Bestand

Französische Verwaltung (FV) (Bestand)

Der Beginn einer neuen Epoche der stadtkölnischen Schriftgutverwaltung ist eindeutig auf den April 1798 festzulegen. Damals endeten Schriftgutserien mit Jahrhunderte alter Tradition wie z.B. die Ratsprotokolle und die Hauptbücher der beiden Rentkammern. Andererseits hatten die sogenannte erste Munizipalität (1796 Mai 28 - 1797 März 20) und der Magistrat (1797 September 7 - 1798 April 8) schon neue Schriftgutformen vor April 1798 erfordert und ebenso sorgte die Person des Registrators Imhof für Kontinuität seit 1789. Auf ihn ist vermutlich zurückzuführen, daß alle Akten, die die französische Besatzung ab Oktober 1794 und ihre Folgen zum Thema hatten, in einen Verbund mit dem seit April 1798 nach französischen Normen etablierten Schriftgut gebracht wurden. So ist die untere Zeitgrenze des heutigen Bestandes eine fließende: das Schriftgut der Jahre 1794-98 ist je nach Materie in den verschiedenen Beständen der vorfranzösischen Zeit oder im vorliegenden Bestand zu finden.

In 57 Sachgruppen, gereiht nach Alphabet der Stichworte, von stark unterschiedlichem Umfang (Militaria 1009 Nummern, Tür- und Fenstersteuer 4 Nummern) enthält der Bestand Akten und Amtsbücher aller städtischen Registraturen und Provenienzen. 8,4 % sind sogenannte Verweisakten, die auf eine Verordnung im Amtsblatt der Präfektur (Präfekturakten) verweisen; sie sind im veröffentlichten Verzeichnis überhaupt nicht aufgeführt, im handschriftlichen markiert. Je nach Sachgruppe ist der Anteil an Verweisakten verschieden hoch.

Grundstock ist das Schriftgut der Stadtverwaltung seit ihrer (schriftgutmäßig) endgültigen neuen Organisation im April 1798 aufgrund der Verordnungen des Generalkommissars für die neuen Départements vom 4. pluv. 6/1798 Jan. 23. Für die Aktenführung war durchgehend Johann Arnold Imhof verantwortlich (zu seiner Person s. Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Köln 34, S. 2-6). Das älteste Gesamtverzeichnis, das Imhofs Ordnung wiedergibt, Best. 8900 (Alte Repertorien) 98, ist vor 1831 von Fuchs erstellt worden. Ohne Zählung der einzelnen Einheiten wird der Inhalt in 85 Gruppen nach Stichwortalphabet, verteilt auf 67 Kapseln, aufgeführt. 1832 hat Fuchs ein neues Verzeichnis geschrieben: Bestand 8900 (Alte Repertorien) 102. Er fügte neue Gruppen hinzu, führte aber auch einige zusammen, so dass er wie Imhof bei 67 Kapseln blieb, diese allerdings beliebig mit A, B, C usf. unterteilte und die einzelnen Akten nummerierte. Die so geschaffenen dreigliedrigen Signaturen schrieb Fuchs auf die sonst weitgehend schon von Imhof beschrifteten Akten. Die zentralen Amtsbuchserien (Protokolle, Beschlussbücher, Korrespondenzregister und ihre Findmittel, heute A 4433 ff.) blieben außerhalb der Ordnung. Vielleicht waren sie der erste Nachtrag zum gerade abgeschlossenen Verzeichnis. Sie wiesen übrigens schon damals die heute zu konstatierenden Lücken auf. Weitere Nachträge folgten und wurden von Fuchs als solche in Bestand 8900, 102 eingetragen. 1905/06 ist daraus ein eigenes Findbuch erstellt worden, in dem die Akten Signaturen wie "ad Caps. 58-62 Nr...." erhielten (Bestand 8900, (Alte Repertorien) 115).
Die wichtigsten und umfangreichsten dieser Nachträge enthalten die Dokumentation von Kommissionen, die in französischer Zeit für bestimmte Verwaltungsaufgaben eingesetzt wurden und eine eigene Schriftgutverwaltung führten. Zu nennen sind:
1. Bureau de Bienfaisance/Wohltätigkeitsbüro
2. Commission des Hospices civiles/Spitalverwaltung
3. Commission des Ecoles communales/Schulverwaltung
4. Kommission des Freihafens.
Die unter 1 und 2 genannten Verwaltungen wurden in preußischer Zeit zur Armenverwaltung zusammengefaßt (siehe Bestand 160 Armenverwaltung).
Aus der Schulverwaltung der französischen Zeit entwickelte sich der Verwaltungsrat der Gymnasial- und Stiftungsfonds (siehe Bestand 155 Gymnasial- und Stiftungsfonds). Später aufgefundene Akten zu diesem Bestand finden sich in Bestand 351 Schulverwaltung.
Die Unterlagen der Freihafen-Kommission sind 1833 dem Archiv anvertraut und von Fuchs als Kapsel 68-75 dem vorliegenden Bestand zugefügt worden (vgl. Bestand 8900 (Alte Repertorien) 102, Bl. 291-294).

Die Arbeiten zur heute maßgeblichen Ordnung des Bestandes sind in der Einleitung zum veröffentlichten Verzeichnis kurz beschrieben (Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Köln 34 (1912), S. 8-12). Die von Imhof geschaffene Ordnung mitsamt den Änderungen und Ergänzungen von Fuchs wurde prinzipiell beibehalten. Man versuchte aber kleinere und sachlich verwandte Gruppen zu vereinigen, so daß Imhofs 85 Gruppen schließlich auf 57 reduziert wurden. Da Imhof und Fuchs zeitbedingt der Begriff Provenienz unbekannt war, ist ihm auch bei der vorliegenden Ordnung keine Aufmerksamkeit geschenkt worden.

Die eben benannten Nachträge, die eigentlich als selbständige Provenienzen eigene Bestände hätten bilden können, wurden in die schon vorhandenen Sachgruppen untergebracht. Da auch beim Bürgermeister durchaus Akten zu den Arbeitsgebieten der Kommissionen aufielen, zumal sie ihm nominell unterstellt waren, ist heute vielfach eine Parallelüberlieferung verhanden, im Einzelfall sogar Parallelakten (A 5907 und A 5908 Sammlung Hüpsch, A 6828B und A 6828C Koblenzer Rechtsschule: jeweils Provenienz Bürgermeister und Schulverwaltung).

Reference number of holding
Best. 350

Context
Historisches Archiv der Stadt Köln (Archivtektonik) >> Stadt Köln >> Französische Verwaltung

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