Bestand

B Rep. 155 Berliner Gaswerke (GASAG) (Bestand)

Vorwort: B Rep. 155 - Berliner Gaswerke (GASAG)

1. Betriebsgeschichte
Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges bestanden die seit 1847 tätigen und seit 1923 als "Berliner Städtische Gaswerke AG (Gasag}" firmierenden Berliner Gaswerke als einheitliches Unternehmen zunächst fort. Der administrativen Spaltung der Stadt im Jahre 1948 folgte jedoch ein Jahr später die organisatorische und rechtliche Trennung des Gasversorgungsbetriebes. Mit Gründung am 26. März 1949 durch den Senat von Berlin nahmen die "Berliner Gaswerke (Gasag) " ihre Arbeit in und für West-Berlin auf.[1]

Das Unternehmen - seit 1964 "Berliner Gaswerke (GASAG) " geschrieben - wurde dabei wie die Vorkriegseinrichtung als städtischer Eigenbetrieb geführt. Nach den Bestimmungen des Eigenbetriebsgesetzes[2] war es somit bis zu seiner Privatisierung im Jahre 1992 eine nicht rechtsfähige Gesellschaft, die aus dem Haushalt des Landes Berlin als Sondervermögen ausgegliedert war. Ebenso war es aus der allgemeinen Verwaltung herausgelöst und wirtschaftete selbstständig und eigenverantwortlich unter einer eigenen, zunächst zwei-, seit 1974 dreiköpfigen Direktion. Beaufsichtigt wurde der Gasversorger wie alle Eigenbetriebe von der für die Betriebe zuständigen Senatsverwaltung, zumeist der Senatsverwaltung für Verkehr und Betriebe. Dessen Senator stand zugleich dem o­ bersten Aufsichtsgremium, dem mehrmals jährlich tagenden Beirat, seit 1959 Verwaltungsrat genannt, vor.

Innerbetrieblich war die West-Berliner Gasag in den ersten Jahrzehnten in einen technischen und einen kaufmännischen Bereich untergliedert, die von jeweils einem Direktor geleitet wurden. Beide zusammen bildeten in den Anfangsjahren des Unternehmens die damals noch Werkleitung genannte Direktion. Im Gründungsjahr 1949 umfasste der technische Bereich die Abteilungen: Gaswerke (Charlottenburg, Mariendorf, Neukölln, Tegel), Rohrnetz und öffentliche Beleuchtung, Installation, Maschinenbau mit Fuhrpark, Hoch- und Tiefbau, später zusammengefasst in der Abteilung Bau, sowie Chemotechnik, Betriebswirtschaft und Sicherheitswesen. Der kaufmännische Bereich bestand aus den Abteilungen Finanzverwaltung, Einziehung, Gasverkauf, Zentraleinkauf, Kohle- und Kohlenwertstoffe sowie Organisation/Revision[3]

Diese Struktur erfuhr bis in die 1970er Jahre nur geringfügige Änderungen[4] So wurden etwa die Gaswerke Tegel und Neukölln stillgelegt oder mit zunehmender Bedeutung der EDV die Abteilung Rechenzentrum eingerichtet. In den darauf folgenden Jahren wurde die Betriebsorganisation mit der Ausgliederung der personellen und sozialen Angelegenheiten um einen eigenständigen dritten Bereich erweitert. So gab es im Jahre 1982 eine Geschäftsleitung, der die drei, jeweils von einem eigenen Direktor (Geschäftsleiter) geführten Bereiche unterstanden. Dem Personellen und sozialen Bereich waren dabei die Abteilungen Personal und Soziales (Pers}, Berufliche Bildung (BB), Zentrale Dienste (ZD) und die unter der Bezeichnung Betrieb Schöneberg (B Schö) fungierende Werkstatt zugeordnet. Der technische Bereich wurde gebildet von den Gaswerken Charlottenburg (W Cha) und Mariendorf (W Ma), sowie den fünf Abteilungen Rohrnetz und öffentliche Beleuchtung (RB), Installation (1), Bau, Maschinenbau (Masch) und Technische Chemie und Betriebswirtschaft (TC-B). Der kaufmännische Bereich umfasste schließlich die Abteilungen Gasverwendung (GV), Materialwirtschaft (Ein- und Verkauf), Finanz- und Rechnungswesen (Fi), Rechenzentrum (Rz) und Recht. Darüber hinaus verwaltete die Geschäftsleitung einen gemeinsamen Stabsbereich, dem die Abteilungen Planung (PI), Organisation / Revision (Rev/Org), Brand- und Werkschutz (BWS), Arbeitssicherheit (AS) und Pressestelle (PR) angehörten[5].

Als erste Direktoren, die zusammen die Direktion bzw. Werkleitung bildeten, fungierten 1949 Reinhard Wiemer als kaufmännischer Direktor und Gerhard Jung als technischer Direktor[6]. Ihnen folgten 1950 Herbert Bausch als Direktor des technischen Bereichs und Willy Jödicke als Direktor des kaufmännischen Bereichs. Während Bausch bis 1970 amtierte und so die Aufbauzeit prägte, trat Hans-Werner Krentz 1959 die Nachfolge von Willy Jödicke an. Krentz blieb bis zu seinem Tod im Jahre 1981 im Amt. Er leitete seit 1970 mit Kurt Restin die Direktion, die 1974 um Werner Salomon erweitert wurde. Nach dessen Ausscheiden 1979 trat Jonny Gollnick an seine Stelle. Zwischen 1981 und 1987 bestand die Direktion aus Jonny Gollnick, dem Kaufmann Fritz Stein und Kurt Restin, der 1987 schließlich sein Amt dem Ingenieur Jan-Derk Aengeneyndt überließ.

Die einem Bruch gleichkommende Spaltung des Gasversorgers 1949 hatte für die West­ Berliner Gasag in ihren Anfangsjahren erhebliche Anstrengungen zur Folge. Zwar verfügte sie mit den in ihrem Versorgungsgebiet gelegenen Gaswerken Mariendorf, Tegel, Neukölln und Charlottenburg über die ertragreicheren Produktionsstätten. In Ost-Berlin war jedoch die einstige Hauptverwaltung mit sämtlichen Unterlagen und Plänen verblieben[7]. Folglich mussten zunächst Pläne und Arbeitsunter lagen neu erstellt werden. Außerdem betreute die West-Berliner Gasag zwar das umfangreichere Rohrnetz. Es wurde jedoch bald von den im Ostteil der Stadt und in der DDR gelegenen Leitungssystemen abgetrennt[8]. Auf diese Weise wurde dem jungen Unternehmen ein Anschluss an bestehende Verbundnetze - der aus sicherheitspolitischen Gründen aber auch nicht erwünscht war - verwehrt.

Die Insellage West-Berlins zwang die Gasag dazu, die Eigenerzeugung von Gas zu forcieren. Dazu war in den Anfangsjahren die Beschaffung großer Mengen von Steinkohle erforderlich, denn die Gasproduktion erfolgte wie in den Jahrzehnten zuvor zunächst allein durch deren Entgasung. Dabei fiel ein hauptsächlich wasserstoffhaltiges Gas an, das zur Unterscheidung des methanhaltigeren Erdgases ,Stadtgas' genannt wurde. Seit Mitte der 1950er Jahre wurden auch Mineralölprodukte zur Gasgewinnung eingesetzt. Als Nebenprodukte entstanden bei der Gaserzeugung vor allem Koks, Steinkohlenteer, Benzolvorprodukte, das als Kunstdünger verwandte Ammoniumsulfat und Schwefelsäure. Sie wurden vorrangig von der Industrie aufgekauft.

Nach Beendigung der Berlin-Blockade im Mai 1949 konnten bereits im ersten Betriebsjahr 1950 Maßnahmen zur Produktionssteigerung eingeleitet werden[9]. Galten diese technischen Verbesserungen noch allen vier Gaswerken, so verlegte sich das Unternehmen seit 1952 darauf, vorrangig das Gaswerk Mariendorf in vier Ausbaustufen zu modernisieren[10]. Hierzu wurden mit Hilfe von Mitteln des European Recovery Programs (ERP / Marshallplan) veraltete Produktionsstätten des Gaswerks durch leistungsfähigere Anlagen ersetzt[11]. Die auf diese Weise erreichte Erhöhung der Gasproduktion erlaubte es der Gasag, das stark kriegsbeschädigte und veraltete Gaswerk Tegel im Jahre 1953 außer Betrieb zu nehmen und dessen ·Gelände bis 1967 vollständig zu beräumen[12].

Konnten durch den Ausbau des Gaswerks Mariendorf bereits die kriegs- und blockadebedingten Versorgungsengpässe weitgehend überwunden werden, so setzte die GASAG mit Beginn der 1960er Jahre ihre Modernisierungsmaßnahmen im Gaswerk Charlottenburg fort. Hierbei stand die Schaffung von Speicherraum für Gas im Vordergrund[13]. Er sollte unter anderem die Gasversorgung West-Berlins in den abnahmestarken Wintermonaten sicherstellen. Gleichzeitig wurde 1965 in Charlottenburg auch die erste Leichtbenzinspaltanlage zur Gaserzeugung in Betrieb genommen, der bald weitere folgten[14]. Folglich ging der Anteil des aus Kohle gewonnenen Gases in West-Berlin kontinuierlich zurück, bis im April 1980 auch die letzte, in Mariendorf eingesetzte Kohleentgasungsanlage abgeschaltet wurde[15].

Die in Folge der Modernisierungen eingetretene Produktionssteigerung veranlasste die GASAG, im Jahre 1966 auch das Gaswerk Neukölln stillzulegen. Hier gestalteten sich die Abräumarbeiten jedoch schwieriger, weil neben dem Abriss der Gebäude auch verseuchte Bodenschichten abzutragen waren. Deren Beseitigung zog sich bis in die Mitte der 1970er Jahre hin, nachdem nach dem offiziellen Abschluss der Beräumung 1968 und der Übereignung des Geländes an den Bezirk Neukölln eine tiefer reichende Ammoniakverseuchung des Grundwassers festgestellt worden war. Erst nach dem Austausch weiterer Bodenschichten galt die Verschmutzung als beseitigt[16].

Neben der Eigenproduktion von Gas aus Kohle und Mineralölprodukten wurde seit den 1960er Jahren im Unternehmen zusätzlich der Bezug von Erdgas erörtert. Dagegen sprach allerdings die damit zusammenhängende größere Abhängigkeit, die im Krisenfall die Versorgung West-Berlins gefährdet hätte. · Erst mit der außen- und deutschlandpolitischen Entspannung sowie den absehbaren Grenzen für die Eigenerzeugung konnte 1983 ein Vertrag mit der Ruhrgas AG unterzeichnet werden, der West-Berlin in den vierten Erdgas-Lieferungsvertrag mit der sowjetischen Außenhandelsgesellschaft ,V/O Sojuzgasexport' einbezog. In Folge dessen wurde eine Ferngasleitung über die Tschechoslowakei und parallel zur Autobahn Dresden - Berlin eingerichtet. Ferner musste auf Verlangen der westlichen Alliierten für Krisenzeiten ein unterirdischer Erdgasspeicher geschaffen werden, der für das Volumen eines Jahresbedarfs bemessen war[17]. Dieser wurde westlich des Olympiastadions angelegt. So konnte zwei Jahre nach Vertragsabschluss das erste sowjetische Erdgas in das West-Berliner Netz eingespeist werden. Die westliche Stadt­ hälfte folgte damit dem Ostteil der Stadt, der bereits seit 1979 mit Erdgas versorgt wurde.

Der Fall der Mauer und die Vereinigung beider Stadthälften machten auch für die Berliner Gasversorgungsunternehmen einen Zusammenschluss wahrscheinlich. Hierbei sollte der West-Berliner Eigenbetrieb GASAG mit der der Treuhandanstalt unterstehenden privaten Berliner Erdgas AG fusionieren. Sie war 1990 aus dem VEB Energiekombinat Berlin her­ vorgegangen, der wiederum 1979 unter anderem aus dem VEB Gasversorgung - dem 1956 gebildeten Nachfolgebetrieb der in Ost-Berlin ansässigen, Berliner Gaswerke (Gasag) - gebildet worden war. Um die betriebliche Vereinigung voranzutreiben, kaufte das Land Berlin, vertreten durch die GASAG, am 7. November 1991 von der Treuhandanstalt vertraglich 51 % der Gesellschaftsanteile der Berliner Erdgas AG und bekam nach dem Kommunalvermögensgesetz und Einigungsvertrag auch die restlichen 49% Anteile übertragen[18].

Damit bestanden zwar weiterhin zwei Gasversorgungsbetriebe in Berlin mit einem jeweils auf den West- bzw. Ostteil beschränkten Tätigkeitsfeld. Die gleiche personelle Besetzung der Geschäftsleiterposten sorgte jedoch bereits für eine einheitliche Geschäftspolitik. Erst die Umwandlung der GASAG in eine Aktiengesellschaft am 25. Juni 1992 schaffte die Voraussetzung für die Vereinigung der beiden Unternehmen, die im Sommer 1993 unter der Bezeichnung "GASAG Berliner Gaswerke Aktiengesellschaft" schließlich voll­ zogen wurde[19].

2. Bestandsgeschichte
Die Unterlagen der West-Berliner GASAG gelangten als Depositum der GASAG Berliner Gaswerke Aktiengesellschaft Berlin, in den Jahren 2001 (Acc. 5661), 2002 (Acc. 5695} und 2003 (Acc. 5814/03) ins Landesarchiv Berlin. Die erste Abgabe wurde zuletzt im GASAG-Depot Littenstraße verwahrt, wohin sie nach 1994 mit Schriftgut der Gasag vor 1949, des VEB Gasversorgung, des VVB Energieversorgung und der Berliner Erdgas AG zusammengeführt worden war. Sie beinhaltete unter anderem Geschäftsberichte, Organisationspläne sowie Materialien zur Unternehmensgeschichte und zur Umstellung auf Erdgas. Die im Jahre 2002 abgegebenen Unterlagen bilden den Großteil des innerbetrieblich so genannten ,Vorstandsarchivs'. Es versammelte die beim Vorstand angefallenen und ihm zugeleiteten Unterlagen der verschiedenen Abteilungen. Auf Grund seiner Bedeutung wurde das Schriftgut in einem besonders gesicherten Raum im Depot Schöneberg verwahrt. Aus dem ebenfalls in Schöneberg ansässigen Technischen Archiv der GASAG stammten schließlich auch neun AE (Nrn. 549-557), die dementsprechend hauptsächlich technische Belange betreffen. Ergänzend wurden dem Bestand sechs AE (Nm. 540-545) zugeordnet, die Peter Silberkuhl, Richter am Bundesverwaltungsgericht, im Januar 2002 dem Landesarchiv Berlin übergeben hatte (Acc. 5666). Sie betreffen ein von ihm geleitetes Schiedsverfahren zwischen dem Land Berlin, vertreten durch die GA­ SAG und der Treuhandanstalt bzw. ihrer Nachfolgerin, der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS).

Im Rahmen der archivischen Bearbeitung wurden zunächst alle Unterlagen, die zumeist in Stehordnern oder Aktenmappen abgelegt waren, in säurearmes Material umgebettet. Überlieferte Aktentitel und Aktenplannummern, die sich in der Regel auf dem Ordnerrücken oder Mappendeckel befanden, wurden auf den archivischen Aktendeckel übertragen. Sodann erfolgte die Erschließung des gesamten, bisher noch nicht verzeichneten Schriftgutes mit Hilfe des Verzeichnungsprogramms Augias nach Bär'schem Prinzip.

Dazu wurde eine Klassifikation erstellt, die sich eng an die Unternehmensorganisation des Jahres 1982 - der jüngsten der überlieferten Strukturen - anlehnte[20]. Sie wurde lediglich ergänzt um die Klassifikationsbereiche des Verwaltungsrats, der Unternehmensgeschichte, des Erdgases sowie der Firmenbeteiligungen. Die Zuordnung der einzelnen Akten konnte vielfach an Hand der vorhandenen Aktenplannummer und eines älteren, nachweislich oft noch gültigen Aktenplanes[21] erfolgen.

Insgesamt zählen zum Bestand B Rep. 155 GASAG nunmehr 557 AE (ca. 16,60 lfm). Seine Laufzeit umfasst den Zeitraum von 1949 bis 1994. Einzelne Unterlagen, zumeist unternehmensgeschichtliche Papiere, sind indes bereits vor 1949 entstanden. Ebenso reichen einige wenige Akten bis 1999. Der zeitliche Schwerpunkt des Bestandes liegt in den 1950er bis 1980er Jahren.

Der Bestand ist wie folgt zu zitieren: Landesarchiv Berlin, B Rep. 155, Nr. ...

Schwerpunkte des Bestandes:
Wie ein Vergleich der vorliegenden Klassifikation mit der Betriebsorganisation zeigt, sind fast alle betrieblichen Bereiche durch den Bestand zumindest teilweise dokumentiert. Lediglich aus dem Betrieb Schöneberg mit seinen Werkstätten sind keine Unterlagen überliefert.

Besonderer Wert innerhalb des Bestandes dürfte den umfassenden Verlaufsprotokollen zu den Sitzungen des Beirats und vor allem seines Nachfolgers, des Verwaltungsrats, zukommen. Sie liegen für den Zeitraum von 1951 bis 1987 fast vollständig vor. Als oberstes Aufsichtsgremium der GASAG mit dem zuständigen Senator an seiner Spitze war er mehrmals jährlich mit den wesentlichen Entwicklungen des Unternehmens befasst. Einen zusammenfassenden Überblick über den jeweiligen Sachstand vermitteln darin unter anderem die regelmäßigen Lageberichte, die die Direktion erstattete. Sie wer­ den ergänzt durch die Beratungen über Jahresabschlüsse und Wirtschaftspläne, die wiederum zusammen mit den von 1949 bis 1995 reichenden Geschäftsberichten einen großen Teil der kaufmännischen Überlieferung ausmachen. Weitere, im Verwaltungsrat oft behandelte Themen sind die baulich-technischen Maßnahmen zur Steigerung der Gaserzeugung und die Stilllegung von Gaswerken.

Zu einer zentralen und damit ebenfalls die Beratungen des Verwaltungsrates prägenden Aufgabe der GASAG entwickelte sich daneben die Einführung des Erdgases in West­ Berlin. Hier belegen zahlreiche Unterlagen des Bestandes sowohl die Diskussion um die Einführung des Brennstoffes seit den 1960er Jahren als auch die Vorbereitungen zur tatsächlichen Erdgasumstellung zwanzig Jahre später. Von Bedeutung für die Behandlung rechtlicher Probleme in Folge der deutschen Wiedervereinigung dürften hingegen die Unterlagen sein, die anlässlich des Schiedsgerichtsverfahrens zwischen dem Land Berlin, vertreten durch die GASAG, und der Treuhandanstalt, später Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS), angelegt wurden. Hierbei handelte es sich um eine mehrjährige Auseinandersetzung über die Frage, ob das Land einen finanziellen Ausgleich für den Erwerb eines selbstständigen Unternehmens, dessen Vorgänger einst städtisches Eigentum war, zu leisten habe. Hiermit war ein von beiden Parteien vereinbartes Schiedsgericht befasst, das in einem Grundurteil eine reduzierte Zahlungspflicht des Landes Berlin angenommen hat. Mitglieder des Schiedsgerichts waren Klaus Finkelnburg, Präsident des Verfassungsgerichtshofs, Franz Jürgen Säcker, Richter am Kammergericht, sowie als Vorsitzender zunächst Felix Weyreuther, Vorsitzender Richter am Bundesverwaltungsgericht, und nach dessen Tod Peter Silberkuhl, Richter am Bundesverwaltungsgericht.

Aus technik- und unternehmensgeschichtlicher Sicht dürften daneben die überlieferten Unterlagen des Rechenzentrums von Interesse sein. Mit ihrem zeitlichen Schwerpunkt in den 1960er und 1970er Jahren bieten sie einen Einblick in den Aufbau elektronischer Datenverarbeitung (EDV) innerhalb von Wirtschaftsbetrieben, also in die damaligen Anforderungen, die seinerzeit entwickelten Konzepte und die vorhandenen technischen Möglichkeiten.

Als Beispiel für eine Unternehmensbeteiligung der GASAG steht schließlich die Gaskoksverkaufsgesellschaft Blank & Co. KG, deren Tätigkeit als Verkäufer des bei der Gaserzeugung gewonnenen Kokses sich an den vielfältigen Sitzungsprotokollen des Geschäftsausschusses und der Prüfungsberichte über die Jahresabschlüsse, die der Bestand vereint, ablesen lässt.

Anmerkungen:
1 Vgl. Der Magistrat berichtet, Berlin 1950 [ = Jahresbericht des Magistrats 1949], S.78. Im Folgenden : Jahresbericht Berlin [Berichtszeitraum].
2 Vgl. Gesetz über die Eigenbetriebe des Landes Berlin (Eigenbetriebsgesetz - EigG) v. 11. Dezember 1959,
in: Gesetz- und Verordnungsblatt 1959 des Landes Berlin, Berlin 1959, 15. Jg., Nr.56, S.1229- 1233 (im Folgenden: GVBJ.), sowie die Neufassungen des Eigenbetriebsgesetzes v. 17. März 1967, in: GVBI. 1967, 23. Jg., Nr.22, S.488-492, vom 1. Oktober 1973 in: GVBI. 1973, 29. Jg., Nr.86, S.1742- 1746 und vom
22. Dezember 1988, in: GVBI. 1989, 45. Jg., Nr.4, S.117-122 . Vgl. ebenso Deutsche Gemeindeordnung v.
30. Januar 1935, in: Reichsgesetzblatt 1 , 1935, Nr. 6, S.49-64, insbesondere § § 67-75.
3 Zur Organisation vgl. Landesarchiv Berlin, 8 Rep. 155, Nr.1.
4 Vgl. ebd., Nr.2
5 Vgl. ebd., Nr.4.
6 Zu den Direktoren vgl. ebd." Nr.119.
7 Vgl. Hilmar Bärthel: Die Geschichte der Gasversorgung in Berlin. Eine Chronik, hrsg. v. d. GASAG Berliner Gaswerke - Aktiengesellschaft, Berlin 1997, S.109. Im Folgenden: Bärthel.
8 Vgl. Jahresbericht Berlin 1962/ 63, S.132.
9 Vgl. Bärthel, S.136.
10 Vgl. Jahresbericht Berlin 1952, S.133.
11 Zum Ausbau des Gaswerks Mariendorf vgl. Bärthel, S.137-138. Zur Finanzierung durch ERP-Mittel vgl. Jahresbericht Berlin 1950, S.133.
12 Zur Stilllegung des Gaswerks Tegel vgl. Jahresbericht Berlin 1953, S.146, und Bärthel, S.139.
13 Vgl. Jahresbericht Berlin 1961/62, S.132.
14 Vgl. Jahresbericht Berlin 1965/66, S.186.
15 Vgl. Bärthel, S.142.
16 Vgl. ebd., S.143.
17 Vgl. Berlin Handbuch. Das Lexikon der Hauptstadt, hg. v. Presse- und Informationsamt des Landes Berlin, Berlin 1992, S.434.
18 Zum Erwerb der Berliner Erdgas AG durch das Land Berlin vgl. Bärthel, S.161.
19 Zur Vereinigung von GASAG und Berliner Erdgas AG vgl. ebd., S.162-163.
20 Vgl. Landesarchiv Berlin, B Rep. 155, Nm. 4, 5.
21 Ebd., Nr.8.


4. Korrespondierende Bestände
A Rep. 259
B Rep. 010
B Rep. 011
C Rep. 752
C Rep. 752-02
D Rep. 572


5. Literaturauswahl
Bärthel, Hilmar: Die Geschichte der Gasversorgung in Berlin. Eine Chronik, hrsg. v. d.
GASAG Berliner Gaswerke Aktiengesellschaft, Berlin 1997.
Herbert Bausch: Erinnerungen an Berlin. Untergang und Wiederaufbau der Berliner Gas­ werke (GASAG), in: Gaskieker. Zeitschrift für die Mitarbeiter der GASAG, Berlin 1991.
Gaskieker. Zeitschrift für die Mitarbeiter der GASAG, Berlin.

150 Jahre Gas in Berlin, hrsg'. v. der GASAG, Berlin o.J. [1976].
Huter, Otto u. Landerer, Christoph: Die Berliner Eigenbetriebe als Instrumente kommunaler Politik, Berlin 1984.



Berlin, im Oktober 2002 J Januar 2003 Michael Klein

Reference number of holding
B Rep. 155

Context
Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> B Bestände (West-) Berliner Behörden bis 1990 >> B 6 Unternehmen der Wirtschaft >> B 6.1 Berliner Eigenbetriebe und Unternehmen mit Landesbeteiligung

Date of creation of holding
1950er - 1980er

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22.08.2025, 11:21 AM CEST

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  • Bestand

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  • 1950er - 1980er

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