Bestand

Strauven, Karl Leopold (Bestand)

Form und Inhalt: I. Einleitung
1. Die Familie Strauven
Der Nachlaß Strauven besteht sowohl aus Schriftstücken von der Hand von Karl Leopold Strauven, als auch aus Familienpapieren seines Vaters Karl Josef Strauven sowie von seinem Sohn Karl Friedrich Strauven verfaßten Notizen. Dazu kommen zahlreiche gesammelte Originale, die wahrscheinlich auf Karl Leopold zurückgehen.
Der Vater Karl Josef Strauven wurde 1780 in Goch auf der Abtei Neukloster geboren. Um 1800 hat er wohl an der Düsseldorfer Rechtsakademie ein Studium der Rechte absolviert und war dann zunächst als Kalkulator, darauf bis zu seinem Tode als Regierungssekretär tätig. 1807 heiratete er die 1783 geborene Maria Theresia Custodis, mit der er bis zu ihrem Tod am 17. Juli 1823 drei Kinder, Karl Leopold, Adolf und Katharina hatte. Am 15. Dezember 1841 starb Karl Josef Strauven in Düsseldorf an den Folgen eines Schlaganfalls. Ein Calculator Carl Strauven wird in einer Liste des Personaletats der Beamten des Generalgouvernements Berg von 1815 erwähnt (Düsseldorfer Jahrbuch Jg. 7 (1893), S.237). Die Heiratsanzeige von Carl und Therese Strauven erschien in den Bergisch wöchentlichen Nachrichten im Juli 1807.
Karl Leopold Strauven, auf den der größte Teil des Nachlasses zurückgeht, wurde am 7. November 1814 in Düsseldorf geboren. Nach Vollendung der Gymnasialzeit in Münster und dem Studium der Rechte in Bonn (bis 1839) war er zunächst in Wermelskirchen und Mettmann tätig, bevor er sich endgültig 1860 als Notar in Düsseldorf (zunächst Bilkerstr. 34, dann Königsallee 32) niederließ. 1840 heiratete er Isabella Pauli (* 4. 3. 1819), mit der er 7 Kinder hatte. Unterlagen seiner beruflichen Tätigkeit für die Zeit von 1859 - 1863 befinden sich im Bestand "Notare" im NW Hauptstaatsarchiv Düsseldorf.
Neben seiner beruflichen Tätigkeit widmete er sich der Geschichte der Stadt Düsseldorf und des bergischen Landes. 1856 wurde er Mitglied im Historischen Verein für den Niederrhein, für den er einige Aufsätze verfaßte und Vorträge hielt. Seit 1882 wurden Karl Leopold und dessen Bruder Adolf Strauven als Mitglieder des Düsseldorfer Geschichtsvereins geführt.
1884 wurde Karl Leopold stellvertretender Vorsitzender des Geschichtsvereins, wurde aber noch im selben Jahr von Dr. Paul Tönnies abgelöst. Tätig war er auch im Bergischen Geschichtsverein, wie aus einem Nekrolog in der Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins, Bd.22 (1886), hervorgeht.
Karl Leopold Strauven muß einen gewissen Ruf als Kenner der bergischen und Düsseldorfer Geschichte erlangt haben, was durch zahlreiche Anfragen an ihn belegt wird. Besonders engagiert war er beim Ausbau des historischen Museums zu Düsseldorf; stets war er bemüht neue Ausstellungsstücke zu besorgen, woraus unter anderem ein intensiver Briefwechsel mit dem Prinzen Georg von Preußen entstand.
Nach längerer Krankheit starb Karl Leopold Strauven am 25.9. 1886 mit 71 Jahren. Erst kurz zuvor hatte er seine berufliche Tätigkeit aufgegeben.
Sein Sohn Karl Friedrich Strauven wurde am 16.1. 1843 als ältestes von sieben Kindern in Neuss geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums widmete er sich dem Studium der Rechte. Er wirkte zunächst als Friedensrichter in Jüchen, dann als Amtsrichter und Amtsgerichtsrat in Neuss und Remscheid. 1866 und 1870/71 wurde er als Offizier einberufen. So erscheint sein Name in der "Rang- und Quartierliste der königlich Preußischen Armee für das Jahr 1870/71" unter dem 2. Battailon (Düsseldorf), Reserve der Infanterie, Füs. Reg. Nr. 39. Auch in den "Beiträgen zu einer Geschichte des Landwehrbezirks Düsseldorf bis zum 1.IV. 1893" von Hptm.d.Reserve Göring, Düsseldorf 1893, wird auf S. 387 Carl Friedrich Strauven aufgeführt, daneben auch sein Bruder Josef und sein Vetter Adolf Strauven.
Wie sein Vater widmete sich Karl Friedrich Strauven dem Studium der Heimatgeschichte. Bereits während seiner Studienzeit in München half er seinem Vater bei historischen Forschungen. 1870 trat er dem Historischen Verein für den Niederrhein bei. Allerdings war er bei weitem nicht so aktiv wie sein Vater.
Karl Friedrich Strauven blieb unverheiratet und lebte bis zu seinem Tode am 7.9. 1910 bei seiner Mutter, die ihm erst drei Jahre später im Alter von fast 94 Jahren folgte.
2. Geschichte und Verzeichnung des Nachlasses.
Zu Beginn der Verzeichnung bestand der Nachlaß Strauven aus sechs Archivkartons mit weitgehend ungeordnetem Inhalt. Als Findmittel diente bis dahin eine Auflistung des Nachlaßes auf einer Seite, die nur sehr grob den Inhalt der einzelnen Kartons wiedergab.
Von den sechs Kartons wies nur Karton 3 einigermaßen homogenes Schriftgut, nämlich durchweg Bergische Verordnungen, auf. In den übrigen Kartons lagen Bündel, Büschel und Einzelblätter völlig unsortiert, zum großen Teil ohne jeglichen inneren Zusammenhang durcheinander. Einige handschriftlichen Texte und Notizen waren lose, andere in Heftumschlägen einsortiert. Die meisten Heftumschläge waren mit einer Überschrift versehen, so daß sie zumindest thematisch eingeordnet werden konnten.
Da die Aufzeichnungen von Strauven sich größtenteils mit demselben Themenkreis befassen und somit viele Notizen aufgrund ihrer Ähnlichkeit nicht einem speziellen Thema zugeordnet werden konnten, wurde die vorhandene Ordnung in den Kartons beizubehalten und alle Schriftstücke innerhalb eines Kartons durchnumeriert. Die Kartons behielten ihre Numerierung von 1-6 bei. Innerhalb eines jeden Karton wurde jeweils von 1 an durchnumeriert. Lose Zettel, Zeitungsausschnitte, Zeichnungen u.ä wurden neu in Mappen gelegt, um einerseits einer weiteren Unordnung vorzubeugen und andererseits die bereits empfindlich gewordenen Papier zu schonen.
Der Nachlaß Strauven befindet sich seit 1913 im Archiv. Am 30.4. 1913 wurden im Zugangsverzeichnis Erwerbungen aus dem Nachlaß Strauven-Custodis verzeichnet, die man vom Antiquariat Röntz erhalten hat. Vermutlich war der Nachlaß nach dem Tode von Isabella Pauli in die Hände von Röntz gelangt. Es ist die Rede von 513 Druckstücken und 136 Handschriften, ein angegebenes besonderes Verzeichnis war nicht mehr aufzufinden.
Am 14.6. 1919 wurde eine Handschrift Strauvens über das Rathaus zu Düsseldorf, ebenfalls von Röntz, erworben und am 30.6. 1927 kam eine Mappe aus dem Nachlaß Strauven von der Landes- und Stadtbibliothek hinzu (siehe VII 1844).
Am 25.8. 1943 wurde der Nachlaß Strauven mit anderen Archivalien nach Schloß Corvey in Höxter an der Weser evakuiert. Die Liste der evakuierten Gegenstände führt unter Nr. 15 das Schützenarchiv und einen Karton Nachlaß Strauven und unter Nr. 16 die Meldebücher und den Nachlaß Strauven auf (siehe VII 1648).
Am 25.11.1958 stellte der damalige Leiter des Stadtarchivs, Prof. Weidenhaupt, ein Verzeichnis der Nachlässe auf, wobei er unter Nachlaß Nr. 15 vermerkte:" Strauven, E.L. Notar + 1886. Drei Kisten mit Manuskripten heimatgeschichtlichen Inhalts und Büchern" (siehe VII 1614). Auch andere Stücke aus dem Nachlaß Strauven sind im Laufe der Zeit an das Stadtarchiv gekommen (z.B. Schöffenbuch). Da der Nachlaß durch die Hand eines Händlers gegangen ist, hat man ihn nicht vollständig zusammengelassen, sondern aufgeteilt, warauf auch die entnommenen Autographen hinweisen, die sich in der "Handschriftensammlung" des Archivs befinden.
Da sich der Nachlaß inzwischen in sechs Kartons befindet, kann man davon ausgehen, daß er mindestens einmal, wenn nicht gar öfter umgelagert wurde und dabei eine möglicherweise vorhandene Ordnung zerstört wurde. An einigen Blättern ist außerdem zu erkennen, daß bereits versucht wurde, den Nachlaß zu verzeichnen. Auch in der Bibliothek des Stadtarchivs befinden sich einige Bücher aus dem Nachlaß. Das Buch: Original Denkwürdigkeiten eines Zeitgenossen am Hofe Johann Wilhelm's III. Herzogs von Jülich, Kleve, Berg, Düsseldorf 1834 (A 61) trägt auf der Titelseite den Stempelaufdruck "C Strauven" ; handschriftliche Notizen Strauvens sind in das Buch eingebunden. Ebenfalls aus dem Nachlaß Strauven müssen die sieben Bände des "Archivs für die Geschichte des Niederrheins", hrsg. v. Theo. Jos. Lacomblet, Düsseldorf 1831 ff. stammen (J 12). Auch hier sind handschriftliche Notitzen eingefügt. Vermutlich befindet sich noch eine größere Anzahl von Büchern aus dem Nachlaß Strauven in der Bibliothek des Archivs, doch da kein Vermerk über die Entnahme der Bücher existiert, wird sich nicht mehr klären lassen, um welche Bücher es sich handelt.
Bestellt wird sinnvollerweise jeweils ein ganzer Karton.
Der Nachlaß Strauven besteht aus sechs Archivkartons mit zusammen 2449 Verzeichnungseinheiten. Er wurde im Rahmen eines studentischen Archivpraktikums vom November 1993 bis Februar 1994 von Olaf Stark, Krefeld, verzeichnet.
April 1994C. v. Looz-Corswarem
Nachtrag: Um den Bestand in die Tektonik des Archivs einzufügen, mussten neue Archivsignaturen vergeben werden. Die alten Signaturen sind jedoch jeweils vermerkt.
Septe
3. Genealogische Übersicht: Karl Leopold Strauven
Carl Strauven Maria Theresie Custodis
* 1780 Goch * 1783
+ 15.12. 1841 Düsseldorf + 17.7. 1823
Kinder
Adolf Strauven Karl Leopold Katharina
* 10.5. 1816 D'dorf* 7.11.1814 D'dorf * 27.6.1808
+ 27.9. 1889+ 25.9. 1886 D'dorf
Karl Leopold verheiratet mit
Isabella Pauli
* 5.3. 1819 Bilk
+ 7.1. 1913 D'dorf
Kinder
Karl FriedrichTheresaIsabella
* 16.1. 1843 Neuss * 28.2. 1845 D'dorf* 12.12. 1850
+ 7.9. 1910+ 2.4. 1907verh. 15.6. 1878
Josef Adolf LeopoldAdolphineMaria Anna
* 28.2. 1847 D'dorf* 19.6. 1855 Mettmann * 7.4. 1859
verh. 27.9.1854+ 22.8. 1881 ?Mettmann
Adolf Adam Rudolf Hubert
* 5.10. 1862 D'dorf
Karl Friedrich Strauven hatte keine Kinder. Er lebte bis zu seinem Tode bei seiner Mutter.
Zusammengestellt nach dem Bürgerbuch der Stadt Düsseldorf 1854 - 1860, der mikroverfilmten Meldekartei Film Nr. 271 und 474 und der Totenzettelsammlung.
4. Arbeiten von Karl Leopold Strauven im Stadtarchiv
1.Über künstlerisches Leben und Wirken in Düsseldorf bis zur Düsseldorfer Maler-Schule unter Direktor Schadow, Düsseldorf 1862 (Signatur F7).
2.Die fürstlichen Mausoleen Düsseldorfs in der St. Lambertuskirche, der Kreuzbrüder- und Hofkirche, Düsseldorf 1879 (C115).
3.Der Kalvarienberg in der Altstadt an der Lambertuskirche hierselbst, Düsseldorf 1883 (C112).
4.Geschichte des Schlosses zu Düsseldorf von seiner Gründung bis zum Brand am 20. März 1872, Düsseldorf 1872 (B188).
5.Historische Nachrichten über Benrath o.A. (B339). Siehe auch Zeitschrift des bergischen Geschichtsvereins, Bd.10 (1874), S.49-75.
6.Die Wandmalereien der hiesigen Lambertuskirche, Düsseldorf o.J. (F138).
7.Auszug aus Frederick Hendrick van Nassuwe, Prince van Oranjien, zyn Leven en bedryf door J. Commelye, Amsterdam. Aus dem Holländischen von Notar Strauven. In: Monatsschrift des Vereins für die Geschichts- und Altertumskunde von Düsseldorf und Umgebung Nr.1 (1881), S.9f.
8.Das Lewen(Löwen)- oder Lieferhaus. In: Monatsschrift des Vereins für die Geschichts- und Altertumskunde von Düsseldorf und Umgebung Nr.2 (1881), S.13-15.
9.Brief eines Reisenden (Lüttich, den 29. Juni 1793). In: Monatsschrift des Vereins für die Geschichts- und Altertumskunde von Düsseldorf und Umgebung Nr.4 (1881), S.28 -31.
10.Über die Entstehung der Gemäldegalerie zu Düsseldorf von Johann Joseph Rutgerus Langenhöffel. Mitgeteilt vom Besitzer des Manuskripts Notar Strauven. In: Zeitschrift des Düsseldorfer Geschichtsvereins Nr.2 (1882), S.11-16.
11.Die Gefangennahme Herzog Wilhelms von Berg durch seinen Sohn, den Grafen Adolf von Ravensberg am 28. November 1403. In: Zeitschrift des bergischen Geschichtsvereins Bd.15 (1879), S.227-240.
12.Artikel über Adolf von Kleve, Engelbert von Kleve und Philipp Eberhard von Kleve. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.4, Leipzig 1874, S.329-332.
13.Chronik von Düsseldorf, abgedruckt im Düsseldorfer Volksblatt Nr.35-107 (1872) in Regstenform von 9.n.Chr. bis 1514.
14.Weisthum des Dorfes Heerdt. In: Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein, Bd.25 (1873), S.228-231.
15.Zwei Urkunden über den Bau der Abteikirche zu Altenberg. In: Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein Bd.28 (1876), S.37-48.
5.Vorträge Karl Leopold Strauvens von dem historischen Verein für den Niederrhein.
1.Vortrag auf der Generalversammlung im Europäischen Hof zu Düsseldorf am 23. Mai 1860 über: "Die Baugeschichte des Düsseldorfer Schlosses von den ersten historischen Spuren an bis zur Vollendung des jetzigen Ständehauses" und eine Erläuterung des von ihm gefundenen und restaurierten Gemäldes Johann Wilhelms, welches im Versammlungssaal hing.
2.Vortrag auf der Generalversammlung im Europäischen Hof zu Düsseldorf am 1. Oktober 1862 über: "Die Verfassung der Stadt Düsseldorf von ihrer Entstehung an bis zur franzö- sischen Okkupation."
3.Vortrag auf der Generalversammlung in der Tonhalle zu Düsseldorf am 2. Oktober 1871 über: "Die in den Bürgermeistereien Mettmann, Hubbelrath, Hilden und Opladen vorkommenden "Burg" genannten Ortschaften."
Genannt werden diese Vorträge in den Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein Heft 8 (1860), Heft 11 (1862) und Heft 25 (1873).
6.Arbeiten von Karl Friedrich Strauven im Stadtarchiv.
1.Bildnis der Jacobe von Baden. In: Monatsschrift für rheinisch-westfälische Geschichtsforschung und Altertumskunde Jg.1 (1875), S.282-285.
2.Rezension von "Briefe von Goethe an Johanna Fahlmer, Hirzel 1875". In: Monatsschrift für rheinisch-westfälische Geschichtsforschung und Altertumskunde Jg.2 (1876), S.290-294.
7.An Karl Leopold Strauven gerichtete Schreiben in der "Handschriftensammlung"
1.unter G1: Prinz Georg von Preußen am 26.10. 1879; 7.12. 1880; 4.2., 5.4. 1881 und 17.4. 1883.
2.unter H2: Woldemar Harleß am 23.10. 1869, wegen des Erwerbs von 5 Urkunden.
3.unter L9: Detlev von Liliencron am 2.4. 1872, Dank für die Mitarbeit an der Deutschen Biographie.
4.unter M6: Prof. Ludwig Munthe am 3.8. 1871, Privates von einer Reise.

Bestandssignatur
4-15-0

Kontext
Stadtarchiv Düsseldorf (Archivtektonik) >> *4 Nachlässe, Deposita, Fremdarchive >> Strauven, Karl Leopold (7.11.1814 Düsseldorf - 25.9.1886 Düsseldorf) Notar

Bestandslaufzeit
01.01.1395-31.12.1905

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Letzte Aktualisierung
23.06.2025, 08:11 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 01.01.1395-31.12.1905

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