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Spanische Bauern

Ein Abend auf einer spanischen Hochebene. Vier Bauern sitzen um einen Tisch, die Gesichter sonnengegerbt, die Kleidung verschmutzt, man verzehrt ein einfaches Mahl. Bildfüllend breitet sich die Szene aus, das Licht des Himmels über dem hohen Horizont umfängt die derbe Gruppe mit violettem Schein. Erinnerungen an Diego Velázquez’ berühmten „Triumph des Bacchus“ (1628/1629; Prado, Madrid) werden wach; allein der Weingott hat seinen Platz verlassen – und doch längst von den vieren Besitz ergriffen. Der große Weinkrug, ein zweiter schon zerbrochen, erzählt davon, die Flecken auf dem Tischtuch ebenso. Zuloaga, in eine bedeutende baskische Künstlerfamilie geboren, war nach Jahren in Paris, wo er mit Künstlern wie Paul Gauguin und Edgar Degas verkehrte, nach Spanien zurückgekehrt, um seinen eigenen, spezifisch spanischen Stil herauszubilden. Hierfür sollten nicht nur Velázquez und Francisco de Goya die großen Vorbilder abgeben, sondern vor allem die Gemälde eines weitgehend vergessenen Malers, der seine epochale Wiederentdeckung maßgeblich dem unablässig werbenden Bewunderer und Sammler Zuloaga verdankte: El Greco. Mehr als ein Dutzend Gemälde des „Griechen“ hatte der kosmopolitische Baske zusammengetragen, darunter die inzwischen berühmte „Öffnung des fünften Siegels“ (um 1608/1614; heute The Metropolitan Museum of Art, New York). Zuloaga, der international, auch in Deutschland, ausstellte und mit Rainer Maria Rilke befreundet war, reüssierte nicht nur mit Landschaften und Genreszenen, sondern insbesondere als Porträtist. Die deutsche Kunstkritik indessen beurteilte ihn zwiespältig. Während Hermann Bahr den Maler 1910 als „Haupttreffer“ der Biennale von Venedig bezeichnete, auf der er „aus dem allgemeinen europäischen Kitsch mit […] Macht“ hervorbreche (Hermann Bahr, Essays, Weimar 2011, S. 86), schimpfte Karl Scheffler 1919 über den „Halbkitsch von Zuloaga“, mit welchem Direktor Ludwig Justi nach dem Einzug der Neuen Abteilung in das Kronprinzen-Palais seine selbst verschuldeten Lücken im Stammhaus der Nationalgalerie fülle (Karl Scheffler, [Berlin], in: Kunst und Künstler, 18. Jg. [1920], S. 89). | Philipp Demandt

Vorderseite | Fotograf*in: Jörg P. Anders

Public Domain Mark 1.0

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Material/Technik
Öl auf Leinwand
Maße
Rahmenmaß: 154 x 214 x 10 cm
Höhe x Breite: 123 x 182 cm
Standort
Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
Inventarnummer
A I 978

Ereignis
Erwerb
(Beschreibung)
1906 Geschenk des Kommerzienrats F. Kopetzky
Ereignis
Herstellung
(wer)
(wann)
1905

Letzte Aktualisierung
08.08.2023, 11:02 MESZ

Objekttyp


  • Bild

Beteiligte


Entstanden


  • 1905

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