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Sehr geehrter Herr Valentin! Besten Dank für Ihren Brief...

Transkription: Herrn Dr.F.C. Valentin Stuttgatt Postfach 613 Berlin,18.3.33 Sehr geehrter Herr Valentin! Besten Dank für Ihren Brief.-Ich habe gleich Düsseldorf geschrieben,ob es bei der Ausstellung bleiben soll,heute morgen aber noch keine Antwort.Ich rief Flechtheim( Valentin) hier an,der mir sagte,daß in Düsseldorf auch schon Störungen vorgekommen seien und er rate, keine Ausstellung dort zu machen. Ich bin auch dieser Meinung und werde Düsseldorf abschreiben. Ich wollte überhaupt den Laden schließen und vorerst nicht mehr ausstellen,weil ich meine,daß man diese Hochflut vorübergehen lassen und sich beruhigen lassen solle. Was wollen Sie gegen Leidenschaften ausrichten ?- Ich kann mich andrerseits Ihrer Auffassung nicht verschließen, aus meiner Affäre einen " Fall" zu machen und rechtzeitig , nämlich jetzt und sofort,einzusetzen und das Schlimmste abzuwehen zu suchen. Denn es wird schlimm werden!-Wenn hier z.B. wie gestern zu lesen war, Pg.Hinkel die Kunstabtg.des Kultministeriums bekommt,so wäre das furchtbar.Ich hörte ihn kürzlich nebenan in der Musikhochschule sprechen und ich kann nur sagen: es war furchtbar.Ein Feldwebel spricht zu seiner Kompagnie. Riskiert man Ihren Plan,so ist zu bedenken: 1)Wer schützt die Ausstellung gegen Tätlichkeiten ?(In Essen soll gedroht worden sein,-enn die (abstrakte) Ausstellung nicht verschwinde,werde sie angezündet.) 2)Sodann:wer kommt für die Kosten des Rücktransports auf (nach Berlin), die jetzt zu Lasten des KVs gehen,wenn Sie aber die Ausstellung übernehmen,wohl nicht mehr. (?)-Ich schrieb Ihnen schon,daß ich mich zu nichts verpflichten kann,weil es mir finanziell schlecht geht. Dem KV hatte ich geschrieben,daß ich bäte,die Ausstellung,die internierte,noch kurze Zeit zu beherbergen und auch zu zeigen, (sie wollten am 19.schließen),bis ich Klarheit geschaffen hätte, ob Düsseldorf noch in Frage käme und um einigen Freunden Gelegenheit zu geben,sie zu sehen. Einige Zeit dürfte also gewonnen sein.-Unterdessen werden Sie die erwarteten Antworten vom Ministerium etc.haben und sich endgültig klar geowrden [sic] sein über das Für und Wider.-Es ist die große Frage,ob man im Moment der Aufpeitschungen etwas tun oder lassen soll.-W e n n ein "Fall" werden soll,dann möchte ich als Schauplatz gern meine Geburtsstadt wählen,den Ort meines Akademiestudiums,den ich trotzallem nicht verlernte, zu lieben. Ich bin auch überzeugt,daß mein Fall ein prinzipieller ist: es gibt und gab Stimmen,die meinten,daß gar nicht viel nötig sei,um die Nazis dahin zu überzeugen,daß meine Sache, viel mehr als z.B. die meines Freundes Baumeister, eine "deutsche" ist,und frei von ausländischen Einflüssen (sofern man überhaupt diese scharfen Sezierungen obenhin vornehmen kann). Sagen Sie mir blos eines: wie hat sich das Tagblatt (Düssel) verhalten ? (überhaupt nicht?) und wie etwa Hölzel,von dem ich Ihnen schrieb,daß er in der Nazipresse in Schutz genommen werde? Wenn Sie die Ausstellung machen,dann eine gute Auswahl des jetzt etwas wirren vielen Materials (ich bedaure,daß ein wesentliches Bild "Eingang ins Stadion" z.Zt.in Essen,Folkwang,festgehalten ist (jetzt vielleicht frei ist infolge der geschlossenen Ausstellung); ebenso ist dort der 1.Entwurf zu den Wandbildern, der beste,unaufgespannte Leinwand,die ich Gosebruch gebeten hatte, nach Stuttgart zu schicken,was leider nicht erfolgte.-Auch könnte man eventuell einiges aus Stuttg.Privatbesitz heranziehen (ich denke besonders an ein Bild im Haus Dr.Kilberers(?),von Böcker gebaut .Die Sammlung Borst ist den Stuttgartern ja bekannt). --Kamen denn meine n e u e n Aquarelle einigermaßen zu Geltung,dei mir wichtig sind ? Ein Vortrag von mir ?' -Reise !?--Tatlichkeiten!?-- Ich schreibe Ihnen also endgültig,sobald ich Bescheid von Ihnen habe. Besten Dank für die Zeitung und beste Grüße Ihres sehr ergebenen Hier wäre vielleicht eine Vereinbarung mit dem Kunstverein zu treffen,wobei ich als Leidtragender,Interesse daran haben kann und muß,daß,wenn der KV versagte (seine Beg

Collection
Archiv Oskar Schlemmer
Inventory number
AOS 2016/2552
Material/Technique
Papier; maschinenschriftlich

Event
Herstellung
(who)
Oskar Schlemmer (04.09.1888 - 13.04.1943)
Fritz Cornelius Valentien (23.04.1902 - 16.08.1997)

Rights
Staatsgalerie Stuttgart
Last update
28.03.2025, 12:10 PM CET

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