Archivalie

Vortrag von Adolf Hölzel über seine methodische Praxis

Transkription: Vortrag von Adolf Hölzel über seine methodische Praxis. „Es lässt sich kein Fortschritt in den Künsten der gegenwärtigen Generation erwarten, bis alle Klassen, Künstler, Fabrikanten und das Publikum im allgemeinen zu einer vollkommeneren Einsicht in der Kunsz herangebildet werden und eine vollere Kenntnis der ihr zugrundeliegenden allgemeinen Prinzipien erlangen.-" Owen Jones. Je weiter wir in die Malerei eindringen, desto mehr erkennen wir, dass die dem Künstler für seine Darstellung und seinen Ausdruck zu Verfügung stehenden Mittel sein Ein und Alles, ganz eigenartige, sehr selbstständige, oft eigenwillige ausserordentliche Kräfte sind, die mit voller Liebe im Sinne ihrer Forderungen und der ihnen schuldigen Verpflichtungen behandelt und verwendet werden wollen. Sie sind in dieser Hinsicht noch viel gründlicher in ihrer Vielseitigkeit, sowohl für sich wie in allen ihren gegenseitigen Zusammenhängen zu erforschen. In ihrer Vereinigung mit der menschlichen Empfindung und deren gleichzeitigen Befriedigung können sie Kunst ergeben. Und da Kunst eben Höchstempfindungssache ist, die sich mit den Mitteln im Kunstwerk vereint, so ist dieser Höchstempfindung wieder in der Erforschung ein Hauptaugenmerk zuzuwenden; denn erst wenn wir wissen, wer und was die Empfindung eigentlich im künstlerischen Sinne ist, Können wir, bei ihrer hohen Bedeutung, Klarheit Über die eigentliche künstlerische Tätigkeit, über ihr Wesen, erhalten.- Wenn wir, wie es nottut, künstlerisch führend werden wollen, so ist es die gründlichste Erforschung unseres Berufes, eben hauptsächlich der Mittel und der Empfindungatätigkeit, im Verhältnis zu einander, dringenste Notsache. Der Erkenntnisschrei klingt immer mehr; Weg vom Beiläufigem, vom ins Blaue hinein, wie Delacroix sagt, der immer wieder fort vom Zufall predigte. Hier meine Ansicht über Empfindungsforschung im künstlerischen Sinne auszusprechen, würde viel zu weit führen und soll für ein andermal zurückgestellt werden. Aber auch das über die Farbe zu sagende, muss des kurz gegebenen Raumes wegen eingeschränkt sein, vielfach mit Andeutungen sich zufrieden geben und der Hauptsache nach mit Voraussetzungen und Annahmen rechnen, dass die physiologischen Grundprinzipien, die ja auch allen Phsychologischen vorangehen, in dieser illustren Gesellschaft bekannt sind. Das mir gestellte Thema hebe ich wesentlich eingeschränkt und lediglich auf „Einiges über die Farbe in ihrer bildharmonischen Bedeutung und Ausnützung" gedrängt und gleichzeitig damit über unsere jüngsten dahingehenden Versuche in Kürze zu referieren. Der Maler als Künstler schafft sich im Kunstwerk seine eigenen Harmonien, und alles gestzmässige Wissen kann der Hauptsache nach nur Grundlage für deren Verarbeitung sein. Je weniger Hemmungen sich dem Schaffenden in der Ausübung seiner Kunst entgegenstellen, desto freier und künstlerischer wird er schaffen können. Darin liegen auch die Hemmungen von übermässig vielen gesetzmässigen Belastungen. Da aber der Künstler bei aller Freiheit, seinen Beruf kennen und beherrschen muss, also gezwungen ist, dass Gesetzmässige gründliche zu erfassen und es in s iner Weise auszunützen, ist hier ein Ausweg zu suchen. Darüber an anderer Stelle, wo die künstlerische Schulung das Wort erhält.- Kunst ist und bleibt Empfindungssache. Hier soll darum einiges der Empfindung nahestehendes Theoretische gesagt werden. Unser Kreis, speziell ich, stehen hinsichtlich einer bildhamonischen Entwicklung im Kunstwerke auf Goeteschem Fundamente und suchen darauf weiterzubauen. Goethe ist für uns nicht veraltet, sondern ewig, wenigstens so lange es menschliche Augen gibt.-Dafür möchte ich hier hauptsächlich 4 Punkte anführen, die für den schöpferisch tätigen Maler zwingend erscheinen. I. Vor allem haben wir keine Spektralfarben für unsere Arbeit und auch keine Näpfchen mit Licht, in das wir unsere Pinsel tauchen können, darum sind Spektralfarben und die damit verbundenen Wissenschaften für uns von sekundärer Bedeutung. Bei

Collection
Archiv Oskar Schlemmer
Inventory number
AOS 1994/2,186
Material/Technique
Papier; maschinenschriftlich

Event
Herstellung
(who)
Adolf Hölzel (13.05.1853 - 17.10.1934)

Rights
Staatsgalerie Stuttgart
Last update
28.03.2025, 12:10 PM CET

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