Bestand

G 408 - Evangelisches Pfarramt Mundelsheim (Bestand)

Einleitung: ===== Orts- und Ortskirchengeschichte =====
Der an einer Schleife des Neckars gelegene Ort Mundelsheim taucht erstmals 1245 in einer Urkunde unter dem Namen "Mondelsheim" auf. Das von Papst Innozenz IV. ausgestellte Dokument bestätigt der Kirche in Backnang ihre Rechte und Güter, u.a. in Mundelsheim. Besiedelt war das Gebiet allerdings schon viel früher, wie der Fund altsteinzeitlicher Geräte und die Ruinen römischer Gutshäuser auf der Gemarkung zeigen.
Vermutlich bereits im 12. Jahrhundert war der Ort im Besitz der Markgrafen von Baden. Spätestens 1344 gaben sie Burg und Dorf Mundelsheim den Herren von Urbach zu Lehen.
Im 15. Jahrhundert versuchten die von Urbach Mundelsheim mit zentralörtlichen Funktionen auszustatten. 1422 schließlich verlieh der römisch-deutsche König Sigismund dem Dorf Stadt- und Marktrechte und erteilte den Brüdern Bernolt und Eberhard von Urbach die Erlaubnis es mit Mauern, Gräben, Türmen und Toren zu befestigen und die höhere und niedere Gerichtsbarkeit auszuüben. Diese Stadterhebung findet jedoch in keiner Urkunde der Markgrafen von Baden Erwähnung und wurde von ihnen wohl auch nicht anerkannt. Eine gewisse Sonderstellung hatte Mundelsheim trotzdem inne.
Ob die Stadtbefestigung jemals fertig gestellt werden konnte ist nicht sicher. Der Bau war kostspielig und die Herren von Urbach mussten Sondersteuern erheben, um die Finanzierung wenigstens teilweise gewährleisten zu können. Nachweise davon sind im Gemeindearchiv erhalten. Sicher ist jedoch, dass die Mauer, ob fertig oder nicht, den Ort 1440 nicht vor der Zerstörung bewahren konnte.
Hans von Urbach, genannt "Städtefeind", hatte sich mit einigen anderen Rittern zu einem Raubritterheer zusammengeschlossen. Gemeinsam griffen sie die Freie Reichsstadt Weinsberg an und eroberten sie, womit sie die übrigen Reichsstädte gegen sich aufbrachten. Als Gegenstand der Rache wurde die neue Stadtgründung Mundelsheim ausgewählt. Im Herbst 1440 versammelte sich das Heer der Reichsstädte vor den Toren der Stadt und zerstörte sie fast vollständig.
Der Wiederaufbau des Dorfes kam nur langsam voran. Die hohen Kosten zwangen außerdem die Herren von Urbach ihre Anteile an Mundelsheim zu verpfänden. Erst 1448 konnten sie den Ort wieder auslösen, mussten aber auch in der Folgezeit wegen andauernder Geldnöte Teile ihres Lehens verpfänden oder verkaufen. 1508 endete ihre Herrschaft über Mundelsheim endgültig.
Statt ihnen hielt nun Philipp von Ahelfingen, ein Verwandter der Herren von Urbach, das Lehen, der jedoch bereits 1513 ohne leibliche Erben starb. In der Folge kam es zu Erbstreitigkeiten zwischen Philipps Schwestern und dem Markgrafen von Baden, der das Lehen als heimgefallen betrachtete. Die Stände des Schwäbischen Bundes wurden schließlich befragt und entschieden 1521 zu Gunsten des Markgrafen.
Mundelsheim wurde nicht wieder als Lehen vergeben, sondern zu einem selbständigen Amt umgewandelt und von einem Amtmann verwaltet. Der bekannteste und zugleich letzte unter ihnen ist Johann Wolff, langjähriger Diplomat in Diensten der Herzöge von Pfalz-Zweibrücken und der Markgrafen von Baden. 1574 wurde er Amtmann für Mundelsheim, sein Einsatz für die Anliegen der Bürger gegenüber den Obrigkeiten brachte ihm großes Ansehen in der Bevölkerung. Er wurde mit umfangreichen Freiheiten belohnt und verfügte zum Ende seines Lebens über ein stattliches Vermögen. 1594 legte er sein Amt nach zwanzig Jahren nieder.
Ein Jahr später verkaufte Markgraf Ernst Friedrich von Baden wegen finanzieller Probleme Mundelsheim und einige weitere Orte an Herzog Friedrich von Württemberg. Es blieb weiterhin ein selbständiges Amt bis 1806 und wurde dann erst dem Oberamt Beilstein, einige Jahre später schließlich dem Oberamt Marbach angegliedert. Seit 1938 gehört Mundelsheim zum Landkreis Ludwigsburg.
1944 entging der Ort nur knapp einer erneuten Zerstörung, diesmal durch Luftangriffe der Alliierten. Das eigentliche Ziel war der Bahnhof in Kornwestheim, doch die Bomben schlugen auf den Äckern um das Dorf ein und hinterließen gewaltige Krater.
Heute sind noch Reste der ehemaligen Stadtbefestigung erhalten. Die Ruinen der ehemaligen Lehensburg wurden jedoch im Lauf der Zeit abgetragen oder überbaut.
Mundelsheim verfügt über zwei evangelische Kirchen. Die Kirche zum heiligen Kilian im Friedhof und die Kirche zum heiligen Nikolaus in der Ortsmitte. 1663 wurde auch noch eine Schlosskapelle zum heiligen Petrus genannt, die jedoch nicht mehr existiert.
Die Kilianskirche, ursprünglich wohl zum abgegangenen Ort Seelhofen gehörig, war lange Zeit die Pfarrkirche für Mundelsheim und das abgegangene Tiefenbach. Das Patronatsrecht hatte das Stift Oberstenfeld inne, das bis 1806 die Pfarrer einsetzte. Danach lag dieses Recht bei den Herzögen von Württemberg.
1247 wurde die Kirche erstmals urkundlich erwähnt, möglicherweise datiert der Vorgängerbau der heutigen Kirche aber schon ins 9. Jahrhundert. Diese erste Kirche wurde 1440 bei der Eroberung des Ortes durch die Reichsstädte beinahe völlig zerstört und ab ca. 1450 im Stil der Neugotik wieder aufgebaut. Die Stifter des Neubaus sind nicht zweifelsfrei feststellbar, es werden jedoch Bernolt von Urbach und seine Frau Anna von Venningen vermutet. Beide sind in der Kirche begraben. Sie war das Erbbegräbnis der Herren von Urbach aber auch andere Persönlichkeiten, beispielsweise der Amtmann Johann Wolff, wurden dort bestattet. Insgesamt finden sich zahlreiche Grabdenkmale aus der Zeit des 15. bis 17. Jahrhunderts.
Ca. 1460-1480 wurde das Gebäude von einem unbekannten Künstler mit Wandmalereien ausgeschmückt, die u.a. das Leben des Apostels Kilian darstellen. Nach der Reformation wurden die Malereien übertüncht, wohl um die Heiligenverehrung zu unterbinden. Kurze Zeit später, ca. 1602 verlor die Kilianskirche ihre Bedeutung als Ortskirche und wurde seither nur noch als Friedhofskirche genutzt.
In der Folgezeit verfiel die Kirche langsam. 1693 stahlen französische Soldaten die beiden Kirchenglocken, die erst viel später ersetzt werden konnten. Vom 17. bis ins 19. Jahrhundert wurden zahlreiche Renovierungsarbeiten durchgeführt. Dennoch war die Kirche Ende des 18. Jahrhunderts wegen Baufälligkeit nicht mehr betretbar. 1865 sollte das Gebäude schließlich abgerissen werden, was von den Bürgern jedoch verhindert werden konnte. 1892-1895 erfolgte eine umfassende Renovierung, bei der ein Teil der übertünchten Fresken freigelegt und restauriert wurde.
Zwischen 1946 und 1984 nutzte die neu gegründete katholische Gemeinde die Friedhofskirche. Auch in dieser Zeit wurde sie mehrmals renoviert, unter anderem in den 1970er Jahren. Dabei wurden die restlichen Wandmalereien freigelegt und ebenfalls restauriert. Die letzte Sanierung fand 2014-2016 statt.
Die zweite Kirche, die Nikolauskirche, war ursprünglich nur eine Kapelle, die 1376 als "Nikolauspfründe" erstmals auftaucht. Vermutlich wurde sie im 13. oder 14. Jahrhundert erbaut.
Ursprünglich am Ortsrand gelegen, war die Kapelle Teil der Ortsbefestigung. Mit dem Wachstum des Dorfes rückte sie jedoch immer weiter in die Ortsmitte und wurde 1602 schließlich zur Pfarrkirche ausgebaut.
Ebenso wie die Glocken der Kilianskirche wurden auch die der Nikolauskirche 1693 gestohlen und erst später ersetzt.
Auch diese Kirche verfügt über einige Wandmalereien und wurde im Lauf der Zeit (zuletzt 2007) mehrfach renoviert. 1836 wurde der ursprüngliche Turm abgetragen und im klassizistischen Stil wieder aufgebaut.
Eine Besonderheit im Innenraum stellt die 1781/1784 erbaute Weimer-Orgel dar.
Zwischen 1560 und 1806 gab es in Mundelsheim neben dem Pfarrer auch einen Diakon. Vor dieser Zeit ist kein Diakon nachweisbar. 1806 wurde die Stelle als überflüssig erachtet und abgeschafft. Das Ernennungsrecht hatten die Herzöge von Württemberg inne.
Kirchlich gehörte Mundelsheim bis 1810 zur ehemaligen Diözese Bietigheim, seither fällt es in den Bereich des Dekanats Marbach.
Die Gottesdienste finden normalerweise in der Nikolauskirche statt. Ausnahmen stellen der erste Sonntag im Monat, sowie Beerdigungen und andere Festgottesdienste dar.
===== Bestandsgeschichte =====
Das ursprünglich im Pfarrhaus untergebrachte Archiv der Kirchengemeinde Mundelsheim wurde wegen ungünstiger Lagerbedingungen im Juni 2005 auf einen Kirchengemeinderatsbeschluss hin zur Verwahrung und Verwaltung an das Landeskirchliche Archiv übergeben. Übernommen wurde die archivalische Überlieferung bis 1966, die sich in Amtsbücher, Akten und Rechnungsunterlagen gliedert. Verzeichnet wurde nach den Maßgaben der Verzeichnungsrichtlinien des Landeskirchlichen Archivs. Die Akten waren teilweise bereits nach dem Registraturplan von 1901 vorgeordnet. Die Aufteilung in eine ältere (bis 1900) und eine jüngere Schicht (ab 1901) wurde aufgrund der dünnen Aktenlage vor 1901 in diesem Fall nicht umgesetzt.
Die Kirchenbuchüberlieferung beginnt 1603 und die älteren Kirchenbücher bis 1876 sind größtenteils mikroverfilmt und als Digitalisate bei Archion eingestellt. Mit einem Schreiben von 1778 setzt die Aktenüberlieferung ein, die sich im Lauf des 19. Jahrhunderts verdichtet. Der Schwerpunkt liegt jedoch klar im 20. Jahrhundert.
Der Bestand weist einige Besonderheiten auf. So z.B. die zwei Konzeptbücher der Hebammen Ott, Link und Krämer von 1850-1872 oder die 1964 in der Altarmauer gefundenen Aufzeichnungen früherer Renovierungsarbeiten. Ebenfalls besonders sind ein Fotoalbum mit Bildern aus den Glarner Alpen, das vermutlich der Pfarrersfrau Margot Bollacher gehörte, und die Urkunde zur Verleihung der Ehrenbürgerschaft an den Pfarrer Hermann August Vischer von 1888.
Bei der Erschließung erfolgte eine Kassation von Dubletten, Generalerlassen und Rechnungsbelegen. Die Ordnung der Akten erfolgte nach dem Registraturplan von 1901. Zwei Bilder und ein Fotoalbum wurden dem Bestand entnommen und dem Fotoarchiv übergeben.
Insgesamt hat der Bestand eine Laufzeit von 1603-1997. Er umfasst nach der Ordnung und Verpackung 280 Nummern und hat einen Umfang von ca. 6,5 lfd. m.
Die Originalkirchenbücher sind aus Gründen der Bestandserhaltung für die Benutzung gesperrt. Stattdessen können die verfilmten Kirchenbücher KB 1154 bis KB 1156 im Lesesaal des Landeskirchlichen Archivs eingesehen oder ausgeliehen oder bei Archion nach den entsprechenden Benutzungsbestimmungen digital genutzt werden.
Weitere Archivalien zur Mundelsheimer Ortskirchengeschichte befinden sich in den Ortsakten des Oberkirchenrats (A 29 Nr. 2970-2973; A 129 Nr. 2322) und des Dekanatamtes Marbach (DA Marbach Nr. 702-722) im Landeskirchlichen Archiv Stuttgart.
Die Erschließung des Bestandes erfolgte im Rahmen der Abschlussarbeit für die Ausbildung zum gehobenen Archivdienst im Juli und August 2018 durch Frau Sandra Rosenbruch.

Einleitung: Der an einer Schleife des Neckars gelegene Ort Mundelsheim taucht erstmals 1245 in einer Urkunde unter dem Namen "Mondelsheim" auf. Das von Papst Innozenz IV. ausgestellte Dokument bestätigt der Kirche in Backnang ihre Rechte und Güter, u.a. in Mundelsheim. Besiedelt war das Gebiet allerdings schon viel früher, wie der Fund altsteinzeitlicher Geräte und die Ruinen römischer Gutshäuser auf der Gemarkung zeigen.
Vermutlich bereits im 12. Jahrhundert war der Ort im Besitz der Markgrafen von Baden. Spätestens 1344 gaben sie Burg und Dorf Mundelsheim den Herren von Urbach zu Lehen.
Im 15. Jahrhundert versuchten die von Urbach Mundelsheim mit zentralörtlichen Funktionen auszustatten. 1422 schließlich verlieh der römisch-deutsche König Sigismund dem Dorf Stadt- und Marktrechte und erteilte den Brüdern Bernolt und Eberhard von Urbach die Erlaubnis es mit Mauern, Gräben, Türmen und Toren zu befestigen und die höhere und niedere Gerichtsbarkeit auszuüben. Diese Stadterhebung findet jedoch in keiner Urkunde der Markgrafen von Baden Erwähnung und wurde von ihnen wohl auch nicht anerkannt. Eine gewisse Sonderstellung hatte Mundelsheim trotzdem inne.
Ob die Stadtbefestigung jemals fertig gestellt werden konnte ist nicht sicher. Der Bau war kostspielig und die Herren von Urbach mussten Sondersteuern erheben, um die Finanzierung wenigstens teilweise gewährleisten zu können. Nachweise davon sind im Gemeindearchiv erhalten. Sicher ist jedoch, dass die Mauer, ob fertig oder nicht, den Ort 1440 nicht vor der Zerstörung bewahren konnte.
Hans von Urbach, genannt "Städtefeind", hatte sich mit einigen anderen Rittern zu einem Raubritterheer zusammengeschlossen. Gemeinsam griffen sie die Freie Reichsstadt Weinsberg an und eroberten sie, womit sie die übrigen Reichsstädte gegen sich aufbrachten. Als Gegenstand der Rache wurde die neue Stadtgründung Mundelsheim ausgewählt. Im Herbst 1440 versammelte sich das Heer der Reichsstädte vor den Toren der Stadt und zerstörte sie fast vollständig.
Der Wiederaufbau des Dorfes kam nur langsam voran. Die hohen Kosten zwangen außerdem die Herren von Urbach ihre Anteile an Mundelsheim zu verpfänden. Erst 1448 konnten sie den Ort wieder auslösen, mussten aber auch in der Folgezeit wegen andauernder Geldnöte Teile ihres Lehens verpfänden oder verkaufen. 1508 endete ihre Herrschaft über Mundelsheim endgültig.
Statt ihnen hielt nun Philipp von Ahelfingen, ein Verwandter der Herren von Urbach, das Lehen, der jedoch bereits 1513 ohne leibliche Erben starb. In der Folge kam es zu Erbstreitigkeiten zwischen Philipps Schwestern und dem Markgrafen von Baden, der das Lehen als heimgefallen betrachtete. Die Stände des Schwäbischen Bundes wurden schließlich befragt und entschieden 1521 zu Gunsten des Markgrafen.
Mundelsheim wurde nicht wieder als Lehen vergeben, sondern zu einem selbständigen Amt umgewandelt und von einem Amtmann verwaltet. Der bekannteste und zugleich letzte unter ihnen ist Johann Wolff, langjähriger Diplomat in Diensten der Herzöge von Pfalz-Zweibrücken und der Markgrafen von Baden. 1574 wurde er Amtmann für Mundelsheim, sein Einsatz für die Anliegen der Bürger gegenüber den Obrigkeiten brachte ihm großes Ansehen in der Bevölkerung. Er wurde mit umfangreichen Freiheiten belohnt und verfügte zum Ende seines Lebens über ein stattliches Vermögen. 1594 legte er sein Amt nach zwanzig Jahren nieder.
Ein Jahr später verkaufte Markgraf Ernst Friedrich von Baden wegen finanzieller Probleme Mundelsheim und einige weitere Orte an Herzog Friedrich von Württemberg. Es blieb weiterhin ein selbständiges Amt bis 1806 und wurde dann erst dem Oberamt Beilstein, einige Jahre später schließlich dem Oberamt Marbach angegliedert. Seit 1938 gehört Mundelsheim zum Landkreis Ludwigsburg.
1944 entging der Ort nur knapp einer erneuten Zerstörung, diesmal durch Luftangriffe der Alliierten. Das eigentliche Ziel war der Bahnhof in Kornwestheim, doch die Bomben schlugen auf den Äckern um das Dorf ein und hinterließen gewaltige Krater.
Heute sind noch Reste der ehemaligen Stadtbefestigung erhalten. Die Ruinen der ehemaligen Lehensburg wurden jedoch im Lauf der Zeit abgetragen oder überbaut.
Mundelsheim verfügt über zwei evangelische Kirchen. Die Kirche zum heiligen Kilian im Friedhof und die Kirche zum heiligen Nikolaus in der Ortsmitte. 1663 wurde auch noch eine Schlosskapelle zum heiligen Petrus genannt, die jedoch nicht mehr existiert.
Die Kilianskirche, ursprünglich wohl zum abgegangenen Ort Seelhofen gehörig, war lange Zeit die Pfarrkirche für Mundelsheim und das abgegangene Tiefenbach. Das Patronatsrecht hatte das Stift Oberstenfeld inne, das bis 1806 die Pfarrer einsetzte. Danach lag dieses Recht bei den Herzögen von Württemberg.
1247 wurde die Kirche erstmals urkundlich erwähnt, möglicherweise datiert der Vorgängerbau der heutigen Kirche aber schon ins 9. Jahrhundert. Diese erste Kirche wurde 1440 bei der Eroberung des Ortes durch die Reichsstädte beinahe völlig zerstört und ab ca. 1450 im Stil der Neugotik wieder aufgebaut. Die Stifter des Neubaus sind nicht zweifelsfrei feststellbar, es werden jedoch Bernolt von Urbach und seine Frau Anna von Venningen vermutet. Beide sind in der Kirche begraben. Sie war das Erbbegräbnis der Herren von Urbach aber auch andere Persönlichkeiten, beispielsweise der Amtmann Johann Wolff, wurden dort bestattet. Insgesamt finden sich zahlreiche Grabdenkmale aus der Zeit des 15. bis 17. Jahrhunderts.
Ca. 1460-1480 wurde das Gebäude von einem unbekannten Künstler mit Wandmalereien ausgeschmückt, die u.a. das Leben des Apostels Kilian darstellen. Nach der Reformation wurden die Malereien übertüncht, wohl um die Heiligenverehrung zu unterbinden. Kurze Zeit später, ca. 1602 verlor die Kilianskirche ihre Bedeutung als Ortskirche und wurde seither nur noch als Friedhofskirche genutzt.
In der Folgezeit verfiel die Kirche langsam. 1693 stahlen französische Soldaten die beiden Kirchenglocken, die erst viel später ersetzt werden konnten. Vom 17. bis ins 19. Jahrhundert wurden zahlreiche Renovierungsarbeiten durchgeführt. Dennoch war die Kirche Ende des 18. Jahrhunderts wegen Baufälligkeit nicht mehr betretbar. 1865 sollte das Gebäude schließlich abgerissen werden, was von den Bürgern jedoch verhindert werden konnte. 1892-1895 erfolgte eine umfassende Renovierung, bei der ein Teil der übertünchten Fresken freigelegt und restauriert wurde.
Zwischen 1946 und 1984 nutzte die neu gegründete katholische Gemeinde die Friedhofskirche. Auch in dieser Zeit wurde sie mehrmals renoviert, unter anderem in den 1970er Jahren. Dabei wurden die restlichen Wandmalereien freigelegt und ebenfalls restauriert. Die letzte Sanierung fand 2014-2016 statt.
Die zweite Kirche, die Nikolauskirche, war ursprünglich nur eine Kapelle, die 1376 als "Nikolauspfründe" erstmals auftaucht. Vermutlich wurde sie im 13. oder 14. Jahrhundert erbaut.
Ursprünglich am Ortsrand gelegen, war die Kapelle Teil der Ortsbefestigung. Mit dem Wachstum des Dorfes rückte sie jedoch immer weiter in die Ortsmitte und wurde 1602 schließlich zur Pfarrkirche ausgebaut.
Ebenso wie die Glocken der Kilianskirche wurden auch die der Nikolauskirche 1693 gestohlen und erst später ersetzt.
Auch diese Kirche verfügt über einige Wandmalereien und wurde im Lauf der Zeit (zuletzt 2007) mehrfach renoviert. 1836 wurde der ursprüngliche Turm abgetragen und im klassizistischen Stil wieder aufgebaut.
Eine Besonderheit im Innenraum stellt die 1781/1784 erbaute Weimer-Orgel dar.
Zwischen 1560 und 1806 gab es in Mundelsheim neben dem Pfarrer auch einen Diakon. Vor dieser Zeit ist kein Diakon nachweisbar. 1806 wurde die Stelle als überflüssig erachtet und abgeschafft. Das Ernennungsrecht hatten die Herzöge von Württemberg inne.
Kirchlich gehörte Mundelsheim bis 1810 zur ehemaligen Diözese Bietigheim, seither fällt es in den Bereich des Dekanats Marbach.
Die Gottesdienste finden normalerweise in der Nikolauskirche statt. Ausnahmen stellen der erste Sonntag im Monat, sowie Beerdigungen und andere Festgottesdienste dar.
Das ursprünglich im Pfarrhaus untergebrachte Archiv der Kirchengemeinde Mundelsheim wurde wegen ungünstiger Lagerbedingungen im Juni 2005 auf einen Kirchengemeinderatsbeschluss hin zur Verwahrung und Verwaltung an das Landeskirchliche Archiv übergeben. Übernommen wurde die archivalische Überlieferung bis 1966, die sich in Amtsbücher, Akten und Rechnungsunterlagen gliedert. Verzeichnet wurde nach den Maßgaben der Verzeichnungsrichtlinien des Landeskirchlichen Archivs. Die Akten waren teilweise bereits nach dem Registraturplan von 1901 vorgeordnet. Die Aufteilung in eine ältere (bis 1900) und eine jüngere Schicht (ab 1901) wurde aufgrund der dünnen Aktenlage vor 1901 in diesem Fall nicht umgesetzt.
Die Kirchenbuchüberlieferung beginnt 1603 und die älteren Kirchenbücher bis 1876 sind größtenteils mikroverfilmt und als Digitalisate bei Archion eingestellt. Mit einem Schreiben von 1778 setzt die Aktenüberlieferung ein, die sich im Lauf des 19. Jahrhunderts verdichtet. Der Schwerpunkt liegt jedoch klar im 20. Jahrhundert.
Der Bestand weist einige Besonderheiten auf. So z.B. die zwei Konzeptbücher der Hebammen Ott, Link und Krämer von 1850-1872 oder die 1964 in der Altarmauer gefundenen Aufzeichnungen früherer Renovierungsarbeiten. Ebenfalls besonders sind ein Fotoalbum mit Bildern aus den Glarner Alpen, das vermutlich der Pfarrersfrau Margot Bollacher gehörte, und die Urkunde zur Verleihung der Ehrenbürgerschaft an den Pfarrer Hermann August Vischer von 1888.
Bei der Erschließung erfolgte eine Kassation von Dubletten, Generalerlassen und Rechnungsbelegen. Die Ordnung der Akten erfolgte nach dem Registraturplan von 1901. Zwei Bilder und ein Fotoalbum wurden dem Bestand entnommen und dem Fotoarchiv übergeben.
Insgesamt hat der Bestand eine Laufzeit von 1603-1997. Er umfasst nach der Ordnung und Verpackung 280 Nummern und hat einen Umfang von ca. 6,5 lfd. m.
Die Originalkirchenbücher sind aus Gründen der Bestandserhaltung für die Benutzung gesperrt. Stattdessen können die verfilmten Kirchenbücher KB 1154 bis KB 1156 im Lesesaal des Landeskirchlichen Archivs eingesehen oder ausgeliehen oder bei Archion nach den entsprechenden Benutzungsbestimmungen digital genutzt werden.
Weitere Archivalien zur Mundelsheimer Ortskirchengeschichte befinden sich in den Ortsakten des Oberkirchenrats (A 29 Nr. 2970-2973; A 129 Nr. 2322) und des Dekanatamtes Marbach (DA Marbach Nr. 702-722) im Landeskirchlichen Archiv Stuttgart.
Die Erschließung des Bestandes erfolgte im Rahmen der Abschlussarbeit für die Ausbildung zum gehobenen Archivdienst im Juli und August 2018 durch Frau Sandra Rosenbruch.

Bestandssignatur
G 408
Umfang
6,5 lfd. m

Kontext
Landeskirchliches Archiv Stuttgart (Archivtektonik) >> G - Pfarrarchive >> Orte mit M
Verwandte Bestände und Literatur
Mundelsheim, in: Beschreibung des Oberamts Marbach. Stuttgart 1866, S.236-242.

Mundelsheim, in: Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band 3: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverband Mittlerer Neckar. Stuttgart 1978, S. 386 f.

Mundelsheim, in: Das evangelische Württemberg. Ges. u. bearb. von Christian Sigel. 1. Hauptteil: seine Kirchenstellen und Geistlichen von der Reformation an bis auf die Gegenwart; ein Nachschlagewerk. Band 11. Von der 4. Abteilung Ziffer 685-755, Luizhausen bis Münster am Neckar, mit Nachträgen.

Romig, Hermann: St. Kilian in Mundelsheim. Marbach, 1895.

Romig, Hermann; Wolff, Otto Ludwig: Geschichtliches aus Mundelsheim. Beiträge zur Geschichte der Kilianskirche und zur Biographie des Amtmannes Johann Wolff. Marbach, 1927.

Hopf, Hans: Mundelsheim. Weinort am Neckar; Geschichte, Landschaft, Menschen. Mundelsheim, 1995.

Bollacher, Wolfgang: Nestinspektion. Mundelsheimer Jahre 1943-1951. Backnang, 1984.

Indexbegriff Ort
Mundelsheim
Mundelsheim, Landkreis Ludwigsburg

Provenienz
Evangelisches Pfarramt Mundelsheim
Bestandslaufzeit
1603-1997

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Letzte Aktualisierung
27.03.2025, 11:46 MEZ

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Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
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Objekttyp

  • Bestand

Beteiligte

  • Evangelisches Pfarramt Mundelsheim

Entstanden

  • 1603-1997

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