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Demetrius

Demetrius

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39
Notes
Weimarische Zeitung, Nr. 278, 26.11.1870, S. 3 weitere Rezension: Die Deutsche Schaubühne, Bd. 11 (1870), Heft 12, S. 100ff.: „Die Aufführung des Schiller-Laube‘schen „Demetrius“, am 10. November zur Gedächtnißfeier des Schillertages, fand hier in Weimar, wo Schiller den vollkommen ausgeführten ersten und halben zweiten Akt, sowie den Entwurf der ganzen Tragödie schuf, deren Vollendung sein allzu früher Tod leider hemmte, ein doppeltes Interesse und daher auch ein in allen Räumen gefülltes Haus. Die Aufnahme des Stückes, und zwar nicht blos der genialen ersten anderthalb Originalakte Schiller’s sondern auch der Laube’schen Fortsetzung, so sehr diese auch in wesentlichen Punkten von Schillers Entwurf abweicht, war eine überwiegend günstige. Wie in allen seinen Stücken hat sich Laube auch in dieser Demetrius-Fortsetzung als tüchtiger Bühnenpraktiker bewährt, der seinen Stoff zu beherrschen und zu möglichst wirksamer dramatischer Geltung zu bringen weiß. Diese dramatische Kraft und Verve dürfte der Laube’schen Fortsetzung denn auch eine längere Lebensfähigkeit auf den Brettern sichern, als den verschiedenen früheren Fortsetzungen vergönnt war, die hier und da gleichfalls zur Aufführung kamen, bald aber wieder verschwanden. Für die hiesige Bühne wenigstens ist Laube’s „Demetrius“ als bleibender Repertoiregewinn zu betrachten. An diesem erfreulichen Resultat hat die ungemein sorgsame Inscenirung des Stückes durch unsern neuen Regisseur Hrn. Claar, der als früheres Mitglied des Leipziger Stadttheaters die Laube’sche Originalinscenirung der dortigen ersten Aufführung persönlich mit durchgemacht und hier nun seine Studien praktisch verwerthen konnte, einen nicht unwesentlichen Antheil. Das künstlerische Ensemble war in seiner Exaktheit und Lebendigkeit geradezu unübertrefflich, was bei den vielfachen schwierigen Massenaktionen, namentlich im polnischen Reichstag des ersten Akts, wo die theatralische Illusion das Höchste erreichte, dessen sie überhaupt fähig, nicht hoch genug anzuschlagen ist. Einen nicht minder wesentlichen Antheil am Erfolg hatte die verdienstvolle Darstellung der beiden Hauptrollen. Hr. Salomon war ein glänzender Demetrius, voll Kraft, Feuer und Schwung in den heroischen, voll Innerlichkeit und Empfindung in den weichgehaltenen Momenten, der fast nichts zu wünschen übrig ließ. Wir waren förmlich überrascht, diesen Darsteller aus seiner gewohnten kühlen und manierirten Zurückhaltung, die schon manche seiner bisherigen Leistungen beeinträchtigte, so energisch und entschieden heraustreten, so völlig in seiner Rolle aufgehen zu sehen. Der ungewöhnliche Beifall, der mehrfache enthusiastische Hervorruf, den sein Demetrius fand, wird Hrn. Salomon gesagt haben, daß er mit dieser Leistung das Rechte getroffen. Nur so fortgefahren und vor allem das schöne sonore Organ nicht länger zu halblauter Lispelrede zusammengepreßt, wie neuerdings erst im „Weißen Blatt“, sondern den Ton frei, frisch und voll aus der Brust strömen lassen! Als Marfa gab Frau Hettstedt, abgesehen von ihrer noch immer allzu jugendlichen äußeren Beweglichkeit in der Darstellung von Heldenmatronen, ein wohldurchdachtes und lebensvolles Charakterbild dieser ruhelos zwischen Furcht und Hoffen hin und hergeworfenen unglücklichen Czaarenmutter. Von den Darstellern in zweiter Linie, die sämmtlich mit hingebendem Eifer, wenn auch nicht alle gerade mit der wünschenswerthen erschöpfenden Charakteristik spielten, trat am vortheilhaftesten Hr. Claar hervor durch das ungemein farbensatte Kolorit, das er seinem rach- und habsüchtigen Kosakenhetman [sic] Komla zu geben wußte. Herrn Heßler’s Czaar Boris befriedigte zwar im Spiel, litt aber im Vortrag an einer gewissen Monotonie, die der vollen künstlerischen Entwicklung dieses so bedeutend in den Vordergrund tretenden complicirten Tyrannencharakters hinderlich war. Herr Grün machte als Fürst Sapieha einen vortheilhafteren Eindruck als in den beiden andern hier von ihm gespielten Rollen […], bewies damit aber nur, daß er sich ungleich mehr für gesetzte Rollen eignet, als für jugendliche Helden und Liebhaber, um deren Besetzung es sich gerade bei uns handelt, daher auch von seinem Engagement wieder Abstand genommen wurde.“

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Published
1870-11-10

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21.04.2023, 10:51 AM CEST

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  • 1870-11-10

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