Bestand

Staatsanwaltschaft Offenburg (Bestand)

Inhalt und Bewertung

Strafrechtspflege

Behördengeschichte: Die Institution des Staatsanwaltes entwickelte sich in Baden nach französischem Vorbild seit 1831 und war bis 1845 voll ausgebildet. Hauptaufgabe der Staatsanwaltschaften war es, strafbare Handlungen nach dem Legalitätsprinzip zu erforschen, ggf. Anklage zu erheben und dem Gericht die Beweismittel zur Verfügung zu stellen. Daneben hatten sie anfangs auch Aufgaben auf dem Gebiet der freiwilligen (Vormundschaftsangelegenheiten) und streitigen Gerichtsbarkeit (Erb-, Entmündigungsangelegenheiten). Als Folge der Reichsjustizgesetze von 1879 verloren sie aber ihre Aufgaben im Bereich der freiwilligen Gerichtsbarkeit. In der Regel nahmen die Staatsanwaltschaften bei den Landgerichten auch die Aufgaben der Amtsanwälte bei den Amtsgerichten wahr.

Bestandsgeschichte: Vorliegender Bestand kam als Ablieferung der Staatsanwaltschaft Offenburg 1978 in das Staatsarchiv Freiburg. Im Wege der systematischen Bestandsbildung und Erschließung der Unterlagen der Oberbehörden der Justiz wurde er in den Jahren 2005 und 2006 durch den Unterzeichneten gesichtet, einer erstmaligen Bewertung unterzogen und mit Hilfe des Archivverzeichnungsprogramms MIDOSA 95 erschlossen. Bei der Bewertung wurden überwiegend Unterlagen als nicht archivwürdig eingestuft und damit kassiert, die sich auf die zahlreichen Verkehrsdelikte (fahrlässige Körperverletzung und fahrlässige Tötung) bezogen. Die anderen Unterlagen wurden weitgehend belassen, da sie in hervorragender Weise die Praxis der Justiz in einem totalitären Regime dokumentieren. Selbst Unterlagen von vermeintlich "nicht politischen Straftaten" können sich dabei als "hochpolitisch" erweisen, wenn z.B. einzelne Gelegenheitsdiebe nach Verbüßung ihrer Haftstrafe in Sicherungsverwahrung genommen, an Heil- und Pflegeanstalten überwiesen wurden, von wo aus oft ihr Lebensweg in einem der nationalsozialistischen Konzentrationslager endete. Daneben stellen sich einzelne Fälle von "Amtsunterschlagung" häufig als politische "Abrechnungen" heraus, mit denen die neuen Herren ehemalige Funktionsträger in der Verwaltung überzogen. Ein besonderes Kapitel stellen die zahlreichen Untersuchungsfälle wegen "Sittlichkeitsverbrechen" und wegen "widernatürlicher Unzucht" dar. Für die Zeit von 1940 bis 1945 häufen sich auch die Kriegsdelikte, so der "verbotene Umgang mit Kriegsgefangenen" und die Verstöße gegen die "Volksschädlingsverordnung". Dem Bestand A 43/1 zugewiesen wurden darüber hinaus die vor 1945 bei der Staatsanwaltschaft Offenburg entstandenen Unterlagen, die in neueren Ablieferungen der Behörde enthalten waren. So gelangten wenige Unterlagen aus den Beständen F 179/2, F 179/3, F 179/5 und F 179/6 sowie fünf Aktenhefte der Ablieferung 2006/46 in vorliegenden Bestand Er vereinigt nunmehr alle vor 1945 entstandenen und ins Staatsarchiv Freiburg gelangten Unterlagen der Staatsanwaltschaft Offenburg. Die Ordnung des Bestandes erfolgte nach dem Tatort, nach dem Namensalphabet und nach der Laufzeit der Ermittlung. Der Bestand umfasst nunmehr 2004 Bestellnummern in 30,2 lfd. m. Der Gesamtindex verweist auf die Ordnungsnummer. Konkordanzen zwischen der ehemaligen Freiburger Signatur und der nunmehr gültigen Bestellnummer erleichtern das Wiederfinden der in der wissenschaftlichen und heimatgeschichtlichen Literatur schon zitierten Unterlagen. Freiburg, im Juli 2006 Kurt Hochstuhl

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Freiburg, A 43/1
Umfang
Nr. 1-2004

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Freiburg (Archivtektonik) >> Baden 1806-1945: Mittel- und höhere Sonderbehörden >> Geschäftsbereich Justizministerium >> Staatsanwaltschaften

Indexbegriff Sache
Kriegsgefangene; Umgang (Strafakten)
Staatsanwaltschaft Offenburg
Indexbegriff Ort
Offenburg OG; Staatsanwaltschaft

Bestandslaufzeit
1922-1945 (-1972)

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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
24.04.2024, 14:36 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1922-1945 (-1972)

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