Bestand

Bezirksärztekammer Nordbaden (mit Ärzteschaft Karlsruhe) (Bestand)

Überlieferungsgeschichte

Vorstufen berufständischer Ärzte-Organisationen waren die Ärztevereine des 19. Jahrhunderts. Als eigentliche Vorgängerinstitution der heutigen Kammer ist jedoch erst die 1906 auf der Grundlage des Badischen Gesetzes über die Rechtsverhältnisse des Sanitätspersonals geschaffene Ärztekammer anzusehen. Zu den Aufgaben dieser öffentlich-rechtlichen Berufsorganisation gehörten die Vertretung des Berufsstandes nach außen, die Aufsicht über die Ärzteschaft, die Ausübung der Berufsgerichtsbarkeit sowie die Gestaltung des Beitrags- und Umlagerechts.
Nach 1936 reduzierte die Errichtung der Reichsärztekammer die ärztlichen Bezirksvereinigungen auf den Status weisungsgebundener Unterbehörden. Das baden-württembergische Kammergesetz vom 27.10.1953 beendete die Phase rechtlicher Unsicherheit und organisatorischer Übergangslösungen der Nachkriegszeit. Die Konstituierung der Landesärztekammer Baden-Württemberg (1954) und der Bezirksärztekammer Nordbaden (1955) schuf die bis heute bestehende Organisationsstruktur der ärztlichen Berufsvertretung in Baden-Württemberg. Die Bezirksärztekammer Nordbaden vertritt als Körperschaft des öffentlichen Rechts die Ärzteschaften der Städte und Kreise im Regierungsbezirk Nordbaden. Sie ist ihrerseits zusammen mit den Bezirksärztekammern der übrigen Regierungsbezirke Baden-Württembergs der Landesärztekammer in Stuttgart nachgeordnet.
1996 hat die Bezirksärztekammer Nordbaden erstmals dem Generallandesarchiv Schriftgut übergeben. Hervorzuheben sind dabei die frühe Korrespondenz der Bezirksärztekammer, Protokolle der Verwaltungsgremien und Akten berufsgerichtlicher Verfahren. Die zweite bewertete Ablieferung erfolgt 2015 mit dem Zugangsbestand 2015-16. Beide Zugänge wurden, nachdem der letztgenannte Zugang verzeichnet worden war, zu einem Bestand zusammengefügt. Beide Zugangsbestände sind damit aufgelöst.



Geschichte und Aufgaben der Bezirksärtzekammer Nordbaden: Die Bezirksärztekammer (BÄK) Nordbaden nimmt als Körperschaft des öffentlichen Rechts die Vertretung der Ärzteschaft für den Regierungsbezirk Karlsruhe wahr. Im Rahmen ihres allgemeinen berufspolitischen Mandats vertreten ihr Präsident, der Vorstand und die Vertreterversammlung ehrenamtlich, ihr Geschäftsführer hauptamtlich, die Interessen von zur Zeit ca. 12.800 Mitgliedern. Ihrer Aufsicht unterstehen zwölf unselbständige Untergliederungen auf Stadt- bzw. Kreisebene (Ärzteschaften). Die BÄK Nordbaden ihrerseits ist zusammen mit drei weiteren, den Regierungsbezirken Baden-Württembergs zugeordneten Bezirksärztekammern der Landesärztekammer in Stuttgart nachgeordnet. Auch in Baden reichen, wie im übrigen Deutschland, die Anfänge einer berufsständischen Ärzte-Organisation zurück zu den Ärztevereinen des 19. Jahrhunderts. Als eigentliche Vorgängerinstitution der heutigen Kammer ist jedoch erst die 1906 auf der Grundlage des Badischen Gesetzes über die Rechtsverhältnisse des Sanitätspersonals (GVBl, S. 491) geschaffene Ärztekammer anzusehen. Konstituiert als öffentlich-rechtliche, auf dem Prinzip der Pflichtmitgliedschaft basierende Berufsorganisation, zählten zu ihren Aufgaben neben der Vertretung des Berufsstandes nach außen auch die Aufsicht über die Ärzteschaft sowie die Ausübung der Berufsgerichtsbarkeit und die Gestaltung des Beitrags- und Umlagerechts. Mit dem Erlass der Reichsärzteordnung vom 13.12.1935 (RGBl I, S. 1433) und der anschließenden Auflösung der bisherigen Körperschaften und Verbände der Ärzte (1.4.1936) erfolgte die Zentralisierung auch des Kammerwesens. Die Gründung der Reichsärztekammer setzte das Führerprinzip im Bereich der ärztlichen Berufsvertretung durch und reduzierte die in den Ländern neu errichteten Ärztekammern und ärztlichen Bezirksvereinigungen auf den Status weisungsgebundener Untergliederungen. Das Ende der nationalsozialistischen Herrschaft bedeutete dann de facto auch den Zusammenbruch der ärztlichen Standesorganisationen. Schon im Mai 1945 fanden sich jedoch, bedingt durch die Notwendigkeit der Aufrechterhaltung und Reorganisation der medizinischen Grundversorgung unter fortbestehenden Extrembedingungen, Ärzte in Städten (Mannheim, Heidelberg, Karlsruhe) und Kreisen zu mehr oder weniger informellen Vereinigungen (Büros der Ärzte) zusammen. Unter der Koordination des Medizinalreferenten bei der Abteilung Innere Verwaltung des Landesbezirks Baden und mit Unterstützung der Militärregierung folgte im Dezember 1945 die entscheidende Vorbesprechung zur Gründung einer Ärztekammer, am 5.4.1946 der Erlass einer "Wahlordnung für die Vertretung der Ärzteschaften in der Ärztekammer im Geschäftsbereich der amerikanisch besetzten Zone des Landesbezirks Baden" (Amtsblatt des Landesbezirks Baden, S. 146), schließlich - nach Wahl der Kammermitglieder - am 19.6.1946 die konstituierende Sitzung der Ärztekammer Baden (US-Zone), später auch Ärztekammer Nordbaden genannt.

Überlieferungsgeschichte und Bestandsbildung: Mit Zugang 1996-41 wurde erstmalig Schriftgut der BÄK Nordbaden übernommen. Diese Unterlagen waren dem GLA nach § 8 LArchG angeboten und übereignet worden. Bewertet wurden ca. 120 lfd. m Akten, von denen etwa die Hälfte (Haushalts- und Rechnungsbelege) von vornherein als nicht archivwürdig angesehen wurde. Zu den schließlich als archivwürdig bewerteten 20 lfd. m gehören v. a. die frühen Korrespondenzen der Bezirksärztekammer, Protokolle der Verwaltungsgremien (ab 1946) und Akten berufsgerichtlicher Verfahren. Da eine Komplementärüberlieferung von Landesärztekammer und Bundesärztekammer in den zuständigen Archiven (StA Ludwigsburg und BArch Koblenz) bisher nicht gebildet wurde, wurden auch Akten mit Rundschreiben und Sitzungsprotokollen dieser Institutionen übernommen. Sie dokumentieren beispielhaft die Kontaktbereiche der Bezirksärztekammer mit den vorgeordneten Dienststellen. Die zweite, umfangreiche Ablieferung wurde 2014 bewertet und kam als Zugang 2015-16 in das Generallandesarchiv. Beide Zugänge wurden zum neuen Bestand zusammengeführt und durch Fami-Auszubildende sowie Praktikaten erschlossen.

Konversion: Im Jahr 2015 wurde das Findmittel 69 BÄK Zugang 1996-46 konvertiert. Die Endredaktion führte Sara Diedrich im April 2016 durch. 2020 wurden die 2015 bewerteten und neu übernommenen Akten verzeichnet und der gesamte Bestand neu klassifiziert.

Abkürzungsverzeichnis: Adgo: Allgemeine Deutsche Gebührenordnung
AfB: Arbeitsgemeinschaft für freie Berufe
AG: Aktiengesellschaft
AG: Arbeitsgemeinschaft
AGNN: Arbeitsgemeinschaft in Norddeutschland tätiger Notärzte
AIDS: Acquired Immunodeficiensy Syndrome
AiP: Arzt im Praktikum
AOK: Allgemeine Ortskrankenkasse
Arge: Arbeitsgemeinschaft
ASTA: Allgemeiner Studentenausschuss
BÄK: Bezirksärztekammer
BDA: Berufsverband Deutscher Anästesisten
BfA: Bundesversicherungsanstalt für Angestellte
BfA: Bundesanstalt für Arbeit
BMJ - British Medical Journal
BNN: Badische Neueste Nachrichten
BPA: Bisphenol A
BRD: Bundesrepublik Deutschland
ERP: European Recovery Program
BVerfG: Bundesverfassungsgericht
BVG: Bundesversorgungsgesetz
BW: Baden-Württemberg
CD-Rom: Compact Disc Read-only Memory
CDU: Christlich Demokratische Union
CPR: Kardiopulmonale Reanimation
CSU: Christlich Soziale Union
DAK: Deutsche Angestellten Krankenkasse
DDR: Deutsche Demokratische Republik
DGB: Deutscher Gewerkschaftsbund
DGH: Deutsche Gesellschaft für Hypnose-Therapie
DHP-Studie: Deutsche Herz-Kreislauf-Präventionsstudie
DIVI: Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin
DLRG: Deutsche Lebensrettungsgesellschaft
DM: Deutsche Mark
DRK: Deutsches Rotes Kreuz
EAV: Elektroakupunktur (nach Voll)
ECB: Extra-Corporale-Befruchtung
EDV: Elektronische Datenverarbeitung
e. G.: eingetragene Genossenschaft
EKG: Elektrokardiologie
ET: Embryonaltransfer
e. V.: eingetragener Verein
EWG: Europäische Wirtschaftsgemeinschaft
FDP: Freie Demokratische Partei
GEK: Gmünder Ersatzkasse
GEMA: Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte
GEZUS: Gesetz über die Entschädigung von Zeugen und Sachverständigen
GmbH: Gesellschaft mit beschränkter Haftung
GOÄ: Gebührenordnung Ärzte
GSG: Gesundheitsstrukturgesetz
HIV: Human Immunodeficiency Virus
HNO: Hals, Nasen, Ohren
ICD: International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems
KfZ: Kraftfahrzeug
KG: Kommanditgesellschaft
KV: Krankenversicherung
LÄK: Landesärtzekammer
LVA: Landesversicherungsanstalt
MDK: Medizinischer Dienst der Krankenversicherung
MDMA: Methylendioxy-N-methylamphetamin
MedGV: Medizinische Geräteverordnung
MLP-AG: Marschollek, Lautenschläger und Partner AG
Mob: Mobil[machung]
NDR: Norddeutscher Rundfunk
NUB: Neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden
ÖTV: Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr
OLG: Oberlandesgericht
PKW: Personenkraftwagen
PPP-Fächer: Philosophie: Psychologie: Pädagogik
Reha - Rehabilitation
RVO: Rechtsverordnung
SchVOG: Schulverordnungsgesetz
SPD: Sozialdemokratische Partei Deutschland
TBC: Tuberkulose
TSH: Thyreoidea-stimulierendes Hormon
UdSSR: Union der sozialistischen Sowjetrepubliken
UK-Stellung: Unabkömmlichkeitsstellung
Unicef: United Nations International Children`s Emergency Fund
US: United States (of America)
USA: United States of America
VBV: Verwaltung, Bau, Vermarktung
VVPN: Bundesverband der Vertragspsychotherapeuten
WB: Weiterbildung
WSI: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut

Reference number of holding
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 69 BÄK
Extent
1456 Akten (Nr. 1-1456)

Context
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Nichtstaatliches Archivgut >> Archive von Anstalten, Körperschaften und Stiftungen >> Berufsständische Vereinigungen >> Bezirksärztekammer Nordbaden

Date of creation of holding
1920-2008

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Last update
03.04.2025, 11:03 AM CEST

Data provider

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1920-2008

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