einem vermutlich traumatischen Kriegseinsatz in Russland im Winter 1941/1942 gelang es ihm, sein Studium abzuschließen (das war ungewöhnlich, weil er sich weigerte, der NSDAP beizutreten) und konnte an frontfernen Plätzen an seiner Promotion arbeiten. 1943 und 1944 war er Teilnehmer an mehreren überregionalen Treffen von katholischen Studierenden, die zum Ziel hatten, Netzwerke zu schaffen, die nach dem verlorenen Krieg eine neue Zivilgesellschaft aufbauen sollten.

In der katholischen Hochschulgemeinde Berlin lernte er seine spätere Frau Felicitas kennen, die er im Februar 1945 heiratete und mit der er in den Folgejahren sechs gemeinsame Kinder bekam.

Das Ende des Kriegs eröffnete Helmut Hauser viele Möglichkeiten. Er wurde unmittelbar als "politisch unbelastet" eingestuft und erhielt diverse verantwortungsvolle Aufgaben durch die US-Militärregierung. Die ihm angebotene Leitung der neu zu gründenden Industrie-und Handelskammer lehnte er ab, weil er sein eigenes Unternehmen gründen wollte - wieder im Kontext der konfessionellen Jugendbewegung.

Im Jahre 1948 gründete Hauser dann das Versandhaus Süd-West, ein Ausrüstungshaus für Freizeit- und Fahrtenbedarf (heute würde man Outdoor sagen), das sich in erster Linie an Jugendgruppen wandte, sich aber bald auch als Lieferant bei Katastropheneinsätzen einen Namen machte. Das Unternehmen wuchs schnell und hatte bereits in den 50er-Jahren über 100 Mitarbeiter.

Im Mai 1946 trat Hauser der neu gegründeten CDU bei - noch bevor sich der Kreisverband Ulm überhaupt konstituiert hatte. Im Januar 1947 hielt er anlässlich der Gründung der Jungen Union in Königstein ein Grundsatzreferat, in dem ersieh u.a. für einen christlichen Sozialismus und mehr Frauen in der Politik stark machte.

In diese ersten Nachkriegsjahre fiel auch ein breit gefächertes kulturelles und politisches Engagement: als Mitbegründer und Vorstand der "Notgemeinschaft Ulmer Theater" ermöglichte er nach dem Krieg einen schnelle Aufnahme des Spielbetriebs in der Turnhalle der Wagnerschule.

Als Ritter vom Hl. Grab zu Jerusalem setzte er sich für diverse soziale Werke in Süddeutschland und in Israel ein. 1955 war er Mitbegründer und bis 1972 erster Vorstand des Katholischen Akademikerverbands (KAV), der jenseits von konfessionellen Grenzen ein Treffpunkt für Bildung und weltanschaulichen Diskurs war.

Im Rahmen des KAV verankerte Hauser auch seine lang gehegte Vision: eine Universität für Ulm. Dokumentiert ist seine Arbeit daran in Briefen seit 1956, in die Öffentlichkeit ging Hauser aber erst nach dem Besuch von Ministerpräsident Kiesinger im Frühjahr 1959. Nach der Entscheidung für Konstanz organisierte er am 8.3.1960 eine Veranstaltung mit dem Titel "Sollte die neue Universität nicht besser in Ulm als in Konstanz errichtet werden? Was können wir tun?" Am gleichen Abend wurde in Anwesenheit von Bürgermeister Hans Lorenser und Neu-Ulms Oberbürgermeister Grimmeiß eine Bürgerinitiative (!) gegründet, die später zum "Arbeitskreis Universität Ulm" wurde.

Im März 1963 erlitt Hauser einen schweren Schlaganfall mit Hirnblutungen, der ihn für viele Monate ans Krankenbett band. Nur langsam erholte er sich und musste viele seiner beruflichen, politischen und kulturellen Engagements reduzieren oder einstellen. Krankheitsbedingt zog er sich mehr und mehr vom öffentlichen Leben zurück. Stattdessen wurde 1971 seine Frau Felicitas Hauser in den Stadtrat gewählt und war dort stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU. Seine letzten Lebensjahre wurde Hauser von seiner Familie gepflegt und starb im Juni 1979.

Der Nachlass ist provisorisch verzeichnet. Er besteht aus 12 Leitz-Ordner im Umfang von 0,8 lfm.

Bestandssignatur
H Hauser, Helmut

Kontext
>> Handschriften und Nachlässe

Bestandslaufzeit
1914/2005

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Letzte Aktualisierung
03.04.2025, 12:43 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1914/2005

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