Bestand
Pfarrer Jürgen Seim (Bestand)
Bestandsbeschreibung: Jürgen Richard Seim wurde am 2.10.1932 als Sohn des Otto Seim und der Margarethe, geb. Stephan, in Betzdorf/Sieg geboren. Die Seims galten als eine angesehene (1) Betzdorfer Familie und Jürgen war das einzige Kind seiner Eltern. Am 18. April 1939 wurde er in Betzdorf eingeschult, zum 1. August 1943 wechselte er auf das dortige Gymnasium und schloss es am 12. März 1952 schließlich mit der Hochschulreife ab. Nach dem Abitur entschied sich Seim für ein Theologiestudium. In seinem Lebenslauf erklärte er dazu: „Die Wahl meines Studiums geschah unter dem Einfluss der Ereignisse des Kriegsendes und des nachfolgenden Konfirmandenunterrichts“.(2) Pfarrer Gerhard van der Zwaag gab in seinem pfarramtlichen Zeugnis über Jürgen Seim an, dieser habe seit seiner Konfirmation „rege am kirchlichen Leben teilgenommen und war mehrere Jahre Glied unserer kirchlichen Jugendarbeit, in der er sich mit seinen geistigen Gaben eifrig betätigte“. (3) Im Sommersemester 1952 nahm Seim nun an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal das Studium der Theologie auf. Im seinem 5. Semester ging er 1954 zuerst nach Göttingen (E. Wolf) und wechselte im selben Jahr noch nach Heidelberg, wo er bis 1956 lernte (G. Bornkam). Anschließend studierte Seim ab Sommersemester 1956 in Bonn. Dort besuchte er v.a. den Unterricht bei Hans Joachim Iwand und Philipp Vielhauer, die ihn beide nachhaltig prägten. Nach bestandenem 1. Theologischen Examen am 18. April 1958 trat Jürgen Seim in Troisdorf zum 1. Mai sein Vikariat bei Superintendent Klocke an. Nur wenige Monate später wurde er zum 1. September ins Vikariat bei Pfarrer Dr. Hochstetter nach Bergisch-Gladbach berufen, welches er auch bis 1959 versah. Am 20. Juli 1959 wurde Seim ins Predigerseminar in Wuppertal-Elberfeld aufgenommen, wohin er am 8. August 1960 für drei Jahre als Studieninspektor zurückkehrte. In dieser Zeit bestand Seim am 6. Oktober 1960 sein 2. Theologisches Examen und wurde am 5. Februar 1961 ordiniert. Zum 1. Mai 1963 übernahm Jürgen Seim die 2. Pfarrstelle in Heddesdorf, welche er zuvor als Pfarrverweser innehatte. Fünf Jahre später wechselte Seim ein zweites und diesmal letztes Mal. 1968 trat er die Stelle als Pfarrer der Neuwieder Johanneskirchengemeinde an, welche er bis zu seinem Renteneintritt am 1. November 1994 versah. Jürgen Seim war beruflich wie privat sehr engagiert und vielseitig interessiert. Bereits 1953 hielt Oberstudiendirektor v. Wasen in einem Gutachten über Seim fest, er sei auf der einen Seite ein „etwas sensibler Mensch, aber von außerordentlicher geistiger Regsamkeit und Leistungsfähigkeit“.(4) Auf der anderen Seite sei er „voller Probleme, eine grüblerische Natur, bereit zum radikalen Durchdenken und wohl auch Durchleiden der Fragen, ohne Rücksicht auf körperliche und seelische Überlastung“.(5) Tatkraft und Energie spiegelten sich auch in Seims Leben wider. Neben seinem Pfarramt brachte er sich zusätzlich bei Kreis- und Landessynoden ein, war von 1989 bis 1994 nebenamtliches Mitglied der Kirchenleitung, zudem ein langjähriges Mitglied des Ausschusses Christen und Juden der EKiR sowie Vorsitzender der Hans-Iwand-Stiftung. In einem Brief an Präses Manfred Kock vom 8. Februar 2001 schrieb er über sich bezeichnend: „Ich bin zwar als Pfarrer im Ruhestand, aber als Gemeindeglied in manchen Dingen eher unruhig; in der Theologie eher auch“.(6) Für seinen Einsatz in der Hans-Iwand-Forschung und für die Veröffentlichung seiner Iwand-Biografie wurde Jürgen Seim von der Kirchlichen Hochschule Wuppertal 2001 die Ehrendoktorwürde verliehen. Jürgen Seim verstarb am 20. Oktober 2022 im Alter von 90 Jahren. Seit dem 5.5.1961 war er mit Annette Groth verheiratet. Das Paar hatte zwei Kinder. Bestand Schon zu Lebzeiten verfügte Jürgen Seim die Übergabe seiner Unterlagen an das Archiv der EKiR, welche dann auch als Vorlass im Umfang von 11 Archivkartons am 2. März 2016 übernommen wurden. Darunter befanden sich v.a. Korrespondenzen, Predigten, Veröffentlichungen und Unterlagen zur Iwand-Forschung. Nach seinem Tod reichte sein Sohn am 25. Oktober 2022 weitere verbliebene Unterlagen im Umfang von einem Regalmeter nach. Damit setzte sich der Nachlass Jürgen Seims aus 31 Archivkartons und 104 Leibnitz-Aktenordner zusammen, was ca. 12 lfd. Metern entsprach. Die Unterlagen befanden sich aus konservatorischer Sicht in einem guten Zustand und wiesen keine Schäden auf. Die Dokumente wurden alle entmetallisiert und in Archivhefter resp. -mappen und Fotografien in Pergaminhüllen umgebettet. Kassiert wurden sämtliche Duplikate von Flyern, Programmen, Privatdrucken oder populärwissenschaftlicher Literatur. Reproduktionen archivfremder Unterlagen sowie im Buchhandel erhältliche oder im OPAC der Archivbibliothek recherchierbare Bücher, Aufsätze, Essays zu Hans Joachim Iwand wurden ebenfalls kassiert, wenn sie keine Notizen oder Bemerkungen Seims aufwiesen, die Einsicht in sein Denken oder seine Arbeitsweise hätte geben können. Hingegen wurden Bücher, Broschüren, Hefte oder sonstige Veröffentlichungen, die noch nicht im OPAC enthalten waren, aus dem Bestand herausgenommen und in die bibliothekarische Sammlung überführt. Die Unterlagen des Bestandes wurden von Jürgen Seim in Mappen bzw. Heftern aufbewahrt, welche, sofern thematisch zusammengehörend, mit lateinischen Ziffern durchnummeriert worden waren. Diese von Seim erschaffene Ordnung bildete die Grundlage für die Klassifikation, vorgebildete Titel wurden z.T. übernommen. Der Nachlass wurde von August bis Dezember 2023 verzeichnet und erhielt die Bestandssignatur 7NL 204. Er umfasst nun in Summe 385 Verzeichnungseinheiten, verteilt auf 53 Archivkartons und einen Fotoarchivkarton, was ungefähr 8,8 lfd. Metern entspricht. Ferner umspannt der Bestand die Jahre 1933 bis 2021. Neben den „klassischen“ Unterlagen eines Pfarrernachlasses wie persönliche oder dienstliche Unterlagen, Korrespondenzen und Predigten sei bei diesem Bestand auf zwei Schwerpunkte hingewiesen. Zum einen die zahlreichen Manuskripte, Textentwürfe oder Veröffentlichungen von Jürgen Seim. Er setzte sich intensiv mit Themen und Aspekten aus Religion, Musik, Literatur und Kultur auseinander. Einige Niederschriften und Nacherzählung sind sogar von autobiografischem Charakter, oftmals an die eigenen (Enkel-)Kinder adressiert. Den zweiten Schwerpunkt bildet natürlich das umfangreiche Material zu seinem ehemaligen Lehrer Hans Joachim Iwand, welches das Fundament für die Iwand-Biografie 1999 bildete. Dabei handelt es sich oft um Recherchematerial, Notizen, Textfassungen und in einigen Fällen tatsächlich um Originaldokumente. Das können Erfahrungs- oder Erinnerungsberichte von Zeitzeugen Iwands sein, Korrespondenzen mit Iwand, etwa die mit der Religionslehrer-AG (Nr. 303) oder an Jürgen Seim überlassene private Dokumente, z.B. von Ernst Burdach (z.B. Nr. 272, 274-276, 289).(7) Sie dürften auch weiterhin für die Iwand-Forschung von großem Interesse sein. Fußnoten: (1) Vgl. 1OB 009 - Nr. S476, Bd.1, Gutachten des Oberstudiendirektors und Presbyter v. Wasen vom 18.5.1953. (2) Ebd., Lebenslauf vom o.D. (3) Ebd., pfarramtlichen Zeugnis von Pfarrer Gerhard van der Zwaag in Betzdorf vom 28.2.1953. (4) Ebd., Bd. 1, Gutachten des Oberstudiendirektors und Presbyter v. Wasen vom 18.5.1953. (5) Ebd. (6) Ebd., Bd. 3. (7) Ernst Burdach (1905-1976) forschte selbst zu Iwand. Diese Materialsammlung übergab seine Frau nach seinem Tod Jürgen Seim, wofür er sich in einem Brief an sie vom 25.9.1978 bedankt. Vgl. 7NL 204 - Nr. 23. Ergänzende Archivbestände: 1OB 008 (Ortsakten) - Neuwied-Johanneskirchengemeinde; 1OB 009 (Personalakten der Pfarrer) - S. 476, 3 Bd.; Nr. 3298. Literatur: Veröffentlichungen von Jürgen Seim sind im OPAC der Archivbibliothek recherchierbar.
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7NL 204
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Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland (Archivtektonik) >> 7NL Nachlässe >> 7NL 204 Pfarrer Jürgen Seim
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23.06.2025, 8:11 AM CEST
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