Bestand

Nachlass des Archivoberrats Dr. Dieter Matthes (Bestand)

Bestandsgeschichte: Dieter Matthes wurde am 23. Juli 1931 als erstes von sieben Kindern im oberschlesischen Neustadt geboren. Sein Vater Walther Matthes war Museumsleiter in Beuthen; seine Mutter Rose Matthes war Gewerbelehrerin für Schneiderei. Als Matthes drei Jahre alt ist, zog die Familie nach Reinbek um, später in ein eigenes Haus in Hamburg-Blankenese, da der Vater Professor an der Hamburger Universität wurde. Seine Kindheit und Jugend wurde weitgehend vom Zweiten Weltkrieg bestimmt: Als Zwölfjähriger hatte er im "Jungvolk" mit anderen Jungen Dienst als Feuermelder.
Während des Krieges, angesichts der großen Bombenangriffe auf Hamburg wurde die Familie im Sommer 1943 nach Schlesien evakuiert, zur Großmutter. Zum Kriegsende flohen sie dann im Sommer 1944 wieder nach Netzen in die Mark Brandenburg, zum Bruder des Vaters, der dort evangelischer Pastor war. Dort erlebten sie die russische Besatzung. Schließlich kehrte Matthes mit seiner Familie wieder nach Hamburg zurück. Er besuchte zunächst die Oberschule in Blankenese, dann die gerade wieder eröffnete Waldorfschule in Wandsbek.
Nach dem Abitur studierte Matthes Germanistik und Geschichtswissenschaft in Hamburg und Marburg/Lahn. Durch eine schwere Beinverletzung körperlich dauerhaft beeinträchtigt nahm er Abstand von seinem ursprünglichen Berufswunsch (Lehrer) und begann nach erfolgreichem Abschluss des Studiums und der Promotion eine Ausbildung zum Archivar in der Niedersächsischen Archivverwaltung in Hannover. Nach Stationen in Hannover, Osnabrück und Marburg wurde Matthes 1965 an das Nds. Staatsarchiv in Wolfenbüttel versetzt. Dorthin zog er mit seiner Frau, der Lehrerin Lieselotte Männchen (1935-2014), und dem gemeinsamen Sohn Christoph.
Matthes wurde Mitglied der anthroposophischen Gesellschaft in Braunschweig, Mitbegründer eines Anthroposophischen Arbeitskreises für Kulturgeschichte und Mitglied der örtlichen Christengemeinschaft.

Bestandsgeschichte: Er verfasste etliche schriftliche wissenschaftliche Arbeiten, vorwiegend zu regionalgeschichtlichen Themen. In der Öffentlichkeit wirkte er jedoch vor allem durch Vorträge, insbesondere Lichtbildervorträge.
Die beiden für Matthes wohl bedeutendsten wissenschaftlichen Themen waren sicherlich Goethes Leben und Werk im Allgemeinen (u.a. Goethes Reise nach Helmstedt, Goethes Märchen) sowie die Heiratsurkunde der Kaiserin Theophanu und Ottos des II. Anlässlich der tausendjährigen Wiederkehr der Entstehung dieser Prachturkunde gestaltete Matthes 1972 eine Ausstellung. Er hielt zahlreiche Vorträge und schrieb Artikel zu diesem Thema. Besonders interessiert war Matthes auch an historischen Fragestellungen, die in das Gebiet der Kunstgeschichte übergehen sowie rein kunstgeschichtliche Themen wie etwa Barlach, Goetheanum-Formen, Planetengötter an Fachwerkhäusern, Michelangelo, die Externsteine. Die von ihm bearbeiteten regionalgeschichtlichen Themen haben meist auch einen kunstgeschichtlichen Aspekt.
Im Jahre 1989 verzeichnete Matthes den Nachlass der Familie Hildebrand. Die Mutter von Micke Hildebrand, geb. Becker (1778-1856) war im Jahre 1812 Goethe in Teplitz begegnet. Seitdem stand die Familie Becker mit Goethe in Kontakt. Der Nachlass befindet sich heute in Privatbesitz in Detmold. Kopien lagern zusammen mit Matthes´ Bearbeitungsnotizen in dessen Nachlass (293 N Zg. 2014/4 Nr. 130-176). Das von Matthes angefertigte Findbuch befindet sich als Nr. 177 ebenfalls im Bestand.
Nach 33 Jahren im niedersächsischen Archivdienst, davon 29 Jahren im Staatsarchiv in Wolfenbüttel, ging Matthes im Jahre 1993 in Pension. Später siedelte er nach Braunschweig über, wo er am 31. Januar 2011 verstarb. Ein ausführlicherer Lebenslauf von Dieter Matthes (von seinem Sohn verfasst) befindet sich in 293 N, Zg. 2013/094, Nr. 1.
Sein Nachlass wurde im Dezember 2013 von Sohn Christoph Matthes aus Bad Vilbel dem hiesigen Archiv als Schenkung übergeben. Die Verzeichnung erfolgte in den Jahren 2014-2016 durch den Unterzeichnenden.
Wolfenbüttel, im Dezember 2016
St. Luttmer
(Archivoberinspektor)
Literatur:
------------
Matthes, Dieter: Die Lübbensteine und die Universität Helmstedt : eine unbekannte Studentenzeichnung von 1799 sowie neue Quellen zur älteren Forschungsgeschichte des Helmstedter Großsteingrabes. Wolfenbüttel 1997
(DiBi 2°Zg.277/2004)
Sonstiges:
-------------
Nachlass des Vaters Walther Matthes:
Teil 1 (Themenschwerpunkt "Externsteine"): Landesarchiv Nordrhein-Westfalen-Abteilung Ostwestfalen-Lippe in Detmold (Bestand D 72 W. Matthes)
Teil 2 (Familienarchiv & sonstige wiss. Tätigkeit): Archiv der Universität Hamburg

Zusatzinformationen: leer

Reference number of holding
NLA WO, 293 N

Context
Nds. Landesarchiv, Abt. Wolfenbüttel (Archivtektonik) >> Gliederung >> 4 Nichtstaatliches Schriftgut (N) >> 4.8 Guts- und Familienarchive, Einzelpersonen

Other object pages
Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
Last update
16.06.2025, 12:45 PM CEST

Data provider

This object is provided by:
Niedersächsisches Landesarchiv. If you have any questions about the object, please contact the data provider.

Object type

  • Bestand

Other Objects (12)